Osteoporose und Arthrose gehören zu den Volksleiden, die vor allem älteren Menschen das Leben schwermachen. Allein sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden an Osteoporose, wie die Augsburger Allgemeine berichtet. Vor allem Frauen über 50 sind davon betroffen. Bei Arthrose sind es laut der Ärztezeitung nur eine Million weniger.
Dabei sind sich viele Menschen unsicher, was die Unterschiede zwischen beiden Krankheiten betrifft, und das, obwohl diese deutlich sind. Denn Osteoporose bezeichnet eine Erkrankung, bei der die Knochen zunehmend instabil und porös werden. Demgegenüber zieht Arthrose die Gelenke in Mitleidenschaft. Gemeinsam haben beide Krankheiten, dass sie die Mobilität und die Lebensqualität der betroffenen Personen stark beeinträchtigen und mit erheblichen Schmerzen einhergehen.
Außerdem lässt sich beiden Krankheiten unter anderem durch eine gesunde Lebensführung mit regelmäßiger Bewegung vorbeugen. Die Behandlung gestaltet sich jedoch schwierig – obwohl die Medizin in dieser Hinsicht Fortschritte macht. Doch welche Möglichkeiten der Therapie gibt es bei Osteoporose und Arthrose? Welche Vorteile bringen sie für Erkrankte mit sich und welche neuen Behandlungsansätze könnten die Therapie von Arthrose und Osteoporose in Zukunft grundlegend verändern?
Behandlungsstand bei Osteoporose
Ein zentraler Bestandteil der Behandlung von Osteoporose sind nach wie vor Maßnahmen der Selbsthilfe. Dazu gehören:
- Richtige Ernährung: Wichtig für gesunde und starke Knochen ist vor allem Kalzium. Dieses ist speziell in Milchprodukten enthalten, ebenso wie in Spinat und Brokkoli. Das ebenfalls bedeutsame Vitamin D produziert der Körper hauptsächlich selber in Kombination mit Sonnenlicht. Genügt dies nicht, kann es empfehlenswert sein, Zusatzpräparate einzunehmen.
- Bewegung: Durch regelmäßige Bewegung lässt sich Osteoporose wirksam vorbeugen. Zusätzlich wirkt sie unterstützend bei der Therapie. Das beginnt bei Spaziergängen und schließt leichtes Krafttraining mit ein. Auch Schwimmen, Nordic Walking und Gymnastik – im Wasser oder an Land – sind empfehlenswert.
- Rauchen und Alkohol vermeiden: Sowohl das Rauchen als auch der Alkoholgenuss fördern Osteoporose. Wer auf beides weitgehend verzichtet senkt das Erkrankungsrisiko.
Zusätzlich kommen bei der Therapie von Osteoporose Medikamente zum Einsatz. Sie wirken je nach Art des Medikaments auf eine der folgenden Arten:
- Einige Medikamente hemmen den Knochenabbau
- Andere stärken den Knochenaufbau
Manche Medikamente kombinieren beide Wirkungen. Derzeit verbreitet bei der Behandlung von Osteoporose sind:
- Denosumab
- Raloxifen und Bazedoxifen
- Biophosphonate
Während diese drei Präparate den Knochenabbau hemmen, wirken die folgenden vor allem auf den Knochenaufbau.
- Strontiumranelat
- Parathormon
Ebenfalls zur Anwendung kommen speziell bei Wirbelbrüchen aufgrund von Osteoporose gezielte Eingriffe, bei denen Wirbelkörper unter anderem durch Kunststoff stabilisiert werden.
Gerade in den letzten Jahren wurden vermehrt neue Medikamente gegen Osteoporose getestet und teilweise auch schon zugelassen. Dazu gehört zum Beispiel der Wirkstoff Abaloparatid, der der Ärztezeitung zufolge in einer Studie die Zahl von Knochenbrüchen bei Osteoporose-Patienten signifikant reduzierte.
Insgesamt gehen Forscher davon aus, dass in Zukunft die Medikamente mit osteoanaboler, also knochenaufbauender Wirkung bestimmend sein werden.
Behandlungsstand bei Arthrose
Einer Arthrose liegt ein Verschleiß des Knorpels an den Gelenken zugrunde. Dieser stellt in normalem Zustand eine Schutzschicht dar, die das Aneinanderreiben von Knochen verhindert und Belastungen gleichmäßig verteilt. Ist sie beschädigt oder sogar nicht mehr vorhanden, kommt es zu starken Schmerzen, Kraftlosigkeit, Verdickungen und Schwellungen.
Arthrose kann die unterschiedlichsten Gelenke betreffen. Besonders häufig werden Hüfte, Schulter, Hände und Finger sowie die Knie in Mitleidenschaft gezogen, teilweise auch die Füße.
Heilbar ist Arthrose derzeit nicht. Deshalb hat die Behandlung, ähnlich wie bei Osteoporose, vorrangig zum Ziel, Beschwerden zu lindern und zu verhindern, dass die Erkrankung weiter fortschreitet.
