Die als Mundrose bekannte Stewardessenkrankheit (periorale Dermatitis) verdankt ihren Namen der Tatsache, dass Stewardessen mitunter zu den häufigsten Risikogruppen dieses Krankheitsbildes gehören. Mit der Tätigkeit der Stewardessen hat dies allerdings nichts zu tun, sondern vielmehr mit ihrem beruflich geforderten Erscheinungsbild. Welche Zusammenhänge hier im Detail eine perioarle Dermatitis begünstigen und welche Personen außer Stewardessen noch Gefahr laufen, eine Mundrose zu riskieren, erfahren Sie im nachstehenden Beitrag.
Wie entsteht die perioralen Dermatitis?
Die periorale Dermatitis ist eine entzündliche Hauterkrankung im Bereich des Mundes und entsteht fast immer durch Überpflegung der Haut. Stewardessen sind hiervon in besonderem Maße betroffen, da ihr Beruf ein stets gepflegtes Äußeres verlangt und neben täglichem Schminken auch eine gezielte Gesichtsreinigung zur Make-Up-Entfernung erfordert. Übermäßige Hautpflege bringt allerdings die natürlichen Barrieren der Haut aus dem Gleichgewicht.
Vor allem die für den Hautschutz unerlässlichen Fette und Lipide werden durch allzu intensive Reinigung vermehrt von der Haut abgetragen. Hierunter leidet vor allem die Feuchtigkeitsversorgung der Haut, was sich bei der perioralen Dermatitis in einer erhöhten Austrocknung der Haut bemerkbar macht. Damit gehen Juckreiz sowie Rötungen und Hautschuppung einher. Die so entstehenden Hautirritationen erinnern stark an den kindlichen Milchschorf. Außerdem begünstigen die genannten Schädigungen der Hautbarriere das Eindringen von Erregern in das Hautgewebe, weshalb die Erkrankung meist auch mit Papeln, Pusteln oder auch einer Mischform aus beiden, den sogenannten Papulopusteln einhergeht.
Ursachen der Stewardessenkrankheit
Frauen zwischen 20 und 45 Jahren erkranken überdurchschnittlich oft an der meist durch übertriebene Gesichtspflege hervorgerufenen Perioraldermatitis. Dabei mögen Stewardessen aufgrund ihrer besonderen Berufsanforderungen in Sachen Erscheinungsbild sicher zu den Risikogruppen für perioarle Dermatitis gehören. Allerdings sind Flugbegleiterinnen nicht die einzigen Personen, die für eine solche Form der Dermatitis prädestiniert sind. Hier ein kleiner Überblick zu wichtigen Ursachen:
- übertriebene Gesichtspflege und Kosmetik: Außer Stewardessen neigen auch viele andere Frauen und sogar manche Männer zu einer übertriebenen Gesichtspflege. Der häufige von Reinigungsmitteln zur Make-Up-Entfernung kann hierbei ebenso für eine Perioraldermatitis sorgen, wie porenverschließendes Make-Up selbst oder die Kombination von miteinander unverträglichen Pflege- bzw. Kosmetikprodukten verschiedener Marken.
- schädliche Zusatzstoffe in Pflegeprodukten: Das ästhetische Anspruch an Stewardessen in Bezug auf ihr Gesicht ist nicht der einzige Grund, weshalb die Krankheit nach ihnen benannt wurde. Daneben geht der Name auf einige Stewardessen zurück, welche bei ihrem Auslandsaufenthalt in Amerika kortisonhaltige Hautcremes kauften, und daraufhin an perioraler Dermatitis erkrankten. Kortison als Inhaltsstoff von Pflegeprodukten, aber auch von Medikamenten wie inhalativen Asthma- oder Nasensprays, kann eine periorale Dermatitis also begünstigen. Gleiches gilt für Sonnenschutzmittel mit aggressiven Zusätzen, die vor allem bei hohem Lichtschutzfaktor der Produkte oftmals sehr hoch dosiert sind.
- genetische Prädisposition: Besonders häufig tritt die periorale Dermatitis bei Patienten mit bereits bestehender atopischer Veranlagung auf, also bei Menschen, die zu Allergien und Autoimmunkrankheiten wie Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen neigen. Besonders die Neurodermitis hat hier sehr oft eine Störung der Hautbarriere zur Folge, die sich im Gesicht als Mundrose manifestieren kann.
