Als Seitenstechen bezeichnet man gemeinhin stechende Schmerzen, die entweder im Bereich der Leber (rechte Körperseite) oder der Milz (linke Körperseite) auftreten. Geplagt sind von derartigen Beschwerden vor allem Personen, die regelmäßigen Ausdauersport betreiben. Insbesondere beim Laufen treten Seitenstiche mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent relativ häufig auf. Wie genau sich die Ursachen für Seitenstechen insgesamt gestalten und was sich dagegen tun lässt, erfahren Sie hier.
Wie entstehen Seitenstiche?
Im Allgemeinen wir heute bei Seitenstichen von einer Beteiligung des Bauch- oder Zwerchfells ausgegangen. Sowohl das Zwerchfell als auch die vom Bauchfell umgebenen Organe Leber, Milz und Magen verursachen unter bestimmten Faktoren Schmerzen, die je nach Ursache als ein- oder beidseitiges Stechen empfunden werden. Zum besseren Verständnis hier eine kleine Übersicht zum letzten Stand der Forschung:
Schwellungen der Leber oder Milz: Viele gängige Studien zu Seitenstichen basieren auf der Annahme, die Schmerzen entstünden aufgrund von Leber- und Milzschwellungen, welche zu einer Überdehnung des Bauchfells führen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Durchblutung durch körperliche Anstrengung angeregt wird. Die so hervorgerufene Mehrdurchblutung lässt Leber und Milz tatsächlich vorübergehend anschwellen und Dehnungseffekte auf das Bauchfell ausüben. Je länger die Überdehnung dabei anhält, desto wahrscheinlicher ist ein Auftreten von Seitenstichen.
Sauerstoffmangel des Zwerchfells: Eine weitere Theorie geht davon aus, dass Seitenstiche eine Art Muskelkrampf im Zwerchfell darstellen. Wird besagter Teil der Atemmuskulatur durch zu tiefe, schnelle oder unregelmäßige Atmung überlastet, erleidet das Zwerchfellgewebe einen Sauerstoffmangel und löst so krampfartige Schmerzen im Oberbauch aus. Diese werden wie für Seitenstechen üblich als ziehend oder stechend empfunden.
Platzmangel der Organe: Nicht selten tritt Seitenstechen auch nach dem Essen auf. Erfolgt die Nahrungsaufnahme beispielsweise zu hastig oder in zu großen Portionen, füllt sich der Magen nicht nur überdurchschnittlich schnell, es entstehen auch schmerzhafte Reibungspunkte zwischen dem angeschwollenen Magen und anderen Organen. Darüber hinaus muss der Magen auch mehr Blut für die Verdauung aufwenden und entzieht deshalb umliegenden Organen sauerstoffreiche Blutreserven. Seitenstechen ist somit doppelt vorprogrammiert.
körperliche Fehlbelastung: Australische Forscher fanden heraus, dass ein schmerzhafter Sauerstoffmangel des Zwerchfells, der Milz oder Leber auch durch eine falsche Körperhaltung begünstigt wird. Dabei ist es egal, ob die körperliche Fehlbelastung beim Laufen oder beim Sitzen besteht. In beiden Fällen sorgen überreizte Nervenbahnen und Blutgefäße für die Ausschüttung von Schmerzstoffen, die schließlich Seitenstiche verursachen. Zudem ist es eine erhöhte Schmerzstoffausschüttung durch Sauerstoffmangel möglich, der bei Fehlbelastung in eingeengten Organen und Muskeln entsteht.
Behandlung bei Seitenstichen
Die Hauptursachen für Seitenstechen sind körperliche Anstrengung beim Laufen oder Essen. Eine falsche Atmung oder Körperhaltung gelten ebenfalls als Einflussfaktoren, die Seitenstiche begünstigen. Am besten vorbeugen bzw. entgegenwirken lässt sich den Beschwerden dabei durch folgende Maßnahmen:
vor dem Seitenstechen:
- Setzen Sie auf magenfreundliche Lebensmittel – Wenn es um die Prävention von Seitenstichen nach dem Essen geht, sind leicht verdauliche Lebensmittel schwerverdaulichen Ernährungskonzepten ganz klar vorzuziehen. Viele schmerzhafte Magenschwellungen, die durch Verdauungsprobleme entstehen, lassen sich nämlich durch schonende Kost vermeiden.
- Essen Sie wohl portioniert und in Maßen – Vermeiden Sie hastiges Essen und große Portionen, um Seitenstechen durch Platzmangel der Organe zu verhindern. Neben Blähungen und Verstopfung kann hier vor allem ein Anschwellen des Magens zu Seitenstichen führen. Die Schwellungen stellen sich für gewöhnlich bei einer gesteigerten Durchblutung ein, die für den Magen notwendig ist, um große Nahrungsmengen zu verdauen. Greifen Sie deshalb lieber auf kleine Mahlzeiten zurück.
- Laufen Sie nicht mit vollem Magen – In Sachen gezieltes Lauftraining, ist von einer Ausübung mit vollem Magen abzuraten. Organschwellungen könnten ansonsten das Bauchfell reizen und so zu Seitenstechen führen. Auch reduziert ein leerer Magen die Gefahr von schmerzhaften Krämpfen im Zwerchfell, weshalb Sie erst ein bis zwei Stunden nach dem Essen mit dem Laufen beginnen sollten.
