Auch wenn der Begriff Angina übersetzt so viel wie „Beklemmung“ bedeutet, steht er in den wenigsten Fällen für Organ- oder Gefäßverengungen als eigenständiges Krankheitsbild. Einzig die Erkrankung Angina pectoris beschreibt eine Verengung der Herzkranzgefäße, wohingegen die meisten anderen Angina-Erkrankungen eine Entzündung definieren. Dies ist unter anderem auch bei der Seitenstrangangina (Angina lateralis) der Fall. Die Sonderform der Rachenentzündung (Pharyngitis) führt zwar zu Beklemmungsgefühlen im Rachenbereich, begründet sich primär aber auf einen entzündlichen Prozess im Bereich der Rachenlymphbahnen. Erfahren Sie in diesem Ratgeber mehr zum Krankheitsbild der Angina lateralis und welche Maßnahmen zur Behandlung Ihnen bei der Therapie zur Verfügung stehen.
Was ist eine Angina lateralis?
Gemeinsam mit der Mundhöhle bildet der Rachen (Pharynx) den oberen Teil des menschlichen Verdauungssystems. Er setzt sich aus dem Nasenrachen (Nasopharynx), dem Mundrachen (Oropharynx) und dem Schlundrachen (Laryngopharynx) zusammen. Darüber hinaus ist die Rachenwand mit einer Schleimhautschicht ausgekleidet, in die zahlreiche Lymphbahnen eingebettet sind. Werden die Schleimhäute des Rachens von einer Entzündung geplagt, spricht man von einer Pharyngitis. Greift die Entzündung allerdings auch auf die schleimhauteigenen Lymphbahnen über, so ist dies ein Indiz für eine Seitenstrangangina.
Wie für Entzündungen üblich, werden auch Pharyngitis und die Seitenstrangangina meist durch Viren oder Bakterien hervorgerufen. Häufig tritt die Rachenentzündung dabei als Folgekrankheit einer Erkältung oder Mandelentzündung auf. Deren Erreger sind folglich auch für die Entzündung im Rachenbereich verantwortlich. Im Detail handelt es sich bei den Haupterregern um Influenzaviren, Pneumokokken, Streptokokken und Staphylokokken, welche aufgrund eines vorgeschwächten Immunsystems von ihrem ursprünglichen Entzündungsherd aus auf die Schleimhäute und Lymphbahnen des Rachens übergreifen.
Ursachen einer Seitenstrangangina
Wie bereits erwähnt, sind die viralen und bakteriellen Erreger einer Erkältung bzw. Mandelentzündung die häufigste Ursache für eine Angina lateralis. Allerdings kommen auch noch andere Faktoren als Auslöser einer Seitenstrangangina in Frage. Hier ein kleiner Überblick:
- Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen: Aufgrund ihrer Nähe zum Rachen sind HNO-Erkrankungen besonders prädestiniert dafür, eine Rachenentzündung auszulösen. Neben einer Erkältung oder Mandelentzündung kommen hier auch Grippe, sowie Zungen- und Zahnentzündungen als Auslöser einer Seitenstrangangina in Frage.
- systemische Erkrankungen: Selbst Krankheiten wie Herpes, Masern, Röteln und Epstein-Barr sind als Grund für eine Pharyngitis in Form von Angina lateralis nicht ausgeschlossen. Die genannten Krankheiten werden wie HNO-Erkrankungen durch klassische Erreger ausgelöst, von denen die meisten zu den Viren gehören. Mit Blick auf Masern und Röteln sei an dieser Stelle besonders vor Seitenstrangangina im Kindesalter gewarnt. Sollten die klassischen Kinderkrankheiten nicht ausreichend therapiert werden, ist das Risiko einer Rachenentzündung hier gleich doppelt so hoch.
- chemische und toxische Reize: Nicht zu unterschätzen sind bei Seitenstrangangina auch stoffliche Entzündungsreize. Diese gehen zwar selten mit Infektionserregern einher, können die Lymphbahnen des Rachens jedoch anderweitig strapazieren. Ein gutes Beispiel sind hier Umweltschadstoffe, die nur zu leicht beim Einatmen in den Rachenbereich gelangen. Je nach Menge der eingeatmeten Chemikalien fällt die Rachenentzündung hier leichter oder schwerer aus. Des Weiteren sind künstliche Lebensmittelzusätze als Ursache einer Rachenentzündung denkbar.
