Ob Hobbysportler oder Profi, eine Wadenzerrung (Distension) kann jeden treffen. Die Muskelzerrung betrifft einen wichtigen Teil des Bewegungsapparates, da unsere Waden täglich im Einsatz sind. Bei einer Zerrung ist die Funktionalität der Wadenmuskulatur demzufolge eingeschränkt. Dies wiederum kann leichte bis mittelschwere Bewegungseinbußen für den betroffenen Unterschenkel bedeuten. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr zu dieser Form der Muskelzerrung.
Entstehung einer Wadenzerrung
Die menschlichen Waden setzen sich maßgeblich aus dem Wadenbein (Fibula), sowie dem als Zwillingsmuskel bekannten Wadenmuskel (Musculus gastrocnemius) zusammen. Letzterer ist eng mit dem sogenannten Schollenmuskel (Musculus soleus) verbunden und bildet gemeinsam mit ihm den dreiköpfigen Wadenmuskel (Musculus triceps surae). An der Hinterseite des Unterschenkels (Crus) befindlich, ist die Wadenmuskulatur an fast allen Bein- und Kniebewegungen beteiligt. Damit stellt der Muskelverbund den mit am stärksten geforderten Muskelabschnitt der Beine dar.
Es ist somit also kein Wunder, dass gerade laufintensive Sportarten leicht für eine Zerrung an den Waden sorgen können. Wie alle Muskelzerrungen beruht auch sie auf einer Überdehnung der Muskeln. Diese kann oftmals kleinere Faserrisse an den umliegenden Sehnen und Bändern oder gar am Muskel selbst provozieren. Symptomatisch zeichnet sich eine Muskelverletzung dieser Art vor allem durch krampfartige Schmerzen aus. Ebenso kann es zu vorübergehenden Muskelverhärtungen kommen.
Ursachen für eine Wadenzerrung
Wie bereits erwähnt, ist die Wadenmuskulatur der mitunter am stärksten beanspruchte Muskelabschnitt des Unterschenkels. Dabei können vor allem ungünstige Bewegungen beim Sport eine Zerrung im Wadenbereich begünstigen. Allerdings gibt es auch andere mögliche Ursachen für Wadenzerrungen. Im Folgenden werden Einzelheiten zu den Ursachen aufgezeigt:
- Überlastung beim Sport: Abrupte Start- oder Stoppbewegungen, wie auch ein allzu schwungvoller Ausfallschritt beim Laufen sind die häufigsten Ursachen für Muskelzerrungen im Wadenbereich. Daneben können auch falsche Laufschuhe und mangelndes Aufwärmen der Muskulatur vor dem Sport eine Zerrung begünstigen. In allen genannten Fällen sind die Wadenmuskeln nicht ausreichend auf die plötzliche Belastung vorbereitet. Dies erhöht das Risiko einer Muskelverletzung deutlich.
- Mangelversorgung: Wie der Rest unseres Körpers sind auch die Muskeln auf eine ausreichende Mineral- und Nährstoffversorgung angewiesen, um gesund und funktionstüchtig zu bleiben. Insbesondere ein Mangel an Magnesium oder Kalzium führt hier schnell zu erhöhter Verletzungsgefahr. Darüber hinaus sorgt auch ein Mangel an Flüssigkeit gerne für eine Muskelverletzung und kann so eine Zerrung der Wadenmuskulatur begünstigen.
- Erkrankungen der Waden: Hin und wieder beruhen Muskelzerrungen auch auf einer bestehenden Vorerkrankung. Für eine Zerrung im Wadenbereich kommen diesbezüglich vor allem Fehlstellungen der Füße oder Beine als Ursache in Frage. Ferner sind die Muskulatur betreffende Gewebeschwächen als Auslöser von Muskelzerrungen nicht zu unterschätzen. Sie lassen Muskulatur oft schon bei augenscheinlich moderater Belastung eine Verletzung erleiden.
Symptome einer Zerrung im Wadenbereich
Ob nun durch falsche Laufschuhe, abrupte Bewegungen oder eine andere gängige Ursache – eine Zerrung der Waden macht sich meist anhand typischer Beschwerden bemerkbar. Da ist zum einen ein Ziehen an der Unterschenkelrückseite, welches sich im späteren Verlauf zu einem Stechen wandeln kann. Darüber hinaus zeigt die Wadenzerrung erfahrungsgemäß folgende Symptome:
- Funktionsverlust und Bewegungseinbußen
- Schwellungen im Wadenbereich
- Schwierigkeiten beim Stehen auf den Zehenspitzen
- stechende oder ziehende Schmerzen, die sich schleichend entwickeln
- Verhärtung der Wade
- Wadenkrämpfe
- reflexartige Muskelkontraktionen
Diagnose und Therapie bei Wadenzerrung
Eine Wadenzerrung kann leicht selbst auskuriert werden. Klingen die Beschwerden über Tage hinweg jedoch nicht ab oder werden gar stärker, ist ein Arztbesuch dringend angeraten. Dieser wird zunächst eine gründliche Anamnese des Patienten durchführen. Dabei müssen genau die Umstände hinterfragt werden, die zur Muskelzerrung im Wadenbereich geführt haben. Im Anschluss wird die Wade einer Bewegungsprüfung unterzogen.
