Die Empfängnisverhütung ist – leider – in den Köpfen vieler Männer vor allem eine Sache der Frauen. Pille, Spirale, Diaphragma, Vaginalring oder Dreimonatsspritze – alles Verhütungsmethoden, die bei der Frau ansetzen. Einzig und allein eine Verhütung via Kondom nimmt den Mann in die Pflicht. Dabei eröffnet die moderne Medizin auch dem männlichen Geschlecht die Möglichkeit, die Empfängnisverhütung in die eigene Hand zu nehmen.
Aber: Im Gegensatz zu den hormonellen Verhütungsmethoden, die Frauen zur Verfügung stehen, ist die Pille für den Mann nach wie vor eine Wunschvorstellung.
Eine wirksame Empfängnisverhütung ist nur durch wenige Methoden möglich – etwa durch den Griff zur Vasektomie. Dahinter verbirgt sich eine Methode, die Sie sich in ihrer Konsequenz und den Folgen sehr genau durchdenken müssen. Der Grund: Im Rahmen einer Vasektomie wird die Zeugungsfähigkeit auf Dauer durch einen operativen Eingriff unterbunden.
Die Vasektomie: Grundlagen und Ablauf
Verantwortlich für die männliche Zeugungsfähigkeit ist das Zusammenspiel aus:
- den Hoden (hier werden die Samenzellen produziert)
- den Nebenhoden (übernehmen die Reifung und Lagerung der Spermien)
- dem Samenleiter
- und der Harnröhre.
Dabei gelangen die Spermien bei einer Ejakulation vom Nebenhoden in die Harnröhre und werden anschließend ausgestoßen. Durch eine Vasektomie wird genau dieser Prozess – die Übertragung der Spermien vom Nebenhoden in die Harnröhre – unterbrochen. Im Zuge des operativen Eingriffs kommt es zu einer Durchtrennung des Samenleiters, von dem ein kurzes Stück entnommen wird. Nach dem Veröden der Enden ist die Leitungsbahn für die produzierten Spermien blockiert.
Der Vorteil, den die Vasektomie aufweist, ist das Fortbestehen von Hoden und Nebenhoden. Es werden weiterhin Spermien produziert, die der Körper (da sie nicht mehr in gewohnter Weise ausgeschieden werden) allerdings wieder resorbiert. Zudem kommt es zu keinen Beeinträchtigungen im Hormonhaushalt des Mannes, wie dies bei einer vollständigen Entfernung der Geschlechtsorgane der Fall wäre.
Übrigens: Das menschliche Sperma enthält nicht ausschließlich Spermien, sondern auch Sekret – das sogenannte Seminalplasma. Letzteres wird unter anderem in Prostata und Samenblasendrüse gebildet, die außerhalb des Hodensacks liegen. Aufgrund dieser Tatsache ist trotz erfolgter Vasektomie weiterhin eine Ejakulation möglich. Und auch auf die Erektion hat die Durchtrennung des Samenleiters keinen Einfluss.
Vasektomie – ein minimalinvasiver Eingriff
Grundsätzlich handelt es sich bei der Vasektomie bzw. der Sterilisation des Mannes um einen operativen Eingriff. Allerdings ist die medizinische Entwicklung inzwischen soweit fortgeschritten, dass die Vasektomie im Regelfall ambulant durchgeführt werden kann. Je nach verwendeter Operationsmethode sind die Schnittstellen weniger als 10 mm groß (man spricht hier von der no-scalpel Vasektomie).
Trotzdem dürfen Sie die Risiken dieses Eingriffs nicht unterschätzen. Der behandelnde Arzt sollte Ihnen nicht nur den allgemeinen Ablauf erläutern, sondern auch konkret auf mögliche Komplikationen hinweisen.
Da selbst bei korrekter Ausführung der Vasektomie durch einen Spezialisten eine Gewebsneubildung des Samenleiters nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen werden kann, wird der Operationserfolg im Anschluss an den Eingriff durch Spermiogramme überprüft. Hierfür ist einige Wochen nach der Sterilisation die Untersuchung mehrerer Ejakulatproben notwendig.
Übrigens: Eine Vasektomie sollte nur in Betracht gezogen werden, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist. Zwar lässt sich mittels einer Vasovasostomie (Refertilisierung) wieder eine Durchgängigkeit des Samenleiters herstellen. Allerdings sind die Kosten für diesen mikrochirurgischen Eingriff im Vergleich zur Vasektomie deutlich höher. Und je weiter die Sterilisation zurückliegt, desto geringer werden die Erfolgsaussichten auf eine Schwangerschaft nach der Refertilisierung.
Die wichtigsten Punkte zur Vasektomie im Überblick:
- Übertragung der Spermien vom Nebenhoden zur Harnröhre wird dauerhaft unterbrochen
- Keine hormonellen Störungen beim Mann
- Eingriff erst nach Beendung der Familienplanung durchführen lassen
- Minimalinvasiver Eingriff
- Eine Vasektomie lässt sich nur mit großer Mühe rückgängig machen
- Kosten werden nicht durch die Krankenkasse übernommen
Kosten der Vasektomie
Generell wird eine Vasektomie als Maßnahme der Empfängnisverhütung von den Krankenkassen in Deutschland nicht übernommen. Einzige Ausnahme: Es besteht eine medizinische Indikation, welche diese Art des Eingriffs beim Mann notwendig macht. Aufgrund dieser Tatsache müssen Sie die Vasektomie aus eigener Tasche finanzieren, es handelt sich um eine privatmedizinische Leistung, die nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abgerechnet wird.
Wie hoch die Kosten im Einzelfall sind, wird stark durch den behandelnden Arzt beeinflusst. Allgemein gilt aber eine Summe zwischen 350 Euro bis 500 Euro als realistischer Betrag, den Sie für die Durchführung Ihrer Vasektomie einplanen sollten.
Übrigens: Die Sterilisation des Mannes gilt als eine der sichersten Methoden in der Empfängnisverhütung und macht den Griff zu weiteren Verhütungsmethoden unnötig. Hochgerechnet auf die Kosten der Anti-Babypille oder eines Vaginalrings ist die Vasektomie langfristig gesehen ein günstiger Eingriff.