In Deutschland gibt es derzeit etwa 15.000 Pflegeheime mit insgesamt über 765.000 Beschäftigten, hinzu kommen die ambulanten Pflegedienste. Die Mehrheit der Angestellten arbeitet in Teilzeit. In den kommenden Jahren wird der Bedarf an Fachkräften in Pflegeberufen drastisch zunehmen, Personen mit entsprechender Qualifizierung werden händeringend gesucht. Um einen drohenden Pflegenotstand zu verhindern, müssen zahlreiche Herausforderungen gemeistert werden. Neben verbesserten Arbeitsbedingungen und höherer Entlohnung von Pflegekräften sollen vor allem Fachkräfte aus dem Ausland eingesetzt werden, um den Personalmangel zu kompensieren.
Fachkräftemangel besteht seit Jahren
Das derzeit existierende Problem in der deutschen Pflegebranche herrscht seit Jahren. Da nahezu alle Bundesländer von dieser Tatsache betroffen sind, lässt sich der derzeitige Mangel nicht auf regionale politische Fehlentscheidungen zurückführen. Vielmehr handelt es sich um ein gesamtdeutsches Phänomen, welches seit Jahrzehnten, ähnlich dem sozialen Wohnungsbau, von allen Parteien zu wenig beachtet wurde. Neben dem Handwerk herrscht vor allem in der Pflege akuter Fachkräftemangel. Gründe hierfür sind oft der schlechte Ruf in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Gehalt innerhalb dieser Branche. Um auf dieses Problem zu reagieren, erprobt die Politik diverse Pilotprojekte. Seit 2016 beispielsweise werden junge Vietnamesen und Vietnamesinnen in Deutschland zur Krankenpflegekräften ausgebildet. Auch die Beschäftigung von Flüchtlingen in der Altenpflege wird aktiv von der Bundesregierung forciert. Darüber hinaus gibt es mittlerweile auch zahlreiche private Dienstleister, die sich auf die Vermittlung von Pflegekräften aus dem Ausland spezialisiert haben.
Vergleichbarer Ausbildungsstandard muss sichergestellt werden
Wer in Deutschland offiziell als Fachkraft gilt, ist gesetzlich klar geregelt. Als Fachkraft zählen alle Personen, die eine kaufmännische, gewerbliche oder sonstige Ausbildung absolviert haben. Im Zuge der Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten soll der Kreis auch auf Hochschulabsolventen und weiteren Personen mit qualifizierter Berufsausbildung erweitert werden. Neben den fachlichen Qualifikationen spielen selbstverständlich auch Sprachkenntnisse eine Hürde für viele potenzielle Bewerber dar. Deutschkenntnisse auf dem Sprachniveau B2 gelten hier als Mindestvoraussetzungen für den beruflichen Einstieg. Ein neuer Gesetzentwurf soll die Bedingungen nun auflockern.
Neuer Gesetzentwurf soll Einstieg einfacher machen
Der Bundesrat will das bestehende Einwanderungsgesetz für Fachkräfte jetzt ändern. Die Voraussetzungen für die Einreise zur Ausbildungssuche seien „zu hoch und nicht praxisgerecht“. So sollen mit der Gesetzesänderung beispielsweise auch Sprachkenntnisse mit Niveau B1 ausreichend sein. Sowohl für Fachkräfte aus EU-Ländern als auch aus Drittstaaten soll Deutschland darüber hinaus wesentlich attraktiver werden. Sofern es der Aufenthaltsstatus zulässt, sollen auch Personen mit Fluchthintergrund in Pflegebetrieben beschäftigt werden dürfen. Gesetzliche Rahmenbedingungen sind die eine, die praktische Umsetzbarkeit hingegen ist eine ganz andere Sache. Ausländische Pflegekräfte stellen durchaus eine Lösung dar, um auf den Pflegenotstand zu reagieren. Viele potenzielle Anwerber verfügen über umfangreiche Ausbildungen und teilweise auch ein abgeschlossenes Studium. Die größte Herausforderung ist und bleibt für viele die Sprache. Ohne ausreichende Kommunikationsfähigkeiten ist es gerade in der Pflege kaum möglich adäquat zu arbeiten. Ein anderes Argument, was die dauerhafte Beschäftigung ausländischer Pflegekräfte eher kritisch betrachtet, ist die Tatsache, dass die Pflegekräfte auch in ihren Heimatländern gebraucht werden.
Personalvermittlung aus dem Ausland als ein Baustein
Nicht nur aus dem osteuropäischen und asiatischen Raum werden verstärkt Fachkräfte angeworben. Zunehmen finden auch Pflegefachkräfte aus Südamerika Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Viele von ihnen verfügen über ein abgeschlossenes Studium der Pflegewissenschaften oder andere anerkannte Berufsabschlüsse, die sie für den hiesigen Arbeitsmarkt qualifizieren.
Medizinische Personalvermittlung von qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland ist ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht den Fachkräftemangel zu überwinden. Vermittlungsunternehmen übernehmen dabei die Vorauswahl geeigneten Personals und bieten geeigneten Kandidaten auch Sprachkurse an um alle Voraussetzungen für die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt sicher zu stellen. Potenzielle Bewerber für deutsche Pflegeeinrichtungen verfügen allesamt über akademische Berufsabschlüsse mit Berufstiteln, die auch in Deutschland anerkannt sind. Experten sehen in der Anwerbung von ausländischen Fachkräften für die Pflege jedoch nicht mehr als einen von vielen Bausteinen, die nötig sind, um den Pflegemangel langfristig unter Kontrolle zu bringen. Von besonderer Bedeutung sei es vor allem den Pflegeberuf in Deutschland attraktiver für junge Menschen zu machen. Somit würden sich auch wieder mehr für eine Ausbildung in einem Pflegeberuf entscheiden.
Ausblick
Innerhalb der nächsten Jahre wird sich der Pflegemangel nicht beseitigen lassen, besonders in der Altenpflege bleibt die Lage sehr angespannt. Allein die demografische Entwicklung wird in den nächsten Jahren einen enormen Bedarf an zusätzlichem Pflegepersonal erfordern. Hier müssen vor allem intelligente Lösungen entwickelt werden, um freie Stellen langfristig auch besetzen zu können. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 insgesamt zwischen 500.000 und einer Million unbesetzte Stellen in der deutschen Pflegebranche geben wird. Nur eine Kombination verschiedener Lösungsansätze und Maßnahmen können auf absehbare Zeit eine Entspannung auf dem deutschen Pflegemarkt bewirken. Dazu gehören neben politischen Rahmenbedingungen auch Förderprogramme, das verstärkte gezielte Anwerben von ausländischen Fachkräften sowie eine Verbesserung der Bezahlung und Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen.