Ein Druckschmerz im linken Oberbrauch kann auf eine vergrößerte Milz (Splenomegalie) hindeuten. Infrage kommen für dieses Gesundheitsproblem unterschiedliche Erkrankungen, die ihren Ursprung nicht zwingend in der Milz haben müssen. Ebenso können der weitere Verlauf sowie die Behandlung der Milzvergrößerung in Abhängigkeit von der Grunderkrankung stark variieren. Erfahren Sie in diesem Ratgeber deshalb mehr zur Splenomegalie, deren Ursachen und Möglichkeiten der Therapie.
Wie entsteht Splenomegalie?
Die Milz (Splena) zählt mit zu den größten lymphatischen Organen des menschlichen Körpers. Sie ist etwa 11 cm lang, 7 cm breit und befindet sich im linken Oberbauch unterhalb der Rippen. Durch Bänder aus Bindegewebe ist die Milz mit den anliegen Nachbarorganen, Magen, Niere und Bauchspeicheldrüse verbunden. Die Aufgabe der Milz besteht dabei maßgeblich aus dem Abbau deformierter und kranker Blutzellen. Zusätzlich unterstützt die Milz die Immunabwehr, indem sie Immunzellen (B- und T-Lymphozyten) aufbaut, und mit Antigenen beladene Zellen filtert.
Sollte der Bluttransport der Leber durch eine Grunderkrankung gestört oder die Milz gar beschädigt werden, kann dies eine vergrößerte Milz provozieren. Die Splenomegalie geht neben Organschwellungen meist auch mit Milzschmerzen einher, die sich gemäß der Lage der Milz im linken Oberbauch zeigen. Des Weiteren lässt sich bei Patienten mit Milzvergrößerung auch häufig Fieber beobachten. Als Ursache für die vergrößerte Milz kommen dabei hauptsächlich folgende Auslöser infrage:
- Infektionen: Infektionskrankheiten sind ein häufiger Grund für eine Milzvergrößerung. In vielen Fällen lässt sich die Splenomegalie hier auf eine Infektion mit dem Eppstein-Barr-Virus (EBV) zurückführen, welcher das Pfeiffer‘sche Drüsenfieber auslöst. Speziell bei Kindern sorgt darüber hinaus das Cytomegalie-Virus immer wieder für eine vergrößerte Milz. Weitere Infektionen, die in Zusammenhang mit einer Splenomegalie beobachtet wurden, sind Tuberkolose, Malaria, bakterielle Sepsis und Typhus. Zu den üblichen weiteren Symptomen zählen in solch einem Fall neben Milzschmerzen vor allem Fieber, Abgeschlagenheit und Lymphknotenschwellungen.
- Bluterkrankungen: Da der Milz eine wichtige Funktion bei der Blutreinigung zukommt, sind Erkrankungen des Blutes als Ursache für Splenomegalie nicht auszuschließen. Denkbar ist zum Beispiel eine veränderte Erythrozytenstruktur und damit einhergehende Vergrößerung der Milz aufgrund angeborener Defekte in der Bildung von roten Blutkörperchen. Ebenso sind Leukämie und Lymphome nicht als Grunderkrankung auszuschließen. Charakteristisch für Krankheiten dieser Art sind zusätzliche Symptome wie Fieber, Nachtschweiß und Milzschmerzen.
- Speicherkrankheiten: Eher selten ist eine Milzvergrößerung als Folge einer stoffwechselbedingten Speicherkrankheit. Zu nennen wären hier vor allem Morbus Gaucher, Morbus Niemann-Pick und die Glykogenspeicherkrankheit. Hier kann es zum Beispiel zu einer übermäßigen oder verringerten Einspeicherung von Thrombozyten in der Milz kommen, was in Folge zur Splenomegalie führt.
