Bei einer Vorhautverengung (Phimose) erscheint die Öffnung der Vorhaut über dem Penis verengt, sodass sie sich nicht mehr oder nur teilweise hinter die Peniseichel zurückstreifen lässt. Der Versuch des Zurückstreifens ist dabei häufig mit Schmerzen verbunden. Je nach Schweregrad der Phimose kann diese Entzündungen und Gewebeschäden herbeiführen. Eine Beschneidung ist dann häufig der einzige Ausweg, um die Beschwerden zu behandeln. Lesen Sie in diesem Ratgeber mehr zu Ursachen und Optionen der Behandlung.
Entstehung von Vorhautverengungen
Die Penisvorhaut (Präputium penis) ist ein Hautstück, dass beim Mann die empfindliche Peniseichel (Glans penis) umgibt und vor äußeren Einflüssen schützt. Zusammen mit dem Vorhautbändchen (Frenulum), das die Vorhaut an der Eichel fixiert, zählt sie zu den erogenen Zonen des Mannes. Innerhalb der Entwicklung eines männlichen Embryos sind Vorhaut und Eichel zunächst noch fest miteinander verklebt (Präputialverklebung). Diese angeborene Verwachsung löst sich in der Regel innerhalb der ersten Lebensjahre auf.
Selten kann die Verklebung aber auch bis in die Pubertät oder das Erwachsenenalter andauern, was bei Betroffenen meist zu Unbehagen und Schmerzen im Alltag führt. Ebenso können Vorhautverengungen durch Vernarbungen in Folge einer Verletzung oder Hauterkrankung entstehen und so ein Zurückstreifen der Vorhaut unmöglich machen. Je nach Ursache kann eine Vorhautverengung wie folgt differenziert werden:
- physiologische Phimosen – diese Variante ist angeboren und einer postnatalen Präputialverklebung geschuldet.
- pathologische Phimosen – sekundäre Vorhautverengungen, die durch Erkrankungen oder Verletzungen entsteht, welche eine Vorhautvernarbung zur Folge haben.
- Paraphimose – diese auch als spanischer Kragen bekannte Vorhautverengung stellt einen medizinischen Notfall dar und bedarf umgehend ärztlicher Behandlung. Die Phimose führt hier zu einer Einklemmung der Peniseichel und kann deren Blutversorgung vollständig abschnüren.
Ursachen für eine Phimose
Eine Phimose ist meist angeboren, wobei die genetischen Ursachen, die zu einem Fortbestand der Präputialverklebung führen, noch unklar sind. Besser bekannt sind dagegen die Ursachen einer pathologischen Phimose sowie der Paraphimose. Dazu gehören:
- Verletzungen: Vernarbungen der Vorhaut können durch Verletzungen entstehen, bei denen die Vorhaut beschädigt wird. Hierzu zählen sogenannte Retraktionsversuche, bei denen entweder zu früh oder gewaltsam versucht wird, die verklebte Vorhaut zurückzuschieben. Gerade die Paraphimose wird so häufig ausgelöst. Zusätzlich kommen auch alltägliche Verletzungen wie das Einzwicken der Vorhaut in einem Reißverschluss für die vernarbte Phimose in Frage.
- Hauterkrankungen: Besonders häufig wird die pathologische Phimose durch Hauterkrankungen hervorgerufen, die zur Narbenbildung, Schrumpfung oder Verklebung der Vorhaut führen. Die Ursache hierfür sind entzündliche Autoimmunerkrankungen wie Balanitis xerotica obliterans oder Lichen sclerosus et atrophicus. In beiden Fällen ist ein Zurückstreifen der Vorhaut über die Eichel unmöglich oder sehr schmerzhaft.
- Behandlungskomplikationen: Das Legen eines Blasenkatheters, wie auch die unsachgemäße Behandlung einer Phimose im Kindesalter kann zu zahlreichen Komplikationen führen. Diese lösen in Folge wiederum eine Paraphimose aus. Hier ist schnelles Handeln gefragt, um die Blutversorgung des männlichen Glieds zu erhalten und ein Absterben von Gewebe zu verhindern.
Symptome einer Phimose
Eine Vorhautverengung macht sich zunächst dadurch bemerkbar, dass sich überschüssige Vorhautstücke nicht mehr oder nur teilweise zurückschieben lassen. In schwacher Ausführung führt dies meist keine Beschwerden herbei. Je stärker die Verengung jedoch ist, desto schmerzhafter werden etwaige Retraktionsversuche. Zusätzlich können sich Symptome wie Juckreiz, Rötungen, Probleme beim Wasserlassen oder eine Vorhautballonierung zeigen. Insgesamt kann eine Phimose mit folgenden Symptomen einhergehen:
- Schmerzen beim Wasserlassen
- unkontrollierbarer oder abgeschwächter Harnstrahl
- Entzündungen der Penisvorhaut oder Peniseichel
- Vorhautentzündungen oder Eichelentzündungen
- Schwellungen und Blutstau im vorderen Penisbereich
- Ballonierung der Vorhaut
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Diagnose und Therapie bei Phimose
Für die Diagnose von Vorhautverengungen begeben sich Männer am besten in die Hände eines Urologen. Nach einer ausführlichen Anamnese nimmt dieser zuerst eine körperliche Untersuchung vor. Hierbei wird der Penis vor allem im Eichelbereich auf Verfärbungen oder Schwellungen untersucht. Anschließend wird die Retraktierbarkeit der Vorhaut überprüft und ermittelt, ob durch die Verengung bereits Schäden an der Eichel oder dem Vorhautbändchen eingetreten sind.
