Jeder Mensch sollte nicht nach seinem Aussehen, sondern nach seinen inneren Werten bewertet werden. In der Praxis ist das aber schwierig und führt dazu, dass das Erscheinungsbild immer wichtiger geworden ist. Leider wird sehr oft nicht unterschieden, ob man etwas für sein Aussehen kann oder nicht. Ein perfektes Beispiel ist die Krankheit Lipödem, die von Betroffenen weder herbeigeführt noch im vollen Umfang beeinflussbar ist.
Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Fettverteilungsstörung, die in den meisten Fällen die Hüfte und die Oberschenkel betrifft. Das entscheidende Problem daran: Die Proportionen am restlichen Körper verändern sich nicht. Umgangssprachlich ist die Krankheit auch als „Reiterhosenphänomen“ bekannt und führt dazu, dass sich das Erscheinungsbild ins Negative verändert. Eingeteilt wird das Ganze in drei Stadien, besonders schlimm ist es im letzten Fall. Hier kann man sprichwörtlich von einer übergroßen Hose sprechen, die man angezogen bekommen hat. Damit die Lebensqualität nicht auf Null sinkt, ist die Suche nach Experten für Lipödem ein entscheidender Faktor. Sie wissen nicht nur über die Ursachen, sondern auch über die möglichen Behandlungen Bescheid.
Frauen liegen deutlich in der Überzahl
Viele Krankheiten betreffen Frauen und Männer gleichermaßen, bei Lipödem ist es anders. Hier steht die Damenwelt eindeutig im Vordergrund, beim männlichen Geschlecht tritt es nur sehr selten auf. Und wenn, dann spielen weitere Erkrankungen eine Rolle. Alleine durch diese Erkenntnis ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit so, dass das weibliche Hormon zu den Schuldfaktoren zählt. Eine weitere Vermutung betrifft das Fettgewebe selbst, denn es ist anders als beim Mann aufgebaut.
Interessant ist auch, dass die Fettverteilungsstörung sehr häufig in Phasen einer hormonellen Umstellung auftritt. Das kann zum Beispiel in der Schwangerschaft oder in der Pubertät sein.
Welche Therapien/Behandlungen sorgen für Besserung?
Da die Krankheit nicht schmerzfrei ist und eine Reduzierung des Ödems im Vordergrund steht, wird bei einer Lipödembehandlung die KPE-Therapie (Komplexe Physikalische Entstauungstherapie) eingesetzt. Diese setzt sich aus fünf Bausteinen zusammen: Manuelle Lymphdrainage, Pflege der Haut, Kompressionstherapie inklusive Kompressionsstrümpfe und Verbände, Bewegungsübungen und Selbstmanagement/Aufklärung.
Es gibt aber noch weitere Aspekte, die Einflüsse auf die Beschwerden haben. Zum Beispiel das Essen, denn ein überdurchschnittlich hoher Insulinspiegel sorgt für eine negative Auswirkung auf die Krankheit. Daher ist die Umstellung der Ernährung ein wichtiger Faktor im Rahmen der Therapie. Auch Sport und Bewegung tragen entscheidend dazu bei, denn mit dem Anstieg des Gewichts geht es meist auch mit den Beschwerden nach oben. Das ist auch belegbar, denn über 80 % erzählen von deutlichen Verbesserungen, wenn bei zu viel Gewicht abgenommen wurde. Tipp: Wassersport ist besonders effizient.
Schlägt die KPE-Behandlung nicht oder nur in sehr schwacher Form an, dann kann auch operativ in Form einer Fettabsaugung (Liposuktion) Abhilfe geschaffen werden. Hier ist ein dauerhafter Erfolg sehr wahrscheinlich, jedoch ist so ein Eingriff sehr teuer und wird nur in Ausnahmefällen von Krankenkassen bezahlt.
Der Leidensdruck kann enorm sein
Lipödem-Patienten haben nicht nur mit Schmerzen und außernatürlichen Körperproportionen zu kämpfen, sondern auch mit einem seelischen Leidensdruck. Man fühlt sich durch das Aussehen minderwertiger und erntet nicht selten abwertende Blicke. Zwar geht jeder anders mit so etwas um, es kann aber im schlimmsten Fall zu Depressionen führen. Deshalb dürfen im Rahmen der Therapie eine Psychotherapie und eine psychologische Betreuung auf keinen Fall fehlen.