Die Vollnarkose ist heute bei vielen operativen Eingriffen kaum mehr wegzudenken. Ihr großer Vorteil besteht darin, dass sie, anders als eine lokale Anästhesie, nicht nur das Schmerzempfinden ausschaltet, sondern ebenso die Wahrnehmung bzw. das Bewusstsein des Patienten betäubt. Durch den künstlichen Tiefschlaf können während der Operation wichtige Körperfunktionen des Patienten in einen Ruhezustand gebracht und auf diese Weise optimale Bedingungen für den Eingriff geschaffen werden. Wenngleich die Anästhesie für chirurgische Eingriffe unerlässlich ist, leidet heutzutage immer noch ein Großteil der Patienten an den Nebenwirkungen, und das trotz modernster Vollnarkosemittel. Hier ein kleiner Überblick über die häufigsten Beschwerden:
- allergische Reaktionen:
Eine Allergie auf entsprechende Narkosemittel ist zwar eher selten, kann während einer Operation jedoch problematisch werden. Grund dafür ist die vielseitige Bandbreite der allergischen Reaktionen, welche gewöhnliche Hautrötungen, aber auch eine Verengung der Bronchien sowie anaphylaktische Schocks umfassen kann, wobei Letztere meist einen Kreislaufzusammenbruch zur Folge haben.
- Beeinträchtigung der Hirnfunktionen:
Insbesondere ältere Patienten klagen nach dem operativen Eingriff häufig über innere Unruhe, Orientierungslosigkeit, Schlafstörungen, sowie Wahrnehmungs- und Gedächtnisstörungen. Signifikant ist hier vor allem die variierende Auftretenswahrscheinlichkeit der Nachwirkung, welche bei Hüftoperationen nur bis zu 15 Prozent, bei Operationen im Bereich der Herzchirurgie aber beachtliche 60 Prozent beträgt.
- Bewegungs- und Empfindungsstörungen in Armen und Beinen:
Nach der Vollnarkose treten bei manchen Patienten vorübergehende Lähmungen oder motorische Störungen in den Extremitäten auf. In der Regel sind die Taubheitsgefühle und Bewegungsprobleme jedoch innerhalb einiger Stunden wieder verschwunden.
- Herz- und Kreislaufprobleme:
Auch Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen sind während einer Anästhesie durchaus möglich. Gefährlich werden diese vor allem dann, wenn sie einen intraoperativen Herzinfarkt auslösen, der sich zu einem Herzstillstand ausweiten kann.
- Hals- und Schluckbeschwerden:
Weniger lebensgefährlich und bei weitem häufiger sind Beeinträchtigungen des Halsbereiches nach einer Vollnarkose. So sind Heiserkeit, Halsschmerzen oder Probleme beim Schlucken beispielsweise keine ungewöhnlichen Nebenwirkungen.
- Intraoperative Wachzustände:
Die sogenannte Awareness tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,2 Prozent bei Patienten in Vollnarkose auf. Für gewöhnlich erinnern sich Betroffene hierbei lediglich an einzelne Worte, die vom Operationsteam geäußert wurden. In seltenen Fällen können Patienten aber auch die Operationsvorgänge und den damit verbundenen Schmerz wahrnehmen, was gelegentlich zu einer posttraumatischen Belastungsstörung führt.
- Maligne Hyperthermie:
Überaus selten, dafür umso lebensgefährlicher, ist die erblich bedingte Stoffwechselstörung Maligne Hyperthermie. Sie wird ausgelöst durch spezielle Narkosesubstanzen, die sich zum einen in Inhalationsanästhetika und zum anderen in dem Muskelentspannungsmittel Succinylcholin befinden. Aufgrund einer Stoffwechselanomalie kommt es hier mitunter zu Herzrasen, Muskelstarre, einer Überproduktion an Kohlenstoffdioxid sowie Stoffwechsel- und Organversagen.
