Bei einer Sinusthrombose oder Sinusvenenthrombose (kurz: SVT) kommt es durch ein Gerinnsel zum Verschluss der sogenannten Sinusvenen. Diese dienen als venöser Blutzusammenfluss des Gehirns innerhalb der harten Hirnhaut, weshalb eine Sinusthrombose äußerst gefährlich sein kann. Im schlimmsten Fall führt eine solche Venenthrombose neben Kopfschmerzen sogar zu einem Schlaganfall. Erfahren Sie deshalb in diesem Ratgeber, welche Risikofaktoren die zerebralen Thrombosen begünstigen. Zudem wird erklärt, wie man sie am besten erkennt und was sich zur Behandlung der Venenthrombosen unternehmen lässt.
Entstehung einer Sinusthrombose
Die als Sinusvenen (Sinus durae matris) bezeichneten Blutleiter des Gehirns (Cerebrum) liegen in der harten Hirnhaut (Dura mater) lokalisiert. Sie transportieren sauerstoffarmes Blut aus dem Gehirn ab. Da sie keine Venenklappen besitzen, ist es ihnen nicht möglich, Blut in eine bestimmte Richtung zu leiten. Die Fließrichtung des Blutes innerhalb eines Sinus durae matris ist darum von der Kopflage abhängig. Zusätzlich kann dieser hochsensible Abflussvorgang durch Verletzungen und venöse Verschlüsse gestört werden. Letztere bezeichnen in diesem Fall eine Sinusvenenthrombose.
Anders als bei arteriellen Thrombosen, die gemeinhin sehr plötzlich auftreten können, entwickelt sich das Blutgerinnsel einer Venenthrombose meist eher schleichend. Venenthrombosen im Bereich eines Sinus durae matris sorgen dabei nicht nur für Kopfschmerzen, sondern aufgrund des anhaltenden Blutstaus auch für einen stetig steigenden Hirndruck. Mitunter kommt es sogar zu Hirnblutungen, in deren Folge dann ein Schlaganfall entstehen kann. Je nach Ursache lassen sich Sinusvenenthrombosen dabei wie folgt einteilen:
- infektiöse, septische Sinusthrombose – die Venenthrombose entsteht aufgrund einer entzündlichen oder infektiösen Erkrankung
- blande Sinusthrombose – die Venenthrombose entsteht in Folge einer Vorerkrankung, die sich nachteilig auf die Blutgerinnung oder den Blutfluss auswirkt
Ursachen einer Sinusvenenthrombose
Thrombosen in den Sinusvenen entstehen meist in Folge einer entzündlichen Erkrankung im Gesichtsbereich. Ebenso können Gefäßerkrankungen, systemische Krankheiten sowie hormonelle Einflüsse eine Venenthrombose im Bereich des Sinus durae matris begünstigen. Auch Nebenwirkungen von Medikamenten sind dabei nicht zu vergessen. Die Ursachen im Einzelnen:
- Entzündungen und Infektionen: Zu den häufigsten Ursachen einer Sinusvenenthrombose zählen eitrige Entzündungs- und Infektionskrankheiten im Gesichts- oder Kopfbereich. Vor allem unbehandelte Nasennebenhöhlenentzündungen, die sich auf die Stirnhöhlen ausgeweitet haben, bergen ein großes Risiko. Sie dringen in den Hirnraum vor und lösen dort über eine Hirnhautentzündung thrombotische Prozesse im Bereich der Sinusvenen aus. Des Weiteren sind diese bakterielle Entzündungen als Ursache für eine Venenthrombose nicht auszuschließen:
- Meningitis
- Endokarditis
- Mastoiditis
Auch virale Infektionen, etwa in Form von Enzephalitis, Hepatitis, Masern oder Zytomegalie können das Problem auslösen. Und selbst Pilzinfektionen und Parasiten (z.B. Aspergillose oder Malaria) sind dazu in der Lage, eine Sinusvenenthrombose zu provozieren.
