Der auch als Bauchwassersucht bezeichnete Wasserbauch (Aszites) kann als Folge unterschiedlicher Erkrankungen auftreten und führt zur Ansammlung seröser Flüssigkeit im Bauchraum. In etwa 75 % aller Fälle ist eine Leberzirrhose für den Aszites verantwortlich. Doch auch andere Lebererkrankungen sowie Herzkrankheiten und diverse andere Gesundheitsprobleme können einen Aszites begünstigen. Lesen Sie in diesem Ratgeber mehr zu möglichen Ursachen sowie zu klassischen Beschwerden und der Behandlung bei Wasserbauch.
Wie entsteht ein Wasserbauch?
Bauchwassersucht entsteht prinzipiell in der sogenannten Bauchfellhöhle (Cavitas peritonealis), welche auch als Peritonealraum bekannt ist. Sie bildet einen spaltförmigen Hohlraum innerhalb des Bauchfells (Peritoneum) und liegt gemeinsam mit diesem in der Bauchhöhle (Cavitas abdominalis). Dabei beherbergt die Bauchfellhöhle eine Vielzahl an Nervenbahnen, Blutgefäßen sowie einen Großteil aller im Bauch gelegenen Organe.
Gefüllt ist die Bauchfellhöhle mit etwa 50 bis 80 ml seriöser oder Peritonealflüssigkeit. Diese dient als eine Art Dämpfungsmittel, um Organreibungen innerhalb der Bauchhöhle zu minimieren. Erkrankungen wie Leberzirrhose führen allerdings zu einer erhöhten Ansammlung von Flüssigkeiten in der Bauchfellhöhle. Dabei muss für den so entstehenden Aszites nicht ausschließlich Peritonealflüssigkeit verantwortlich sein. Darüber hinaus können die Ansammlungen von Flüssigkeit von der Bauchfellhöhle auch auf angrenzendes Bauchgewebe übergreifen. Je nach Lage und Konsistenz der angesammelten Flüssigkeit lässt sich hierbei zwischen folgenden Formen von Bauchwassersucht unterscheiden:
- nicht-entzündlicher Aszites – ist die Bauchwassersucht durch klare Flüssigkeitsansammlungen gekennzeichnet, handelt es sich meist um eine nicht-entzündliche Bauchwassersucht. Sie hat ihren Ursprung in einem gestauten Blutabfluss.
- entzündlicher Aszites – aufgrund von Entzündungen in der Bauchhöhle ist die Durchlässigkeit von Gefäßen und Organen im Bereich des Bauchraumes erhöht. Dies provoziert trübe, teilweise auch eitrige Ansammlungen von Flüssigkeit.
- chylöser Aszites – die Bauchwassersucht wird durch einen gestörten Lymphabfluss hervorgerufen und führt zu einer Ansammlung von milchigem Lymphwasser in der Bauchhöhle.
- hämorrhagischer Aszites – die Bauchwassersucht ist auf Einblutungen in den Bauchraum zurück zu führen, weshalb die angesammelte Flüssigkeit deutliche Blutbeimengungen enthält.
Ursachen für einen Aszites
Allen Erkrankungen in Bezug auf einen Wasserbauch ist gemeinsam, dass sie einen erhöhten Übertritt von Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in die Bauchfellhöhle provozieren. Hierfür können Krankheiten verantwortlich sein, die starken Bluthochdruck begünstigen, die Durchlässigkeit der Zellwände steigern oder den Lymphabfluss blockieren. Daneben sind auch Verletzungen und Mangelerscheinungen als Ursache des Aszites denkbar. Hier ein kleiner Überblick über die Ursachen:
- Leber- und Herzerkrankungen: In der Mehrzahl der Fälle entsteht ein Wasserbauch in Folge einer Leberzirrhose, wenn sich der Pfortaderdruck der Leber erhöht (portale Aszites). Ebenso können akute Leberschäden, ein venöser Verschluss innerhalb der Leber (Budd-Chiari-Syndrom) oder die durch eine Rechtsherzinsuffizienz entstehende Stauungsleber einen Wasserbauch herbeiführen.
