Im Alter sowie beim Zahnwechsel im Kindesalter ist Zahnausfall selten bedenklich. Während ältere Personen ihre Zähne aufgrund natürlicher Abbauprozesse des Zahnhalteapparats verlieren, kündigen die ausfallenden Milchzähne im Kindesalter das Nachwachsen bleibender Zähne an. Anders sieht es aus, wenn Zähne im jungen oder mittleren Erwachsenenalter ausfallen. Hier kommen neben Zahnerkrankungen wie Parodontitis noch weitere Gesundheitsprobleme für den Zahnausfall in Frage. Im nachstehenden Beitrag haben wir mögliche Gründe und Behandlungsstrategien bei Zahnverlust.
Wie entsteht Zahnausfall?
Ein Zahn (Dens) setzt sich immer aus einer Zahnkrone (Corona dentis), einem Zahnhals (Cervix dentis) sowie einer Zahnwurzel (Radix dentis) zusammen. Außerdem beinhaltet ein Zahn verschiedene Schichten, wobei das Zahnmark (Pulpa) den von Blutgefäßen und Nervenfasern durchzogenen Kern der Zähne stellt. Umhüllt ist das Zahnmark vom Zahnbein (Dentin). Es besteht im Wesentlichen aus Calcium, Phosphat sowie Eiweiß und wird im Wurzelbereich vom Wurzelzement (Cementum), im Bereich der Zahnkrone vom Zahnschmelz (Enamelum) umschlossen.
Verankert sind Zähne über die Zahnwurzel in den Zahnflächen (Alveolen) des Kiefers. Sie sind mit einer dünnen Schicht Zahnfleisch (Gingivia) ausgekleidet, das sich über den Alveolen bis zur Zahnkrone fortsetzt und dort die Eintrittsstelle der Zähne in den Kieferknochen abdichtet. Das Zahnfleisch dient somit als Schutz für jenen Teil des Zahnhalses, der weder durch Wurzelzement noch durch Zahnschmelz geschützt ist. An genau dieser sensiblen Stelle haben diverse Ursachen für Zahnausfall ihren Ursprung. Grundsätzlich kommen allerdings auch Probleme an anderen Zahnelementen für den Zahnverlust in Frage, daher hier ein kleiner Überblick:
- Zahnerkrankungen: Der calcium- und phosphathaltige Zahnschmelz ist die härteste Körpersubstanz des Menschen. Der Zahnhals ist aufgrund seines zusätzlichen Eiweißanteils hingegen deutlich anfälliger für Schäden. Gleiches gilt für die weichen Strukturen des Zahnfleisches, weshalb Zahnkrankheiten, die zu Zahnausfall führen, ihren Ausgang oft an den Übergängen zwischen Zahnschmelz und Zahnfleischrand nehmen. In der Regel sind an der Entstehung besagter Krankheiten Bakterien beteiligt. Sie siedeln im Mundraum vor allem bei unzureichender Zahnpflege. Werden die Zähne danach auch weiterhin nicht ausreichend gepflegt, arbeiten sich die Bakterien vom Zahnfleischrand aus immer tiefer in die Zahnfleischtaschen vor und greifen dabei den Zahnhals empfindlich an. Über bakterielle Entzündungen kommt es schließlich zu einem Substanzschwund an Zahn und Zahnfleisch, wodurch sich betroffene Zähne lockern und ausfallen. Denkbare Erkrankungen sind in diesem Zusammenhang vor allem Karies, Parodontitis und Gingivitis. Vorboten von Zahnverlust durch Zahnerkrankungen sind außerdem Zahnfleischbluten nach dem Zähneputzen sowie Verfärbungen und Löcher in den Zähnen.
- bakterielle Infektionen: Parodontitis und Karies sind nicht die einzigen durch Bakterien verursachten Erkrankungen, die einen Zahnverlust befördern. So gut wie jede bakterielle Infektion im Körper kann über kurz oder lang auch den Zahnapparat erreichen. Dies ist der Fall, wenn die Bakterien über die Blutbahn oder das Nervensystem bis in die Gefäßstrukturen des Zahnmarks vordringen. Bemerkbar macht sich ein solcher Vorgang häufig durch eine Zahnmark- oder Zahnwurzelentzündung.
- Stoffwechselerkrankungen: Die Stoffwechselkrankheit Diabetes ist dafür bekannt, Zahnausfall zu begünstigen. Ein besonderer Zusammenhang besteht ferner zwischen Zahnverlust und Knochen- bzw. Gelenkerkrankungen. Knochen-, Gelenk- und Zahnsubstanz bestehen zum größten Teil nämlich aus denselben Stoffen (Kalzium und Phosphat). Deshalb können entsprechende Stoffwechselstörungen nicht nur zu Krankheiten wie Osteoporose oder Gelenkentzündung führen, sondern im späteren Verlauf auch Zahnausfall begünstigen. Bei Patienten mit erkrankten Gelenken und / oder Knochen besteht darum ein erhöhtes Risiko, auch Zähne zu verlieren. Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang, dass auch der Kiefer und damit die Zahnflächen aus Knochensubstanz bestehen. Liegt hier ein Knochenschwund vor, ist der feste Sitz von Zähnen im Kiefer stark gefährdet.
- Mangelerscheinungen und hormonelle Veränderungen: Ein gestörter Kalzium- oder Phosphatstoffwechsel muss nicht immer auf Stoffwechselerkrankungen zurück zu führen sein. Ebenso sind Mangelerscheinungen, z.B. durch falsche Ernährung oder Unterernährung möglich. Ein Vitamin-C-Mangel kann zudem den Rückgang von Zahnfleisch und damit eine Lockerung der Zähne bewirken. Des Weiteren berichten einige Frauen über Zahnausfall während der Schwangerschaft und Menopause. Hier sind Veränderungen im Hormonhaushalt für das Problem verantwortlich.
