Der Zungenkrebs (Zungenkarzinom) ist eine Sonderform des als Mundkrebs bekannten Mundhöhlenkarzinoms. Bei dieser Krankheit bilden sich im Gewebe der Zunge bösartige Tumore. Das seltene Mundhöhlenkarzinom entsteht vor allem im hinteren Bereich der Zunge, wobei Betroffene zunächst häufig keine Symptome bemerken. Erst im fortgeschrittenen Stadium äußerst sich das Karzinom durch Schmerzen sowie Schluck- und Sprachbeschwerden. Insgesamt ist das Zungenkarzinom die sechst häufigste Krebserkrankung weltweit. Lesen Sie hier, wie Zungenkrebs entsteht und wie er behandelt werden kann.
Was ist Zungenkrebs?
Zungenkrebs ist eine besondere Form von Mundhöhlenkrebs. Hierbei bilden sich bösartige Wucherungen an Teilen der Zunge. Meist entwickelt sich ein Zungenkarzinom am Zungengrund. Seltener können auch die Zungenunterfläche oder die Zungenspitze betroffen sein. Unbehandelt weitet sich Zungenkrebs zudem oft auf benachbarte Geweberegionen in der Mundhöhle aus. Gute Beispiele sind der Unterkiefer oder umliegende Lymphbahnen. Je nach Ausprägung und Wachstumsart lässt sich Zungenkrebs dabei wie folgt unterscheiden:
- ulerzöses Zungenkarzinom – die Tumore wachsen flach in die Schleimhaut hinein
- verruköses Zungenkarzinom –Tumore wachsen blumenkohlförmig auf der Zungenoberfläche
Wie entsteht Zungenkrebs?
Die Zunge (Lingua) ist ein mit Schleimhaut bedeckter Muskelkörper, der auf dem Boden der Mundhöhle liegt. Während das hintere Drittel, der sog. Zungengrund, mit dem Rachen verwachsen ist, sind die vorderen zwei Drittel der Zunge beweglich. Die Schleimhaut der Zunge besteht aus unverhorntem Plattenepithel und ist besonders anfällig für Tumore. Diese entstehen bei Mundkrebs wie bei allen anderen Krebsarten durch einen Fehler im Teilungszyklus der Zellen. Ähnlich dem Lungenkrebs sind für Zungenkrebs häufig anhaltende Schleimhautreizungen in der Mundhöhle durch starken Nikotinkonsum verantwortlich.
Ursachen für ein Zungenkarzinom
Die genauen Ursachen eines auf der Zunge entstehenden Mundhöhlenkarzinoms sind noch nicht vollständig bekannt. Geklärt ist derzeit lediglich, dass sich der Einfluss von bestimmten Reizfaktoren schädigend auf das Zungengewebe auswirkt. Meist sind diese von chemischer Natur. Doch auch mangelnde Mundhygiene und Grunderkrankungen im Bereich der Mundhöhle für das Problem in Betracht. Die Ursachen im Einzelnen:
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Rausch- und Genussmittel
Rauchen befördert nicht nur Lungenkrebs. Auch Mundkrebs kann durch Nikotinkonsum verursacht werden. Daneben kommen auch andere Substanzen, zum Beispiel Alkohol und oral einzunehmende Drogen als Ursache in Betracht. Bei einer Kombination der genannten Risikofaktoren kann die Gefahr eines Zungenkarzinoms sogar bis um das 30-fache erhöht sein. Die Stoffe führen über anhaltende Gewebereizungen zu Entzündungen in der Mundhöhle bzw. an der Zungenschleimhaut. So erhöht sich das Risiko von Zungen- und Mundkrebs stark.
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Mangelhafte Mundhygiene
Chronische Entzündungen, die zu einer gestörten Zellteilung am Zungengewebe führen, können auch auf mangelhafter Mundhygiene beruhen. Hier sind es für gewöhnlich bakterielle Erreger, welche die Zungen- und Mundflora empfindlich stören. Gerade die toxischen Ausscheidungen der Bakterien sorgen sehr leicht für biochemische Reizzustände in der Mundhöhle. Dies hat mit Blick auf Zungen- und Mundkrebs denselben Effekt wie chemische Rausch- und Genussmittel.
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Vorerkrankungen
Der dritte Einflussfaktor, der die Zellteilung des Zungengewebes über ein chronisches Entzündungsgeschehen beeinträchtigen kann, sind entzündliche Vorerkrankungen im Bereich der Mundhöhle. Hierzu zählen neben der als Zungenentzündung bekannten Glossitis vor allem erblich bedingte Erkrankungen wie Lichen Ruber. Die Krankheit sorgt durch eine gestörte Zellteilung für vermehrte Knötchenbildungen auf der Zunge. Diese können sich später wiederum in Tumore wandeln.
