Wer eine Blaufärbung der Lippen, Finger oder Füße beklagt, der leidet womöglich an einer sogenannten Zyanose. Das Symptombild kann Bestandteil diverser Grunderkrankungen sein und darüber hinaus auch auf eine ernst zu nehmende Funktionsstörung des Körpers hinweisen. Erfahren Sie darum nachstehend, wie es zur Zyanose kommt und was sich gegen die Blaufärbung der Körperteile tun lässt.
Wie entsteht Zyanose?
Ursächlich für eine Zyanose ist ein Mangel an Sauerstoff im Blut. Dieser führt dazu, dass sich der eigentlich rot gefärbte Blutfarbstoff Hämoglobin violett bis bläulich färbt, sodass die blutleitenden Gefäße infolge blau durch die Haut schimmern. Je nachdem, an welchen Körperstellen die Zyanose dabei auftritt wird zwischen folgenden Formen:
- Periphere ZyanoseSofern sich durch einen Mangel an Sauerstoff lediglich das bluteigene Hämoglobin kleinerer Kapillargefäße blau färbt, das in den Hauptarterien befindliche Blut jedoch einen normalen Sauerstoffgehalt aufweist, spricht man von einer peripheren Zyansoe. Die Blaufärbung tritt diesbezüglich primär an peripheren Körperstellen auf, welche zum einen Extremitäten, wie Hände, Finger, Füße und Zehen umfassen. Zum anderen kann periphere Zyanose auch an vorspringenden Körperteilen wie den Lippen, Geschlechtsteilen oder der Nase auftreten. Da besagte Körperteile in der Medizin auch als Akren bekannt sind, spricht man bei dieser Zyanoseform auch von Akrozyanose.
- zentrale Zyanose Kommt es zu einer zentralen Zyanose, ist in erster Linie arterielles Blut vom Sauerstoffmangel betroffen. Aus diesem Grund äußert sich diese Zyanoseform auch vornehmlich durch Blaufärbungen innen liegender Organe, wie zum Beispiel der Zunge oder der Schleimhäute. Zentrale Zyanose lässt für gewöhnlich auf eine schwerwiegende Herz- oder Lungenerkrankung schließen, weshalb bei dieser Zyanoseform gerne zwischen kardialer und pulmonaler Zyanose differenziert wird.
Welche Ursachen für eine Zyanose verantwortlich sind, lässt sich häufig daran festmachen, wie lange das Symptom besteht. Ist die Blaufärbung von begrenzter Dauer, so ist meist ein kurzfristiger Grund dafür verantwortlich. Besteht die Verfärbung von Hämoglobin allerdings über mehrere Tage oder Wochen hinweg, so müssen Sie einen chronischen Einflussfaktor in Betracht ziehen. Insgesamt kommen folgende Ursachen für Zyanose in Frage:
Kälteeinwirkung: Als Bestandteil von Erfrierungserscheinungen dürfte periphere Zyanose vielen ein Begriff sein. In diesem Zusammenhang ist meist der Aufenthalt in kalter, sauerstoffarmer Umgebung (z.B. in Höhenluft) für die Zyanose verantwortlich. Doch auch das Baden in Gewässern mit niedrigen Temperaturen kann eine Blaufärbung von Hämoglobin auslösen, da das kalte Wasser die Gefäße verengt und somit im Blut für eine verminderte Sauerstoffzufuhr sorgt.
Gefäßkrankheiten: Neben Kälte können auch krankhafte Durchblutungsstörungen Auslöser für Zyanose sein. Insbesondere Arteriosklerose und Thrombosen wären hier als häufige Gründe für Peripher- bzw. Akrozyanose zu nennen. Begünstigt wird eine derartige Gefäßerkrankung nicht selten durch Übergewicht oder starkes Rauchen. Letzteres geht bei peripherer Zyanose nicht selten mit einem Raucherbein einher. Ferner können Gefäßmissbildungen und operativ verschlossene Gefäße zu einem Mangel an Sauerstoff im Blut und somit zu einer Blaufärbung von Hämoglobin führen.
Herzerkrankungen: Im Falle kardialer Zyanose sind prinzipiell Herzkrankheiten die Ursache. Von angeborenen Herz- und Herzklappenfehlern über Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und koronare Herzerkrankungen bis hin zu Entzündungen und Tumoren im Bereich des Herzens sind hier viele Gründe denkbar. Tritt die kardiale Zyanose zusätzlich im Säuglings- oder Kleinkindalter auf, liegt möglicherweise ein hypoplastisches Linksherz-Syndrom vor.
Sauerstoffmangel bei der Geburt: Kurz nach der Geburt laufen manche Kinder blau an, weil sie während des Geburtsvorgangs zu wenig Sauerstoff erhalten haben. Zudem ist es möglich, dass die Blutgefäße des Babys beim Passieren des Geburtskanals vorübergehend zusammengedrückt wurden und der Sauerstoffgehalt im Blut deshalb kurzfristig eingeschränkt war. Im Normalfall ist aber keine der beiden Ursachen für den Säugling lebensgefährlich und die Verfärbungen lösen sich auf, sobald das Kind das Licht der Welt erblickt. Bleibt die Blaufärbung jedoch länger als zehn Minuten nach der Geburt bestehen, so müssen Ärzte intervenieren, denn dann könnten Lungenfehlfunktionen für die Säuglingszyanose verantwortlich sein.
