Die Stent-Implantation ist heutzutage eine der fortschrittlichsten Methoden, um Hohlorgane (z.B. Gefäße oder Speiseröhre) von Patienten offen zu halten, wenn krankheitsbedingte Faktoren ansonsten zu lebensgefährlichen Verengungen oder Verschlüssen führen würden. Insbesondere für Patienten mit schwerwiegenden Herz- und Gefäßkrankheiten sind Stents oft überlebensnotwendig, da auf diesem Wege eventuell ein Herzinfarkt verhindert werden kann. Erfahren Sie nachstehend, was ein Stent eigentlich ist, zu welchen Zwecken er genutzt wird, und wie die Stent-Operation von statten geht.
Stent setzen – Sinn und Zweck der Stent-Implantation
Was die Herkunft des Wortes Stent angeht, so herrschen unter Fachmedizinern widersprüchliche Auffassungen. Während einige Kardiologen und Herzchirurgen den Begriff auf das englische Wort stenting zurückführen, welches das Verstärken oder Einsteifen von Textilien beschreibt, vermuten andere den englischen Zahnarzt Charles Stent hinter der Namensgebung. Dieser entwickelte im 19. Jahrhundert ein von Zahnchirurgen hoch geschätztes Material, mit dem es erstmals möglich war, Zahn- und Kieferabdrücke zu nehmen. Eine weitere Bezugsquelle für den Wortbegriff wäre das altgriechische Wort stenosis, welches ‚Verengung‘ bedeutet. Als Stenose bekannt sind in der Medizin Verengungen der Blutgefäße und anderer Hohlorgane, was mitunter der häufigste Anlass für Stent-Operationen ist.
Ungeachtet der Wortherkunft bedeutet Stent heute soviel wie ‚Gefäßstütze‘, was schon einen ersten Einblick in die Funktion von Stents gibt. Die kleinen Kunststoff- und Metallröhrchen werden nämlich in der Tat häufig dazu benutzt, um verengte Gefäßwände von Patienten abzustützen. Dies ist in erster Linie bei erkrankten Blut- und Herzkranzgefäßen der Fall, oder, wenn einem Patienten ein akuter Herzinfarkt durch Gefäßverschluss droht. Des Weiteren lassen sich durch das Setzen eines Stents auch verengte Gallenwege und Hohlorgane (z.B. Luft- und Speiseröhre) künstlich offen halten.
In gewisser Weise dienen Stents bei vielen Formen von Stenose als Alternative zum Bypass. Die Gefäße und Hohlorgane sind in solchen Fällen oft schon derart stark durch die Verengung blockiert, dass ohne geeignete Gegenmaßnahmen entweder Atemstillstand, ein Herzinfarkt oder komplettes Herzversagen drohen. Ursächlich für schwerwiegende Stenosen können hierbei folgende Faktoren sein:
Herz- und Gefäßkrankheiten
z.B. Arteriosklerose, arterielle Verschlusskrankheit oder Koronare Herzkrankheit
Tumorerkrankungen
z.B. Lymphkrebs, Lungenkrebs oder Gallenkarzinome
Magen-Darm-Erkrankungen
z.B. Morbus Crohn, Gastritis oder Magenkarzinome
sonstige Ursachen
z.B. allergische Reaktionen, Vergiftungen oder Ödeme
Stent-Operation – der Ablauf
Handelt es sich bei dem Stent um ein Metallröhrchen, so besteht dieses für gewöhnlich aus Magnesium- oder Eisenlegierungen. Kunststoffstents werden dagegen meist aus Polyactat gefertigt. Ungeachtet der Materialbeschaffenheit ist der Ablauf einer Stent-Implantation aber meist gleich.
Sofern es nicht darum geht, Hohlorgane wie die Speise- oder Luftröhre durch den direkten Einsatz des Stents in das Organ zu erweitern, ist meist die Funktion der Stents als Stütze bei verengten Gefäßen gefragt. Um die Kunststoff- oder Metallröhrchen hier am richtigen Gefäßabschnitt anbringen zu können, wird der Stent im Rahmen einer Katheter- bzw. Herzkatheteruntersuchung implantiert. Das Operationsteam wird meist von Kardiologen und Herzchirurgen gestellt, welche sich bestens mit den Eigenheiten von Herz und Gefäßen auskennen:
- Schritt – Anbringung des Stenteinführsystems: Während der Operation führen Kardiologen und Herzchirurgen am Patienten zunächst eine Punktierung geeigneter Leitarterien für den Stent durch. Oftmals bieten sich hierfür die Leistenarterie, sowie die Radialisarterie des Armes an. An der Arterie angebracht wird dann eine Schleuse, durch die ein Führungskatheter bis in den betroffenen Gefäßabschnitt geschoben wird.
