Für Frauen in der Schwangerschaft ist ständige Übelkeit in Kombination mit Erbrechen oft ein monatelanger Begleiter. In diesem Fall sind es maßgeblich hormonelle Hintergründe, welche die Übelkeit verursachen, sich nach der Geburt aber wieder normalisieren. Neben schwangerschaftsbedingter Dauerübelkeit gibt es für das flaue Gefühl im Magen jedoch noch diverse andere mögliche Ursachen, die weniger harmlos sind. Übelkeit tritt hier ebenfalls gerne in Tateinheit mit Erbrechen und Bauchschmerzen auf, weist aber häufig noch weitere Symptome, wie Schmerzen in anderen Körperregionen oder Fieber auf. Erfahren Sie hier mehr dazu.
Wie entsteht ständige Übelkeit?
Kausal für ständige Übelkeit, wie auch für Erbrechen, ist das Brechzentrum in unserem Gehirn. Es liegt im Hirnstamm lokalisiert und setzt sich aus Teilen folgender Hirnregionen zusammen:
- Area postrema – ein zirkumventrikuläres Organ der hirnstammeigenen Rautengrube
- Formatio reticularis – ein hochkomplexes Neuronennetzwerk des Hirnstamms
- Nucleus solitarius – ein spezielles Areal im Markhirn, das aus grauer Substanz besteht
Gänzlich erforscht ist die Funktionalität des Brechzentrums bislang noch nicht. Allerdings kann die Entstehung von Übelkeit und Erbrechen auf bestimmte Impulse zurückgeführt werden, die das Brechzentrum über die Großhirnrinde, das Kleinhirn, das im Ohr gelegene Gleichgewichtsorgan oder den Verdauungstrakt erreichen. Aus letzterem werden besagte Impulse durch den Hirnnerv Nervus vagus an das Brechzentrum weitergeleitet. Da mögliche Impulsauslöser sehr unterschiedlicher Natur sein können, differenziert die Medizin ständige Übelkeit dabei wie folgt:
- Schwangerschaftsübelkeit – Die dauerhafte Übelkeit taucht während einer Schwangerschaft auf und ist schwangerschaftsbedingten Hormonumstellungen geschuldet. Begleitsymptome sind bspw. Erbrechen und Gereiztheit.
- psychisch ausgelöste Übelkeit – Liegen psychische Gründe wie Nervosität, Angst, Ekel usw. vor, handelt es sich um eine durch die Psyche verursachte Übelkeit. Erbrechen kann auftreten, Schmerzen im Bauchraum und Kopfschmerzen sind jedoch üblicher.
- physisch ausgelöste Übelkeit – Bei dieser Form der Übelkeit liegt der Grund der Übelkeit im körperlichen Bereich. Ursachen sind hier meist Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, der Leber, Galle oder mit dem Brechzentrum verbundener Gehirnareale. Liegt eine physische Ursache vor, muss neben Übelkeit und Erbrechen mit unspezifischen Begleitsymptomen in Form von Schmerzen jedweder Art, Fieber, Schwindel oder Wahrnehmungsproblemen gerechnet werden. Diagnosen mittels Tests, Magenspiegelung sowie weitere Untersuchen können einen speziellen Verdacht erhärten oder entkräften.
Welche Ursachen der Dauerübelkeit zugrunde liegen, lässt sich in manchen Fällen daran erkennen, wann die Übelkeit auftritt. Handelt es sich beispielsweise um Morgenübelkeit, die alltägliches Erbrechen bereithält, kann dies auf eine bestehende Schwangerschaft hindeuten. Beginnt die Übelkeit dagegen nach oder während dem Essen und hat zusätzlich Bauchschmerzen zur Folge, kommen eher Magen-Darm-Erkrankungen als Ursache in Frage. Ein Magengeschwür könnte vorliegen, wenn die ständige Übelkeit erst längere Zeit nach dem Essen eintritt. Für mehr Details zu möglichen Ursachen, hier eine kleine Übersicht:
- Schwangerschaft: Die hormonelle Umstellung, die schwangere Frauen durchleben, beschwört eine Reihe besonderer Sensibilitäten herauf. Dies betrifft nicht nur die persönliche Gefühlswelt, sondern ebenso die Wahrnehmung und Verdauung. Egal um welche Sensibilitäten es sich dabei handelt, zu Übelkeit führen können sie alle. Begleitend ist dabei vor allem Erbrechen zu erwarten. Eine besonders schwere Form der Schwangerschaftsübelkeit wird diesbezüglich Hyperemesis gravidarum genannt und bedarf manchmal sogar einer stationären Behandlung. Zur Sicherheit sollten Sie in einem solchen Fall einen Notarzt aufsuchen!