- systemische Erkrankungen und Gewebeanomalien: Besonders vielseitig sind die Ursachen einer zerebralen Venenthrombose im Bereich der Gewebeanomalien. Hier können sowohl Tumore als auch Kollagenosen wie das Sjögren Syndrom oder Lupus erythematodes für die Venenthrombose verantwortlich sein. Darüber hinaus sind auch systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder die Bindegewebsanomalie Morbus Boeck, besser bekannt als Sarkoidose, nicht als potentielle Verursacher zu unterschätzen.
- Blutgerinnungsstörungen: Gerinnungsdefekte verändern die Fließeigenschaften des Blutes. Dazu gehören:
- Antithrombin III-Mangel
- Plasminogenmangel
- Dysfibrinogenämien
- Faktor-V- oder Prothrombin-Mutationen
Auf die zervikalen Sinusvenen hat dies natürlich einen verstopfenden Effekt, der nur allzu leicht eine Sinusvenenthrombose provoziert. Ferner seien Erkrankungen wie Anämien (z.B. Sichelzellenanämie), Zythämien (z.B. Polyzythämie oder Thrombozythämie), Leukämie, Bluthochdruck und Herzinsuffizienzen genannt, die ähnliche Störungen der Gerinnung hervorrufen können oder die Fließeigenschaften des Blutes behindern.
- hormonelle und medikamentöse Einflüsse: Auch die Einnahme von Medikamenten kann zur Bildung von Gerinnseln in den Sinusvenen beitragen. Vor allem Kortikoidem, Androgenen, Chemotherapeutika und Epoetin wird nachgesagt, die Sinusvenenthrombose zu befördern. Gleiches gilt für Drogen und eine Überdosis an Vitamin A. Hormonpräparate wie die Pille und auch die besonderen Hormonphasen der Frau sind ebenfalls als Auslöser einer zerebralen Venenthrombose denkbar.
- Traumata und Operationen: In seltenen Fällen können Sinusvenenthrombosen auch als Komplikation eines neurochirurgischen Eingriffes oder eines Schädel-Hirn-Traumas entstehen. Meist sind es hier Stenosen, die durch mechanische oder schwellungsbedingte Abflussbehinderungen im Sinus durae matris ausgelöst werden, welche in Folge die Venenthrombose auslösen.
Symptome bei Sinusvenenthrombose
Eine Sinusvenenthrombose äußert sich durch schleichende Symptome, die aufgrund ihrer Mehrdeutigkeit häufig zu Fehldiagnosen führen. Betroffene leiden unter starken Kopfschmerzen, die Tage lang andauern können und zunächst oftmals an eine Migräne denken lassen. Zusätzlich zu den hartnäckigen Kopfschmerzen treten bei Sinusthrombose Sehstörungen, Druckschmerzen im Bereich der Nasen-Augen-Winkels und mitunter sogar Krampfanfälle auf. Insgesamt müssen Sie bei Sinusvenenthrombose mit folgenden Symptomen rechnen:
- Kopfschmerzen
- Druckschmerz in der Nasen-Augen-Falte
- Sehstörungen
- Lähmungen
- epileptische Anfälle
- Bewusstseinstrübungen
- Wesensveränderung
- Ödeme im Gesicht
- Fieber
Diagnose und Therapie bei Sinusvenenthrombose
Unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen und Sehstörungen und Fieber machen die Diagnose einer Sinusthrombose schwierig. Aus diesem Grund setzen Ärzte eine Kombination unterschiedlicher Untersuchungen ein. Im ersten Schritt wird innerhalb einer Laboranalyse der sogenannte D-Dimer-Spiegel im Blutserum überprüft. Dies schließt oft auch die Blutsenkungsgeschwindigkeit und den Wert von C-reaktiven Proteinen im Blut ein. Erhärten die genannten Werte den Verdacht einer Sinusvenenthrombose, wird anschließend mit Hilfe von bildgebenden Verfahren eine Schnittbilddiagnostik angewandt. Hierzu wird dem Patienten innerhalb einer Kernspin- oder Computertomographie ein radioaktives Mittel in die Venen injiziert. Dieses kann anschließend Blutstauungen in einem verschlossenen Hirnsinus sichtbar machen.
