In der Physiotherapie bestehen verschiedene Anwendungsbereiche. Ziel ist es, eine Verbesserung der Bewegungs- und Funktionsfähigkeit zu erreichen, diese zu erhalten oder wiederherzustellen. Mithilfe der Physiotherapie lassen sich vielfältige Beschwerden lindern. Physiotherapie war früher primär Bewegungstherapie und wurde häufig auch als Krankengymnastik bezeichnet. Die verschiedenen Therapien dürfen ausschließlich ausgebildete Physiotherapeuten durchführen. Sie gilt als sinnvolle Alternative zu operativen oder medikamentösen Behandlungen oder ergänzt diese. Für die Physiotherapeutin Susanne Prietz ist aktive Physiotherapie „die selbstständige Ausführung von Bewegungen durch den Patienten, um Beschwerden zu heilen oder vorzubeugen“. Die passive Therapie übernimmt der behandelnde Arzt.
Wann ist Physiotherapie sinnvoll?
Der Physiotherapie kommt speziell im Bereich der Prophylaxe ein besonderer Stellenwert zu. Die Schulung des Körperempfindens trägt beispielsweise dazu bei, Fehlhaltungen zu erkennen und zu verhindern. „Wir schaffen es, mit ganz natürlichen Reizen und Reaktionen Prozesse in Gang zu setzen, die langfristig Gesundheit und Lebensqualität verbessern„, sagt die Professorin für Physiotherapie Andrea Pfingsten von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg. So kann jeder beispielsweise lernen, seine schlechte Körperhaltung am Schreibtisch zu erkennen.
Auch bei ambulanten und stationären Behandlungen wird häufig Physiotherapie herangezogen, um Heilungsprozesse zu unterstützen. „Sie ist im Rahmen der Rehabilitation, etwa nach einem Unfall oder einem Schlaganfall, unverzichtbar“, erklärt Susanne Prietz, Geschäftsführerin und Gründer der Therapiezentrum Prietz GmbH.
Die Kernziele der Physiotherapie
Zu den wesentlichen Kernkompetenzen der Physiotherapie zählen:
- Stoffwechsel unterstützen und Durchblutung fördern
- Schmerzen beseitigen oder zumindest lindern
- Ausdauer und Kraft steigern
- Koordinationsfähigkeit schulen
- Beweglichkeit fördern
Die Zielbereiche stehen aber nicht alleine, sondern beeinflussen sich wechselseitig. „Sie kommt auch im Wellnessbereich zum Einsatz, um das geistige und körperliche Wohlbefinden zu steigern und eine wohltuende Auszeit vom Alltag zu erleben“, so die Physiotherapeutin Susanne Prietz.
Normalerweise erfolgt die physiotherapeutische Behandlung in einer Praxis. Bei Krankengymnastik besteht aber mitunter die Option auf eine Videotherapie, die einen anderen Vermittlungsweg bietet: „Allerdings machen wir immer noch das Gleiche: Aktive Krankengymnastik, Feedback zu Bewegungsdurchführung und Aufklärung/Edukation”, wie Uwe Eisner, Vorsitzender von Physio-Deutschland, erklärt.
Welche Behandlungsformen gibt es in der Physiotherapie?
Eine Therapieform ist die manuelle Lymphdrainage, etwa bei geschwollenen Händen. Sie kommt dann zum Einsatz, wenn sich Lymphflüssigkeit schmerzhaft im Gewebe staut. Das passiert beispielsweise nach einer Operation, wenn Lymphbahnen infolge eines Hautschnitts durchtrennt wurden. „Bei der Lymphdrainage wird die gestaute Gewebsflüssigkeit mit sanften Bewegungen der Hände in die Bereiche geleitet, in denen das Lymphsystem noch gesund ist, um dort dann abtransportiert zu werden“, erklärt Physiotherapeutin und Dozentin Brigitte Szagarus-Heidemann
Die Bobath-Therapie ist hingegen ein interdisziplinärer Ansatz, bei dem Pflegekräfte, Ärzte, Physio- und Ergotherapeuten eng zusammenarbeiten, um Patienten während der Rehabilitation etwa nach einem Schlaganfall, einer Schädel-Hirn-Verletzung oder bei Multipler Sklerose zu unterstützen. Hier geht es darum, die verloren gegangene Bewegungsfähigkeit so weit wie möglich wiederzuerlangen, Schmerzen oder Versteifungen zu verhindern und das Wohlbefinden zu steigern.
Zu den Aufgabenbereichen eines Physiotherapeuten zählt auch die Migräne-Therapie. Migräne kann den Alltag der Betroffenen stark einschränken. Da das Krankheitsbild sehr komplex ist, existieren verschiedene Therapieformen. Oft werden modale Therapieansätze angewendet, wobei die Physiotherapie ein fester Bestandteil ist. Sie lindert Schmerzen, wirkt aber auch vorbeugend. Um die Migräneintensität und die Anzahl der Migräneattacken zu beeinflussen, spielen auch nichtmedikamentöse Verfahren eine wichtige Rolle. Dazu meint Kopfschmerzexperte Dr. Jan-Peter Jansen: „Wir empfehlen Entspannungsverfahren wie progressive Muskelrelaxation, Yoga, autogenes Training, Tai-Chi, Qigong, Stressbewältigungstraining oder Biofeedback.“
Was ist ganzheitliche Physiotherapie?
Die ganzheitliche Physiotherapie hat – wie die ganzheitliche Medizin – nicht nur bestehende körperliche Beschwerden im Blick. Es geht darum, den Patienten durch gezielte, auch vorbeugende Maßnahmen zu mehr Wohlbefinden und Ausgeglichenheit zu verhelfen.
Hierzu kommen verschiedene Techniken zum Einsatz, die die Selbstheilungskräfte der Patienten aktivieren. Dabei üben sie ein Bewegungsverhalten, das sie im Alltag anwenden können, und erlernen Bewegungsabläufe, um schmerzfrei leben zu können.
Bei Schmerzen und Bewegungsstörungen geht es nicht darum, die Symptome zu behandeln, sondern an den Ursachen zu arbeiten. Diesen ganzheitlichen Ansatz verfolgt auch die Physiotherapeutin Susanne Prietz. Am neuen Standort „Löbtauer66“ in Dresden entsteht ein sehr modernes und innovatives Therapiezentrum. „Hier wollen wir Experten für Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie sowie Ernährungsberatung und Podologie mit ihrer Expertise bündeln und unseren Patienten einen ganzheitlichen Ansatz bieten“, sagt Susanne Prietz zur Eröffnung des neuen Therapiezentrums im Jahr 2024. Natürlich behandeln die Physiotherapeuten zunächst Schmerzen und Verspannungen, also die Symptome. Doch das Hauptaugenmerk liegt auf den Möglichkeiten, die Beschwerden in der Zukunft zu verhindern. Dabei berücksichtigen sie auch psychische Ursachen bei Diagnose und Behandlung.
Fazit
Physiotherapie kann helfen, die Bewegungsfähigkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Sie umfasst breite Anwendungsmöglichkeiten und bietet schnelle sowie nachhaltige Hilfe bei körperlichen Symptomen, chronischen Erkrankungen und Bewegungseinschränkungen. Gezielte Übungen helfen, das alltägliche Leben erträglicher zu machen und die Lebensqualität zu verbessern. Dabei ist die aktive Mitwirkung des Patienten unbedingt erforderlich.