Hinter einem Zehenbruch (Zehenfraktur) steht das Bild eines gebrochenen Groß- oder Kleinzehenknochens. Hauptursache sind diesbezüglich Anpralltraumata, zu denen unter anderem das Anstoßen einer Zehe an Ecken oder Kanten gehört. Das Krankheitsbild einer gebrochenen Zehe dabei betrifft Männer deutlich häufiger als Frauen. Genaue Zahlen zur Bruchstatistik liegen jedoch nicht vor, da bei Weitem nicht jeder Patient mit einem Zehenbruch bei einem Arzt vorstellig wird. Warum dies aber äußerst wichtig ist und welche Therapiemöglichkeiten bei gebrochenen Zehen in Frage kommen, erfahren Sie hier.
Wie entsteht ein Zehenbruch?
Der medizinische Fachbegriff für Zehe lautet Digitus pedis, was übersetzt soviel bedeutet wie ‚Finger des Fußes‘. Tatsächlich haben Finger und Zehen einiges gemeinsam. So sind besagte Gliedmaßen beispielsweise alle dreigliedrig. Eine Ausnahme bilden hier die Großzehen und Daumen, welche nur zwei Knochenglieder besitzen. Zwischen den Knochengliedern liegen ferner die Zehen- bzw. Fingergelenke, welche die freie Bewegung der Gliedmaßen überhaupt erst ermöglichen. In Detail gestaltet sich der Aufbau der Zehen somit wie folgt:
- Zehengrundgelenk (Articulationes metatarsophalangeae)
- Grundglied (Phalanx proximalis)
- Zehenmittelgelenk (Articulatio interphalangeaels proximales)
- Mittelglied (Phalanx media)
- Zehenendgelenk (Articulatio interphalangeae distalis)
- Endglied (Phalanx distalis)
Durch ihre kurze und gewebearme Form sind Zehen besonders anfällig für Unfallschäden. Durch stumpfe Gewalteinwirkung, deren Druck vom betroffenen Zeh nicht abgefedert werden kann, kommt es daher häufig zu Einrissen in der Knochenstruktur kommen. Diese werden Haarrisse genannt und verringern die Stabilität einer Zehe enorm. Ist die Gewalteinwirkung massiv, können Haarrisse auch eine Zehenfraktur verursachen, die im schlimmsten Fall sogar mit einem komplexen Splitterbruch einher gehen kann.
Von Splitterbrüchen oder offenen Brüchen ist meistens der große Zeh betroffen, da er von allen Zehen die größte Masse aufweist. Kleinere Haarrisse werden hingegen häufiger in der kleinen Zehe diagnostiziert. Verwechslungsgefahr besteht darüber hinaus oft im Falle ausgekugelter Gelenke, die ob der Schmerzen und Funktionseinbußen gerne mit einem Zehenbruch verwechselt werden.
Ursachen für einen Zehenbruch
Die Zehen sind, zusammen mit den Füßen, täglich mehreren Gefahren ausgesetzt. Dank gutem Schuhwerk überstehen sie den Alltag aber meist unbeschadet. Eine große Anzahl unfallbedingter Zehenbrüche ereignet sich folglich zuhause, wo Patienten gerne barfuß oder in Socken umher laufen. Eine weitere Gefahr besteht für Personen mit körperlich anstrengenden Berufen, in denen mit schweren, sperrigen Lasten hantiert wird. Zur besseren Übersicht, hier einige typische Unfallursachen:
Nightwalker-Fraktur: Der Weg vom Bett ins Badezimmer kann im Halbschlaf ungeahnte Risiken bergen. Die Gefahr einer Zehenfraktur lauert dann theoretisch an jedem kantigen Objekt. Verschlafenheit als Ursache für einen Bruch am Zeh ist deshalb derart häufig, dass entsprechende Brüche als Nightwalker-Fraktur bezeichnet werden.
