Der Arztreport 2012 der Barmer GEK hat ergeben, dass ca. 10,3% aller Kinder zwischen 0 und 14 Jahren unter einer Sprachstörung leiden. Während es sich bei Kindern in aller Regel um Sprachentwicklungsstörungen handelt, können jedoch auch Erwachsene mit ausgebildeter Sprache von diesem Problem betroffen sein. Als Symptome treten dabei ein vollständiger oder anteiliger Sprachverlust (Verständnisprobleme oder Schwierigkeiten bei der Bildung eines Wortes) oder auch Wortfindungsstörungen auf. Hierbei sind 4 Formen der Aphasie zu unterscheiden:
- Sensorische Aphasie (Wernicke-Aphasie)
Die sensorische Aphasie ist durch ein fehlendes Sprachverständnis der Betroffenen gekennzeichnet. Zwar lässt sich eine flüssige Aussprache feststellen, aber diese ist oftmals inhaltsleer. Häufig werden auch Satzteile verdoppelt, was das Ganze recht unverständlich macht. Diese Form der Aphasie wird nicht selten durch einen Schlaganfall ausgelöst. - Motorische Aphasie (Broca-Aphasie)
Diese Form der Aphasie drückt sich vor allem in starken Wortfindungsstörungen und einer stockenden Sprache aus. Auch das Verständnis für bestimmte Wortbedeutungen kann leiden, wird jedoch in einem normalen Gespräch nur selten entdeckt. Hierfür ist ein entsprechender Test notwendig. - Amnestische Aphasie
Die leichteste Form der Aphasie ist auch von Wortfindungsstörungen geprägt, wobei die Aussprache als fließend eingestuft werden kann. Zudem treten Probleme bei der Beschreibung von Dingen auf und es werden deshalb Umschreibungen verwendet. Das Kurzzeitgedächtnis kann beeinträchtigt sein, so dass eine Vergesslichkeit zu erkennen ist. Als Ursache kommt hier häufig ein Schädel-Hirn-Trauma in Frage. - Globale Aphasie
Dies ist die schwerste Form der Sprachstörung ist einhergehend mit besonders starken Schwierigkeiten. Oftmals ist kaum eine vernünftige Aussprache möglich und mitunter wird auch das Sprachverständnis erheblich gestört. Wenn der Betroffene doch noch spricht, nutzt er nur noch sogenannte Sprachautomatismen oder inhaltsleere Formulierungen. Als Ursache gilt hier häufig ein Hirninfarkt.
Weitere mögliche Formen der Sprechstörung sind:
- Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern, bei denen das Sprachvermögen nicht dem Alter entsprechend ausgebildet ist
- Sprachprobleme durch Demenz
- Taubstummheit oder Gehörlosigkeit
- Kanner-Autismus
Mögliche Ursachen für Sprach- und Sprechstörungen
Als Ursache für nahezu alle Probleme in Bezug auf die Sprachfähigkeit kann ein neurologisches Ereignis gesehen werden. Ausnahmen sind lediglich ererbte oder mit der Geburt erlittene Störungen oder Entwicklungsproblematiken. Sollten Sie jedoch bereits eine voll ausgebildete Sprechfähigkeit besitzen und hier Ausfälle bemerken, liegt fast immer eine Schädigung bestimmter Hirnregionen zugrunde. Mögliche Ursachen:
- Schädel-Hirn-Trauma (durch einen Unfall)
- Hirninfarkt (Schlaganfall)
- Gehirntumor
- Alzheimer (als Alterserkrankung)
- Demenz (als Alterserkrankung)
- Migräne
Die häufigste Ursache für eine Aphasie stellt jedoch ganz klar der Schlaganfall dar und deshalb ist häufig schnelles Handeln gefragt. Sollten Sie bei sich oder einem Menschen in Ihrem Umfeld die oben genannten Symptome entdecken, führt an einem Arztbesuch kein Weg vorbei. Dieser kann klären, ob ein Schlaganfall vorliegt und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten.
Therapieansätze einer Sprachstörung
Die Therapie erfolgt natürlich immer auf Basis der genauen Aphasie-Form. Liegt nur eine leichte und temporäre Aphasie vor, wird die entsprechende Ursache behoben und die Beschwerden können verschwinden. Eine globale Aphasie infolge eines Schlaganfalls bedarf jedoch einer langfristigen Behandlung durch einen Sprachtherapeuten. Dieser versucht zunächst, durch Nachsprechübungen die Sprachfähigkeit des Patienten wiederzubeleben. Ist dies erreicht, kann je nach vorherrschendem Symptom (Form der Sprachstörung) mit gezielten Übungen begonnen werden. Zur Sprachbildungsförderung werden einfache Sätze gebildet und zur Verbesserung des Sprachverständnisses semantische Übungen durchgeführt. Als letzter Schritt folgen Gruppensitzungen, in denen Alltagssituationen linguistisch abgebildet werden. Hier noch einmal die wichtigsten Gegenmaßnahmen in Bezug auf Sprechstörungen:
- Sollten Symptome auftreten, immer sofort einen Arzt aufsuchen, um diese abzuklären
- Als Therapie einer Aphasie wird zunächst die ursächliche Krankheit behandelt
- Als nächster Schritt erfolgt eine Behandlung durch einen Sprachtherapeuten
- Hier wird in mehreren Jahren die Sprachbildung wieder aufgebaut
Gesundheitliche Probleme mit der Sprache sollten Sie also immer sehr ernst nehmen, da diese Symptom einer schweren Krankheit sein könnten. Oftmals spielt auch der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Normale Versprecher oder in Einzelfällen Schwierigkeiten, ein Wort zu finden, haben mit einer Aphasie jedoch nichts zu tun. Sollte so etwas jedoch gehäuft auftreten, ist ein Arztbesuch angeraten.