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Stetige Reizungen
Auch stetige mechanische Reizungen können ein Zungenkarzinom auslösen. Wenn zum Beispiel ein schlecht sitzendes Gebiss immer wieder für Verletzungen sorgt, ist dies ein Risikofaktor. Auch stetige Reizungen durch abgebrochene Zähne oder Zahnspangen können das Risiko erhöhen.
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Alter und Geschlecht
Es fällt auf, dass Männer doppelt so häufig an Zungenkrebs erkranken wie Frauen. Außerdem treten Fälle des Mundhöhlenkarzinoms vermehrt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf. Alter und Geschlecht spielen demnach ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Zungenkarzinomen.
Symptome bei Zungenkrebs
Zungenkrebs entwickelt sich zunächst unbemerkt. Erst in fortgeschrittenen Stadien verursacht das Mundhöhlenkarzinom merkliche Symptome. Dazu gehören brennende Zungenschmerzen, Mundgeruch oder Probleme beim Sprechen und Schlucken. Betroffene bemerken ebenfalls ein deutliches Fremdkörpergefühl in Mundhöhle und Rachen. Hat der Krebs bereits metastasiert, können auch die Lymphknoten am Hals stark vergrößert erscheinen. Insgesamt führt Zungenkrebs zu folgenden möglichen Symptomen:
- Schmerzen
- Zungenbrennen
- Fremdkörpergefühl im Mund
- Sprech- und Schluckbeschwerden
- Mundgeruch
- veränderte Zungenoberfläche
- offene Wundstellen an der Zungenunterseite
- geschwollene Halslymphknoten
Diagnose bei einem Zungenkarzinom
Die Diagnose eines Zungenkarzinoms wird durch einen Onkologen gestellt. Dieser befragt den Patienten zunächst in einer Anamnese ausführlich zu Vorerkrankungen, Lebensgewohnheiten und Symptomen. Anschließend wird der Mund-Rachen-Raum untersucht. Den Zungengrund analysiert der Onkologe mithilfe eines Spiegels. Zusätzlich wird die Zunge auf Veränderungen hin abgetastet. Hier kann eine stark verhärtete Zungenschleimhaut Hinweise auf den Zungenkrebs geben.
Innerhalb einer Biopsie wird zur Diagnosesicherung ein kleiner Gewebeteil aus der Zunge entnommen und untersucht. Die Biopsie kann dabei auch Aufschluss über das Stadium des Krebstumors geben. Um abzuklären ob bzw. wie weit der Tumor schon metastasiert hat, setzen Ärzte abschließend bildgebende Verfahren wie Ultraschall und Computertomografie (CT) ein. Eine Überprüfung des Halslymphomstatus ist ebenfalls wichtig.
Wie lässt sich Zungenkrebs behandeln?
Die Behandlung des Mundhöhlenkarzinoms richtet sich dann nach dem Stadium sowie dem Ausmaß des Tumors. Sie beinhaltet jedoch häufig eine Kombination folgender Maßnahmen:
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Operation
Im Vordergrund der Behandlung steht bei Zungenkrebs vor allem Entfernung des bösartigen Tumors. Nur durch eine solche Operation lässt sich eine Bildung von Metastasen und damit die Ausbreitung des Krebsgeschwürs verhindern. Kleinere Tumore können dabei mit entsprechend großem Sicherheitsabstand zum umliegenden gesunden Gewebe aus der Zunge entfernt werden. Im fortgeschrittenen Stadium ist dagegen häufig eine großflächige Entfernung von Zungengewebe von Nöten.
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Strahlentherapie
Die Bestrahlung ist eine weitere Möglichkeit der Therapie. So lassen sich kleinere Zungentumore kontrollieren und eine Neubildung von Metastasen verhindern. Die Strahlentherapie kann im Anschluss an eine Operation (postoperative Strahlentherapie) oder als erste Maßnahme (primäre Strahlentherapie) eingesetzt werden. Dabei werden radioaktive Strahlen auf das Gewebe gerichtet. Die postoperative Strahlentherapie kommt dabei vor allem bei ausgedehnten Zungenkarzinomen zum Einsatz. Auch bei Lymphknotenmetastasen und in Fällen, in denen ein Zungentumor nicht vollständig entfernt werden kann, ist dies wichtig.
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Neck-Dissection
In besonders schweren Fällen kann es notwendig sein, das Karzinom mittels einer ausgedehnten Halsausräumung zu behandeln. Dies ist vor allem bei Metastasen der Fall. Hierbei wird das gesamte Lymphsystem der betroffenen Halsseite zusammen mit der Drosselvene, dem Musculus sternokleidomastoideus und dem umliegenden Fettgewebe entfernt. Die dabei entstehenden Lücken im Gewebe werden durch Transplantate geschlossen.
