Ob Schwangerschaft, Krankheiten oder Mangelerscheinungen – in seiner Zusammensetzung gibt unser Harn über viele körperliche Befindlichkeiten Aufschluss, weshalb Urinproben zum Standardwerkzeug medizinischer Diagnosen gehören. Doch auch als Laie können Sie, falls notwendig, Ihren Gesundheitszustand mittels Harnflüssigkeit beurteilen. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie wissen, worauf es bei der Beurteilung von Urin ankommt.
Einer der wichtigsten Hinweise auf Ungereimtheiten im Harn ist diesbezüglich eine Harntrübung, denn trüber Urin ist nicht selten eine Begleiterscheinung bedenklicher Krankheiten. Auch können der Trübe Ursachen wie eine Schwangerschaft oder mangelnde Flüssigkeitszufuhr zugrunde liegen. Zwei Gründe, die gelegentlich ebenfalls einer Behandlungsmaßnahme bedürfen. Lesen Sie deshalb im Folgenden, wie Sie der Trübung wichtige Informationen entnehmen.
Wie entsteht trüber Urin?
Bei gesunden Menschen besteht der Urin aus einem Gemisch körperlicher Abbauprodukte, dem sogenannten Endharn. Er wird in den Sammelrohren der Niere extrahiert, wo er zunächst einen Bestandteil des Primärharns (ein grobes Ultrafiltrat aus Blutplasma und Abfallstoffen von maximal 4,4 Nanometern Durchmesser) bildet. Sobald der Primärharn von den Nierenkörperchen gefiltert, also seine letzten verwertbaren Inhaltsstoffe entzogen und zurück in den Körper überführt wurden, verbleibt der Endharn als gelblich-durchsichtige Restflüssigkeit. Diese besteht im Normalfall zu 95 % aus Wasser und zu 5 % aus
- Harnstoff
- Harnsäure
- Kreatinin
- Salzen
- organischen Säuren
- Farbs- und Duftstoffen
- Hormonen und
- wasserlöslichen Vitaminen
Aus dieser natürlichen Zusammensetzung ergibt sich im Harn ein pH-Wert von ca. 4,6 bis 7,5 und eine Partikeldichte von 1015 bis 1024 g pro 1 Liter Urin. Eine Harntrübung deutet demnach darauf hin, dass auf 1 Liter Urin zu viele Partikel verteilen. Welche Ursache diesem Verteilungsproblem zugrunde liegt, lässt sich anhand der Urinfarbe genauer bestimmen lassen:
gelbliche Harntrübung:
Grundsätzlich ist gelber Urin die gesunde Norm. Der Farbton ist auf färbende Stoffwechselprodukte (Urochrome) zurück zu führen, die beim Hämoglobinabbau des Blutplasmas im Primärharn entstehen. Während eine hellgelbe Färbung aber durchaus natürlich ist, deuten Symptome wie dunkelgelber oder gelb-orangener Harn in Kombination mit einer Trübung des Urins auf eine erhöhte Urochromkonzentration hin. Sie entsteht entweder durch eine mangelhafte Flüssigkeitszufuhr oder eine anhaltende Dehydration des Körpers. Entsprechende Einflussfaktoren sind beispielsweise exzessiver Alkoholkonsum und extreme körperliche Verausgabung, da beide Faktoren den Körper auf Dauer austrocknen und so die Urinkonzentration beeinflussen.
Eine besonders kräftige Gelbfärbung von Harn, die mit einem süßlichen Geruch einher geht, könnte ferner auf eine Schwangerschaft hindeuten. Ursache hierfür ist die erhöhte Konzentration des Schwangerschaftshormons hCG (humanes Choriongonadotropin), welches in der Plazenta der Frau gebildet wird. Da das Hormon Harngeruch und -konsistenz nachweislich verändert, basieren viele Schwangerschaftstests darauf, den hCG-Wert per Urinprobe festzustellen.
weißliche Harntrübung:
Erscheint der Harn nicht nur trüb, sondern auch milchig, so deutet dies auf eine unnatürlich hohe Konzentration folgender Stoffe hin:
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- Chylusfette – Als Chylus definiert die Medizin fetthaltige Lymphe aus dem Verdauungstrakt. Gelangen sie in den Urin, so ist das ein Anzeichen für Störungen im Lymphabfluss (Chylurie). Chylusfette können entweder bei Lymphtumoren, Verwachsungen der Lymphwege oder parasitären Erkrankungen (z.B. tropische und subtropische Fadenwürmer) auftreten und sind sehr ernst zu nehmen.