- Unfälle und Vergiftungen: Gewalteinwirkungen im Bereich des Kiefers (z.B. Schläge oder Stöße) sind als Ursache für Zahnausfall ebenfalls nicht abwegig. Daneben seien spezielle Formen von Vergiftungen erwähnt, die für Zahnverlust in Frage kommen. Hierzu zählen insbesondere Intoxikationen durch radioaktive Strahlung und Quecksilber.
- Altersfaktoren: Wie zu Anfang erwähnt, schreitet der Zahnausfall im Alter auf natürliche Weise voran. Kiefer, Zähne und Zahnfleisch unterliegen wie alle Körperteile einem natürlichen Degenerationsprozess, der sich irgendwann nicht mehr aufhalten lässt. In jungen Jahren ist Zahnverlust dagegen dem natürlichen Zahnwechsel geschuldet. Denn Milchzähne sind bis auf Ausnahmen nicht für die Ewigkeit gemacht. In den meisten Fällen fungieren Milchzähne im frühen Kindesalter eher als Platzhalter für das später nachwachsende Gebiss.
Behandlung bei Zahnausfall
Für die Untersuchung und Behandlung bei Zahnverlust ist zunächst ein Zahnarzt zuständig. Er kann mögliche Zahnerkrankungen wie Parodontitis oder Karies durch Blickdiagnose feststellen. Bleibt die Untersuchung hier ergebnislos, so können auch allgemeinärztliche Untersuchungen (z.B. Bluttests bei Stoffwechselerkrankungen) zum Einsatz kommen. Zur Zahnbehandlung ist aber auch dann wieder der Zahnarzt gefragt.:
- Zahnersatz – Traditionell wird bei Zahnausfall ein Zahnersatz im Mund angebracht. Neben einem festen Zahnimplantat kommen hier auch herausnehmbare Zahnprothesen, Zahnbrücken oder, bei umfangreichem bzw. vollständigem Zahnverlust, ein Gebiss in Betracht. Welcher Zahnersatz geeignet ist, hängt zum einen davon ab, wie gesund der Kiefer des Patienten ist und mit welcher Zahnersatzvariante sich dieser am wohlsten fühlt. Ebenso kann der finanzielle Aspekt die Entscheidung beeinflussen, denn nicht alle Formen von Zahnersatz werden von gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
- Kürettage – Bei Knochenschwund im Kieferbereich kann ein chirurgischer Eingriff erfolgen, innerhalb dessen die verlorene Knochenmasse durch eine künstliche Zementmasse ersetzt wird. Ebenso ist es möglich, spezielle Membranen in den Kiefer einzusetzen, um diesen zur Neubildung von Knochengewebe anzuregen. Weiterer Zahnverlust lässt sich so eventuell verhindern. Für einen besseren Behandlungserfolg muss die Kürettage aber meist mehrmals wiederholt werden.
- Medikamente und spezielle Mundpflegeprodukte – Sofern Bakterien oder bestimmte Stoffwechselkrankheiten für den Zahnausfall verantwortlich sind, lässt sich die Einnahme von Antibiotika oder Spezialpräparaten zur Stoffwechselregulierung häufig nicht vermeiden. Auch medizinische Zahnpflegeprodukte, etwa in Form spezieller Mundspülungen und Zahnpasten sind bei Zahnverlust denkbar. Wurde ein Zahnersatz in Form einer Zahnbrücke oder eines künstlichen Gebisses angebracht, benötigen Patienten geeignete Haftcremes und Reinigungsprodukte.
- sorgfältige Zahnpflege – Wer bereits einen Zahn oder gar mehrere durch Zahnerkrankungen verloren hat, für den ist eine ausreichende Mund- und Zahnpflege oberstes Gebot. Auch zum vorbeugenden Zahnerhalt müssen Zahn- und Mundhygiene ernst genommen werden, denn nur, wenn Zahnfleisch und Zähne gesund bleiben, lässt sich ein vorzeitiger Zahnausfall verhindern. Ergänzend sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt zu empfehlen, in deren Verlauf eine Zahnbehandlung zur Zahnsteinentfernung oder Reinigung der Zahnfleischtaschen vorgenommen werden kann.
Zahnausfall – Wann zum Zahnarzt?
Wenn Zähne außerhalb des Zahnwechsels oder nicht im Zuge der natürlichen Degeneration ausfallen, ist das immer ein Fall für den Arzt. Ein weiterer Zahnverlust kann hier nur durch eine professionelle Zahnbehandlung verhindert werden. Auch intensive Beratung mit dem zuständigen Zahnarzt hilft bei der Vorsorge!
Fazit
Manche ein Zahnausfall ist durchaus natürlich. Hierzu zählen jedoch nur der kindliche Zahnwechsel sowie der durch natürliche Abbauprozesse bedingte Zahnverlust im hohen Alter. Alle anderen Formen von Zahnausfall sind entweder einer Zahnerkrankung, Stoffwechselerkrankung, Mangelerscheinung oder einem hormonellen Hintergrund geschuldet. In solchen Fällen ist ein Besuch beim Zahnarzt dringend nahe zu legen, um nicht noch mehr ausfallende Zähne zu riskieren. Eine fachgerechte Zahnbehandlung durch professionelle Zahnreinigung und der Einsatz von Zahnimplantaten ist in diesem Fall sehr wichtig. Dazu kommt auch eine Optimierung der privaten Zahnpflege, damit der Zahnausfall nach Möglichkeit ein einmaliges Problem bleibt.