Jeder normale Erwachsene besitzt ein Gebiss, welches auf jeder Seite insgesamt drei Backenzähne aufweist. Hiervon ist der Weißheitszahn der dritte Backenzahn. Er liegt am weitesten hinten in Ihrem Mundraum. Für gewöhnlich bildet sich der Weißheitszahn als letztes aus und seine vollständige Entwicklung ist erst im Erwachsenenalter abgeschlossen. Viele Menschen weisen in Ihrer Wachstumsphase das Problem auf, dass sich der Weißheitszahn nicht korrekt ausbilden kann. Grund hierfür ist der Fakt, dass der Platz am Kiefer nicht ausreichend ist. Daher bleibt der Weißheitszahn oftmals im Kiefer versteckt, medizinisch wird dies als retiniert umschrieben. Circa 80 Prozent aller jungen europäischen Erwachsenen leider unter diesem Problem, weswegen die Entfernung der Weißheitszähne zu den häufigsten zahnmedizinischen Operationen in Europa zählt.
Warum müssen Weißheitszähne entfernt werden?
Normalerweise ist Ihre Zahnentwicklung mit der Ausbildung Ihrer Weißheitszähne abgeschlossen. Ist dieser Prozess allerdings nicht möglich, so können als Folge Beschwerden auftreten. Die Entfernung der Weißheitszähne wird dann oftmals unumgänglich. Zu den häufigsten Beschwerden zählen dabei:
- durch den Spalt zwischen Zahnkrone und Knochen können gesundheitsschädliche Infektionen oder Abszesse sowie Zysten entstehen
- das Zahnbett oder umliegende Zähne und Wurzeln können durch den Weißheitszahn beschädigt werden
- die Reinigung der Backenzähne wird erschwert, was Karies zur Folge haben kann
- der Weißheitszahn schwächt das Knochengerüst und erhöht das Risiko eines Kieferbruchs
- die Gefahr der Entwicklung eines Tumors ist erhöht
Doch nicht immer müssen Weißheitszähne entfernt werden. Denn unter Umständen gibt es auch Gründe, die dafür sprechen, die Weißheitszähne an Ort und Stelle zu belassen. Dies ist beispielsweise dann möglich, wenn die Zähne verlorene Backenzähen ersetzen können. Auch wenn das Risiko einer Operation zu groß ist, wird meist auf die Entfernung verzichtet. Zudem können sich die Weißheitszähne auch korrekt ausbilden. Sollten diese nicht zu einer Veränderung Ihrer Kieferstruktur führen, ist die Entfernung der Zähne nicht vonnöten.
Welche Risiken gibt es bei der Weißheitszahnentfernung?
Wie bei jeder anderen Operation bestehen auch bei der Entfernung der Weißheitszähne typische Operationsrisiken wie beispielsweise die Wundinfektion. Doch speziell bei dieser OP ist die Gefahr einer Verletzung von Nerven des Mundraums besonders hoch. Hiervon können vor allem folgende Regionen betroffen sein:
- Unterlippe
- Zähne
- Zunge
Unter Umständen ist es möglich, dass Sie nach der Operation ein Taubheitsempfinden in der Lippe oder Ihren Zähnen verspüren. Auch Ihr Geschmacksempfinden kann beeinträchtigt sein. In extremen Fällen ist es denkbar, dass dieser Zustand auch auf Dauer bestehen bleibt.
Trotz der Entfernung des Weißheitszahns ist es möglich, dass sich Infektionen ausbilden. Auch eine Schwächung Ihres Kiefers bleibt bis zu vier Wochen nach der Operation bestehen, weswegen auch das Risiko eines Kieferbruchs nicht ausgeschlossen werden kann.
Wie verläuft die Zahnentfernung?
Normalerweise kann die Weißheitszahnentfernung ambulant erfolgen. Eine stationäre Behandlung ist nur in seltenen Fällen notwendig. Vor allem, wenn Sie unter bekannten Erkrankungen leiden, Blutungsstörungen vorweisen oder ein geschwächtes Immunsystem besitzen, kann ein solcher Schritt erwogen werden. Ob Ihre Weißheitszähne in einer oder mehreren Sitzungen entfernt werden sollen, hängt allein von der fachmännischen Meinung und der daraus resultierenden Schwierigkeit der Operation ab.
Selbstverständlich ist eine Narkose auch möglich, wenn Sie dies explizit wünschen. Sollten Sie vor der Operation große Angst haben oder ist eine mögliche Komplikation zu erwarten, wird Ihr Arzt einer Narkose auf jeden Fall zustimmen.
Bei der Entfernung des Weißheitszahns ist es möglich, dass Ihr Arzt nicht alle Teile des Zahns entfernt, auch wenn nach Möglichkeit der gesamte Zahn herausgenommen werden sollte. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn durch die Entfernung des Zahns Nervläsionen oder spezifische Knochendefekte zu befürchten wären.
Grundsätzlich ist es notwendig, Ihre Schleimhaut, die über dem Zahn liegt, zu öffnen. Je nach Entwicklungsstand des Zahns ist es möglich, dass dieser direkt herausgenommen werden kann. Andernfalls ist es notwendig, Knochenteile abzutragen, um an den Zahn zu gelangen. Auch ob der Zahn ganzheitlich entfernt werden kann oder vorab in Teile zerlegt werden muss, hängt von der Stellung Ihres Zahns ab. Durch die Öffnung der Schleimhaut ist es danach möglich, den ganzen Zahn oder einzelne Teile zu entfernen. Nach der Entfernung wird die Stelle wieder vernäht.
Mögliche Folgebeschwerden der OP
Das typische Phänomen nach einer Weißheitszahnoperation ist die sogenannte „Hamsterbacke“. Diese lässt sich auf ein Hämatom, also ein Bluterguss und einer daraus resultierenden Schwellung zurückführen. Hierdurch wird wiederum Druck ausgeübt, wodurch Schmerz entsteht. Im Regelfall klingt die Schwellung nach maximal drei Tagen wieder ab. Vor allem eine regelmäßige Kühlung kann Linderung verschaffen. Gegen den Schmerz helfen Schmerzmittel. Verabreichung von Kortison oder die Einnahme von Antibiotika wird nur bei entzündeten Zähnen empfohlen. Rauchen und der Genuss von Alkohol sowie Sport sollte in der Zeit der Heilungsphase vermieden werden.