Die Begriffe Sepsis und septischer Schock werden von Laien gerne miteinander verwechselt. Gemeinsam ist ihnen, dass sie eine komplexe Entzündungsreaktion beschreiben. Diese breitet sich nach einer schweren Infektion mit daraus resultierender Blutvergiftung im ganzen Körper aus. Während die Sepsis jedoch das Anfangsstadium dieser Reaktion beschreibt, ist der septische Schock das dritte und letzte Stadium der systemischen Entzündung mit schweren Folgen. Durch den septischen Schock kommt es nämlich zu einem lebensbedrohlichen Blutdruckabfall, der zu einem Multiorganversagen führen kann. Lesen Sie in diesem Ratgeber, wie genau ein septischer Schock ausgelöst entsteht und welche Maßnahmen im Notfall zu ergreifen sind.
Wie entsteht ein septischer Schock?
Um zu erklären, wie ein septischer Schock entsteht, muss man zunächst die Sepsis an sich betrachten. Diese bezeichnet körperweite Entzündungsreaktionen aufgrund einer Blutvergiftung. Zustande kommt die Vergiftung durch die toxischen Ausscheidungen bakterieller oder mykotischer Erreger. Diese können sich zunächst an unterschiedlichen Stellen im Körper ansiedeln, gehen im späteren Verlauf und bei ausbleibender Behandlung aber rasch in die Blutbahn über. Je nach anschließenden Körperreaktionen auf diese Blutinfektion wird wie folgt unterschieden:
- Stadium (Sepsis) – Eine Infektion wurde diagnostisch nachgewiesen. Es müssen mindestens zwei Symptome eines sogenannten Systemischen inflammatorischen Response-Syndroms (SIRS) vorliegen, um von einer Sepsis sprechen zu können. Entsprechende Anzeichen sind zum Beispiel eine Körpertemperatur von über 36 °C oder eine erhöhte Herzfrequenz von über 90 Schlägen pro Minute.
- Stadium (schwere Sepsis) – Neben einer Infektion sowie den genannten Anzeichen eines SIRS lassen sich beim Patienten auch akute Organschäden (z.B. Hirnschäden oder Nierenversagen) feststellen.
- Stadium (septischer Schock) – Die Botenstoffe des Immunsystems versuchen, dem erhöhten Blutdruck durch Weitung der Gefäße entgegen zu wirken. Trotz Gefäßerweiterung besteht aber weiterhin ein systolischer Blutdruck von über 90 mmHg. Außer Symptomen eines SIRS und Organschäden verursacht die diagnostizierte Infektion bei einem septischen Schock also auch eine sehr extreme Hypertonie. Der Bluthochdruck kann als Vorzeichen eines drohenden Herzinfarkts oder Kreislaufversagens gewertet werden.
Anhand der Definition wird ersichtlich, dass der septische Schock das lebensbedrohliche Endstadium einer durch Vorinfektion verursachten Sepsis darstellt. Die Sterberate ist dementsprechend hoch. Von weltweit 1 500 000 Sepsis-Fällen pro Jahr sterben ganze 33,3 % der Patienten in Folge eines septischen Schocks. Das sind mehr als 1400 Menschen pro Tag, was zeigt, dass eine Blutvergiftung besser frühzeitig behandelt werden sollte, bevor ein septischer Schock entsteht.
Ursachen für einen septischen Schock
Infektionen, in deren Folge eine Sepsis bzw. ein septischer Schock auftritt, gibt es zahlreiche. Grundsätzlich kann jede Infektionskrankheit bei ausreichender Vorlaufzeit auch eine Blutvergiftung hervorrufen. Zudem kommen auch andere Szenarien als Auslöser der entzündlichen Prozesse in Betracht:
- Infektionen: In der Regel entsteht ein septischer Schock in Folge einer viralen, bakteriellen oder mykotischen Infektion. Hierzu zählen vor allem Infektionen der Lunge (z.B. Bronchitis, Lungenentzündung), Harnwegsinfektionen, Niereninfektionen, Entzündungen der Gallenblase, Bauchspeicheldrüse, des Bauchfells und Infektionen der Geschlechtsorgane. Das Risiko einer Sepsis steigt dabei deutlich an, wenn die Infektionserkrankung unbehandelt bleibt. Des Weiteren sei das toxische Schocksyndrom (TTS) erwähnt. Es wird von Streptokokken und Staphylokokken ausgelöst und kann binnen kürzester Zeit ein septisches Multiorganversagen hervorrufen.
- Verletzungen und Fremdkörper: Durch Verletzungen wie Verbrennungen oder offene Wunden können sich Erreger Zugang zum Blutkreislauf verschaffen, und eine Infektion mit anschließender Sepsis auslösen. Auch durch in den Körper eingesetzte Fremdkörper (z.B. Blasenkatheter oder Prothesen) kann es zu einer Infektion kommen, die sich in den Blutkreislauf ausbreitet.
- Risikofaktoren: Bei der Entstehung einer Sepsis spielen auch Faktoren wie systemische Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus oder HIV), Leukämie oder die dauerhafte Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika, Kortisonpräparaten oder Chemotherapeutika eine Rolle. Sie schwächen das Immunsystem nachhaltig, wodurch Infektionen deutlich leichter entstehen.