Sportunfälle: Sportarten, welche die Füße übermäßig beanspruchen, beispielsweise Fußball, Sprinten oder Joggen, bergen ein erhöhtes Risiko für Zehenbrüche. Trifft der Fuß hier mit zu viel Wucht und im falschen Winkel harten Widerstand, wird die Zehe schnell überbelastet, was zu einer Gelenkverschiebung oder einer kompletten Zehenfraktur führen kann. Sehr gut
Fallschäden: Nahezu jeder Gegenstand mit einem Gewicht über einem Kilogramm kann, je nach Form und Fallhöhe, zu einer Zehenfraktur führen, wenn das Objekt auf einen ungeschützten Zeh fällt. Dabei ist der große Zeh besonders prädestiniert, was Brüche durch Fallschaden anbelangt, bietet er fallenden Objekten doch eine besonders große Angriffsfläche. Auch die Tatsache, dass Großzehen nur zwei statt drei Glieder und Gelenke besitzen, spielt hier in das erhöhte Risiko mit ein.
Welche Symptome verursacht eine Zehenfraktur?
Das Leitsymptom einer gebrochener Zehen sind starke Schmerzen, die bis zum Knie ausstrahlen können. Die akuten Schmerzen verstärken sich meist, wenn der gebrochene Zeh durch Bewegung oder Druck belastet wird, wobei manchmal schon ein Berühren der beschädigten Knochen und Gelenke ausreicht. Alles in Allem zählen zu den für einen Zehenbruch üblichen Symptomen:
- Bewegungseinschränkungen der Zehen
- erhöhte Berührungsempfindlichkeit frakturierter Knochen und Gelenke
- pochende oder ziehende Schmerzen
- rötlich-blaue Färbungen im Bereich des Bruchs
- Schwellungen und Blutergüsse am betroffenen Zeh
- Überreizung des Nervensystems mit Übelkeit, Schwindel
- Verschiebungen und Fehlstellungen der betroffenen Zehen
Diagnose und Therapie bei Zehenbruch
Bei einem Zehenbruch reicht häufig ein geschulter Blick seitens des Arztes aus, um die Fraktur zu erkennen. Um den Verdacht der Blickdiagnose zu bestätigen wird generell ein Röntgenbild angefertigt, auf welchem der betroffene Zeh gut zu erkennen ist. Anhand des Röntgenbildes erkennen Ärzte auch einen möglichen Splitterbruch und können die Behandlung entsprechend anpassen.
Eine gebrochene Zehe lässt sich, je nach Lokalisation, häufig ohne Operation behandeln. Unabhängig davon, ob der Zehenbruch glatt oder splittrig ist, reicht dabei oftmals die Ruhigstellung der betroffenen Zehe, um den Bruch auszuheilen. Bei einem Splitterbruch wird vor der Ruhigstellung dagegen eine örtliche Betäubung gesetzt und die Knochensplitter operativ an ihren Platz zurückgeschoben. Wichtige Teilschritte der Behandlung sind:
Kühlung: Idealerweise wird eine gebrochene Zehe bereits direkt nach dem Unfall gekühlt. Achten Sie aber auf Ihr Schmerzempfinden. Bereits der bloße Druck einer Kühlbandage oder des fließenden Wassers kann von Betroffenen als unangenehm empfunden werden. Wenn die Kühlung nicht direkt an dem gebrochenen Zeh möglich ist, kann es auch schon schmerzlindernd sein, die unmittelbare Umgebung zu kühlen.
Hochlagern: Durch das Hochlagern wird die Durchblutung an den beschädigten Knochen und Gelenken der Zehe verringert. Die lindert sowohl Schmerzen, als auch starke Schwellungen. Zusätzlich lassen sich Blutergüsse im Bereich der Fraktur durch das Hochlagern gut eindämmen.
Stabilisierung: Nachdem der Zehenbruch ärztlich diagnostiziert wurde, ist es wichtig, dass der gebrochene Zeh stabilisiert wird. Dies geschieht mit Hilfe eines speziellen Schuhs, der ein Abrollen des Fußes verhindern soll. Ferner können Kompressionsverbände oder Schienen können. Sie werden meist am gesunden Nachbarzeh fixiert.
