Zahnimplantate gelten bei vielen als herausragende Leistung der modernen Zahnmedizin. Die künstlichen Zahnwurzeln genießen einen guten Ruf als elegante Lösung, um fehlende Zähne zu ersetzen. Zweifel an ihrer Langlebigkeit wurden jüngst ausgeräumt. Wie eine Schweizer Studie ergab, die der Merkur zitiert, punkten Implantate in den meisten Fällen über einen längeren Zeitraum hinweg mit einer hohen Zuverlässigkeit.
Allerdings müssen Patienten die Kosten für Zahnimplantate im Regelfall selbst tragen. Das bedeutet, dass Kassenpatienten gleichsam zum Privatpatienten werden – für Zahnärzte ein lukratives Geschäft und ein zusätzlicher Anreiz, Implantatbehandlungen durchzuführen. Für viele Patienten stellt sich damit die Frage, ob und wann sich ein solches Implantat in ihrem Fall lohnt und ob es sich dabei nicht eigentlich um einen teuren Luxus handelt, der sein Geld nicht wert ist.
Was ist ein Zahnimplantat genau?
Wegen ihres Aussehens werden Zahnimplantate von Patienten gerne mit Dübeln verglichen. Sie bestehen in der Regel aus drei Teilen:
- Krone
- Halsteil
- Implantatkörper
Die einzelnen Teile sind miteinander verschraubt oder verklebt beziehungsweise aufzementiert. Zahnimplantate können praktisch überall in Unter- und Oberkiefer verankert werden und verwachsen mit dem Kieferknochen. Dieser Prozess dauert etwa drei bis acht Monate. Sein Endzustand wird auch als Osseointegration bezeichnet.
Zahnimplantate selbst sind keine neue Erfindung, sondern kommen seit etwa 40 Jahren in der Zahnmedizin zum Einsatz. Allerdings haben sich die Formen der Implantate und das verwendetes Material im Laufe der Jahrzehnte stark verändert. Neben Implantaten aus Rein-Titan oder Titanlegierungen kommen heute auch solche aus Keramik zum Einsatz. Sie sind weniger bruchfest, aber auch für Patienten mit Titanunverträglichkeit geeignet.
Auch in der Größe beziehungsweise Länge unterscheiden sich Zahnimplantate. Je nach individueller Situation kommen beispielsweise besonders kleine Mini-Implantate oder außergewöhnlich lange Formen zum Einsatz.
Zahnimplantate bringen eine Reihe von Vorteilen gegenüber klassischen Formen von Zahnersatz mit:
- Implantate sind von anderen Menschen nicht als solche zu erkennen. Damit stellen sie eine äußerst ästhetische Art von Zahnersatz dar.
- Sie sind genauso belastbar wie eigene Zähne.
- Die beim Kauen entstehenden Kräfte belasten den Kiefer ähnlich wie bei „echten“ Zähnen. Das wirkt sich positiv auf die Mimik der Patienten aus.
- Aussprache und Geschmack profitieren von Zahnimplantaten.
- Die Nachbarzähne werden geschont, denn sie müssen nicht beschliffen werden.
- Implantate gelten als außerordentlich haltbar – die richtige Pflege vorausgesetzt.
Alle diese Eigenschaften tragen dazu bei, dass Zahnimplantate in der jüngsten Vergangenheit einen wahren Siegeszug in der Zahnmedizin hingelegt haben. Allerdings gibt es einen zentralen Faktor, der viele Patienten von der Entscheidung für eine künstliche Zahnwurzel abschreckt: der Preis.
Was kosten Zahnimplantate?
Wie viel Zahnimplantate kosten, lässt sich nicht pauschal angeben. Die Preise variieren je nach Einzelfall und hängen von individuellen Faktoren ab. Zentral sind:
- Die Zahl der Implantate
- Die Komplexität des Eingriffs und der damit verbundene Aufwand
- Die zum Einsatz kommenden Diagnostik-Verfahren
- Das für die Implantate verwendete Material
- Der Hersteller und Behandler
Manche dieser Kostenfaktoren lassen sich schwer beeinflussen. So ist eine gründliche Diagnostik zentral, damit der Eingriff wunschgemäß verläuft, keine Komplikationen eintreten und der Patient langfristig von dem Implantat profitiert. Wie aufwendig die Behandlung inklusive Folgebehandlung ausfällt, hängt davon ab, welche Schäden vorliegen und wie weit diese fortgeschritten sind. Teurer wird es zum Beispiel, wenn im Vorfeld ein Knochenaufbau notwendig ist, um für genügend Kieferknochensubstanz zu sorgen. Außerdem ist entscheidend, wie viele Zähne ersetzt werden müssen. Ein einzelnes Implantat ist deutlich billiger, als wenn ein zahnloser Unterkiefer „bestückt“ wird.