Auch hier spielt das Mitwirken der Betroffenen eine zentrale Rolle. Dazu gehört:
- Schonende Bewegungsarten: Die Versuchung bei Arthrose ist groß, die in Mitleidenschaft gezogenen Gelenke still zu halten. Das jedoch hat eher einen gegenteiligen Effekt. Besser ist schonende Bewegung, zum Beispiel durch Schwimmen. Sie trägt zu einer besseren Nährstoffversorgung des Knorpels bei und hilft, die Beweglichkeit trotz Arthrose zu erhalten.
- Abnehmen: Je mehr Gewicht ein Mensch mit sich bringt, desto höher sind die Belastungen für die Gelenke. Um diese zu senken, ist einmal mehr Bewegung ein erprobtes Mittel, ebenso wie eine gesunde und nicht zu fettreiche Ernährung.
- Physiotherapie: Eine physiotherapeutische Behandlung nimmt einen zentralen Stellenwert bei der Behandlung von Arthrose ein. Sie fördert die Beweglichkeit der betroffenen Personen und lindert Beschwerden. Letzteres lässt sich übrigens auch durch Kälte- oder Wärmeanwendungen erreichen.
Auch bei Arthrose kommen Medikamente zum Einsatz. Dabei handelt es sich vorrangig um zwei Gruppen:
- Nichtsteroidale Antirheumatika
- Entzündungshemmende Kortisonpräparate
Als vielversprechend hat sich außerdem die noch vergleichsweise junge Orthokin-Methode erwiesen. Dabei wird knorpelschützendes Interleucin injiziert. Dies hemmt die Zerstörung des Knorpels, führt zu einer besseren Mobilität und einem Nachlassen der Schmerzen. Allerdings lässt sich diese Therapie nur anwenden, wenn die Zerstörung des Knorpels nicht zu weit fortgeschritten ist. Sie funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie die schon länger etablierte Injektion von Hyaluronsäure.
Abgesehen von Medikamenten konzentriert sich die medizinische Forschung bei der Behandlung von Arthrose vor allem auf die Weiterentwicklung von Prothesen. Dabei werden natürliche Gelenke durch künstliche ersetzt, die allerdings bislang eine begrenzte Haltbarkeit aufweisen. Auch ist es, je nach Stadium der Osteoporose möglich, durch diverse operative Eingriffe eine Knorpelneubildung anzuregen oder sogar – bei jungen Patienten – Gelenkknorpel zu transplantieren.
Sind die Krankheiten eventuell irgendwann heilbar?
Sowohl in Hinsicht auf Osteoporose als auch Arthrose gibt es Vertreter naturheilkundlicher Praktiken, die Erkrankten bei Berücksichtigung eines ganzheitlichen Ansatzes eine vollkommene Heilung versprechen. Aus Sicht der Schulmedizin ist dies schlichtweg falsch. Stattdessen besteht derzeit nur die Möglichkeit, die Beschwerden, die durch die jeweilige Erkrankung verursacht werden, zu lindern, und ein Fortschreiten zu verhindern. Dabei kommt es auf die sinnvolle Kombination mehrerer Therapiebausteine an:
- Gesunde Ernährung
- Bewegung
- Physiotherapie
- Medikamente bzw. operative Eingriffe
Dass sich das in naher Zukunft ändert, ist derzeit noch nicht abzusehen. Vielmehr konzentrieren sich auch Forschungen an neuen Wirkstoffen und Behandlungsansätzen vorrangig darauf, Krankheitsverläufe positiv zu beeinflussen.
Hoffnung auf eine Heilung verspricht die Stammzellentherapie: So sollen laut des Focus aus dem Bauch entnommene Stammzellen, die in das von einer Arthrose betroffene Gelenk gespritzt werden, dort dauerhaft Knorpel aufbauen. Ausreichend Nachweise, dass dies tatsächlich gelingt, liegen allerdings noch nicht vor, auch wenn sich Forscher, die an entsprechenden Versuchen beteiligt sind, optimistisch zeigen.
Auch Osteoporosepatienten könnten irgendwann in der Zukunft von Stammzellen profitieren. Zumindest bei Mäusen konnte auf diesem Weg die Knochendichte erheblich verbessert werden, wie der Tagesspiegel berichtet. Ob und wann sich ähnliche Ergebnisse bei Menschen erzielen lassen, ist derzeit allerdings noch fraglich.
Neue Möglichkeiten, aber noch keine Heilung
Nach wie vor gilt sowohl bei Osteoporose wie bei Arthrose: Vorsorge ist besser als Nachsorge. In beiden Fällen lässt sich das Erkrankungsrisiko durch eine gesunde Lebensführung mit ausgewogener Ernährung und regelmäßigem Sport deutlich senken.
Ist es einmal so weit, konzentrieren sich alle Therapieansätze darauf, Beschwerden zu lindern. Dass dies auch in fortgeschrittenen Fällen immer besser gelingt, liegt nicht zuletzt an neuen Behandlungsansätzen und Medikamenten. Bis es möglich ist, die Volksleiden Arthrose und Osteoporose zu heilen, dürfte allerdings noch etwas Zeit vergehen.