- Wärmen Sie sich vor dem Laufen ausreichend auf – Wie der Rest der Körpermuskulatur kann auch der Atemmuskel Zwerchfell ohne ausreichendes Aufwärmtraining beim Sport in Mitleidenschaft gezogen werden. Zwar sind hier es weder Muskelzerrungen noch Muskelkater, dafür aber schmerzhafte Muskelkrämpfe, mit denen das Zwerchfell zu kämpfen hat. Vorbeugen können Sie derartigen Beschwerden nur durch ausreichende Dehn- und Lockerungsübungen. Denken Sie beim nächsten Aufwärmen auch an den Zwerchfellmuskel.
- Achten Sie auf die richtige Atemtechnik – Die richtige Atmung ist für Läufer besonders wichtig, um einem des Zwerchfells und der Organe durch körperliche Anstrengung vorzubeugen. Die richtige Atemtechnik sollte deshalb beim Laufen nicht fehlen.
- Vernachlässigen Sie Ihre Körperhaltung nicht – Nicht weniger schmerzvoll als eine falsche Atmung, kann sich für Läufer eine gekrümmte Körperhaltung auswirken. Hierdurch können nicht nur Muskeln und Organe, sondern auch Blutgefäße und Nervenbahnen eingeengt werden, was über Schwellungen und Reibungen ebenfalls zu Seitenstechen führen kann. Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie Ihr Lauftraining, wie auch Ihre Alltagsbeschäftigungen stets in korrekter Haltung ausführen.
- Steigern Sie Ihr Lauftempo moderat – Für unerfahrene Läufer empfiehlt es sich, das Tempo langsam zu steigern. Oftmals sind es zu hoch gesteckte Trainingsziele, die schließlich beim Laufen zu vermehrtem Seitenstechen, aber auch zu einer erhöhten Verletzungsrate führen. Geben Sie ihren Muskeln, Organen und Gefäßen daher Zeit, sich an das Lauftraining zu gewöhnen und heben Sie die Anforderungen schrittweise an.
nach dem Seitenstechen:
- Schalten Sie einen Gang runter – Sollte es bei körperlicher Anstrengung doch einmal zu Seitenstechen kommen, hilft es, das Bewegungstempo zu reduzieren. Jedwedes Laufen ist grundsätzlich zu pausieren, bis die Schmerzsymptome abgeklungen sind. Bei Seitenstichen nach dem Essen ist ferner eine halbstündige Ruhephase angebracht, damit der Körper sich voll und ganz auf die Verdauungsprozesse konzentrieren kann.
- Stabilisieren Sie Ihre Atmung – Wenn eine falsche Atemtechnik zu Seitenstechen im Zwerchfell geführt hat, bleiben sie zu aller erst für einen Moment stehen. Beugen Sie den Oberkörper nach vorne und atmen Sie kontrolliert ein und aus. Heben Sie beim Einatmen die Arme hoch und senken sie diese beim Ausatmen wieder ab. Die Übung wird als Geheimtrick gegen Seitenstiche empfohlen, probieren Sie es also ruhig einmal aus.
- Massieren Sie die Schmerzstelle – Leichtes Drücken und Massieren soll bei manchem Seitenstechen schon für Besserung gesorgt haben. Üben Sie aber nicht zu viel Druck auf die schmerzende Stelle aus, sondern führen Sie sanfte Massagebewegungen mit der flachen Hand oder dem Faustballen aus.
- verzichten Sie wenn möglich auf Medikamente – Es gibt diverse Präparate gegen Muskelkater und Seitenstechen. Allerdings sollten Arzneimittel nur im äußersten Notfall zum Einsatz kommen. Reduzieren Sie zuvor lieber Risikofaktoren, die zu Seitenstechen bzw. Muskelkater führen und wärmen Sie sich vor größeren Anstrengungen ausreichend auf.
Seitenstechen – Wann zum Arzt?
Muskel- und Organerkrankungen: Sofern Leber, Milz, Magen oder Zwerchfell einer Grunderkrankung unterliegen, kann Seitenstechen auch als Krankheitssymptom auftreten. Insbesondere Leber- und Magenentzündungen melden sich gerne mit stechenden Schmerzen in der Flanke zu Wort, halten im Gegensatz zu gewöhnlichem Seitenstechen jedoch länger an.
Seitenstiche sind für gewöhnlich harmlos und lassen sich durch vorübergehende Schonung lindern. Ein Gang zum Arzt empfiehlt sich aber, wenn die Schmerzen auch nach Beendigung der körperlichen Anstrengung und darauffolgender Schonphasen weiter anhalten. Hier könnte eine Grunderkrankung der Organe vorliegen, die dringend einer ärztlichen Abklärung bedarf.
Fazit
Seitenstiche sind in der Regel ein Anzeichen für körperliche Überanstrengung oder organische Fehlbelastung. Bessere Schonung und moderatere Bewegungseinheiten können deshalb nicht nur die Beschwerden lindern, sie beugen künftigem Seitenstechen auch zuverlässig vor. Des Weiteren kann eine leichtverdauliche Ernährungsweise den Schmerzen vorbeugen, sofern die Seitenstiche nach dem Essen auftreten.