Die Behandlung einer Vorhautverengung richtet sich nach dem Schweregrad der Phimose und den auftretenden Beschwerden. Bei angeborenen Phimosen wird eine Beschneidung oft vorsorglich schon im Kindesalter vorgenommen. Bei pathologischen Vorhautverengungen setzen Ärzte dagegen zunächst häufig auf konservative Therapien, um die Verengung schonend und ohne Komplikationen zu behandeln. Eine operative Korrektur wird hier meist erst vorgenommen, wenn konservative Methoden erfolglos bleiben oder sich die Vorhautverengung aufgrund von entzündlichen Hauterkrankungen gebildet hat. Einzelheiten zu möglichen Formen der Behandlung hier noch einmal in Kürze:
- Salben: Durch steroid- oder corticoidhaltige Salben kann eine verengte Vorhaut wieder gedehnt oder eine bestehende Verklebung der Vorhaut mit der Eichel aufgelöst werden. Hierzu werden Vorhaut und Eichel soweit möglich innerhalb mehrerer Wochen täglich eingecremt und schrittweise versucht, die Vorhaut hinter die Eichel zu schieben.
- Triple Inzision: Zu den denkbaren Methoden einer Operation bei Vorhautverengungen zählt zum einen die Triple Inzision. Im Verlauf der Operation wird die Vorhaut durch Inzisionen erweitert, auf die erforderliche Größe gedehnt und anschließend wieder vernäht.
- Zirkumzision: Im Fall einer auch als Beschneidung bekannten Zirkumzision wird entweder nur der verengte Bereich (partielle Zirkumzision) der Vorhaut oder die gesamte Vorhaut (vollständige Zirkumzision) chirurgisch entfernt. Eine Beschneidung ist in der Regel allerdings nur bei stark ausgeprägten Phimosen notwendig. Bei Kindern wird inzwischen dazu geraten, Zirkumzisionen nur durchführen zu lassen, wenn sich eine klare Beeinträchtigung für das künftige Leben des Kindes abzeichnet.
- Präputiumplastik: Die Präputiumplastik ist eine minimal invasive Alternative zur Operation und zur herkömmlichen Inzision. Die Vorhaut bleibt bei diesem Verfahren vollständig erhalten, da hier nur kleine Längsschnitte gesetzt werden, um das Hautgewebe leicht zu dehnen. Anschließend werden die Wunden quer vernäht und die Verengung damit schonend behoben.
Vorhautverengung – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Eine Phimose löst sich in der Regel innerhalb der ersten Lebensjahre selbstständig auf und bedarf keiner Behandlung, solange keine Beschwerden auftreten. Mehr noch, sollten operative Eingriffe im Kindesalter nur bei absoluter Notwendigkeit vorgenommen werden, weil die Operation diverse Risiken birgt. So ist zum Beispiel immer wieder von Empfindungsstörungen zu hören, die auf Verletzungen im Bereich der Penisnerven und -gefäße beruhen. Diese können später das Alltags- und Sexualleben der Jungen enorm beeinträchtigen oder gar weitere Phimosen begünstigen. Es darf bei allen Diskussionen zum Hygiene- und Präventionswert von Beschneidungen nicht vergessen werden, dass die Penisvorhaut mit ihren sensiblen Tastkörperchen beim Mann gut 70 % der genitalen Empfindungsfähigkeit stellt. Die Vorhaut zu entfernen bedeutet, diese Sensibilität in größtenteils zu opfern. Eine Entscheidung, die die Betroffenen selbst fällen sollten.
- Von einer Beschneidung abzusehen, ist allerdings nicht in jedem Fall möglich. Eine stark ausgeprägte Vorhautverengung kann unbehandelt nämlich zu wiederkehrenden Entzündungen und weiteren Vernarbungen der Vorhaut führen. Ebenso kann sich eine Paraphimose entwickeln, die Ödeme, Gangräne und im schlimmsten Fall das Absterben der Eichel provoziert. Hier ist eine Operation optionslos, um die Gesundheit des Penis zu erhalten.
- Eine Vorhautverengung kann nicht durch gesonderte Maßnahmen verhindert werden, da sie meist angeboren ist. Vernarbungen der Vorhaut lässt sich allerdings durch sanfte Behandlung des besten Stücks vorbeugen. Gewaltsame Retraktionsversuche sollten hierzu nicht stattfinden.
Fazit
Phimosen können in jedem Lebensalter (z.B. durch angeborene Präputialverklebung, Verletzungen oder Hauterkrankungen) entstehen. Bei angeborenen Vorhautverengungen bildet sich die Engstelle oftmals bis zur Pubertät zurück und sollte nur dann operativ entfernt werden, wenn sie deutliche Einschränkungen oder Beschwerden hervorruft. Salben sowie eine minimalinvasive Präputikumplastik sind einer „Präventivbeschneidung“ hier klar vorzuziehen, um die genitale Empfindungsfähigkeit der männlichen Kinder so gut wie möglich zu erhalten. Alternativlos ist eine Beschneidung hingegen bei extremen Phimosen oder Paraphimosen. Hier ist schnelles Handeln gefragt, um Blutzufuhr, Potenz und Intaktheit des männlichen Genitals zu schützen.