Symptome einer Angina lateralis
Von der Sonderform der Pharyngitis betroffen ist zuweilen meiste nur die rechte oder die linke Seite des Halses, weshalb Halsschmerzen oft einseitig auftreten und zunächst auf eine Entzündung der Speise- oder Luftröhre schließen lassen. Darüber hinaus können neben Halsschmerzen auch Kopf- und Ohrenschmerzen auftreten, da die Schmerzsymptome nur zu gerne ausstrahlen. Insgesamt sind folgende Symptome bei einer Seitenstrangangina denkbar:
- ein- oder beidseitige Halsschmerzen
- Ausstrahlen der Halsschmerzen bis ins Ohr oder den Kopf
- Schluckbeschwerden und Beklemmungsgefühle im Hals
- Druckempfindlichkeit der Lymphknoten unterhalb des Ohrbereiches
- starke Rötung des Rachens
- seitliches Anschwellen des entzündeten Bereiches
- hohes Fieber
- trockener Husten
- Krankheitsgefühl mit Abgeschlagenheit
Diagnose und Therapie bei Seitenstrangangina
Da Symptome wie Halsschmerzen und Fieber relativ unspezifisch sind und auch auf eine Erkältung oder Mandelentzündung hindeuten können, reicht eine Anamnese des Patienten zur Feststellung einer Rachenentzündung nicht aus. Besser ist deshalb eine Blickdiagnose, durch die sich nicht nur die Pharyngitis, sondern eventuell auch gerötete Rachenschleimhäute erkennen lassen, die bei Angina lateralis oft mit weißen Pünktchen übersät sind. Zur Bestimmung des Erregers nehmen Ärzte ergänzend deine Abstrich der Rachenschleimhaut. Ist der Erreger ausfindig gemacht, kann eine Therapie wie folgt aussehen:
- Hausmittel: Eine Seitenstrangangina kann, sofern sie sich als leichte Form der Pharyngitis präsentiert, zunächst durch bewährte Hausmittel behandelt werden. Salbeitee, getrunken und gegurgelt, wirkt desinfizierend und bekämpft die Bakterien. Das Gurgeln mit Salzwasser fördert die daneben Selbstreinigung der Schleimhäute und deren Durchblutung. Des Weiteren haben sich Quarkwickel und Hustenbonbons aus Eukalyptus oder Thymian als Hausmittel gegen Rachenentzündung bewährt.
- Schonung und Hygiene: Dass Zigarettenrauch und Schadstoffe während einer Seitenstrangangina tunlichst gemieden werden sollten, erklärt sich eigentlich von selbst. Auch kalte Temperaturen, stickige Luft und überheizte Räume wirken sich schädlich auf die Entzündung aus. Zusätzlich ist es wichtig, eine Ausweitung des Entzündungsherdes bzw. eine Ansteckung zu verhindern, indem Mundraum und Hände gewissenhaft gereinigt werden. Verzichten sie hier jedoch auf scharfe Mundspülungen, denn diese könnten den Rachen nur noch mehr reizen.
- Medikamente: Sollten Hausmittel, Schonung und besondere Hygiene nach einer Woche keine Besserung bringen, ist der Gang zum Arzt geboten. Während noch vor einigen Jahren meist sofort ein Antibiotikum verabreicht wurde, geht dieser Entscheidung heute im Normalfall ein Schnelltest voraus. So können Bakterien als tatsächlicher Auslöser der Seitenstrangangina zu ermitteln. Erst bei positivem Testergebnis wird ein entsprechendes Antibiotikum zu verschreiben. Dies wird angesichts der fortschreitenden Erregerresistenz gegen die bekannten Antibiotika immer wichtiger. Viren als Ursache für Pharyngitis oder Angina lateralis lassen sich hingegen nicht mit antibiotischen Arzneimitteln bekämpfen. Hier kommen nur entzündungshemmende, schmerzlindernde und fiebersenkende Präparate in Betracht.
Angina lateralis – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Im Normalfall klingen die Symptome einer Seitenstrangangina wie der Halsschmerz innerhalb von drei bis sechs Tagen wieder ab. Der Verlauf ist jedoch abhängig vom individuellen Gesundheitszustand. Bei einer Schwächung des Immunsystems oder Vorliegen weiterer Erkrankungen kann sich die Therapie verlängern. Allerdings ist selbst eine chronische Seitenstrangangina bei gezielter Behandlung vollständig heilbar.
- Komplikationen wie starkes Fieber und heftige Halsschmerzen können bei einer Angina lateralis ebenso auftreten wie weitere Entzündungen im Bereich des Gaumens oder Rachens. Auch eine Mittelohrentzündung, rheumatisches Fieber, eine Nierenentzündung oder Entzündungen des Herzmuskels können in Folge einer Seitenstrangangina auftreten. Ein stationärer Krankenhausaufenthalt ist in sehr seltenen Fällen unumgänglich, wenn der Erreger in die Blutbahn eingedrungen ist und zu einer Blutvergiftung führt. Ein früher Therapiebeginn ist hier die beste Voraussetzung, um Komplikationen zu vermeiden und schon nach wenigen Tagen wieder fit zu sein.
- Eine gesunde Lebensweise mit einem guten Stressmanagement ist auch im Fall der Seitenstrangangina die beste Prävention. Grundsätzlich empfiehlt sich, gegen diese Sonderform der Pharyngitis durch gewissenhaftes und frühzeitiges Auskurieren typischer Vorerkrankungen vorzugehen. Auch gezielte Maßnahmen der Hygiene können das Risiko einer Rachenentzündung reduzieren.
Fazit
Die Seitenstrangangina ist eine Sonderform der Pharyngitis und betrifft neben den Rachenschleimhäuten auch die darin eingebetteten Lymphbahnen. Häufig ausgelöst wird diese Form der Rachenentzündung durch Erkältung oder Mandelentzündung. Klassische Symptome sind Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und allgemeines Krankheitsgefühl mit oder ohne Fieber. Um der Entzündung beizukommen, sind zunächst erprobte Hausmittel und eine gezielte Schonung des Rachens empfehlenswert. Sollte beides keine Besserung bringen, ist womöglich eine medikamentöse Behandlung erforderlich.