Jede Form des Schwindels (Vertigo) ist äußerst unangenehm und beunruhigend. Dies gilt auch für Schwindel im Liegen. Der Lagerungsschwindel tritt sehr häufig bei geschwächtem Kreislauf auf und kann Folge unterschiedlicher Erkrankungen sein. Für sich genommen ist Schwindel im Liegen ungefährlich, beeinträchtigt jedoch das Wohlbefinden in erheblichem Maße und hört erst auf, wenn die Ursachen der Schwindelbeschwerden behoben sind. Lesen Sie nachfolgend deshalb, wie es zu Schwindel im Liegen kommen kann und welche Maßnahmen gegen diese Symptomatik wirksam sind.
Entstehung von Lagerungsschwindel
Physische Erkrankungen, aber auch schädliche Umwelteinflüsse oder seelische Belastung können zu Schwindelbeschwerden führen. Der Schwindel im Liegen betrifft dabei deutlich mehr Frauen als Männer und tritt vornehmlich mit zunehmendem Alter auf. In der Regel dauert der Lagerungsschwindel nur einige Sekunden und ist nach spätestens einer Minute wieder verschwunden. Dieses Kriterium unterscheidet Schwindel im Liegen deutlich vom Drehschwindel, der deutlich länger als eine Minute anhalten kann. Insgesamt kommen für Lagerungsschwindel folgende Ursachen in Frage:
- Erkrankungen des Ohrs: Ob eine schwere Mittelohrentzündung, Morbus Menière, Tinnitus oder Knalltraumata – es gibt viele Beeinträchtigungen der Ohren, die für kurzfristigen Lagerungsschwindel sorgen können. Als Hauptursache für den Lagerungsschwindel gilt jedoch die Ablösung von Ohrensteinen (Otolithen oder Statolithen) im Bereich der Netzhaut. Wenn diese Steine die zum Gleichgewichtsorgan gehörenden Bogengänge im Ohr erreichen, kann das zu durchaus Schwindelbeschwerden führen. Der Mediziner spricht bei dieser Form des Schwindels im Liegen vom benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel, was übersetzt gutartiger, anfallsweise auftretender Lagerungsschwindel bedeutet.
- Halswirbel- und Kopfbeschwerden: Weitere Entstehungskriterien für Schwindel im Liegen können unfall- bzw. altersbedingte Veränderungen oder Anomalien an der Halswirbelsäule sein. Wird der Schwindel durch ein Halswirbelsäulenproblem verursacht, so handelt es sich um einen zervikogener Schwindel. Seltenere, im Kopfbereich lokalisierte Auslöser von Lagerungsschwindel, ebenso wie von Drehschwindel, können entzündliche Prozesse und Verarbeitungsstörungen im Gehirn, sowie Schlaganfälle, Migräne, Hirnhautentzündungen oder ein Gehirntumor sein.
- schädliche Alltags- und Umwelteinflüsse: Von hohen Schadstoffbelastungen in der Umgebung bis hin zu Alltagsstress und seelischen Traumata kommen viele Einflüsse von Außen für Schwindelbeschwerden im Liegen in Betracht. Je länger die Belastung hierbei besteht, desto größer ist das Risiko, Lagerungsschwindel zu erleiden. In diesem Zusammenhang sei auch eine unzureichende Schlafhygiene als mögliche Ursache erwähnt.
- sonstige Gesundheitsbeschwerden: Ergänzend seien an dieser Stelle noch Krankheiten wie Diabetes und Multiple Sklerose als mögliche Ursachen des Schwindels im Liegen aufgezeigt. Darüber hinaus können Mangelerscheinungen und Kreislaufprobleme zu Schwindelbeschwerden führen. Der daraus resultierende Schwindel muss jedoch nicht zwingend als Lagerungsschwindel auftreten, sondern zeigt sich häufiger als Ursache von Drehschwindel.
