Verspüren Sie manchmal ein Brennen auf Ihrer Zunge? Dieses Missempfinden im Mund nehmen Sie im ersten Moment wahrscheinlich kaum ernst. Gerade, wenn Sie eben scharf gewürzte Speisen zu sich genommen haben, ist das Ganze auch unproblematisch, da es eine Erklärung für die brennende Zunge gibt. Folgende Missempfindungen können aber auch eine ganz andere Erklärung haben – Zungenbrennen oder Glossopyrosis:
- Brennen
- Jucken
- Stechen oder
- Kribbeln
Als Burning-Mouth-Syndrom bezeichnet und innerhalb der ICD-10 Nomenklatur (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) mit der Codierung K14.6 belegt, verbirgt sich dahinter eine Schmerzwahrnehmung der Mundschleimhaut sowie der Zunge. Letztere kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, wie Stoffwechselerkrankungen oder Infektionen. Meist sind Frauen öfter von der Glossopyrosis betroffen als Männer, die Häufigkeit des Zungenbrennens geben Fachpublikationen mit etwa fünf Prozent an.
Ursachen für Zungenbrennen
Zungenbrennen kann verschiedene Ursachen haben. Das Problem: Nicht jeder Auslöser für eine Glossopyrosis ist für den behandelnden Arzt sofort zu erkennen. Gerade Stoffwechselleiden oder andere innere Erkrankungen setzen bis zur sicheren Diagnose meist einen aufwendigen Untersuchungsprozess voraus. Sofern sich im Zuge der körperlichen Untersuchung/Anamnese bereits Schleimhautveränderungen erkennen lassen, ist die Diagnosestellung oft deutlich leichter.
Grundsätzlich ist beim Auftreten von Zungenbrennen an verschiedene Auslöser zu denken, und zwar:
- innere Erkrankungen
- Erkrankungen im Mund oder an den Zähnen
- Infektionen
- äußere Faktoren sowie
- psychische Faktoren.
So sehen die Ursachen für das Brennen auf der Zunge im Detail aus:
Innere Erkrankungen: Erkrankungen, welche den Hormonhaushalt oder Stoffwechsel betreffen, sind eine der Ursachen für das Zungenbrennen. Dabei reicht die Palette von einer Diabetes-Erkrankung über ein Refluxleiden bis hin zu Vitaminmangelerscheinungen (Glossopyrosis kann auch durch Eisenmangel verursacht werden) oder Autoimmunleiden. Ein Beispiel für letztgenannte Ursache ist das Sjögren-Syndrom, welches die Speichelproduktion hemmt. Des Weiteren tritt Zungenbrennen auch bei einigen Krebsarten oder Darmerkrankungen als Begleiterscheinung auf.
Mund- und Zahnerkrankungen: Die Zungen- und Mundschleimhaut ist ein direkter Nachbar unserer Zähne. Zahnkaries, Reizungen durch Zahnersatz oder Entzündungen im Bereich der Mundschleimhaut, welche auf die Zunge ausstrahlen, können ein Brennen auslösen.
Infektionen: Keime und Mikroorganismen wie Bakterien gehören zur natürlichen Mundflora. In einigen Fällen lösen Pilzsporen und Bakterien in der Mundhöhle aber Infektionen aus, welche im Anschluss zum Zungenbrennen führen. Dies kann von Entzündungen der Schleimhäute im Mund begleitet werden. Bekannt ist, dass andere Faktoren – wie eine Landkartenzunge (Lingua geographica) oder Faltenzunge (Lingua plicata) – diese Entwicklung begünstigen.
Äußere Faktoren als Auslöser: In diesem Zusammenhang geht es in erster Linie um Allergene und andere Nahrungsmittelinhaltsstoffe, die ein Brennen auf der Zunge verursachen. Neben zahnmedizinischen Füllungsmaterialien oder Aufbissschienen usw. gehören dazu verschiedene typische Nahrungsmittelallergene – möglicherweise aber auch unverträgliche Arzneimittel. Zudem haben diverse Metallverbindungen, ungewöhnliche Zungenbewegungen oder Tabakrauchen Einfluss auf Brennen von Zunge und Mund.
Glossopyrosis geht in der Entstehung auf eine große Anzahl verschiedener Faktoren zurück, die entweder einzeln oder in Kombination (multifaktoriell) miteinander für das Auftreten Ihrer Missempfindung verantwortlich sein können. Eine Ursache ist bisher nicht zur Sprache gekommen – die Psyche. Gerade Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen oder verschiedene Phobien (Angststörungen) reichen in ihrer Tragweite über die Psyche hinaus.
Es kann zu körperlichen Manifestationen kommen – etwa in Form von Magenschmerzen oder Zungenbrennen. Des Weiteren kann anhaltender Stress auch Auswirkungen auf Ihren Körper haben, die Sie durch Brennen auf der Zunge und im Mund zu spüren bekommen.
Hausmittel gegen Zungenbrennen
Tritt bei Ihnen Zungenbrennen auf, können bereits einige Hausmittel benutzt werden, um die Beschwerden zu lindern. Haben Sie beispielsweise das Gefühl einer sehr trockenen Mundhöhle und Zungenschleimhaut, ist viel trinken ein erster Schritt, der Linderung verschaffen kann. Parallel erweist sich mitunter das Lutschen von Eiswürfeln oder Ähnliches als hilfreich.
