Übermäßiges Schwitzen kann genetisch oder krankheitsbedingt sein. Dennoch leiden die Betroffenen darunter, dass sie immer wieder von ihren Mitmenschen angesehen werden, die sich an starken Schweißflecken auf der Kleidung stören. Im Fachbegriff sprechen wir von Hyperhidrose, einer Krankheit, hinter der viele Ursachen zu finden sind. Unter anderem reagieren die Nerven grundlos überaktiv und es entstehen ernsthafte Krankheiten.
Die natürliche Schweißbildung
Auf natürliche Weise schwitzen wir beim Sport, bei Stress oder wenn wir uns dem Frühlingsputz widmen und den ganzen Tag durchs Haus wirbeln, bis alles glänzt. Dabei produzieren wir besonders in den Achseln Schweiß, denn hier finden sich die größten und wichtigsten Schweißdrüsen, die dazu dienen, die Körpertemperatur zu regulieren. Nicht zu vergessen: Scharfe Speisen und heißes Essen bringen unseren Körper auch auf Hochtouren, indem die Poren geöffnet werden und die Wärmeproduktion angekurbelt wird. Feuchte Hände vor der Prüfung, die den Angstschweiß vorantreiben, sollten ebenso als Stresshormonoption nicht außer Acht gelassen werden. Hier zeigen sich die Nerven für die Schweißproduktion mitverantwortlich.
Das sind die natürlichen Reaktionen. Aber woher kommt das Schwitzen genau?
Überall in der Haut befinden sich Schweißdrüsen, gerade in den Handinnenflächen, in den Fußsohlen und auf der Stirn ist die Verteilung besonders stark. Beim Schweiß handelt es sich um eine salzhaltige Flüssigkeit, die abgesondert wird und auf der Hautoberfläche verdunstet, um dieKörpertemperatur zu regulieren. Der Schweiß enthält Mineralstoffe wie Kalzium und Magnesium. In den Achseln und im Genitalbereich wird neben Wasser und Salz auch fetthaltiges Sekret ausgeschieden. Jenes ist zunächst geruchlos, beginnt aber zu riechen, wenn die Bakterien an die Hautoberfläche treten und die Substanzen zerlegt werden. Wann der Schweiß austritt, regelt unser Nervensystem und letztendlich auch das Gehirn, welches in Bezug auf die Schweißproduktion erheblich am Stoffwechsel beteiligt ist. Schwitzen ist also dennoch eine lebenswichtige Körperfunktion.
Wer generell viel schwitzt, sollte den Flüssigkeitsverlust mit einer ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme ausgleichen. Um dem Mineralstoffverlust zu mildern, eignet sich besonders Mineralwasser.
Wenn Schwitzen belastet
Sollte die Schweißbildung allerdings überhand nehmen und unangenehm werden, kann eine Krankheit dahinterstecken. Hier die wichtigsten Fakten zur Hyperhidrose:
- Die unter Schweiß leidenden Menschen schwitzen oftmals nicht nachts, sondern nur tagsüber.
- Das Beschwerdebild heißt idiopathische oder primäre Hyperhidrose und tritt auch oft ohne erkennbare Gründe auf.
- Besonders Hände und Füße sind in Mitleidenschaft gezogen, Achseln und Stirn aber auch. Und gerade hier tritt der Schweiß am unangenehmsten auf. Das kann so schlimm werden, dass die Betroffenen den sozialen Rückzug antreten.
- Wer am ganzen Körper schwitzt, leidet an sekundärer Hyperhidrose
- Dieser Schweißüberdruss ist durch Übergewicht, Stress oder Stoffwechselbeschwerden erklärbar oder auch durch eine Schilddrüsenüberfunktion.
- Kalte Schweißausbrüche können neben Panikattacken auch einen Herzinfarkt anzeigen.
Bei all diesen Beschwerden, die manchmal auch mit Diabetes übereinkommen, sollten Sie unbedingt den Arzt aufsuchen. Es handelt sich bei der Überproduktion von Hautschweiß um eine zu starke Ausschüttung des Nervenhormons Acetylcholin. Dabei spielen psychische Faktoren weniger eine Rolle.
Therapie und Gegenmaßnahmen
- Der Arzt muss zunächst den Schweregrad der Störung definieren und entscheidet, ob er Ihnen medizinische Deo-Roller, Pulver oder Lotionen empfiehlt, die auf die betroffenen Partien aufgebracht werden. Es kommen auch entsprechende Salben in Betracht.
- Bei sehr starken Beschwerden wird die Leitungswasser-Iontophorese angewandt, eine Methode, die Gleitstrom über ein Wasserbad durch Hände und Füße in den Körper fließen lässt. Das wirkt gerade bei Schweißhänden und Schweißfüßen sehr gut. Zusätzlich gibt es noch Tabletten und Salbeiextrakte, die dem Schwitzen den Garaus machen sollen.
- Als eine der letzten medizinischen Maßnahmen hilft das Nervengift Botulinumtoxin A, das in die Hautstellen gespritzt wird, an denen zu viel Schweiß austritt. In regelmäßigen Abständen muss diese Methode wie bei einer Allergietherapie wiederholt werden.
- Auch operative Verfahren, wie das Entfernen der Schweißdrüsen sind angeraten, wenn gar nichts mehr hilft. Das ist aber die letzte Instanz und geschieht sehr selten. Hierbei wird gezielt der Sympathikusnerv blockiert.
Entspannen!
Zuletzt wird als Entspannung das autogene Training empfohlen, zum Ausgleich der Ruhe und des Stressabbaus. Die Betroffenen können hier besser lernen, mit ihrem Problem umzugehen und beugen so auch Folgeerkrankungen vor.
Sehr informativer Artikel. Bis vor einigen Monaten, hab ich auch sehr stark an Hyperhidrosis gelitten, da kein Deo geholfen hat, ließ ich eine Schweißdrüsenabsaugung machen. Seit dem lebe ich komplett schweißfrei und kann auch wieder graue bzw. farbige Oberteile anziehen, ohne Angst zu haben man könne unangenehme Flecken sehen.