Die liquide Blockade im Ohr ist meist entweder mit einem dumpfen Klang, knackenden Geräuschen, stechenden Schmerzen oder in manchen Fällen sogar mit temporärer Taubheit auf dem betroffenen Ohr verbunden. Trotz ähnlicher Begleiterscheinungen können der Blockade aber verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Um das Ohr von Flüssigkeitsrückständen zu befreien, muss deshalb zwischen zwei unterschiedlichen Ansammlungsarten unterschieden werden.
Flüssigkeit im Außenohr
Befindet sich das Wasser im äußeren Bereich des Ohres, so ist es für gewöhnlich durch einen Besuch im Schwimmbad bzw. den Dusch- oder Badevorgang in das Gehör eingedrungen. Die Gründe für die Wasserrückstände im Ohr sind hier einerseits in der komplexen Beschaffenheit des Gehörgangs zu suchen, der mit seinem schmalen Gehörkanal und einem relativ spitzen Winkel vor dem Trommelfell ideale Schlupfwinkel für Flüssigkeiten bietet. Des Weiteren können große Ansammlungen von Ohrenschmalz das ins Ohr eingedrungene Wasser daran hindern, wieder vollständig ab zu fließen. So quellen die Schmalzpartikel beispielsweise des Öfteren noch weiter auf, sobald sie mit Flüssigkeit in Berührung kommen und sorgen daraufhin für einen vollständigen Verschluss des Gehörgangs.
Gefährlich ist bei dieser Art von Wasserrückständen vor allem die hohe Infektionsgefahr, denn mit dem Wasser können Keime und Bakterien ins Ohr gelangen. Aus diesem Grund sollten Wasserreste im Ohr sofort entfernt werden, um Infektionskrankheiten wie etwa eine Mittelohrentzündung zu vermeiden. Hier einige Methoden zur Entfernung:
- Legen Sie den Kopf schräg und hüpfen Sie auf der Stelle, um das Wasser im Ohr zu lockern.
- Reicht das Schräghalten des Kopfes nicht aus, versuchen Sie, einen leichten Gegendruck auf den Gehörgang aus zu üben und drücken Sie zu diesem Zweck leicht gegen den vor dem Ohreingang befindlichen Knorpelvorsprung.
- Eine Beseitigung des Problems durch Druckausgleich ist ebenfalls möglich. Wie es bei Luft im Ohr gelegentlich hilfreich ist, kann deshalb auch bei Wasseransammlungen das Zuhalten der Nase und Aufblähen der Backen von Nutzen sein.
Warme Luft kann den Gehörgang zusätzlich entspannen bzw. entkrampfen und dem Wasser somit ein leichteres Abfließen ermöglichen. Nehmen Sie zum Wärmen einen Föhn zur Hand und föhnen sie damit etwas warme Luft ins Ohr. Wenn Sie zusätzlich Ihr Ohr nach hinten ziehen, erreicht der Föhn mitunter auch das Wasser direkt und trocknet die Rückstände im Ohr. Oftmals staut sich das Wasser auch im Ohrschmalzlabyrinth des Gehörgangs. Für diesen Fall gibt es in der Apotheke Ohrschmalz lösende Tropfen (zum Beispiel Otowaxol), die einfach anzuwenden sind und das Wasser im Staukanal lösen können.
Sollte keiner der genannten Versuche Wirkung zeigen, suchen Sie bitte einen Ohrenarzt auf, denn hinter den Beschwerden können schlimmstenfalls noch ganz andere Erkrankungen, wie etwa der Tinnitus stecken. Gleiches gilt für den Fall, dass Wasseransammlungen im Ohr chronischer Natur sind. Hier ist meist zu fest sitzendes Ohrenschmalz der Grund, was eine Ohrenspülung durch den HNO-Arzt erforderlich macht.
Achtung: Benutzen sie zum Entfernen des Wassers unter keinen Umständen Wattestäbchen oder selbstgebastelte Stäbchenvorrichtungen, wie etwa aufgebogene Büroklammern oder Haarnadeln. Mit derartigen Methoden laufen sie nämlich Gefahr, ihren Gehörgang bzw. das Trommelfell ernsthaft zu beschädigen. Ein einfaches Abrutschen beim ‚Herumstochern‘ im Ohr reicht bereits aus, um herbe Verletzungen hervor zu rufen, die entweder zu Fehlfunktionen oder Infektionen (durch Bakterien) des Gehörs führen könnten.
Flüssigkeit im Mittelohr
Nicht zu verwechseln sind Wasseransammlungen im Außenohr mit einem Paukenerguss, bei dem sich ebenfalls Flüssigkeit einlagert, hier allerdings im Mittelohr. Die große Verwechslungsgefahr ergibt sich vor allem durch die nahezu identischen Symptome, wohingegen die Ursachen bei dieser Erkrankung völlig anders geartet sind.
Basis für jeden Paukenerguss sind Funktionsstörungen der Eustach’schen Röhre, auf die das Mittelohr mit entsprechender Sekretproduktion reagiert und somit den Druckausgleich der mittleren Ohrpartie beeinträchtigt. Die Fehlfunktionen selbst können dabei auf verschiedene Art und Weise verursacht werden. Zum einen kann eine Schwellung oder Entzündung der Mandeln, Nasennebenhöhlen, sowie ein Tuben- oder Nasenkatarrh für die Funktionsbeeinträchtigung verantwortlich sein, zum anderen ist es möglich, dass die Probleme in chronischen Stoffwechselkrankheiten und Behinderungen, wie dem Down-Syndrom oder einer Gaumenspalte begründet liegen. Um aber den genauen Grund zu ermitteln, müssen sowohl das Trommelfell, als auch die Nasen- und Rachenpartie vom HNO-Arzt genauer untersucht werden. Erst dann können Gegenmaßnahmen ergriffen werden, die sich mitunter wie folgt gestalten:
- Ist das Sekret bereits zähflüssig oder mit Blut vermengt, kommen zunächst Arzneimittel zur Sekretverflüssigung zum Einsatz. Zudem können Nasenspülungen oder Wärmebehandlungen wie medizinische Dampfbäder den Sekretabfluss weiter unterstützen.
- Liegen neben dem Paukenerguss Entzündungen oder Schwellungen von für die Erkrankung relevanten Organen vor, wenden HNO-Ärzte in der Regel Medikamente an, die entweder einen Infektionsrückgang oder ein Abschwellen und somit auch eine bessere Luftzirkulation des Mittelohrs bewirken.
- Auch operative Eingriffe sind denkbar. Je nach Ursache kommen hier vor allem die Entfernung geschwollener Mandeln oder das Absaugen des Sekretes über einen kleinen Schnitt in das Trommelfell zum Einsatz.
Fazit
Wasser im Ohr kann wirklich störend sein und birgt die Gefahr, dass Bakterien in den Gehörgang gelangen, um dort Entzündungen auszulösen. Auch wenn der Griff zum Wattestäbchen bei derlei Beschwerden serh verlockend ist, sollten Sie darauf unbedingt verzichten. Es gibt bessere Methoden wie Hüpfen mit schräg gelegtem Kopf, lauwarme Luft durch einen Föhn in Kombination mit Ziehen des Ohres oder in schlimmen Fällen auch spezielle Ohrentropfen. Sollten die Beschwerden auf diesem Weg nicht verschwinden, ist der Gang zum HNO-Arzt unvermeidlich. In solchen Fällen kann das Wasser im Ohr auch schlimmere Ursachen haben, die untersucht werden sollten.