Symptome der perioralen Dermatitis
Die Symptome der Krankheit ähneln stark jenen der Gürtelrose, daher auch der Beiname „Mundrose“. Es entstehen rötliche und teils eitrige Pusteln, Papeln oder Papelopusteln um den Mund herum, die meist leicht brennen oder jucken. Nicht selten geht die Entzündung auch über die Mundgegend hinaus und zieht sich bis zu den Nasenflügeln oder zum Kinn. Stirnregion und Augenbereich können ebenfalls betroffen sein, wobei die Erkrankung vor allem im Stirnbereich an den kindlichen Milchschorf erinnert. In ihrer Gänze können die Beschwerden bei dieser Hauterkrankung folgende Symptome umfassen:
- sehr trockene Haut
- Rötungen und Hautentzündungen
- starke Hautschuppungen
- nicht-eitrige bis eitrige Papeln, Pusteln oder Papelopusteln
- brennender Juckreiz
Diagnose und Therapie perioraler Dermatitis
Die Diagnose einer perioralen Dermatitis wird gemeinhin durch einen Hautarzt gestellt und erfolgt nach dem Auschlussverfahren. Am Anfang steht jedoch eine ausführliche Befragung des Patienten, denn Informationen zu individuellen Pflegegewohnheiten der Gesichtshaut können einen Verdacht bereits erhärten. In Folge führt der Dermatologe dann ggf. verschiedene Allergietests durch oder nimmt Haut- und Blutproben, um abzuklären, ob anstatt bzw. neben einer Dermatitis auch eine Neurodermitis vorliegt. Die Behandlung der der Perioraldermatitis gestaltet sich bei positivem Befund wie folgt:
- Umstellung der Gesichtspflege: Zu aller erst muss die Haut von sämtlichen Pflege- und Kosmetikprodukten entwöhnt werden. Waschen Sie ihr Gesicht künftig nur noch mit klarem Wasser und verzichten Sie auf übermäßiges Schrubben der Haut. Auf keinen Fall darf die Haut weiterhin mit kortisonhaltigen Produkten in Kontakt kommen. Auch das Waschen mit aggressiven Reinigungsmitteln gewaschen oder zu intensives Eincremen ist tabu. Darüber hinaus sind vermeintliche Feuchtigkeitscremes zu meiden.
- medizinische Gels, Cremes und Salben: Zinkhaltige Cremes haben sich in der Behandlung von Dermatitis als besonders wirkungsvoll erwiesen. Ebenso können Gels und Cremes mit Wirkstoffen wie Erythromycin, Azelainsäure oder Metronidazol zur Anwendung kommen.
- heilpflanzliche und medikamentöse Hilfe: Umschläge mit schwarzem Tee können bei Perioraldermatitis Linderung verschaffen, da die im Schwarztee enthaltenen Gerbstoffe entzündungshemmend wirken. In schweren Fällen muss die periorale Dermatitis möglicher Weise mit einem Antibiotikum behandelt werden. Zum Einsatz kommen hier vorwiegend Tetrazykline und Minocyclin.
Stewardessenkrankheit – Verlauf, Komplikationen, Prävention
- Periorale Dermatitis ist zwar nicht ansteckend, die betroffene Haut deutlich anfälliger für Krankheitserreger. Unbehandelt kann die Dermatitis so Auslöser für weitere Erkrankungen wie Pilze oder Herpes sein, was einen langwierigen Krankheitsverlauf nach sich zieht. Wer aber die Anweisungen seines Dermatologen befolgt, der erfreut sich für gewöhnlich binnen weniger Tage bis Wochen wieder einer gesunden Gesichtshaut.
- Die Behandlung der Krankheit erfordert einiges an Selbstdisziplin! Die betroffenen Hautpartien im Gesicht mögen eine Weile sehr unansehnlich wirken und Betroffene darum zum erneuten Auftragen von Make-Up oder der Anwendung aggressiver Reinigungsmittel verleiten. Hieraus entwickelt sich jedoch ein Teufelskreis, der nicht zur Heilung der Erkrankung beiträgt, sondern diese im Gegensatz weiter verschlimmert.
- Die einzige Möglichkeit um eine periorale Dermatitis zu verhindern, ist eine -vernünftige- Gesichtspflege. Hierfür sollte zum einen der übertriebene Einsatz von Make-Up, Reinigungsmitteln und Feuchtigkeitscremes vermieden und entsprechende Produkte nur sparsam auf die Gesichtshaut aufgetragen werden. Zum anderen ist es ratsam, auf pH-neutrale Naturprodukte zu setzen. Diese enthalten gemeinhin keine aggressiven Inhaltsstoffe und können eine gute Anleitung zur Akzeptanz des Gesichts im natürlichen Zustand sein.
Fazit
Die periorale Dermatitis ist der beste Beweis dafür, dass man es mit der Gesichtspflege auch übertreiben kann. Damit verbunden ist oftmals ein Zuviel an Make-Up, das die vermehrte Anwendung aggressiver Reinigungsmittel und Pflegeprodukte befördert, welche in Folge die Hautbarrieren zerstören. Wer von der perioralen Dermatitis verschont bleiben möchte, der lernt darum am besten sein ungeschminktes Antlitz schätzen und lieben! Ergänzend sollten sowohl bei der Behandlung als auch bei der Prävention der Stewardessenkrankheit klares Wasser und eine sparsame bzw. naturorientierte Verwendung von Pflegeprodukten den Ton in der Gesichtspflege angeben.