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien: Tritt ständige Übelkeit nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel auf, liegt der Grund meist auch in der Ernährung begründet. Ob als allergische Reaktion auf bestimmte Lebensmittelzusätze, oder einer generellen Unverträglichkeit gegen bestimmte Nahrungsmittel – beides ist als Ursache für ständige Übelkeit denkbar. In extremen Fällen besagter Aversionen folgt auf das flaue Gefühl im Magen relativ zügig ein Erbrechen. Gängige Beschwerden sind ferner Schmerzen im Bauchraum, Hautirritationen und Schwellungen im Mund oder Gesicht.
- Erkrankungen des Verdauungstraktes Appetitverlust, Aufstoßen, Bauchschmerzen und/oder Erbrechen in Kombination mit ständiger Übelkeit deuten auf einen Reizdarm hin. Bei einem Reizmagen treten die Bauchschmerzen vermehrt im Oberbauch auf. Des Weiteren können die Darmerkrankungen Morbus Crohn und Gastritis ständige Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen begünstigen.
- gestörte Wahrnehmung: Bei Morbus Méniére handelt es sich um eine Erkrankung des Innenohrs, welche überwiegend einseitig in Erscheinung tritt. Kennzeichnend für die Méniére-Krankheit sind unerwartet auftretender Drehschwindel, Kopfschmerzen, Tinnitus, Minderung der Hörfähigkeit, aber auch anhaltende Übelkeit und Erbrechen. Zurück zu führen ist dieser Umstand auf die Krankheitsbeteiligung des im Innenohr gelegenen Gleichgewichtsorgans, der wie viele andere Organe über komplexe Nervenverbindungen mit dem Brechzentrum gekoppelt ist. Gestört werden kann die Wahrnehmung daneben auch durch besondere Umwelteinflüsse, wie sie bspw. auf hoher See gegeben sind. Die damit verbundene Seekrankheit, als deren klassische Symptome Übelkeit und Erbrechen gelten, dürfte wohl jedem geläufig sein.
- sonstige Organerkrankungen: Ein Verdacht auf Leberentzündung (Hepatitis) ist unter anderem durch Übelkeit, Abgeschlagenheit, Verlust des Appetits und Druck auf der rechten Seite im Oberbauch denkbar. Erkrankungen der Nieren (z.B. Nierenkolik oder Morbus Addison) werden neben Übelkeit, auch durch ständiges Erbrechen und Bauchschmerzen gekennzeichnet. Ebenfalls Übelkeit verursachen kann eine Herzinsuffizienz. Neben dem Übelkeitsgefühl können hier auch Ödeme im Beinbereich, Appetitlosigkeit, sowie Herzrhythmusstörungen und Schmerzen im Unter- bzw. Oberbauch in Erscheinung treten.
- übelkeitsfördernde Substanzen: Die Einnahme von Medikamenten kann ständige Übelkeit und Erbrechen als unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringen. Weitere Substanzen mit ähnlichen Nebeneffekten sind Alkohol, Toxine und so gut wie alle Drogenformate. Ein kombiniertes Auftreten von Übelkeit und Erbrechen ist dabei insbesondere bei Alkoholkonsum sehr wahrscheinlich.
Behandlung bei ständiger Übelkeit und Erbrechen
Reichen für den Symptombefund die Aussagen der Patienten über Dauer und Zeitpunkt der Übelkeit, sowie über zusätzliche Beschwerden wie Erbrechen oder Schmerzen für eine Diagnose nicht aus, sind für die Ursachen- und Therapieermittlung weiterführende Untersuchungen notwendig. Wahrscheinlich wird der Arzt einen Blut- bzw. Urintest durchführen. Als denkbar erweisen sich zudem eine Echokardiographie, eine Magenspiegelung oder eine neurologische Untersuchung. Auch Stuhlproben und Abstriche sind nicht ausgeschlossen, vor allem dann, wenn ein Verdacht auf Magen-Darm-Erkrankungen besteht. Geeignete Behandlungsschritte richten sich dann selbstverständlich nach der entsprechenden Diagnose:
- Medikamente – Ein Antiemetikum befreit den Patienten schnell von der andauernden Übelkeit. Bei Erbrechen, veranlasst der Arzt zusätzlich Infusionen zum Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes. Sind Dauerübelkeit und Begleitsymptome wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Erbrechen im Spiel und lassen sich auf eine ernste Grunderkrankung zurückführen, muss darüber hinaus womöglich eine medikamentöse Behandlung eben dieser erfolgen.