Wurde die Sinusthrombose erkannt, muss diese umgehend behandelt werden, um den Patienten vor lebensbedrohlichen Komplikationen zu schützen. Im Vordergrund steht dabei zunächst die Hemmung der Blutgerinnung (Antikoagulation). Daneben findet eine Behandlung von Beschwerden wie Kopfschmerzen und Anfällen statt. In seltenen, besonders schweren Fällen kann es außerdem notwendig werden, dem erhöhten Hirndruck mittels einer OP entgegenzuwirken. Insgesamt sind bei zerebralen Venenthrombosen folgende Maßnahmen zur Therapie üblich:
- Gabe von Gerinnungshemmern: Zur Antikoagulation geben Ärzte bei Sinusvenenthrombose Heparin, das zur raschen Blutverdünnung intravenös verabreicht wird. Sobald es die Laborwerte zulassen, werden die Heparininjektionen durch oral einnehmbare Gerinnungshemmer (z.B. Phenprocoumon, Rivaroxaban oder Warfarin) ersetzt. Die Therapie wird für gewöhnlich über einen Zeitraum von 6 Monaten fortgeführt.
- weitere Medikamente: Ergänzend zu den obigen Arzneimitteln können Medikamente gegen Kopfschmerzen, falls nötig auch Antiepileptika wie Phenytoin verschrieben werden. Sollte die Ursache der zerebralen Venenthrombose eine bakterielle Infektion gewesen sein, ist auch die Gabe von Antibiotika denkbar.
- Schonung: Zu verzichten ist während der Behandlung einer Sinusvenenthrombose auf jedwede schädliche Einflüsse auf Gerinnungs- und Fließeigenschaften des Blutes beeinträchtigen sowie den Kreislauf. Neben gerinnungsfördernden Lebensmitteln wie Schweinefleisch und Hühnerleber ist hier vor allem Nikotin- und Alkohol zu meiden.
- Kraniektomie: Sofern die Sinusvenenthrombose einen gefährlichen Hirndruck auslöst, kann die chirurgische Öffnung der Schädeldecke den Druck lindern. Sobald die Venenthrombose erfolgreich auskuriert wurde, wird die Schädeldecke wieder verschlossen.
Sinusvenenthrombose – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Wird eine Sinusvenenthrombose frühzeitig erkannt und behandelt, so ist meist eine vollständige Genesung des Patienten möglich. Die Dauer der Behandlung umfasst für gewöhnlich 6 bis 8 Wochen. Je nach Schwere der Venenthrombose muss diese teilweise oder vollständig stationär erfolgen.
- Unbehandelt führt eine Sinusthrombose in zwei Drittel aller Fälle zum Tod. Setzt die Behandlung zu spät ein, so kann dies ebenfalls tödlich enden. Auch schwere Spätfolgen wie ein Schlaganfall oder Hirnschädigungen sind nicht auszuschließen.
- Vorbeugen kann man einer zerebralen Venenthrombose vor allem durch frühzeitige ärztliche Behandlung von Entzündungen im Kopf- und Gesichtsbereich. Vor allem eitrige Neben- und Stirnhöhlenentzündungen sollten hier nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Fazit
Eine Sinusvenenthrombose beschreibt eine zerebrale Venenthrombose, die durch den Verschluss der Sinus durae matris entsteht. Anders als bei den meisten anderen wird diese Thrombose aber nicht maßgeblich durch Gefäßerkrankungen oder einen bestehenden Thrombus in anderen Körperregionen verursacht. Vielmehr sind es Entzündungen im Kopfbereich (insbesondere Stirn- und Nebenhöhlenentzündungen) sowie krankhafte Blutgerinnungsstörungen, die eine Sinusvenenthrombose begünstigen. Zur Behandlung ist eine zeitnahe Therapie durch gezielten Einsatz von Gerinnungshemmern notwendig. Im Normalfall lassen sich zerebrale Venenthrombosen so binnen 6 Wochen beheben. Bleibt eine fachgerechte Therapie jedoch aus oder erfolgt zu spät, so ist neben einem gefährlichen Hirndruck auch mit Schlaganfällen und tödlichem Hirnversagen zu rechnen. Anhaltende Kopfschmerzen in Kombination mit Sehstörungen und Druckgefühlen in der Nasen-Augen-Falte sollten daher ernst genommen werden. Als Betroffener ist es deshalb wichtig, dass Sie lieber zu früh als zu spät zum Arzt gehen.