Als Anzeichen für Parkinson oder Alkoholsucht sind zitternde Hände wohl bekannt. Dabei gibt es noch eine Reihe weiterer denkbare Ursachen für das Händezittern, von denen einige deutlich harmloser sind als die Parkinson-Krankheit. Wie genau das Zittern entsteht und was es bei der Behandlung zitternder Hände zu beachten gibt, möchten wir Ihnen in diesem Ratgeber aufzeigen.
Wie entstehen zitternde Hände?
Zitternde Hände sind eine Sonderform des sogenannten Tremors. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort tremere für „zittern“ ab und beschreibt das unwillkürliche sowie rhythmische Zusammenziehen von entgegengesetzt wirkenden Muskeln (Antagonisten). Das so entstehende schwingende Muskelzucken wirkt optisch wie ein Bibbern oder Zittern. Bei Händezittern liegt also ein Tremor der Handmuskulatur vor, die sich aus dem Muskelwulst des Daumenballens (Thenar) und des Kleinfingerballens (Hypothenar) zusammensetzt. Zu unterscheiden ist das Zittern in diverse Formen von Tremor, wobei hier für Händezittern vor allem folgende Varianten von Bedeutung sind:
- Ruhetremor – Zitternde Hände entstehen im Ruhezustand und müssen nicht mit einer vorausgegangenen Bewegung in Verbindung stehen.
- Aktionstremor – Dieser Tremor tritt während dem Ausführen verschiedener Aktivitäten auf. Es gibt zahlreiche Untervarianten, von denen fünf mit Vorliebe im Handbereich entstehen.
- Bewegungstremor (inetischer Tremor) – Der Tremor tritt bei Horizontalbewegungen der Extremitäten auf. Eine bestimmte Zielrichtung ist beim Bewegungstremor nicht gegeben.
- Zielbewegungstremor (Intentionstremor) – Anders als beim Bewegungstremor gehen diesem Tremor zielgerichtete Bewegungen der Arme voraus. Je näher der Arm oder die Hand dem Ziel dabei kommt, desto intensiver wird der das Zittern.
- Haltetremor (posturaler Tremor) – Das Zittern entsteht unter Einfluss der Schwerkraft beim Versuch, die Arme längere Zeit zu halten. Ein gutes Beispiel ist hier das Bierkrugstemmen, bei dem es schon nach kurzer Zeit zu einem unwillkürlichen Zittern der Arme kommt.
- Isometrischer Tremor – Das Händezittern geht auf gezielte und kräftige Muskelkontraktionen wie das Ballen der Faust oder das Stemmen der Hände gegen eine Oberfläche zurück.
- Schreibtremor – Der Tremor tritt bei feinmotorischer Beanspruchung der Hände, etwa beim Schreiben oder Basteln auf. Dieses Zittern wird auch als aufgabenspezifischer Tremor bezeichnet.
Die Einteilung der Tremorformen allein gibt nun noch keine umfassende Übersicht zu konkreten Ursachen für Händezittern. Neben harmlosen Umweltfaktoren wie Schwerkraftbelastung gibt es hier auch zahlreiche Krankheiten und andere Beschwerden, die zitternde Hände provozieren. Die folgende Auflistung zeigt mögliche Ursachen auf:
- neurologische Erkrankungen und psychische Belastung: Chronisches Muskelzittern hängt häufig mit bestimmten neurologischen Krankheitsbildern zusammen, die unwillkürliches Muskelverhalten begünstigen. Abgesehen von Parkinson kommen hier auch folgende Erkrankungen als Ursachen für zitternde Hände infrage:
- Epilepsie
- Schlaganfälle
- Creutzfeldt Jakob
- Multiple Sklerose
- geistige Behinderungen
Ebenso kommen psychische Störungen und Stresssyndrome wie Phobien, Panikattacken, Nervosität, Burnout oder die Posttraumatische Belastungsstörung als Auslöser in Frage.
- handlastige Berufstätigkeiten: Menschen, die beruflich viel mit den Händen arbeiten, leiden im Normalfall öfter unter handinternem Tremor. Vor allem Arbeiten am Bildschirm, in der Textilverarbeitung und im handwerklichen Bereich zählen hier zu den Risikoberufen. Sollten die Hände hier keine ausreichenden Ruhephasen erfahren, ist Muskelzittern oftmals ein Anzeichen für Überarbeitung.
- Substanzeinfluss: Im Zuge eines Rausch- und Genussmittelkonsums sind zitternde Hände als Entzugserscheinung oder Nebenwirkung bekannt. Dies gilt sowohl für Kaffee- und Zigarettenkonsum als auch für Drogen- und Medikamentenmissbrauch. Darüber hinaus sind auch toxische Substanzen dazu in der Lage, Muskelzittern aufgrund von Vergiftungserscheinungen hervorzurufen.