Allerdings gibt es auch bei Implantatbehandlungen Möglichkeiten, zu sparen:
- Auswahl des Behandlers: Nicht jeder Zahnarzt hat dieselben Tarife. Je nach Region und Stadt finden sich Mediziner, die billiger arbeiten als ihre Kollegen. Hier gilt allerdings: Qualität geht vor.
- Auswahl des Herstellers: Neben ausländischen bieten mittlerweile manche inländischen Labors Implantate zu günstigen Preisen an. Hier lohnt sich ein gründlicher Vergleich im Vorfeld..
- Versicherung: Mit einer Zusatzversicherung lässt sich zusätzlich Geld sparen.
Grundsätzlich müssen Patienten für ein Zahnimplantat mit Kosten ab mindestens 1.000 Euro rechnen. Je nach Umfang der Behandlung kann sich dieser Betrag vervielfachen.
Dabei ist es riskant, zu viel auf den eigenen Geldbeutel zu achten. Wie eine Untersuchung der Stiftung Warentest ergab, beraten viele Implantologen ihre Patienten unzureichend und legen mangelhafte Behandlungspläne vor. Sich zu schnell für einen billigen Mediziner zu entscheiden, kann also nach hinten losgehen.
Für wen sind Zahnimplantate geeignet
Zahnimplantate können bei einer Reihe von Problemen Abhilfe schaffen:
- Einzelne oder mehrere fehlende Zähne
- Zahnloser Kiefer
- Befestigung bestehender Prothesen
Mit Implantaten und einer guten Behandlung lassen sich selbst schwierige Situationen in den Griff bekommen. Dazu gehört die sogenannte Freiendsituation, bei der die hintersten Zähne fehlen.
Andererseits gibt es Personenkreise, denen von Implantaten abzuraten ist:
- Kinder sowie Jugendliche, die sich noch in der Wachstumsphase befinden
- Patienten, die an bestimmten Erkrankungen wie Knochenleiden oder Stoffwechselstörungen leiden
- Menschen mit einem hohen Alkohol- und Nikotinkonsum.
Vor einer Implantatbehandlung muss das Zahnfleisch entzündungsfrei sein. Ob sich Implantate anbieten oder nicht, entscheidet in der Regel der Zahnarzt gemeinsam mit seinem Patienten im Rahmen einer ausführlichen Voruntersuchung.
Was ist bei der Nutzung zu beachten?
Ist die Behandlung geglückt und das Implantat erfolgreich eingewachsen, zeichnet es sich durch eine hohe Robustheit und Langlebigkeit aus. Voraussetzung dafür ist eine gründliche Pflege. Dabei benötigen Zahnimplantate mehr Aufmerksamkeit als natürliche Zähne. Der zentrale Grund dafür ist, dass das Zahnfleisch hier nur locker am Implantat anliegt – im Gegensatz zu echten Zähnen, bei denen es einen besseren Schutz vor Infektionen bietet.
Eine gründliche Implantatpflege beginnt in den eigenen vier Wänden durch den Einsatz von:
- Zahnseide
- Zahnbürsten
- Zahnzwischenraumbürsten
Außerdem wichtig ist eine professionellen Implantatreinigung in regelmäßigen Abständen. Diese lässt sich mit einer Zahnreinigung vergleichen. Meist verbinden Zahnartzpraxen beides im Rahmen einer Behandlung.
Fazit
Zahnimplantate stellen eine faszinierende Möglichkeit dar, fehlende Zähne auf ästhetische Art zu ersetzen und negativen Auswirkungen auf Mimik, Aussprache und Geschmack vorzubeugen. Sie eignen sich für einen großen Personenkreis und schaffen in den meisten Fällen langfristig Abhilfe.
Stimmt die Implantatpflege, ist diese Form des Zahnersatzes eine Dauerlösung. Allerdings hat all dies seinen Preis, und der lässt sich wenig beeinflussen. Zwar lohnt sich ein Vergleich verschiedener Hersteller und Arzthonorare, doch letzten Endes entscheidet das verfügbare Budget, ob ein herkömmlicher Zahnersatz oder Zahnimplantate in Frage kommen. Speziell beim Arzthonorar sollten Patienten nicht zu viele Abstriche machen. Sonst besteht das Risiko, dass die Implantatbehandlung nicht wunschgemäß verläuft und im schlimmsten Fall ernsthafte Komplikationen auftreten.