- Entzündungen und Tumorerkrankungen: Durch Entzündungen im Bauchraum (z.B. Peritonitis oder Pankreatitis) wird die Durchlässigkeit der Zellwände erhöht. Dies führt zu einem vermehrten Austritt von Flüssigkeit im Bereich des Bauchraumes. Des Weiteren seien bestimmte Formen von Krebs, darunter Magen-, Darm-, Leber- oder Eierstockkrebs erwähnt, die durch Störungen im Lymphabfluss häufig einen chylösen Aszites auslösen. Zudem ist eine sogenannte Peritonealkarzinose denkbar, welche entsteht, wenn ein Krebs Metastasen im Bereich des Bauchfells provoziert.
- Eiweißmangel: Neben Erkrankungen kann sich auch starker Eiweißmangel durch einen Wasserbauch äußern. Der sinkende Eiweißanteil im Blutplasma hat einen Druckabfall in den Blutgefäßen zur Folge, wodurch es zu vermehrten Wassereinlagerungen im Körper kommt. Vor allem ein Proteinmangel an Albumin (Hypalbuminämie) führt dabei zu Aszites. Entstehen kann ein derartiger Eiweißmangel zum Beispiel durch Hungerkuren, Mangelernährung (z.B. Magersucht), Erkrankungen der Nieren (nephrotisches Syndrom) oder des Magen-Darm-Traktes (exsudative Gastroenteropathie).
- Traumata: Seltener ist für einen Wasserbauch eine Verletzung innerhalb des Bauchraumes ursächlich. Diese führt zur Perforation der inneren Organe und damit zu einer Blutansammlung in der Bauchfellhöhle. Es handelt sich beim Wasserbauch infolge einer Verletzung also um einen hämorrhagischen Aszites.
Symptome bei Wasserbauch
Die Symptome eines Wasserbauches ist abhängig von der Flüssigkeitsmenge, die sich im Bauchraum angesammelt hat. Kleinere Flüssigkeitsmengen führen in der Regel nicht zu Beschwerden. Erst wenn sich die Bauchfellhöhle merklich mit Flüssigkeit gefüllt hat, kann es zu Symptomen wie Bauchschmerzen, Druck- und Spannungsgefühlen sowie Bauchschwellungen kommen. Insgesamt können folgende Symptome auftreten:
- vergrößerter Baumumfang
- stark aufgeblähter Bauch
- Druckgefühl
- Gewichtszunahme
- Schmerzen
- Atemnot
- Nabelbruch
- Appetitlosigkeit
Diagnose und Therapie bei Aszites
Die Diagnose eines Wasserbauches wird innerhalb einer Untersuchung gestellt, bei der der Arzt den Bauch auf sichtbare Schwellungen analysiert. Um eine Adipositas auszuschließen, kommen eine Perkussionsuntersuchung und das Überprüfen des Bauches auf das Undulationsphänomen zum Einsatz. Letztere Maßnahme beschreibt das Anstoßen des Bauchraums mit einem leichten Fingerschlag. Lassen sich in Folge Stoßwellen ertasten, die von einer Flüssigkeit herrühren, gilt die Aszites als bestätigt.