- Akupressur – Perikard 6 ist der zu behandelnde Akupressurpunkt bei Übelkeit und Erbrechen. Er befindet sich ca. 2,5 Querfinger entfernt von der Handgelenksfalte, zwischen den ertastbaren Beugesehnen der Unterarminnenseite. Druck vom Körper zur Hand (z.B. mit dem Zeigefinger) von ca. 1 Minute Dauer lindert rasch Übelkeit und Erbrechen. Die Maßnahme empfiehlt sich vor allem, wenn Übelkeit als Folge von Seegang auftritt. Lesen Sie hierzu auch unseren Ratgeber Seekrankheit vorbeugen.
- Homöopathie – Die Homöopathie bietet allerhand Hilfe bei Übelkeit und Erbrechen. So bringt Ipecacuanha D12 Linderung bei anhaltender Übelkeit und Cocculus D12 befreit von Reiseübelkeit. Im Bereich der Schüssler-Salze haben sich Nr. 8 Natrium Chloratum D6, Nr. 4 Kalium Chloratum D6 sowie Nr. 11 Silicea D12 als Abhilfe bei Übelkeit bewährt.
- Heilkräuter und Ernährung – Zur Behandlung von Übelkeit in harmlosen Fällen hat sich auch Kamillen-, Pfefferminz- und Melissentee bewährt. Auf jeden Fall sollten Sie bis zum Abklingen der Dauerübelkeit vorsichtshalber nur noch leichtverdauliche Kost zu sich nehmen. Sehr fettiges, stark gewürztes oder zuckerhaltiges Essen ist demnach erst einmal auszusetzen. Bei Morgenübelkeit während der Schwangerschaft hilft es, noch im Bett eine Kleinigkeit zu essen.
Anhaltende Übelkeit – Wann zum Arzt?
Harmlose und einmalige Dauerübelkeit kann mit Hilfe zahlreicher Hausmittelchen schnell überwunden werden. Nicht so, wenn zusätzlich zur Übelkeit einige ernst zu nehmende Symptome auftreten. Ein Verdacht auf ernste Grunderkrankungen, Vergiftungen und ähnlich schwerwiegende Gesundheitsprobleme ist dann nämlich oftmals gerechtfertigt. Suchen Sie also bitte einen Arzt auf, wenn…
…die Übelkeit länger als 2 Tage anhält und von Erbrechen begleitet wird.
…Sie Blut oder Galle erbrechen. (Hier sogar einen Notarzt aufsuchen!)
…sich ein Druckgefühl im Oberbauch einstellt.
…neben der Übelkeit Kopfschmerzen, Schwindel oder Sinnesstörungen auftreten.
…zusätzlich auch starkes Erbrechen, Magen- oder Bauchschmerzen bestehen.
…Sie Schmerzen im Bereich der Niere, Galle oder Leber bemerken.
…sich zur Übelkeit sonstige Schmerzen oder Fieber gesellen.
…die Übelkeit unmittelbar nach einer Kopfverletzung begonnen hat.
Fazit
Leicht ausgeprägte Übelkeit ist über einen kurzen Zeitraum hinweg meist kein Grund zur Sorge. Entwickelt sie sich zur anhaltenden, ständigen Übelkeit und geht mit Begleitsymptomen wie Erbrechen, Fieber oder Schmerzen einher, ist sie allerdings kritischer zu bewerten. So können Bauchschmerzen in Kombination mit Dauerübelkeit und Erbrechen zum Beispiel auf eine Lebensmittelvergiftung oder Erkrankung des Verdauungstrakts (z.B. Gastritis und Reizdarm mit Schmerzen im Oberbauch) hinweisen. Da sich aber auch andere Organerkrankungen, sowie eine Schwangerschaft oder Allergien durch Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen ankündigen, ist ein Arztbesuch bei umfangreicher Symptomatik dringend angeraten. So können Sie einen unter Umständen schlimmen Verdacht schnell klären.