Spitzwegerich ist wahrscheinlich nicht allzu vielen Menschen bekannt. Nichtsdestotrotz hat die Pflanze hierzulande bereits eine lange Historie aufzuweisen. Spitzwegerich wurde noch vor einiger Zeit als Lungenblatt bezeichnet. Auch die Benennung als Schlangenzunge oder Siebenrippe war keine Seltenheit. Synonyme für diese Heilpflanze gibt es noch unzählige weitere, beispielsweise Rossrippe oder Schafzunge. Spitzwegerich ist ein althochdeutsches Wort und meint soviel wie „Wegelagerer“, auch wenn seine wörtliche Übersetzung eigentlich „Weg“ und „König“ lautet. Dies ist vor allem der Tatsache zuschulden, dass die Pflanze oftmals an den Rändern von Pfaden und Wegen anzutreffen war. Nicht nur damals, auch heute wird das Gewächs vor allem in der alternativen Medizin als Heilpflanze eingesetzt. Wissenschaftler der Würzburger Universität kürten das Kraut zur „Heilpflanze des Jahres 2014“.
Herkunft und Aussehen des Spitzwegerichs
Die botanisch korrekte Bezeichnung der Heilpflanze lautet „Plantago lanceolata“. Der Spitzwegerich erreicht ausgewachsen eine Höhe von bis zu 40 Zentimetern. Die unauffälligen Blüten bilden Ähren aus und sitzen an einem dünnen und schwachen Stängel, der eine leichte Behaarung aufweist. Der Spitzwegerich besitzt gelbliche Blätter, die besonders lang sind und meist bis zum Boden herabfallen. Wie der Name bereits vermuten lässt, gehört die Pflanze zu den Wegerichgewächsen. Ihre Blütezeit liegt im Zeitraum zwischen April und September. Zu finden ist der Spitzwegerich in fast allen Teilen Europas. Auch wenn der Name aus den Fundorten herrührt, können Sie die Pflanze selbstverständlich nicht nur an Wege- und Straßenrändern vorfinden, sondern sie auch auf freien Feldern wachsen sehen.
Inhaltsstoffe
Bereits im Mittelalter war den Menschen bekannt, dass der Spitzwegerich auf die menschliche Gesundheit wirksame Inhaltsstoffe besitzen muss. Zu den wesentlichen Bestandteilen der Pflanze zählen sich:
- Gerbstoffe
- Irdoidglykoside wie Aucubin und Catalpol
- Zuckermoleküle (Polysaccharide oder Schleimstoffe) wie Galactose und Galacturonsäure
- Ätherische Öle
- Flavonodide
- Phenylethanoide
- Mineralstoffe wie Kalium und Zink
- Kieselsäure
- Saponin
Wirkung der Heilpflanze
Auch wenn die genaue chemische Zusammensetzung des Spitzwegerichs im Mittelalter natürlich noch nicht bekannt gewesen ist, so wussten die Menschen dennoch, mit welcher Wirkung bei der Heilpflanze zu rechnen sei. In damaliger Zeit verwendeten Heiler die Pflanze, um typische Magen-Darmbeschwerden zu kurieren. Auch gegen Fieberattacken oder Husten kam die Pflanze zur Anwendung. Mitunter wurde das Kraut auch gegen Tierbisse oder Insektenstiche angewandt.
Bis auf die Wurzel kann das gesamte Kraut arzneilich verwendet werden. Besonders die reizmildernde Wirkung der Pflanze ist auch heutiger Sicht interessant und nachweisbar. Daher wird Spitzwegerich auch vor allem bei Halsschmerzen verwendet. Die in der Pflanze enthaltenen Schleimstoffe sind in der Lage, eine Art Schutzfilm über Ihre Schleimhäute in Ihrem Mund- und Rachenraum zu legen, der Husten und Halsschmerzen erfolgreich bekämpft und die Symptome lindert. Auch andere Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Bronchitis können Sie mit der Heilpflanze behandeln.
Auch Ihr Immunsystem wird Ihnen beim Verzehr von Spitzwegerich danken, denn die Inhaltsstoffe der Heilpflanze wirken antibakteriell und hemmen Entzündungen. Vor allem das natürliche Antibiotikum Aucubin ist dafür verantwortlich. Die enthaltene Kieselsäure wird sich positiv auf Ihr Bindegewebe auswirken. Eine äußerliche Anwendung ist zudem ebenfalls möglich. Seine Gerbstoffe eignen sich hervorragend, um Wunden zu schließen. Derzeit gibt es allerdings keine wissenschaftlichen Studien, die eine Wirksamkeit der Heilpflanze belegen könnten.
Anwendung des Spitzwegerichs
Naturbelassen schmeckt Spitzwegerich salzig und bitter. Auch wenn die Pflanze in freier Natur wächst, wird sie in östlichen Teilen Europas und vor allem in den Niederlanden gezielt angebaut.
Spitzwegerich können Sie in vielen unterschiedlichen Formen zu sich nehmen. Im Regelfall ist jedoch die Teezubereitung beliebt. Auch der Saft, der aus den Blättern gepresst werden kann, eignet sich zum Trinken. Besonders erwähnenswert ist die lange Haltbarkeit des Saftes, der sich auf das antibiotische Aucubin gründet.
Auch als Sirup wird das Kraut oftmals verwendet. Hierzu werden ganz einfach die Blätter der Pflanze mit Zucker oder Honig aufgekocht. Nichtsdestotrotz achten Sie darauf, die Pflanzenteile keiner allzu starken Hitze auszusetzen. Denn beim Kochen werden die wichtigen Inhaltsstoffe chemisch zersetzt, wodurch die Wirkung der Pflanze gemindert werden kann.
Sollten Sie sich in freier Natur befinden und sich verletzen oder beispielsweise von einer Wespe gestochen werden, dient der Spitzwegerich als ideales Erste-Hilfe-Mittel. Zerstückeln oder Kauen Sie ganz einfach einige wenige Blätter der Pflanze und legen Sie diese auf die entsprechende Wunde, um Schwellungen zu kurieren, die Heilung zu unterstützen und einer Entzündung von vornherein vorzubeugen.