Zur Ermittlung der Ursachen sind im Anschluss bildgebende Verfahren wie Ultraschall üblich, die neben der Flüssigkeitsansammlung auch Verletzungen und krankhafte Veränderungen der inneren Organe aufzeigen. Zusätzlich wird durch eine Punktion Aszites-Flüssigkeit entnommen und hinsichtlich vermeintlicher Erreger, Entzündungswerte oder eines verminderten Albuminwertes untersucht. Ergänzend erfolgt eine Blutbildanalyse. Die Behandlung des Aszites kann dann folgende Schritte beinhalten:
Je nach Befund richtet sich die Behandlung eines Wasserbauches vor allem nach der Grunderkrankung und umfasst eine Volumenminderung des Bauches. Der Wasserbauch selbst wird meist mit harntreibenden Medikamenten behandelt. Tritt hierbei keine Besserung ein, so kann die Flüssigkeit per OP aus dem Bauchraum abgesaugt werden. Insgesamt kommen folgende Therapievarianten zum Einsatz:
- Entwässerung und Diät: Um die Flüssigkeitsausscheindung des Körpers zu steigern, werden harntreibende Medikamente (Diuretika) wie Furosemid verabreicht. Gleichzeitig sollte die Flüssigkeitszufuhr vorübergehend beschränkt werden, um die Entwässerung positiv zu unterstützen. Ebenso können Ärzte eine kochsalzfreie Diät verordnen, um die Nierenfunktion anzuregen.
- Parazentese und PleurX-Aszites: Eine weitere Möglichkeit zur Entfernung der Flüssigkeit ist die sogenannte Parazentese. Hierbei wird die betroffene Bauchregion punktiert und in einzelnen Schritten je bis zu 500 ml der Aszites-Flüssigkeit abgepumpt. Alternativ kann ein dünner Silikonschlauch in die Bauchhöhle eingeführt werden, durch den die Peritonealflüssigkeit über das Unterhautfettgewebe nach außen abgeleitet wird.
- prosystemischer Shunt: Bei einem besonders stark ausgeprägten portalen Aszites kann durch einen Shunt eine Verbindung zwischen der Pfortader der Leber und der Hohlvene vor dem rechten Herzen gelegt werden. Der Blutfluss lässt sich so an der Leber vorbeileiten, was kurzzeitig zu einer Druckentlastung der Lebergefäße führt.
Wasserbauch – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Ob ein Aszites ausheilt und ohne Komplikationen verläuft, hängt in hohem Maße von der jeweiligen Ursache ab. Sobald diese vollständig ausgeheilt ist, sollte sich aber auch die Wasseransammlung normalisieren. Bis dahin sind flüssigkeitsausleitende Maßnahmen die beste Methode, um dem Aszites beizukommen. Dies gilt vor allem bei schweren Krankheiten wie Krebs oder einer Leberzirrhose.
- Unbehandelt kann ein Wasserbauch zu schweren Komplikationen wie akuter Atemnot, Flüssigkeitsansammlung im Brustraum (Hydrothorax) oder einer bakteriellen Entzündung der Bauchhöhle (Peritonitis) führen, wobei letztere eine schwerwiegende Infektion darstellt, die in 50 % der Fälle tödlich endet.
- Um einem Aszites vorzubeugen, sollten bei bestehenden Herz- und Lebererkrankungen regelmäßige ärztliche Kontrolltermine wahrgenommen werden. Nur so lassen sich Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum frühzeitig erkennen und behandeln. Patienten, die unter Leberkrankheiten leiden, sollten außerdem nicht mehr als 5 g Kochsalz pro Tag zu sich nehmen und trotz vermeintlicher Appetitlosigkeit auf eine ausgewogene Ernährung achten.
Fazit
Bei einem Wasserbauch hat sich im Peritonealraum der Bauchhöhle ein Übermaß an seröser Flüssigkeit angesammelt. Hierfür sind meist Erkrankungen der Leber, des Herzens, Eiweißmangel oder Störungen des Lymphflusses (z.B. durch spezielle Formen von Krebs) ursächlich. Die Behandlung eines Aszites erfolgt zunächst durch eine Verringerung der Flüssigkeit mittels harntreibender Medikamente oder Punktionen des Bauchraumes. Parallel hierzu muss eine Therapie der auslösenden Erkrankung vorgenommen werden. Denn nur, wenn die Ursache dauerhaft behandelt wird, kann auch der Aszites zurückgehen.