Da eine Wadenzerrung durch bildgebende Verfahren kaum festgestellt werden kann, erfolgt die weitere Diagnose im Ausschlussverfahren. Hierbei wird in erster Linie überprüft, ob außer einer Zerrung noch weitere Verletzungen (z.B. Muskelfaserrisse) bestehen. Für die Behandlung der Wadenzerrung ist dann neben der Vergabe schmerzlindernder Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac vor allem die sogenannte PECH-Regel relevant:
- P für Pause: Bei einer Zerrung der Wadenmuskeln ist es zwingend erforderlich, die sportliche Betätigung vorübergehend zu pausieren. Ratsam ist eine komplette Entlastung des Beins und somit der Wade für ca. 3 Tage. Um nicht gleich wieder eine Zerrung zu riskieren, sollte nach der Pause ein Aufbautraining mit einem Physiotherapeuten folgen.
- E für Eis: Kühlung gilt neben der sofortigen Ruhigstellung der Wade als wichtigste Sofortmaßnahme bei Wadenzerrungen. Die Kühlung geschieht am besten durch in Tücher eingewickelte Eiswürfel oder kalte Gel-Kissen, da sich diese der Wade optimal anpassen.
- C für Compression: Auch ein stützender Kompressionsverband lindert bei Zerrungen die Symptome und entspannt den Muskel. Zudem wirkt sich die feste Bandage positiv auf mögliche Schwellung aus. Beachtet werden sollte jedoch, dass der Verband nicht zu fest gewickelt werden darf, um die Durchblutung der betroffenen Wade nicht zu beeinträchtigen.
- H für Hochlagern: Um die Wade weiter zu entlasten, schreibt der letzte Teil der PECH-Regel vor, das Bein hoch zu lagern. Zum einen gehen Schwellungen hierdurch schneller zurück. Zum anderen wird das Risiko von Einblutungen in das gezerrte Gewebe minimiert. Letztere treten vor allem dann auf, wenn neben der Zerrung noch eine weitere Folgeverletzung im Bereich der Wade vorliegt.
Wadenzerrung – Infos zu Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Bei Zerrungen der Wade handelt es um relativ leichte Verletzungen. Bei richtiger Behandlung kann die Zerrung schon nach 3 bis 4 Tagen ausgeheilt sein. Komplikationen entstehen jedoch, wenn mit der gezerrten Wade ein Muskelfaser-, Sehnen- oder Bänderriss einherging. Hier könnte der Heilungsverlauf etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Gleiches gilt für gezerrte Waden, die nicht ausreichend geschont werden. Gerade als Sportler sollten Sie die empfohlene Ruhephase deshalb ernst nehmen und ihr Training bis zur vollständigen Regeneration ihrer Wade aussetzen.
- Präventiv ist es im Falle der Wadenzerrung wichtig, die Wadenmuskulatur vor dem Sport gut aufzuwärmen und zu dehnen. Ebenso ist die richtige Wahl der Laufschuhe von Bedeutung, um einer Muskelzerrung dieser Art vorzubeugen. Die Dauer und Stärke der sportlichen Betätigung muss ferner der eigenen körperlichen Fitness angepasst sein. Ist Joggen der Sport Ihrer Wahl, sollten Sie auf einen ebenen Untergrund achten. In unebenem Gelände ist das Verletzungsrisiko nämlich deutlich erhöht.
- Da auch Mineral-, Nährstoff- und Flüssigkeitsmangel eine Zerrung begünstigen können, raten wir zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Bedenken Sie dabei, dass die Muskeln aktiver Sportler deutlich mehr Mineralien und Nährstoffe benötigen als die von Nicht-Sportlern. Eine entsprechende Erhöhung der Kalzium- und Magnesiumzufuhr ist deshalb äußerst sinnvoll.
Fazit
Kleine Fehler beim Sport sind klar die häufigste Ursache für Wadenzerrungen. Doch können auch andere Faktoren wie Gewebeschwächen oder Mangelerscheinungen eine Muskelverletzung dieser Art begünstigen. Zur geeigneten Prävention sollten Sie beim Sport nicht nur geeignete Laufschuhe tragen und Bewegungen sauber ausführen. Auch eine ausreichende Mineral-, Nährstoff- und Flüssigkeitszufuhr sind unerlässlich, um die Wadenmuskulatur vor Zerrungen zu bewahren. Sollte es dennoch einmal zu einer Wadenzerrung kommen, reicht für gewöhnlich die Anwendung der PECH-Regel aus. Hierbei geht es neben entsprechender Kühlung vor allem um eine angemessene Schonung der gezerrten Wade, damit sie so schnell wie möglich wieder einsatzfähig ist.