Neben dem übermäßigen Konsum von Alkohol und Drogen ist auch die Spielsucht ein Laster, welches zahlreiche Menschen in Deutschland betrifft. Während andere Süchte die Gesundheit angreifen, bezieht sich die Spielsucht auf ganze Existenzen. Nicht selten verlieren Betroffene ihr Zuhause, weil sie keine Mieten mehr bezahlen können und in eine finanzielle Notlage geraten. Doch wie kann erkannt werden, ob jemand spielsüchtig ist und wie kommen diese Menschen aus dieser Notsituation wieder heraus? Das erfahren Sie im folgenden Artikel.
Weitermachen trotz Verluste
Die Spielsucht äußert sich durch den zwanghaften Drang, Glücksspiele zu spielen. Dies kann sich an Spielautomaten, in Casinos oder durch Wetten äußern. Dieses Spiel wird jedoch zur ernsten Realität, weil Spielsüchtige oftmals ihr gesamtes Vermögen verlieren. Dieser Zustand entsteht aufgrund des Weiterspielens trotz Verlusten oder sogar Schulden. Nicht selten werden andere Interessen sowie Aufgaben unter strenger Heimlichkeit vernachlässigt. Die Ursachen für die Entwicklung einer Spielsucht sind weitreichend. In den meisten Fällen jedoch leiden Betroffene unter einem geringen Selbstwertgefühl sowie einer gestörten Impulskontrolle des Belohnungssystems im Gehirn.
Langsamer Prozess
Größtenteils entwickelt sich die Spielsucht in einem langsamen Prozess über viele Jahre hinweg. Sie wird von Experten in drei verschiedene Phasen unterteilt. Im positiven Anfangsstadium spielen Betroffene oft nur gelegentlich. Die hier eingesetzten finanziellen Mittel sorgen für Nervenkitzel und Gewinne für Freude. In dieser Phase läuft das Spiel reguliert und Spieler:innen gehen ihren Verpflichtungen, Freizeitaktivitäten und sozialen Kontakten nach. Hierauf folgt das Gewöhnungsstadium, in welchem der Betroffene allmählich die Kontrolle darüber verliert, wie viel Geld sie einsetzen und wie oft sie spielen. Hierbei wird das Glücksspiel zu einer regelmäßigen Ablenkung im Alltag. Glücksspiele basieren darauf, dass auf Dauer nicht nur Spieler:innen gewinnen, sondern auch die Anbieter:innen. Somit übertreffen die Verluste langfristig den Gewinn. Zwar gibt es eine gesetzliche Grundlage für das Glücksspiel in der Bundesrepublik und Betroffene können sich über ein einheitliches System hierfür sperren lassen, jedoch bietet das Internet zahlreiche Onlinekasinos, die viele Gewinne versprechen, aber keine Lizenz aus Deutschland haben. Im letzten Stadium entwickelt sich das Exzessivspiel. Dauer und Einsatz der Spieler:innen werden dann nicht mehr durch rationale Grenzen gesteuert, sondern erleben eine abbauende Toleranzentwicklung, die dafür sorgt, noch mehr Risiko und noch mehr Einsatz einzugehen. Nicht wenige haben in diesem Stadium ihre Arbeit, Freunde und ihren Partner bereits verloren und ebenfalls große Schwierigkeiten in anderen Bereichen des Lebens. Eine realistische Vorstellung über normale Geldbeträge ist dann nicht mehr möglich.
Die Behandlung
Klar ist, dass die Behandlung der Spielsucht in professionelle Hände gehört. Eine Therapie ist oft die einzige Chance, um die Sucht zu überwinden, die Schulden in den Griff zu bekommen und das soziale Netzwerk wieder aufzubauen. Neben der kognitiven Verhaltenstherapie, bei der das falsche Denkmuster aufgedeckt wird, langfristige Gewinne zu erzielen, hat sich auch die Motivationstherapie als zielführend erwiesen. Hierbei wird der Fokus von Spieler:innen darauf gelegt, Vor- und Nachteile des Glücksspiels detailliert abzuwägen. Das soll als Stütze für einen möglichen Rückfall dienen. Neben der eigentlichen Therapie ist es ebenfalls bedeutungsvoll auch die Hintergründe zu erarbeiten. Das Glücksspiel dient nicht nur der Ablenkung, sondern auch der Regulation von Gefühlen, weswegen diese erkundet werden müssen. Das BZgA-Beratungstelefon bietet Spieler:innen eine erste Möglichkeit, mit geschultem Personal über ihre Sucht zu sprechen. Diese sind unter 0800-1372700 kostenfrei tagsüber an 365 Tagen im Jahr erreichbar.