Lungenerkrankungen: Auch bei Erwachsenen kann die Lunge in Bezug auf Zyanose eine ernst zu nehmende Rolle spielen. Leiden Sie beispielsweise an einer Lungenerkrankung wie chronischer Bronchitis, Asthma, Pneumonie oder Lungenkrebs, so besteht die Gefahr, dass ihr Blut durch die eingeschränkte Luftzirkulation dauerhaft zu wenig Sauerstoff abbekommt. Das Risiko einer pulmonalen Zyanose, die sich durch blaugefärbte Schleimhäute oder Zungenabschnitte bemerkbar macht, ist dann sehr hoch und sollte umgehend von einem Arzt untersucht werden.
Behandlung bei Zyanose
Für die Feststellung des Symptoms an sich reicht bei Zyanose eine Blick-Diagnose. Zur Bestimmung der Ursachen sind allerdings weiterführende Diagnoseverfahren notwendig. So lässt sich eine Herz- oder Lungenerkrankung beispielsweise nur durch bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, EKG und Ultraschalluntersuchungen feststellen. Bei Lungenerkrankungen im Speziellen sind ferner eine Lungenfunktionsprüfung möglich. Je nach Befund stehen Ihnen dann verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung:
Wärmebehandlung: Eine periphere Zyanose, die durch den Aufenthalt in kalter und sauerstoffarmer Umgebung entstanden ist, lässt sich oft schon durch eine warme Decke und einen heißen Tee behandeln. Die Wärme hilft nämlich, vor Kälte zusammengezogene Blutgefäße wieder zu weiten und kurbelt zudem den Stoffwechsel an, was die Sauerstoffzufuhr schnell wieder erhöht. Auch warme Bäder sind hier sehr zu empfehlen, da sie ganzheitlich auf den Körper wirken und diesem so schnell das Kältegefühl austreiben.
künstliche Sauerstoffzufuhr: Um einen kritischeren Mangel an Sauerstoff im Blut zu beheben ist eine Therapie durch künstliche Beatmung denkbar. Eingesetzt wird diese vor allem bei Säuglingen, die nach der Geburt einen erheblichen Sauerstoffmangel aufweisen. Doch auch schwerkranke Herzpatienten und Personen mit starken Lungenerkrankungen können von der künstlichen Sauerstoffzufuhr profitieren.
Medikamente: Um Gefäße bei krankhaften Durchblutungsstörungen zu weiten oder schwere Herz- und Lungenerkrankungen zu kurieren, ist eine medikamentöse Therapie meist unverzichtbar. Nur wenn die Grunderkrankung vollständig ausgeheilt wird, lässt sich auch die Zyanose dauerhaft beheben. Sofern die zugrunde liegende Erkrankung chronischer Natur ist, müssen Sie ggf. mit einer dauerhaften Medikamenteneinnahme rechnen.
Homöopathie: Zur unterstützenden Sauerstoffoptimierung im Blut bieten Heilkräuter so manche hilfreiche Option. Gerade die Therapie von Lungenkrankheiten lässt sich durch Kräuter wie Bockshornklee, Eukalyptus, Fichte, Kiefer, Meerrettich, Salbei und Thymian wunderbar ergänzen. Stellen Sie einfach ein Dampfbad oder einen Tee aus entsprechenden Heilpflanzen her und nehmen Sie die homöopathischen Mittel zusätzlich zur ärztlichen Behandlung ein.
Operation: Bei Organfehlbildungen oder beschädigten Blutgefäßen als Ursache für Ihre Zyanose kommt eventuell nur ein chirurgischer Eingriff als finale Therapiemaßnahme in Frage. Beispielsweise können beschädigte Blutgefäße lediglich durch die Operation umgeleitet, ersetzt oder durch den Einsatz sogenannter Stents künstlich offen gehalten werden. Tritt die Zyanose im Rahmen eines Raucherbeins auf, ist sogar eine Amputation des betroffenen Beines nicht ausgeschlossen. Ebenso lassen sich manche Lungenerkrankungen (z.B. Lungenkrebs) nur via Teilresektion entsprechender Organteile therapieren.
Zyanose – Wann zum Arzt?
Wer sich eine Weile zu lang im kalten Wasser oder in dünner Kaltluft aufgehalten hat und deshalb blau angelaufene Lippen oder Extremitäten beklagt, der wird bei entsprechenden Gegenmaßnahmen, wie einer Wärmebehandlung schnell wieder auftauen. Anders sieht es dagegen bei einer Zyanose aus, die auf lang anhaltenden Kälteeinfluss oder krankheitsbedingte Ursachen zurückgeht. Suchen Sie also bitte stets einen Arzt auf, wenn…
…Ihre periphere Zyanose trotz Wärmebehandlung länger als einen Tag anhält.
…die Blaufärbung der Körperteile sehr stark ausgeprägt ist.
…Sie eine Herz- oder Lungenerkrankung hinter Ihrer Zyanose vermuten.
…Sie ein Zyanosepatient sind, der stark raucht.
…es sich bei dem Zyanosepatient um ein Kind handelt.
Fazit
Periphere Zyanose ist, wenn nur leicht ausgeprägt, häufig ein Anzeichen für kurzfristige Kälteeinwirkung. Gerade die Lippen werden bei zu viel Kälte sehr gerne blau, gehen bei entsprechenden Gegenmaßnahmen aber ebenso rasch wieder in eine natürliche Färbung über. Kritischer zu bewerten sind zentrale, aber auch periphere Zyanosen dagegen, wenn sie längere Zeit bestehen. Hier könnten sich neben Herz- und Lungenkrankheiten auch ungesunde Lebensgewohnheiten wie falsche Ernährung oder Nikotinkonsum hinter der dem Sauerstoffmangel im Blut verstecken. Ein Gang zum Arzt ist dann dringend angeraten, damit sich bleibende Gesundheitsschäden rechtzeitig abwenden lassen.