Schonung: Damit gebrochene Knochen ungestört und sauber verheilen, dürfen Sie den Zeh in den ersten ein bis zwei Wochen nach dem Unfall nicht belasten. Zu diesem Zweck werden Ihnen möglicherweise Krücken oder ein Spezialschuh verordnet. Auch Alltagsaktivitäten, die mit einer besonderen Zehbelastung verbunden sind, müssen vorübergehend eingestellt werden.
Medikamente: Eine gebrochene Zehe verursacht sehr starke Schmerzen. Um diese erträglicher zu machen, werden Ihnen schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen, Voltaren oder Diclofenac verschrieben, welche zugleich auch einer eventuellen Entzündung entgegenwirken.
Operation: Bei einer komplizierten Zehenfraktur, die mit einem Sehnenabriss oder vielen Knochensplittern einhergeht, kann Ihnen Ihr Arzt zu einer Operation raten. Dabei wird unter örtlicher Betäubung die Sehne neu fixiert und die Knochenfragemente an ihren Platz zurück gesetzt. Ein in die Zehe eingebrachter Draht sorgt danach dafür, dass es zu keinen neuen Verschiebungen der Knochenteile kommt. Ist der große Zeh gebrochen, werden hierfür auch Schrauben oder Platten verwendet. Diese lassen sich nach der Abheilung aber wieder entfernen.
Zehenbruch – Infos zu Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Auch wenn ein gebrochener Zeh nach einigen Wochen wieder belastbar ist, bleiben Ihnen die Schmerzen unter Umständen noch für weitere zwei bis drei Wochen erhalten. Um das Risiko lang anhaltender Schmerzen oder gar einer Zehenfehlstellungen so gering wie möglich zu halten, sollten Sie unbedingt so zügig wie möglich einen Arzt aufsuchen.
- Trotz Arztbesuch ist Autofahren bei einem Zehenbruch strikt zu meiden, da die Schmerzen hierdurch möglicherweise stärker werden und zu einer Ausweitung des Bruchs führen. Rufen Sie sich deshalb ein Taxi oder lassen Sie sich von Freunden fahren.
- Wird ein Zehenbruch zu spät bemerkt, falsch oder gar nicht behandelt, kann der Zeh versteifen. Dies kann auch passieren, wenn Fragmente eines Splitterbruches nicht korrekt zusammenheilen oder die Zehenfraktur durch einen Sehnenabriss begleitet wird. Eine Versteifung des Zehs kann die gesamte Beweglichkeit des Fußes einschränken und Ihre Lebensqualität somit erheblich belasten. Langanhaltende Schmerzen in den Zehen sollten daher immer zügig abgeklärt werden.
- Um einen Zehenbruch zu vermeiden, ist Achtsamkeit die beste Vorbeugung. Tragen Sie während potenziell gefährlichen Alltagssituationen geeignete Fußbekleidung und gehen Sie potentiellen Bruchursachen so gut wie möglich aus dem weg. Stehen im Halbschlaf unfallträchtige Wege durch das Haus an, sollten Sie des Weiteren eine Routine zum Anziehen von Hausschuhen entwickeln, um die berühmt berüchtigte Nightwalker-Fraktur zu verhindern.
Fazit
Ein gebrochener Zeh bringt neben Schmerzen auch Bewegungseinschränkungen mit sich. Trotzdem ist ein Zehenbruch in den meisten Fällen kein dramatischer Vorfall und innerhalb weniger Wochen ausgestanden. Wenn Sie sich an die vorgeschlagene Therapie Ihres Arztes halten und Ihrem gebrochenen Zeh ausreichend Ruhe und Kühlung zukommen lassen, werden Sie sich in wenigen Wochen kaum mehr an den Vorfall erinnern. Dennoch ist es sinnvoll Frakturen am Zeh vorzubeugen, da Komplikationen wie Splitterbrüche oder falsch zusammenwachsende Knochen nie ganz ausgeschlossen werden können.