Im Normalfall hat Urin keinen besonderen Geruch. Übelriechende Harnflüssigkeit deutet deshalb immer auf bestimmte Anomalien hin. In manchen Fällen beruht der Gestank auf harmlosen Ernährungsursachen. Zum Beispiel ist Spargel dafür bekannt, dem Urin einen intensiven Ammoniakgeruch zu verleihen. Neben der Ernährung als Ursache für Uringestank kommen allerdings auch ernste Probleme in Frage. Einzelheiten hierzu erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Wie entsteht stinkender Urin?
Urinflüssigkeit besteht aus Abbauprodukten des Stoffwechsels, die in der Niere zur Harnausscheidung vorbereitet werden. Im Zuge der Harnproduktion filtern die Nieren aus dem Primärharn zunächst letzte für den Körper verwertbare Stoffe und überführen diese zurück in den Stoffwechsel. Was übrig bleibt, ist der sogenannte Endharn der dann von der Niere aus in die Harnleiter und von dort in die Harnblase gleitet wird, bevor wir ihn über die Harnröhre ausscheiden. Ein gesunder Körper produziert dabei klaren und leicht gelb gefärbten Endharn, der keinen besonderen Geruch besitzt.
Bei besonderen Vorgängen in den Harnwegen kann sich die normale Beschaffenheit des Harns hingegen schnell verändern. Beispielsweise führen bestimmte Stoffwechselprodukte bei erhöhter Konzentration im Urin zu chemischen Zersetzungsprozessen, die übelriechende Aromastoffe freisetzen. Auch Krankheitserreger, wie sie unter anderem bei einem Harnwegsinfekt in den Urin gelangen, lösen im Harn chemische Prozesse aus, durch die ein stinkender Uringeruch zustande kommt. Nachstehend eine kleine Übersicht zu den wichtigsten Auslösern von übelriechendem Harngeruch:
- Ernährungsgewohnheiten: Entsteht stinkende Urinflüssigkeit nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel, so ist häufig ein hoher Gehalt an Schwefelverbindungen in den Produkten für den Gestank verantwortlich. Schwefel wird im Körper nämlich zu Ammoniak abgebaut, wodurch sich ein übelriechender Ammoniakgeruch im Urin manifestiert. Vor allem Eier und Gemüsesorten wie Spargel, Knoblauch oder Zwiebeln sind stark schwefelhaltig und sorgen darum nicht selten für stinkenden Urin. Dieselben Lebensmittelinhaltsstoffe, die hier zu Ammoniakgeruch im Harn führen, sind im Übrigen auch für stinkenden Schweiß, Mundgeruch und Blähungen verantwortlich. Daneben kann übelriechender Urin auch durch den steten Genuss Kaffee und Alkohol entstehen.
- Schwangerschaft: Die Hormonumstellungen im Zuge einer Schwangerschaft, setzen bekanntlich zahlreiche Veränderungen im weiblichen Körper in Gang. Auch der Urin wird bei Schwangeren vermehrt mit Hormonen angereichert, was dessen Geruch stark beeinflusst. Bedenklich ist der Uringestank hier aber nicht. Spätestens nach Ende der Schwangerschaft sollte sich die Urinbeschaffenheit wieder normalisieren.
- Medikamente: Die Einnahme von Medikamenten provoziert gelegentlich ebenfalls Veränderungen in der stofflichen Zusammensetzung des Urins. Dabei verändert sich neben der Farbe oftmals auch der Geruch der Harnflüssigkeit. Meist erschein der Urin nach der Medikamenteneinnahme etwas weißlicher oder trüber und besitzt eine stark chemische Aromanote. Beispiele hierfür sind zum Beispiel Penicillin und Zytostatika, die zur Chemotherapie genutzt werden.
- Harnwegsinfekt: Bei einem Harnwegsinfekt (z.B. Nierenbecken-, Prostata- oder Blasenentzündung) befinden sich in den Harnwegen bakterielle Krankheitserreger. Wie Menschen scheiden auch Bakterien diverse Stoffwechselprodukte aus, die im Falle eines Infekts mitsamt ihrem übelriechenden Aroma in den Urin übergehen. Typische Begleitsymptome sind bei einem Harnwegsinfekt neben übelriechendem auch blutiger oder dunkel verfärbter Urin sowie Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang, Fieber, Schüttelfrost, und Schmerzen im Unterbauch. Neben bakteriellen Erregern kommen zudem Pilze und Viren als Urheber übelriechender Duftnoten im Urin in Frage.