- Mangelerscheinungen: Ebenfalls denkbar ist ein Zittern der Hände als Folge von Kalziummangel. Das Mineral ist für die Muskelfunktionalität äußerst wichtig. Wird der Körper nur unzureichend mit Kalzium versorgt führt dies folglich zu muskulären Fehlfunktionen wie Muskelzittern. Ferner ist ein Vitamin-B12-Mangel als Ursache für den Tremor nicht auszuschließen.
- sonstige Ursachen: Auch bei Unterkühlung oder gezieltem Einfluss der Schwerkraft auf die Hände, kann ein Tremor im Bereich der Hände auftreten. Des Weiteren seien Schilddrüsenerkrankungen, eingeklemmte Nerven, Verletzungen oder Durchblutungsstörungen als mögliche Ursache für das Händezittern erwähnt. In seltenen Fällen können zitternde Hände sogar erblich bedingt sein, wobei diese Ursache bislang noch nicht ausreichend erforscht ist, um genaue Rückschlüsse zu ziehen.
Behandlung bei Tremor im Bereich der Hände
Muskelzittern im Bereich der Hände lässt sich vom Betroffenen durch bloße Blickdiagnose feststellen. Zur Ermittlung etwaiger Ursachen ist jedoch eine eingehende ärztliche Untersuchung von Nöten. Bildgebende Diagnosen, ebenso wie Labor- und Funktionstests können den Grund für den Tremor im Handbereich hier gewöhnlich schnell zutage fördern. Die Behandlung des Zitterns kann dann in Abhängigkeit von der jeweiligen Ursache folgende Schritte beinhalten:
- medikamentöse Behandlung – Erkrankungen wie Parkinson oder Epilepsie, aber auch Durchblutungsstörungen und andere Gesundheitsbeschwerden, erfordern zumeist die Gabe von Medikamenten gegen das Muskelzittern. Denkbar sind zum Beispiel Betablocker, Antiepileptika oder Neuroleptika.
- autogenes Training – Zur dauerhaften Entspannung der Handmuskulatur können spezielle motorische Trainingsmaßnahmen (Motologie) ergriffen oder Entspannungstherapien wie Yoga durchgeführt werden. Dies ist vor allem bei stressbedingten Faktoren für Muskelzittern extrem förderlich. Auch Menschen, die ihre Hände beruflich stark fordern, können von dem autogenen Entspannungstraining profitieren.
- chirurgischer Eingriff – In manchen Fällen rührt das Störsignal, das einen chronischen Tremor begünstigt, von einer konstanten Quelle im Gehirn her. Diese kann durch Entfernung von Zellregionen oder Einsetzen eines Hirnschrittmachers im betroffenen Hirnareal beruhigt werden. Dies gilt insbesondere für Parkinson. Entsprechende Operationen sind auch als Stereotaxie bekannt und zählen dank modernster Technik inzwischen zu den minimalinvasiven Hirnoperationen.
Zitternde Hände – wann zum Arzt?
Ein einmaliger Tremor im Bereich der Hände, etwa nach zeitweiliger Stressbelastung oder Überforderung der Hände, ist zumeist noch kein Grund für einen Arztbesuch. Anders sieht es aus, wenn das Zittern zu einem chronischen Problem wird oder gar mit weiteren Symptomen wie Schwindel, Zittern, Schweißausbrüchen und Schmerzen einhergeht. In einem solchen Fall sollten Sie die Angelegenheit ärztlich abklären lassen. Hier könnte eine ernst zu nehmende Grunderkrankung ihre ersten Vorboten entsenden, was eine frühzeitige Behandlung unerlässlich macht, um schwere Verläufe zu vermeiden.
Fazit
Händezittern ist eine Sonderform von Tremor, das Muskelzittern im Allgemeinen beschreibt. Im Bereich der Hände kann solch ein Zittern aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen, die von harmlosen Stresssymptomen bis hin zu schweren neurologischen Krankheiten viele Ursachen umfassen. In einmaligen Fällen reicht es oftmals schon aus, die Hände vorübergehend zu schonen und ihnen eine entspannende Behandlung zukommen zu lassen, um den Tremor zu beenden. Wird das Zittern jedoch chronisch oder geht gar mit Begleitsymptomen einher, so ist Vorsicht geboten. Gehen Sie hier bitte zum Arzt, um ihren Gesundheitszustand ausführlich überprüfen zu lassen.