- Übelkeit und Erbrechen:
Ebenso häufig wie Hals- und Schluckbeschwerden sind auch das Gefühl der Übelkeit sowie mehrmaliges Erbrechen nach der Anästhesie. Mit einer Auftretenswahrscheinlichkeit von bis zu 30 Prozent zeigt sich die Nachwirkung, die in der Medizin als PONV (postoperative nausea and vomiting) bezeichnet wird, überwiegend bei weiblichen Patientinnen und Personen, die nachgewiesenermaßen an einer Reisekrankheit leiden. Daneben sind Nichtraucher deutlich häufiger von PONV betroffen als Raucher.
Gründe für die Nach- und Nebenwirkungen einer Anästhesie
Die durch Anästhesie bedingte Sterberate von Patienten lag im Jahre 1954 bei 0,037 Prozent. Mittlerweile konnte diese Quote entschieden verbessert werden und beträgt heute nur noch ca. 0,014 Prozent. Allerdings ließ sich in den letzten Jahren eine Zunahme an Komplikationen bei der Vollnarkose beobachten. Spezialisten führen das erhöhte Komplikationsrisiko auf einen Anstieg der operativen Eingriffe insgesamt zurück, jedoch gibt es noch eine Reihe anderer Faktoren, die Nach- und Nebenwirkungen bei einer Vollnarkose begünstigen.
Alkohol- und Drogenmissbrauch:
Ein äußerst gutes Beispiel dafür, wie sich Alkohol und Drogen während der Vollnarkose auf den Patienten auswirken können, ist der intraoperative Wachzustand. Durch den Einfluss der Betäubungsmittel wird hier die Wirkung des Anästhetikums oftmals so weit abgeschwächt, dass der eigentliche Sinn und Zweck der Narkose gar nicht mehr erfüllt werden kann.
Einnahme von Arzneimitteln:
Auch Medikamente können die Wirkungsweise eines Narkosemittels beeinträchtigen. Gerade Betablocker und andere Arzneimittel zur Behandlung von Herzkrankheiten können sich in Verbindung mit verabreichten Anästhetika als lebensgefährlich erweisen.
Funktionshemmungen des Körpers durch Anästhetika:
Sogar Narkosemittel selbst können unter Umständen Risiken bergen. Da sie die Körperfunktionen des Patienten künstlich reduzieren, ist bei einer Vollnarkose stets die Gefahr einer durch die Hemmung verursachten, körperlichen Funktionsstörung gegeben. Bestes Beispiel hierfür ist die beeinträchtigte Regulierung der Blutversorgung des Körpers, die zu Herz-Kreislauf-Problemen führen kann.
Vorerkrankungen:
Leidet der Patient an bestimmten Krankheiten, wie etwa Lungen- oder Herzproblemen, ist das Risiko von Nebenwirkungen bei einer Anästhesie zusätzlich erhöht. Insbesondere Störungen der Atemwege und der Herzfunktionen sind hier sehr wahrscheinlich.
Risiken bei einer Vollnarkose effektiv vermeiden
- Um Nach- und Nebenwirkungen einer Anästhesie so weit wie möglich auszuschließen, ist es in erster Linie wichtig, ein Vorgespräch mit Ihrem behandelnden Anästhesisten zu führen. Dieser kann mit Ihnen eventuelle Risikofaktoren abklären und Ihnen ggf. alternative Medikations- oder Behandlungsmöglichkeiten bei Vorerkrankungen aufzeigen.
- Geben Sie bei einem Vorgespräch mit dem Anästhesisten stets an, ob Sie Raucher sind, welche (Reise-)Krankheiten Sie aufweisen oder schon zuvor sensibel auf Narkosemittel reagiert haben. Die Information erleichtert es den behandelnden Ärzten, ein möglichst geeignetes Mittel für Sie zu finden.
- Sprechen Sie mit Ihrem Arzt auch über das eventuelle Aussetzen einer Medikation, wenn eine Operation unter Vollnarkose bevorsteht.
- Vermeiden Sie darüber hinaus den Konsum von Zigaretten, Alkohol und Drogen, damit die Gefäßfunktionen, wie auch die Wirkstoffe des Anästhetikums nicht zusätzlich gestört werden.