Geht es um häufige Erkrankungen in der Bundesrepublik, denken die meisten Menschen zuallererst an die üblichen Verdächtigen wie Krebs und Diabetes. Bei genauerer Betrachtung der Zahlen fällt jedoch auf, dass die beiden vorher genannten zwar tatsächlich weit verbreitet sind, in der Kategorie „häufigste Krankheiten in Deutschland“ allerdings nicht die Spitzenpositionen bekleiden. Dieser Beitrag gibt einen Überblick.
Rückenschmerzen: Haltungsfehler als häufige Ursache
Eine Erkrankung, welche Menschen in Deutschland ganz besonders oft zur Arztpraxis treibt, sind Rückenschmerzen. Allgemein gehören Erkrankungen, die das Muskel-Skelett-System betreffen, zu einem sehr häufig vorkommenden Problem. Ungefähr 25 Prozent der Bundesbürger suchen jährlich wegen Rückenschmerzen einen Mediziner auf, viele davon leiden unter chronischen Rückenschmerzen. Ein Großteil der Fälle tritt aufgrund von Verspannungen und Haltungsfehlern auf.
Bluthochdruck: Oft unentdeckt
Bluthochdruck ist längst zu einem Volksleiden geworden, wird jedoch häufig unterschätzt. Etwa ein Viertel der Deutschen leidet an der sogenannten Hypertonie. Oft wissen Betroffene gar nicht, dass sie einen zu hohen Blutdruck haben und es kommt zu Zufallsfunden bei Routinekontrollen. Wer seinen eigenen Blutdruck kontrolliert, kann besser gegensteuern. Welche Werte als normal gelten, wird anhand dieser Blutdruckwerte-Tabelle ersichtlich.
Spannend ist auch, dass Bluthochdruck einer Analyse der Barmer zufolge nicht überall gleich stark vertreten zu sein scheint. In Sachsen-Anhalt beispielsweise litten zum Zeitpunkt der Analyse mehr Menschen an Bluthochdruck als in Bremen.
Sehschwäche: Immer mehr Brillenträger
Diese Erkrankung ist ebenfalls weit verbreitet. Erneut sind es etwa 25 Prozent der Deutschen, die aufgrund von Problemen mit der Sehkraft jährlich zum Augenarzt gehen. Die Fehlsichtigkeit resultiert dabei nicht selten in der Verschreibung einer Sehhilfe. Laut Zahlen des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen waren in 2019 über 66 Prozent der Bundesbürger Brillenträger.
Fettstoffwechselstörungen: Die Sache mit dem Cholesterin
Probleme mit den Blutfettwerten sind in deutschen Arztpraxen ebenfalls ein bekanntes Krankheitsbild. Vor allem die Hypercholesterinämie mit erhöhten Cholesterin- oder auch Triglyceridwerten kommt nicht selten vor. Die Diagnose einer Störung des Fettstoffwechsels oder einer Lipidämie betrifft etwa 19 Prozent der Deutschen. Ursachen sind nicht selten im Lebensstil zu finden.
Akute respiratorische Infekte: Erkältung und Co.
Husten, Schnupfen, Halsschmerzen: 17 Prozent der jährlichen Arztkonsultationen entfallen auf grippale Infekte und Infektionen mit Influenza. Ein Großteil der Erkrankungen verläuft eher mild bis moderat, die Bandbreite der Diagnosen reicht vom einfachen Rhinovirus-Schnupfen bis hin zur bakteriellen Bronchitis.
Übrigens: Treibt hartnäckiger Husten Patienten in Arztpraxen, ist weiterhin auch das Rauchen eine mögliche Ursache. Wie die Stiftung Gesundheitswissen angibt, rauchen in Deutschland rund 28 Prozent der Menschen.
Diabetes: Vor allem Typ 2 kommt häufig vor
Etwa 7,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Diabetes. Unterschieden werden muss hier zwischen den Formen Typ 1 sowie Typ 2. Während Diabetes mellitus Typ 1 eher selten vorkommt, nimmt Diabetes mellitus Typ 2 rund 90 bis 95 Prozent aller Diabetesfälle ein.
Diabetes Typ 2 gilt als Zivilisationserkrankung, welche vor allem auch durch den Lebensstil entstehen kann: Übergewicht, Bewegungsmangel, Alkoholgenuss und Fehlernährung gehören zu den Risikofaktoren. Wie hoch die Dunkelziffer ist, bleibt fraglich. Gerade beim Typ 1 bleiben die für Diabetes relevanten Symptome oft lange aus oder werden nicht erkannt.
Depressionen: Nicht nur in Deutschland auf dem Vormarsch
Zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland und auch weltweit zählen Depressionen. Die Deutsche Depressionshilfe gibt an, dass hierzulande etwa 8,2 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren jährlich an Depressionen erkranken. Manche Quellen sprechen von einer noch höheren Quote, welche sich auf etwa 9,4 Prozent beläuft. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass Depressionen bis 2030 die weltweit häufigste Erkrankung werden könnten.
Depressionen können sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen. Die Symptome unterscheiden sich je nach Schweregrad und Art der Erkrankung. Antidepressiva als medikamentöse Option der Behandlung wirken laut Studien oft nicht besser als Placebos. Oft ist die Wartezeit für einen Termin bei Therapeuten lang.
Adipositas: Zu viel Gewicht ist ein Gesundheitsrisiko
Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Deutschen leidet unter einem zu hohen Körpergewicht. Forscher sind sich inzwischen einig darüber, dass Übergewicht und Adipositas gesundheitlich abträglich wirken. Das beispielsweise auch, indem sie das Risiko für weitere Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und Krebs erhöhen.
Etwa 23 Prozent der männlichen und 24 Prozent der weiblichen Bundesbürger gelten mit einem BMI von über 30 als adipös. Bei Kindern beläuft sich der Wert laut KiGGS-Studie auf 5,9 Prozent.
Krebs: Hohe Lebenserwartung steigert die Quote
Auch Krebs fehlt in der Liste häufiger Erkrankungen in Deutschland nicht. Seit den 70er-Jahren hat sich die Anzahl der von Krebs betroffenen Menschen in der Bundesrepublik nahezu verdoppelt. So gab es hierzulande in 2016 etwa 1,67 Millionen Menschen mit einer akuten Krebserkrankung.
Wichtig ist, dass die deutliche Steigerung der Krebsfälle laut Statistiken nicht auf eine tatsächliche Steigerung des allgemeinen Risikos zurückzuführen ist. Vielmehr ist es so, dass die steigende Lebenserwartung in Deutschland auch die Anzahl der Krebsfälle bei alten Menschen in die Höhe treibt.
Krebs ist nämlich weiterhin vorrangig eine Erkrankung des Alters. Wie der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums angibt, kommen auf einen Krebspatienten unter 15 Jahre rund 200 bis 300 Krebspatienten über 80 Jahre. Je nach Art des Krebses kann sich dieser Wert selbstverständlich ändern.