Milch, die im Fall scharfer Speisen durchaus Linderung verschafft, erreicht beim Zungenbrennen mitunter wenig. Kühle Tees können ebenfalls für Linderung in der Mundhöhle sorgen. Besonders zu empfehlen sind dabei:
- Salbei
- Lindenblüten und
- Malvenblättern
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass scharf gewürzte Speisen genauso gemieden werden wie Früchte mit sehr hohem Säureanteil oder der Genuss von Alkohol und Nikotin. Als Patient sollten Sie auch auf die Einnahme scharfer Mundspülungen verzichten, um die gereizte Schleimhaut nicht noch weiter unter Druck zu setzen.
Therapie bei Zungenbrennen
Generell sind Therapiehinweise bei einem Krankheitsgeschehen, das auf verschiedenen Ursachen beruhen kann, schwierig. Der behandelnde Arzt wird zuerst immer eine Anamnese und körperliche Untersuchung durchführen. Lässt sich bereits in diesem Zusammenhang ein erster Hinweis auf den Auslöser für die brennende Zunge erkennen, werden sich entsprechende Untersuchungen anschließen.
Beispielhaft wäre hier eine bereits diagnostizierte Diabeteserkrankung zu nennen oder ein gastroösophagealer Reflux. Schwieriger wird das Ganze, wenn keine Krankheitszeichen offensichtlich sind. Ein Diagnoseschritt wird aber immer die Begutachtung der Schleimhaut im Mund sein, da deren Veränderungen bereits viel über eventuelle Auslöser und die passende Therapie mitteilen können.
Behandlungsoptionen bei Zungenbrennen im Überblick:
Ursache Zungenbrennen | Behandlungsoptionen |
---|---|
unklare Auslöser; Diagnose ohne Befund | medikamentös (z. B. Schmerzmittel) |
Infektionen | medikamentös (z. B. Antibiotika) |
Allergien/Reizstoffe | medikamentös (z. B. Antihistaminika); Vermeidung |
Zahnerkrankungen | medikamentös (z. B. Schmerzmittel); Zahnbehandlung |
Zahnersatz/Dentalheilmittel | Anpassung/Korrektur; eventuell medikamentös |
Innere Erkrankungen | medikamentös (nach Ursache), u. U. OP |
Da das Zungenbrennen in erster Linie ein Krankheitszeichen ist, wird der Behandler vordergründig auf Maßnahmen gegen die Grunderkrankung setzen. Dies kann ausschließlich durch die Gabe von Arzneimitteln erfolgen – etwa im Rahmen einer bakteriellen Infektion, welche mit Antibiotika zu behandeln ist. Bei einer Grunderkrankung wie dem Sjögren-Syndrom kommen Arzneimittel zum Einsatz, welche die Tränen- und Speichelproduktion anregen sollen. Im Fall anderer innerer Leiden kann eine Operation erforderlich werden.
Wann Sie wegen Ihrer Zunge besser zum Arzt gehen
Zungenbrennen ist eine unangenehme Erfahrung – besonders wenn es dauerhaft auftritt. Gerade wenn Sie bereits über Wochen unter der Glossopyrosis leiden und sich durch den Griff zu Hausmitteln keine Linderung im Mund einstellt, sollten ein Arzt aufgesucht werden. Wenig Zeit sollten Sie verstreichen lassen, wenn das Zungenbrennen nicht Ihre einzige Beschwerde ist.
Folgende zusätzliche Symptome sind oft ein Hinweis auf eine Erkrankung:
- erhöhte Temperatur/Fieber
- Druckgefühl hinter der Brust
- Mundgeruch
- Schleimhautbeläge (merkwürdiger Zungenbelag)
- Schmerzen in andern Körperregionen oder
- geschwollene Lymphknoten
In diesen Fällen sollte Ihre Zunge ärztlich behandelt werden. Generell muss Sie anhaltendes Zungenbrennen immer zum Arzt führen, um schwerwiegendere Ursachen ausschließen zu können.
Brennende Zunge – Maßnahmen zur Vorsorge
Je umfangreicher die Ursachen, umso schwieriger die Prophylaxe. Ein Grundsatz, den Sie beim Zungenbrennen in jedem Fall beherzigen sollten. Geht das Brennen der Zunge auf Stoffwechselleiden oder Vitaminmangel zurück, ist das Ganze beherrschbar und Vorbeugen möglich. Hinsichtlich der Zahnerkrankungen ist ausreichende Mundhygiene ein Ansatzpunkt.
Viele andere Faktoren entziehen sich allerdings vorbeugenden Maßnahmen – wie Organleiden oder Hormonstörungen. Und auch im Hinblick auf Probleme, die durch Zahnersatz ausgelöst werden, können Sie nur begrenzt vorbeugen. Hier ist vielmehr das geschulte Auge Ihres Zahnarztes gefragt, um Probleme mit Ihrer Zunge in Zukunft einzudämmen.
Fazit: Zungenbrennen richtig deuten
Glossopyrosis oder Zungenbrennen ist im ersten Moment lästig. Dauern die Beschwerden an, machen Sie sich zunehmend Gedanken, was dahinterstecken kann. Betrachtet man die Leidensgeschichte vieler Patienten, zieht sich die Erkrankung der Zunge oft über Monate bis Jahre hin – ohne das Ärzte trotz aufwendiger Untersuchungen einen Auslöser finden. Mit Sicherheit eine wenig zufriedenstellende Tatsache. Mit dem richtigen Verdacht ist der Arzt jedoch eventuell in der Lage, durch eine passgenaue Therapie Ihrer Zunge Linderung zu verschaffen.