Erste Versuche, eine Stomaversorgung am Körper des Patienten zu legen, reichen bis in die Antike zurück. So nutzte der griechische Arzt Praxagoras von Kos das Stoma im 4. Jahrhundert v. Chr. zum Beispiel um Darmverletzungen auszugleichen und auch im Mittelalter fand der künstliche Darmausgang des Öfteren Anwendung. Hier war es vor allem der deutsche Arzt Paracelsus, der sich um die Weiterentwicklung des Stoma verdient machte. Seine Empfehlung eines ‚Kunstafters‘ bei verletztem Darmgewebe legte den Grundstein für die erste professionelle Stomaversorgung, die 1776 von Jean Pillore zur Behandlung eines kolorektalen Karzinoms entwickelt wurde.
Leider war der Einsatz von Stomata zum damaligen Zeitpunkt nur bedingt erfolgreich. Stomaträger, die ein Lebensalter von 45 Jahren erreichten, stellten damals eine absolute Ausnahme dar. Insgesamt lag die Sterblichkeitsrate bei Menschen mit einer Stomaversorgung bis weit ins 19. Jahrhundert bei etwa 40 Prozent. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts, mit Aufkommen des doppelläufigen Stomas wurden die Überlebenschancen wie auch die Lebensqualität für Stomapatienten nachhaltig verbessert. Das Ausstülpen des Darms zur Verknüpfung mit einem Stoma galt damals noch als bahnbrechende Neuerung und verhinderte eine Reihe an Infektions- und Blutungskomplikationen, die zuvor reihenweise beim Legen einer Stomaversorgung zu beobachten waren.
Heute wird im Allgemeinen zwischen doppelläufigem und endständigem Stoma unterschieden. Der Begriff ‚endständig‘ bezieht sich dabei auf das endständige Vernähen des künstlich erzeugten Darmausgangs mit der Bauchdecke. Das endständige Stoma kommt üblicherweise nach einer Entfernung von Dickdarm- oder Mastdarmabschnitten zur Anwendung. Eine doppelläufige Stomaversorgung wird hingegen meist nur noch als vorübergehende Lösung, beispielsweise während einer organbelastenden Operation oder zur Entlastung entzündeter Darmabschnitte eingesetzt.
Welche Arten von Stomaversorgungen gibt es?
Jede Stomaversorgung beinhaltet eine Hautschutzplatte und einen Stomabeutel, auch Ausstreifbeutel genannt. In letzteren werden die Ausscheidungen (z.B. Stuhl oder Darmgase) abgleitet. Stomabeutel sind heutzutage absolut auslaufsicher, teils geruchsdicht und in verschiedenen Formen und Ausführungen erhältlich. Auch gibt es inzwischen verschiedenes Zubehör für die Stomaversorgung, wie etwa Hautschutzpasten, Hautschutzringe oder Hautschutzplattenabdeckungen (auch Basisplatten) für besondere Situationen. Im Folgenden sollen verschiedene Lösungen im Bereich Stoma vorgestellt werden:
einteilige Versorgung: Die einteilige Stomaversorgung lässt sich nur im Ganzen entfernen oder befestigen. Beutel und Hautschutzplatte sind hier unzertrennlich miteinander verbunden, sodass beide Elemente täglich erneuert werden müssen. Für Stomapatienten mit einer Stomaversorgung besagter Art empfehlen sich insbesondere Produkte des Herstellers Moderma. Dieser hat sich auf die Bedürfnisse von Patienten mit einteiligem Stoma spezialisiert und bietet professionelle Systeme wie das Modell Moderma Flex an.
zweiteilige Stomaversorgung: Bei einer zweiteiligen Stomaversorgung bilden Beutel und Hautschutzplatte zwei eigenständige Elemente und werden über Rastringe oder Klebeauflagen miteinander verbunden. Beliebte Hersteller diesbezüglich sind Dansac und Wegimed. Wegimed bietet zudem auch Stomabeutel zur Versorgung von Kindern an.
offene Ausstreifbeutel: Ein Stoma im Bereich des Dünndarms hat eine äußerst flüssige Konsistenz der Stuhlausscheidungen zur Folge, da der Nahrungsbrei nicht mehr ausreichend entwässert werden kann. Als Stomaträger mit Ileostoma müssen Sie deshalb grundsätzlich offene Ausstreifbeutel nutzen. Diese erlauben eine unkomplizierte Entleerung, ohne dass dabei die ganze Stomaversorgung ausgetauscht werden muss. Auch können die Ausstreifbeutel problemlos ausgespült und wiederverwendet werden.
geschlossene Stomabeutel: Stomapatienten mit Colostomata wird aufgrund der festeren Stuhlkonsistenz zu einem geschlossenen Beutel geraten. Er muss regelmäßig und vollständig gewechselt werden muss, eignet sich dafür aber auch für Frühchen mit Stoma, sowie beim Sport (z.B. Schwimmen).
Tipps zur Nutzung einer Stomaversorgung
- Nach dem Einsatz einer Stomaversorgung dauert es zwischen 6 und 12 Wochen, bis die Nähte verheilt sind. Erst danach kann über eine Rückverlegung der Enterostomata nachgedacht werden. Diese ist vor allem bei doppelläufigen Systemen von Nöten, sofern sie einer zeitlich begrenzten Nutzung unterliegen.