- sonstige Erkrankungen: Mögliche Ursachen für eine vergrößerte Milz können auch in Krankheiten wie einer Myelofibrose oder einem Tumor liegen. Bei der Myelofibrose handelt es sich um eine Erkrankung des Knochenmarks. Sie kann als eigenständige Grunderkrankung oder als Nebenerkrankung (z.B. bei Thrombozythämie) auftreten. Durch die Schwächung des Knochenmarks wird die Blutbildung bei Myelofibrose vermehrt in andere Organe wie die Milz, verlagert. Auf diesem Weg kann sich das Organvolumen leicht vergrößern. Nicht zuletzt sind auch Milztumoren dazu in der Lage, eine krankhaft vergrößerte Milz zu provozieren.
Behandlung der Milzvergrößerung
Eine Milzvergrößerung, ebenso wie zugrundeliegende Erkrankungen, erfordern zunächst eine Anamnese des Patienten. Hier können vorab bestehende Gesundheitsprobleme abgeklärt werden, was unter Umständen erste Hinweise auf eine mögliche Ursache liefert. Bei einer körperlichen Untersuchung wird der Arzt anschließend Tastuntersuchungen im Bereich der Milz und Lymphknoten vornehmen. Auch ein Ultraschall ist sinnvoll. Zur weiterführenden Diagnostik gehören dann vor allem Blutuntersuchungen, welche Auskunft über die Gesundheit der Blutkörperchen liefern. Neben einer ursachenorientierten Behandlung stehen dann folgende Therapiemaßnahmen zur Verfügung:
- Behandlung durch Medikamente – Die medikamentöse Behandlung wird in vielen Fällen als erstes versucht. Sollte eine Infektion vorliegen, können entsprechende Antibiotika weiterhelfen. Hier kommt es jedoch stark auf die Grunderkrankung an. Bei einer Speicherkrankheit wird vor allem darauf geachtet, die Milz durch entsprechende Stoffwechselregulatoren zu entlasten. Gegen Milzschmerzen können zusätzlich Schmerzmittel verbreicht werden.
- OP – Ist die Milz sehr stark vergrößert oder gar beschädigt, kann ein operativer Eingriff weiterhelfen. Erforderlich wird das, wenn die Kapsel der Milz, durch die Vergrößerung reißt. Darüber hinaus können auch Tumorerkrankungen der Milz eine Operation erforderlich machen.
Während der Behandlung wird zudem das Blutbild mehrfach kontrolliert, um die Blutkörperchen und Thrombozyten im Blick zu behalten.
Splenomegalie – Wann zum Arzt?
Die Vergrößerung der Milz wird von vielen Patienten nur selten selbst erkannt. Es ist deshalb sehr wichtig, bei bestimmten Symptomen hellhörig zu werden. Der Gang zum Arzt ist nahezulegen, wenn…
…sich wiederkehrende Schmerzen im linken Oberbauch manifestieren.
…hohes Fieber, womöglich gar zusammen mit Nachtschweiß auftritt.
…eine ungewollte Gewichtsabnahme erfolgt.
…Sie das Gefühl von Organplatzmangel im linken Oberbauch verspüren.
Fazit
Infektionen, Stoffwechsel-, Blut- und Tumorerkrankungen – die denkbaren Ursachen für eine Milzvergrößerung sind sehr vielseitig, haben jedoch fast immer mit einer gestörten Produktion von Thrombozyten oder Blutkörperchen zu tun. Dabei können sowohl relativ bekannte Krankheiten wie EBV eine Milzvergrößerung auslösen als auch unbekannte wie eine Myelofibrose. Typische Begleitsymptome der Splenomegalie sind dabei neben Milzschmerzen vor allem Fieber, Nachtschweiß und geschwollene Lymphknoten. Riskant ist die vergrößerte Milz vor allem mit Blick auf eine drohende Milzruptur, sofern die Organschwellung nicht rechtzeitig behandelt wird. Gehen Sie bei entsprechenden Anzeichen darum lieber zu früh denn zu spät zum Arzt. In den meisten Fällen kann eine medikamentöse oder operative Behandlung die Milzvergrößerung gut beheben, sodass sich Schlimmeres abwenden lässt.