- Stoffwechselerkrankungen: Ein erhöhter Blutzuckerspiegel, wie er etwa bei Diabetes vorliegt, schlägt sich immer in der Zusammensetzung des Urins nieder. Stinkender Uringeruch ist hierbei nichts ungewöhnliches. Doch auch krankheitsbedingte Störungen im Säure-Basen-Haushalt sowie im Aminosäuren- oder Fettstoffwechsel kommen als Ursache für übelriechenden Urin in Betracht. Entsprechende Krankheiten sind zum Beispiel Fettleber, Azidose, Gicht oder die genetisch bedingte Ahornsirupkrankheit. Kennzeichnend für letztere ist, dass sie einen gestörten Abbau der Aminosäure Leucin verursacht, wodurch sich im Blut und Urin vermehrt das Leucin-Zwischenprodukt Sotolon einlagert. Der Name der Ahornsirupkrankheit geht dabei auf den würzig-süßlichen Geruch nach Ahornsirup zurück, den Sotolon im Urin hinterlässt.
Behandlung bei übelriechendem Urin
Stinkender Urin lässt sich schon allein durch den absonderlichen Geruch sehr eindeutig diagnostizieren. Zur Feststellung der zugrundeliegenden Ursache sind hingegen weiterführende Untersuchungsmaßnahmen notwendig. Am besten ist ein Urintest, der die stofflichen Gründe für Uringeruch feststellen kann. Eiweiße und Leukozyten weisen hierbei oft auf einen Harnwegsinfekt hin. Ein zu hoher Glukose- und pH-Wert des Urins ist dagegen ein Anzeichen für Diabetes mellitus. Die Ahornsirupkrankheit hinterlässt im Urin wiederum größere Mengen Leucin, Isoleucin, Valin sowie Sotolon, wobei die Erkrankung meist im Rahmen eines Neugeborenenscreenings festgestellt wird. Sobald die Ursache für den Uringeruch erkannt wurde, muss ggf. eine individuelle Krankheitstherapie erfolgen:
- Ernährungsumstellung – Wem übelriechender Urin nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel zuwider ist, der kann die Produkte künftig einfach aus seinem Speiseplan streichen. Gerade Spargel, Knoblauch und Zwiebeln sind für die Gesundheit aber durchaus förderlich, weshalb man überlegen sollte, ob übelriechender Urin zum Wohle einer gesunden Ernährung nicht doch hin und wieder in Kauf zu nehmen ist. Bei Stoffwechselerkrankungen ist eine dauerhafte Ernährungsumstellung dagegen Pflicht. Während bei Diabetes mellitus eine zuckerfreie Ernährung von Nöten ist, bedarf die Ahornsirupkrankheit einer reduzierten Proteinzufuhr. In beiden Fällen sollten Blutzuckerspiegel bzw. Proteinwerte regelmäßig kontrolliert werden.
- Medikamente und heilpflanzliche Mittel – Ein schwerer Harnwegsinfekt sollte grundsätzlich mit Antibiotika behandelt werden, um eine Verschleppung der Erreger zu vermeiden. Auch Heilkräuter wie Preiselbeeren, Cranberries oder Brennnessel können als Tee eingenommen die Ausspülung von Infektionserregern unterstützen. Sofern der Harnwegsinfekt Schmerzen verursacht, kommt zudem die Gabe von Schmerzmitteln in Betracht.
- Präparatwechsel – Nicht immer kann ein durch Medikamente entstandener stinkender Urin durch das bloße weglassen von Präparaten behandelt werden. Oftmals sind die Arzneimittel zur Therapie chronischer Krankheiten unabdingbar. Allerdings gibt es für einige Medikamente sinnvolle Alternativen, die den Uringeruch unterbinden oder ihn zumindest mäßigen.
Stinkender Urin – Wann zum Arzt?
Wer mit Sicherheit sagen kann, dass ein stinkender Uringeruch auf den harmlosen Verzehr bestimmter Lebensmittel oder eine Schwangerschaft zurück zu führen ist, für den können wir Entwarnung geben. Ein Arztbesuch ist in solch einem Fall normaler Weise nicht notwendig. Anders sieht es aus, wenn es keine ernährungsbedingte Erklärung für den Harngeruch gibt. Hier ist zur Sicherheit eine ärztliche Abklärung zu empfehlen, um ernste Grunderkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Eventuelle Begleitsymptome wie Fieber, Schmerzen oder allgemeines Krankheitsgefühl sind diesbezüglich ein erster Hinweis, dass übelriechender Urin mit Gesundheitsproblemen in Verbindung steht.
Fazit
Spargel, Knoblauch, Zwiebeln und Co. mögen ebenso wie eine Schwangerschaft harmlose Gründe für stinkende Urinflüssigkeit sein, jedoch gibt es auch zahlreiche Erkrankungen, als deren Folge übelriechender Urin auftreten kann. Im Zweifelsfall sollte immer eine ärztliche Untersuchung erfolgen, um Komplikationen zu vermeiden. Vor allem Stoffwechselkrankheiten bedürfen dann eines individuellen Ernährungskonzeptes, um die Zusammensetzung des Urins, wie auch die Stoffwechselfunktionalität wieder in gesunde Werte zu überführen. Bei einem Harnwegsinfekt als Ursache ist eine medikamentöse oder heilpflanzliche Therapie angezeigt.