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- Eiweiß – Liegt eine Schädigung der Nieren bzw. der Nierenfilter vor, so ist der Proteingehalt von Harn höher als üblich. Ursache dafür ist, dass die Filterung von primärem Urin nur noch ungenügend geschieht und deshalb mehr Eiweißpartikel in den Endharn übergehen. Allerdings können eiweißhaltige Schleimwölkchen (Nubecula) vorübergehend auch als natürliche Absonderungen der Harnschleimhaut in den Urin gelangen. Die Durchführung eines Labortests am trüben Harn bringt hier genauere Erkenntnis.
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- Leukozyten – Zu viele weiße Blutkörperchen gelangen meist aufgrund einer Harnwegsinfektion (Leukozyturie) in den Urin. Mit der Krankheit einher gehen oftmals auch Bakterien-, Eiter- oder Zellrückstände, die mittels Labortest im Harn nachgewiesen werden können. Vor allem Frauen sind häufig von Blasenentzündungen betroffen, da ihre verkürzten Harnleiter eine besondere Anfälligkeit für Infektionen dieser Art aufweisen.
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rote bis rotbraune Harntrübung:
Die mitunter heikelsten Ursachen für eine Harntrübung sind bei roter Färbung der Urinflüssigkeit gegeben. Zwar können manchmal auch harmlose, in den Harn geschwemmte Salze, sowie der Verzehr von Carotin und Betanin (z.B. durch Karotten oder Rote Beete) zur rötlichen Harntrübung beitragen, in den meisten Fällen liegt der rötlichen Trübung jedoch eine gesundheitlich bedenkliche Beimengung von Blut (Hämaturie) zugrunde. Begleitende Symptome sind häufig Schmerzen beim Wasserlassen und Fieber. Als Gründe für die Beschwerden denkbar wären:
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- Alkaptonurie – eine genetisch bedingte Erkrankung des Tyrosinstoffwechsels, die auch als Vorstufe von Nierensteinen, Gicht und gichtähnlichen Gelenkentzündungen gilt.
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- Gelbsucht – eine krankheitsbedingte Gelbfärbung der Schleimhäute, Körperhaut und Bindehaut des Auges. Dabei erfasst sie nicht selten auch den Harn.
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- Prophyrien – Stoffwechselerkrankungen, die zu Störungen beim Aufbau des roten Blutfarbstoffes ‚Häm‘ führen. Symptome wie Trüber Urin und Leberschäden sind bei dieser Krankheit nicht auszuschließen.
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- schwere Harnwegsinfekte – Blasenentzündungen, die durch Wundbildung oder Vernarbungen zu Blutungen im Harnleiter führen. Die Blutbeimengung wird gemeinsam mit den Entzündungskeimen über den Harn ausgeschieden.
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- schwarzer Hautkrebs (Malignes Melanom) – ein bösartiger Tumor, der die Pigmentzellen des Körpers befällt. Auch über den Harn ausgeschiedene Pigmentpartikel können von diesem Hautkrebs betroffen sein.
Behandlung bei Harntrübung
Themenwelt Urinveränderungen:
Trüber Harn erfordert nicht in jedem Fall eine ärztliche Behandlung. Dies gilt zum Beispiel für eine Harntrübung, die durch Dehydration, Flüssigkeitsmangel oder Salze (bzw. deren erhöhte Konzentration im Urin) verursacht wurde. Hier reicht meist eine gezielte Flüssigkeitszufuhr, damit sich die Harnkonzentration wieder normalisiert. Bei allen anderen Ursachen sind je nach Art der Ursache und begleitender Symptome folgende Behandlungsschritte möglich:
- entzündungshemmende Medikamente bei Harnwegsinfektion: Um trüben oder gar blutigen Urin bei einer Harnwegsinfektion zu behandeln, muss der Entzündungsherd innerhalb der Harnleiter so schnell wie möglich mit geeigneten Präparaten keimfrei gemacht werden. Denn je länger die Infektion anhält, desto größer ist die Gefahr, dass es zu bleibenden Vernarbungen an den Harnleitern kommt. Zudem wird auch das Risiko einer chronischen Leukozyturie durch anhaltende Entzündungen drastisch erhöht. Antibakterielle Arzneimittel bieten deshalb den besten Schutz und kommen einer etwaigen Harntrübung bislang am zuverlässigsten bei.