Symptome bei septischem Schock
Ein septischer Schock zeichnet sich vor allem durch typische Schocksymptome wie Herzrasen, eine beschleunigte Atmung, Fieber, Blutdruckabfall sowie Benommenheit aus. Zusätzlich können Schmerzen, Hautveränderungen, geschwollene Lymphknoten oder auch Schüttelfrost auftreten. Insgesamt müssen Sie bei einem septischen Schock mit folgenden Symptomen rechnen:
- Fieber
- Hypotonie
- beschleunigter Herzschlag
- erhöhte Atemfrequenz
- Hautrötungen
- rote oder blaue Striche an Extremitäten
- geschwollene Lymphknoten
- Bewusstseinsstörungen
- Schüttelfrost
- Benommenheit
Diagnose und Therapie eines septischen Schocks
Sofern der Patient noch vernehmungsfähig ist, werden Sepsis und septischer Schock zunächst anhand einer schnellen Anamnese erörtert. Zu erwähnen sind hier nicht nur Symptome, sondern auch mögliche Ursachen für den Schock. Anschließend werden Herzfrequenz und Blutdruck mittels eines EKGs untersucht. Ebenso müssen der Blutdruck im rechten Herzvorhof und der oberen Hohlvene überprüft werden. Zusätzlich erstellt der behandelnde Arzt ein Blutbild, um mögliche Infektionserreger zu bestimmen. Eine Blutanalyse dient anschließend zur Überprüfung der Sauerstoffsättigung im Blut.
Je nach Befund können nach der Basisdiagnose des Schocks weitere Untersuchungen notwendig sein (z.B. Urinuntersuchung, Abstriche, Ultraschall oder CT). Sie dienen der Bestimmung des ursprünglichen Infektionsherdes im Körper, was zur Behandlung etwaiger Grunderkrankungen unerlässlich ist. Da der septische Schock einen medizinischen Notfall darstellt, sind bei der Behandlung folgende Sofortmaßnahmen zu treffen:
- Schocklagerung: Bereits vor Eintreffen der Rettungskräfte muss der Betroffene nach Möglichkeit in eine Schocklagerung gebracht werden. Hierzu werden die Beine des Patienten angehoben, um eine kreislaufunterstützende Umverteilung des Blutes zum Herzen zu erzielen.
- Volumensubstitution und Sauerstoffgabe: Um den Kreislauf und die Durchblutung der Organe aufrecht zu erhalten, legen Notfallärzte eine Sofortinfusion, mit der sich rasch große Mengen Flüssigkeit (z.B. Noradrenalin oder Vasopressin) in den Körper einschleusen lassen. Auf diese Weise soll der Arteriendruck abgebaut und die Sauerstoffversorgung des Blutes verbessert werden. Bei einer eingeschränkten Atmung des Patienten ist ferner eine zusätzliche Sauerstoffgabe nötig. Dies erfolgt meist mittels eines Beatmungsgerätes und einer Intubation.
- Medikamente: Je nach Erregerart werden zur Bekämpfung der Infektion, die zu Sepsis bzw. septischem Schock geführt hat, Antibiotika, Antimykotika oder Virustatika verabreicht. Zur Stabilisierung der von einem Organversagen bedrohten Organe ist eine schnelle, intravenöse Medikamentengabe vorzuziehen. Sie lässt die Vergabe kombinierter Wirkstoffe zu, beispielsweise um eine Blutgerinnung, Embolien und Thrombosen zu verhindern. Um die Entzündungsreaktion zu lindern, werden zusätzlich Kortikosteroide in Form einer Infusion verabreicht.
- Chirurgische Eingriffe: Nicht selten müssen bei einer Sepsis im fortgeschrittenen Stadium Infektionsherde durch operative Entfernung betroffener Gewebeschichten saniert werden. Wie umfangreich sich der chirurgische Eingriff gestaltet, häng dabei vom Ausmaß der Infektion ab. Grundsätzlich sind im Rahmen eines septischen Schocks auch Teilresektionen von Organen möglich.
Septischer Schock – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Ein septischer Schock ist ein ernsthafter Zustand, der je nach körperlicher Verfassung des Patienten trotz Therapie eine Letalitätsrate von 70 % aufweist. Der Schockzustand muss daher sofort medizinisch behandelt werden, um die Überlebenschancen des Patienten zu verbessern!
- Patienten, die einen septischen Schock überleben, leiden in der Folgezeit häufig unter der Belastung, die eine derartig riskante Erkrankung mit sich bringt. Abgeschlagenheit, Leistungseinbußen und Kreislaufbeschwerden sind hier nur einige von denkbaren Komplikationen. Des Weiteren sind Folgeschäden, die aufgrund der Unterversorgung einzelner Organe entstehen können, nicht auszuschließen.
- Den Folgen einer Sepsis und damit auch eines septischen Schocks lässt sich auf vielseitige Art und Weise vorbeugen. An oberster Stelle steht hier die Vermeidung von Infektionen, etwa durch eine immunstärkende Lebensweise (Sport und Ernährung) sowie die ausreichende Sterilhaltung von Wunden. Kommt es dennoch einmal zu einer Infektion, muss diese frühzeitig behandelt werden, ehe die Infektionserreger in die Blutbahn gelangen und dort eine Sepsis auslösen.
Fazit
Der septische Schock ist das lebensbedrohliche Endstadium einer Sepsis, welche grundsätzlich durch eine infektionsbedingte Blutvergiftung entsteht. Trotz Behandlung des Schocks endet er im Großteil aller Fälle tödlich, weshalb ihm besser vorgebeugt werden sollte. Im Ernstfall sind sofortige Notfallmaßnahmen zu ergreifen, die neben dem Rufen eines Notarztes auch die Schocklagerung des Patienten beinhalten. Da es sich bei dem Schockzustand um die lebensgefährliche Folge einer Infektion handelt, sollten Menschen mit entsprechender Krankheitsgeschichte bei Symptomen wie Herzrasen, Atembeschwerden, Kreislaufproblemen und Hautrötungen umgehend handeln, bevor es zum Äußersten kommt!