- Schritt – Spritzen von Kontrastmittel: Um bei der Implantation entscheidende Gefäßstellen gut sichtbar abbilden zu können, spritzen Kardiologen über den Führungskatheter ein röntgenfähiges Kontrastmittel. Es folgt der erste Teil der Katheter- bzw. Herzkatheteruntersuchung, bei dem vorhandene Stenosen genauer beleuchtet werden. Erst nach sorgfältiger Untersuchung mittels Herzkatheter wählt der Kardiologe oder Herzchirurg die passende Größe und Länge des Stents aus, mit dem die Stenose behandelt wird.
- Schritt – Stent einführen: Bei der Implantation des Stents hilft ein Ballonkatheter, den behandelnde Ärzte durch den Führungskatheter schieben. Um die Ballonspitze des Katheters herum befindet sich der noch nicht ausgedehnte Stent, welcher erst an der betroffenen verengten Gefäßstelle aufgeht. Damit sich der Stent an geeigneter Stelle entfaltet, wird dem Patienten abermals ein Kontrastmittel gespritzt, das die Spitze des Ballonkatheters aufbläht. Sobald der Stent im Inneren der Gefäßwand angebracht ist, sorgt das Ableiten des Kontrastmittels dafür, dass sich der Ballonkatheter wieder unkompliziert aus dem Führungskatheter entfernen lässt. Auch dieser wird, gemeinsam mit der leitarteriellen Schleuse, nach der Untersuchung mit dem Herzkatheter wieder entfernt.
- Schritt – Nachbehandlung bei Stent-OP: Nach Abschluss der Implantation verwächst der Stent mit der Gefäßwand und ersetzt dort als dauerhafte Gefäßprothese den Bypass. Damit die Stents in den ersten Monaten keine Blutgerinnsel ansetzen, wird Patienten ein Blutverdünnungsmittel bzw. ein Gerinnungshemmer verschreiben. Auch regelmäßige EKG-Untersuchungen und andere, bildgebende Überwachungsmaßnahmen sind in der ersten Zeit nach der Operation sehr wichtig, damit während der Heilungsphase keine Komplikationen auftreten.
Chancen und Risiken einer Stent-OP
- Die meisten aller Stent-Implantationen verlaufen komplikationsfrei und haben eine gute Prognose. Allerdings können nach dem Eingriff vorübergehende Herzrhythmusstörungen auftreten, die bei ohnehin schon herzschwachen Patienten leicht einen Herzinfarkt verursachen.
- An der Punktionswunde kann es mitunter zu Aneurysmen, Fisteln oder Blutergüssen kommen. In der Regel lassen sich die Wundstörungen aber gut behandeln und sind nach einer leichten Heilungsverzögerung bald wieder verschwunden.
- Auch medikamentöse Nebenwirkungen, beispielsweise durch allergische Reaktionen auf Kontrastmittel, Desinfektions- oder Blutverdünnungsmittel, sind nach einer Stent-OP denkbar. Oftmals treten Juckreiz, Ausschlag und vorübergehend gestörte Organfunktionen auf. In schweren Fällen drohen daneben Herz-Kreislauf-Probleme, Atemnot oder Atemstillstand. Derartige Nebeneffekte sind aber eher selten und lassen sich durch sorgfältige Präparatwahl vermeiden.
- Kritischer zu bewerten ist hingegen ein Blutgerinnsel im Bereich der Gefäßstelle, an welcher der Stent sitzt. Hier könnte es zu einem vollständigen und lebensbedrohlichen Gefäßverschluss kommen, der sowohl einen Harzinfarkt, als auch einen Herzstillstand begünstigt. In solchen Fällen ist der Bypass manchmal die einzige Option, um den Patienten zu retten.
- Inwiefern es bei der Stent-Implantation zu Komplikationen kommt, ist im hohen Maße davon abhängig, wie weit die zugrunde liegende Krankheit fortgeschritten ist. Ebenso kann das Alter der Patienten ausschlaggebend für den Heilungserfolg sein, da Gefäße und Hohlräume älterer Menschen bei Weitem sensibler auf Eingriffe dieser Art reagieren.
Fazit
Der Stent ist neben dem Bypass heutzutage eine unerlässliche und buchstäbliche Stütze bei der Behandlung schwerwiegender Herz- und Gefäßkrankheiten, die bereits eine Gefäßverengung zur Folge hatten. Doch auch andere Verengungen, zum Beispiel im Bereich der Galle, der Speise- oder Luftröhre lassen sich mit Stents gut beheben. Eingesetzt wird der Stent dabei im Rahmen einer Untersuchung mit einem Herzkatheter, die meistens komplikationsfrei bleibt. Gänzlich ausschließen lassen sich Komplikationen aber nicht. Insbesondere dann, wenn die Erkrankung schon weit fortgeschritten ist, oder die Patienten nicht mehr die jüngsten sind, kann es während und nach der Stent-OP zu Heilungsstörungen kommen. Bei einem Blutgerinnsel im Bereich der Gefäßstelle ist ein Bypass mitunter auch heute noch die bessere Alternative, um Komplikationen wie einen Herzinfarkt oder ein Organversagen zu vermeiden.