- Der richtige Sitz von Ausstreifbeutel und Hautschutzplatte ist äußerst wichtig, denn die ideale Passform garantiert einen beschwerdefreien Umgang. Ebenso gewährleistet nur eine vernünftige Anbringung den komplikationsfreien Ablauf der Ausscheidungen in den Beutel. Stellen Sie also sicher, dass Beutel und Hautschutzplatte stets sicher angebracht sind.
- Was die Ernährung mit einem Stoma anbelangt, so müssen Sie als Patient stets auf gründliches Kauen und eine kleine Portionierung ihrer Nahrung achten. Gelegentlich kann es darüber hinaus vorkommen, dass bestimmte Lebensmittel die Verdauung und Ausscheidung erschweren oder Nährstoffdefizite durch die verringerte Verwertungsrate von Vitaminen und Mineralien entstehen. Meist entwickeln Patienten mit einer Stomaversorgung nach einiger Zeit jedoch ein gutes Gespür für die Verdauungsabläufe im eigenen Körper, sodass die richtige Ernährung kein Problem darstellt.
- Sport können Sie mit einer Stomaversorgung problemlos betrieben. Selbst Schwimmen und Tauchen steht dank spezieller Hautschutzplattenabdeckungen nichts im Wege. Allerdings ist bei Sportarten, welche die Bauchmuskeln beanspruchen, Vorsicht geboten. So sollten beispielsweise keine Gewichte, die mehr als 10 Kilo wiegen, gehoben werden. Verletzungen wie Hernien oder ähnliche Folgen zu hoher Druckbelastung sind hier nicht auszuschließen.
- Neben der Hautschutzplattenabdeckung gibt es für Stomaträger noch eine weitere Möglichkeit, zeitweise ohne Beutel aus dem Haus gehen. Mittels eines Irrigatorsets, einem Set zur Darmausspülung für Stomapatienten, lässt sich der Darm für eine Weile komplett entleeren und das Stoma nach der der Grundreinigung mit einer Stomakappe verschließen. Diese besteht aus Basisplatten, die kleinere Restkotmengen auffangen. Doch Vorsicht, eine Irrigation darf nur nach Genehmigung des Arztes stattfinden!
- Stomaträger haben beim Erwerb notwendigen Zubehörs für ihre Stomaversorgung das Recht auf Rückvergütung durch die Krankenkasse. Hierfür wird ein korrekt ausgefülltes ärztliches Attest benötigt, welches an die Krankenkasse geschickt werden muss. Je nach Krankenkasse bleibt ein Selbstbehalt von bis zu 10%. Die restlichen Kosten für Stoma und Beutel werden aber meist bedingungslos übernommen.
Welcher Pflege bedarf die Stomaversorgung?
Bei Ileo-, aber auch bei durch den Harnleiter verlaufenden Urostomata ist besonders darauf zu achten, dass die Ausscheidungen beim Entfernen der Beutel nicht mit der Haut in Berührung kommen. Dünndarm-, Urin- und Gallensekrete wirken sehr aggressiv auf das empfindliche Gewebe um das Stoma und könnten deshalb zu Infektionen und Hautreizungen führen. In diesem Zusammenhang muss auch eine Reinigung der Stomaversorgung sehr sorgfältig von statten gehen. Säubern Sie ihr Stoma am besten mittels Vlieskompressen und tupfen Sie die Haut nach der Reinigung gut trocken. Von Wattepads und Waschlappen ist hingegen eher abzuraten, da sie oftmals fusseln und so eine abdichtende Haftung der Hautschutzplatte beeinträchtigen. Gleiches gilt für stark fettende Hautcremes. Sie dürfen zwar gerne zum Schutz der Haut im Bereich der Stomaversorgung aufgetragen werden, sollten aber niemals auf die Versorgungselemente gelangen.
Hautschutzplatten von zweiteiligen Systemen müssen sehr genau zugeschnitten werden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, stets zurechtgeschnittene Plattenteile auf Vorrat zu lagern und eine davon als Schablone zu nutzen. Auszuwechseln ist die Hautschutzplatte bei zweiteiligen Systemen nach zwei bis vier Tagen. Bei einteiligen Systemen müssen Platte und Beutel täglich gewechselt werden.
Pflegemaßnahmen für das Stoma im Überblick:
- Hautkontakt mit Ausscheidungen vermeiden
- Sorgfältige Reinigung der Stomaversorgung gehört zum Pflichtprogramm
- Keine fusselnden Wattepads oder Waschlappen zum Reinigen verwenden
- Bei zweiteiligen Systemen alle 2-4 Tage die Hautschutzplatte wechseln
- Beim einteiligen Stoma muss täglich der Beutel sowie die Platte gewechselt werden
Fazit
Dank des vielfältigen Angebots an Versogungssystemen steht Stomaträgern eine große und effiziente Auswahl zur Verfügung. Im Dialog mit dem Arzt oder einem Stomatherapeuten lässt sich für jeden Patienten die richtige Versorgung finden, welche eine höchstmöglichste Lebensqualität für den Patienten garantiert. Ergänzend verspricht unkompliziertes Alltagszubehör Stomalösungen für jedwede Situation. Ob ein Irrigatorset mit Basisplatten oder genau angepasste Hautschutzplatten – Sie haben genug Möglichkeiten, sicher und manchmal auch ohne Ausstreifbeutel das Haus zu verlassen. Eine sorgfältige Pflege der Stomaversorgung ist dabei dennoch unerlässlich.