- homöopatische Mittel bei trübem Harn: Unterstützen können Sie eine Behandlung von Harnwegsinfektionen durch Aronia, Brennnessel, Cranberry und Johannisbeere. Idealerweise werden diese Kräuter als Tee oder Saft eingenommen, um durch vermehrte Flüssigkeitszufuhr die Ausschwemmung von Entzündungsstoffen zu beschleunigen. Je nachdem, wie schnell die Heilpflanzen ihre antioxidative Schutzschicht um die Schleimhäute der Harnleiter aufbauen, ist damit auch trüber Urin bald beseitigt.
- Harnleiter durch ausreichende Intimpflege schützen: Harn und Harnleiter keimfrei zu halten, ist nicht nur zur Behandlung klassischer Ursachen für Leukozyturie wichtig. Auch im Falle einer Schwangerschaft und bei manchen Grunderkrankungen muss penibel darauf geachtet werden, die Hygienischen Maßnahmen im Intimbereich zu intensivieren. Idealerweise geschieht eine ausreichende Intimpflege aber schon im Rahmen der Infektionsprävention. Hierzu haben wir hier einige nützliche Tipps für Sie.
- richtige Ernährung gegen Trübung des Harns: Wasserhaltige und harntreibende Lebensmittel sind gut zur Harnreinigung und somit zur Behandlung von Harntrübung geeignet. Zu den effizientesten Nahrungsmitteln zählen dabei Spargel und Wassermelone. Vor allem in heißen Monaten können Sie den Körper vor Austrocknung schützen, was trüben Urin nicht nur beheben, sondern auch verhindern kann. Ebenso trägt Artischocke zur Durchspülung der Harnleiter bei, wodurch sich trüber Harn oftmals vermeiden lässt.
- Trüber Harn und starke Medikamente: Sollten Stoffwechselprobleme, Störungen bei der Blutbildung, genetisch bedingte Organfehlfunktionen oder ähnlich schwere Krankheiten für die Harntrübung verantwortlich sein, ist eine umfangreiche Medikamententherapie die einzige Behandlungsmöglichkeit. Welche Präparate sie zur Krankheitsbehandlung einnehmen müssen, hängt von der genauen Ursache für die Harntrübung ab.
Trüber Urin – Wann zum Arzt?
Trüber Harn ist meistens nur eine vorübergehende Angelegenheit und auf kurzweilige Störungen bei der Harnproduktion zurück zu führen. Wenn sich zu der Trübe jedoch weitere Symptome gesellen, ist Vorsicht geboten. Ärztlichen Rat suchen sollten Sie bei Harntrübungen insbesondere dann, wenn…
…Ihr trüber Harn eine rötliche Färbung aufweist.
…Ihr Urin nicht nur trüb, sondern auch milchig ist.
…Ihr Harn Schmerzen beim Wasserlassen verursacht.
…die Harntrübung länger als eine Woche anhält.
…Sie zusätzlich zur Trübe Ihres Urins weitere Symptome beklagen.
In derartigen Fällen sind meist ernsthafte Krankheiten für die Trübung im Harn verantwortlich, was eine sofortige und professionelle Therapie erforderlich macht.
Fazit
Solange Ihr Harn nur eine leichte Trübe aufweist, besteht für gewöhnlich kein Grund zur Sorge. Hier sind die Ursachen der Harntrübung meist flüchtige Salze, kurzfristiger Flüssigkeitsmangel oder harmlose Ablagerungen. Hellhörig sollten Sie hingegen werden, wenn sich Ihr Harn stark trüb zeigt und darüber hinaus milchig, dunkelgelb, gelborange oder rötlich erscheint. Die Symptome weisen womöglich auf eine ernste Krankheit hin, weshalb Sie sich am besten mit einem Arzt in Verbindung setzen, um Ihren Gesundheitszustand durch Urintests abklären zu lassen.