Zungenkrebs – wichtige Fragen zu Verlauf, Komplikationen und Prävention
Wie sieht die Prognose bei Zungenkrebs aus?
Wie bei allen Krebsarten kommt es auch bei Tumoren der Zunge auf den Zeitpunkt der Entdeckung an. Wird die Krankheit rechtzeitig erkannt, bestehen für Ihr Zungenkarzinom gute Heilungschancen. Zusätzlich kommt es auch auf die Lage des Tumors an: Liegt dieser weiter hinten, nimmt die Lebenserwartung stark ab. Die folgende Tabelle zeigt Ihnen noch einmal die fünfjährige Überlebensrate je nach Lage des Tumors:
Lage des Tumors | Überlebensrate (5 Jahre) |
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Zungenspitze | 35-50% |
Zungengrund | 15-25% |
Hat der Krebs hingegen schon Metastasen gebildet, ist sein Verlauf viel häufiger tödlich als bei einem lokal begrenzten Zungenkarzinom.
Was ist bei der Nachsorge zu beachten?
Mit Blick auf mögliche Metastasen bei Mundhöhlenkrebs ist die Nachsorge für Betroffene von entscheidender Bedeutung. Im Zuge der Kontrolluntersuchungen lassen sich Krebsneubildungen rechtzeitig erkennen und behandeln.
Was passiert bei einer Zungenkrebs-OP genau?
In den meisten Fällen werden Tumoren an der Zunge mittels einer OP behandelt. Dabei versuchen die Ärzte, das Gewebe so wenig wie möglich zu schädigen. Bei größeren Krebsherden kann es jedoch vorkommen, dass die Chirurgen einen größeren Teil der Zunge entfernen müssen. Dieser Eingriff wird als Glossektomie bezeichnet und kann sogar zur vollständigen Zungenentfernung führen. In solchen Fällen erhalten Betroffene mittlerweile Implantate, die auch aus eigenem Muskelgewebe bestehen können.
Wie und wann kann ich nach einer Zungenkrebs-OP wieder richtig essen?
Nach der OP ist es zunächst schwer, wieder feste Nahrung zu sich zu nehmen. Aus diesem Grund bieten die Ärzte häufig eine Magensonde an. Wann Betroffene wieder richtig essen können, hängt auch von der Lage des Tumors und dem entfernten Gewebe ab. Ein Zeitraum zwischen 3 Tagen (kleine Eingriffe) und mehreren Woche (Glossektomie und Wiederherstellung der Zunge) sind realistisch.
Welche Komplikationen können bei einer Zungenkrebs-OP auftreten?
Komplikationen entstehen bei Zungenkrebs vor allem durch zerstörtes Zungen- und Mundgewebe. Ist der Krebs zum Beispiel sehr tief in den Rachen vorgedrungen, müssen größere Anteile der dort befindlichen Strukturen mitentfernt werden. Reden, Schlucken und Atmen können hierdurch stark erschwert werden.
Wie kann ich Zungenkrebs vorbeugen?
Um Mundhöhlenkrebs vorzubeugen, sollte vor allem auf den Konsum von Nikotin und Drogen verzichtet werden. Der Genuss von Alkohol ist ebenfalls nur in Maßen sinnvoll. Zusätzlich ist es wichtig, den Mund-Rachen-Raum durch tägliche und umfassende Mundhygiene vor chronischen Entzündungen zu schützen.
Fazit
Bei einem Zungenkarzinom hat sich im Gewebe der Zunge durch gestörte Zellteilung ein bösartiger Tumor gebildet. Dieser kann bei Betroffenen zu brennenden Schmerzen, Sprech- und Schluckbeschwerden sowie zu einem Fremdkörpergefühl im Mund führen. Ein Mundhöhlenkarzinom sollte unbedingt ärztlich behandelt werden, da sonst schwere Komplikationen und eine weitere Ausbreitung der Krebserkrankung eintreten können. Die Behandlung eines Zungenkarzinoms erfolgt meist durch die Kombination einer OP mit Strahlentherapie.
Die Überlebenschancen werden von Jahr zu Jahr besser, liegen im besten Fall und bei ausreichender Früherkennung jedoch bei 55 Prozent. Eine geeignete Vorbeugung durch den Verzicht auf Zigaretten-, Drogen- und übermäßigen Alkoholkonsum sowie eine gewissenhafte Mundhygiene ist deshalb deutlich besser, als den Zungenkrebs im Nachhinein behandeln zu müssen.