Behandlung bei Schwindel im Liegen
Der behandelnde Arzt – im besten Fall ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder Neurologe – ergründet bei lagerungsbedingtem Schwindel die Beschwerden, deren Dauer, Häufigkeit und mögliche Auslöser. Zur Feststellung des Lagerungsschwindels kommt vorzugsweise ein spezieller Test mit dem Namen Dix-Hallpike-Lagerungsprobe zum Einsatz. Mit diesem wird der Schwindel gezielt provoziert und so die meisten Trigger erfolgreich erkennt. Sollte der Test nicht zum Erfolg führen, können auch bildgebende Diagnoseverfahren und Labortests zum Einsatz kommen. Nach erfolgreicher Diagnose stehen ihnen dann folgende Therapiemethoden zur Verfügung:
- Stressabbau: Schädliche Umwelteinflüsse und seelische Belastung können gleichermaßen zu stressbedingten Gesundheitsproblemen und in diesem Zug zu Schwindel führen. Entsprechende Ursachen des Lagerungsschwindels müssen dann oft durch gezielte Entspannungs- oder Gesprächstherapien beseitigt werden. Bei extremen Schadstoffbelastungen als Auslöser ist ferner ein Standort- oder Berufswechsel empfehlenswert, um die Stressbelastung für den Körper zu reduzieren.
- medikamentöse Therapie: Liegt dem Schwindel eine ernste Vorerkrankung zugrunde, so muss diese natürlich mit entsprechenden Medikamenten behandelt werden. Denkbar sind zum Beispiel Mineral- und Nährstoffpräparate gegen Mangelerscheinungen, entzündungshemmende Arzneimittel oder Zytostatika (im Falle eines Tumors). Bei benignem und paroxymalem Schwindel im Liegen hat sich eine medikamentöse Behandlung dagegen bislang nicht bewährt. Stattdessen wird hier auf Lagerungsübungen gesetzt.
- Sémont-Manöver – Der Patient sitzt bei dieser Lagerungsübung gegen Ohrensteine aufrecht dem Arzt gegenüber und hält den Kopf in einem Winkel von 45 Grad gedreht mit der betroffenen Seite in Richtung des Arztes. In dieser Position legt sich der Patient abrupt auf die betroffene Seite, was den Schwindel auslöst. Bis dieser wieder verschwunden ist, bleibt der Übende in dieser Lage. Anschließend erfolgt bei gleichbleibender Kopfhaltung eine zügige Drehung um 180 Grad auf die andere Seite. Nach zwei bis drei Minuten in dieser Position richtet sich der Patient wieder auf. Die Übung sollte dreimal in Folge und mehrmals pro Tag ausgeführt werden, um die Ohrensteine dazu zu bewegen, aus dem Bogengang abzuwandern. Ist dies gelungen, bleibt der Schwindel bei den Übungen aus.
- Epley-Manöver – Bei dieser Übung sitzt der Patient aufrecht mit ausgestreckten Beinen auf einer Liege dem Arzt gegenüber. Auch hier ist der Kopf um 45 Grad gedreht, allerdings mit der nicht betroffenen Seite in Richtung Arzt. Der Übende nimmt in rascher Bewegung die Rückenlage ein. Diese Position wird beibehalten, bis der Schwindel abgeklungen ist. Dann wird der Kopf in die andere Richtung gedreht und anschließend der Körper. In dieser Haltung verharrt der Übende etwa eine Minute, um sich dann wieder in die aufrecht sitzende Position zu begeben. Empfohlen wird, diese Übung dreimal hintereinander und dreimal pro Trag auszuführen bis die Ohrensteine den Bogengang verlassen haben und die Schwindelattacken ausbleiben. Um eine Übelkeit zu vermeiden, sind die Augen während der Übung geschlossen zu halten.
- Lagerungsübung nach Brandt und Daroff – Sollten das Sémont- und Epley-Manöver ohne Erfolg bleiben, steht noch das zuerst entwickelte Lagerungsmanöver nach Brandt und Daroff als Mittel der Wahl zur Verfügung: Der Übende wechselt etwa alle 30 Sekunden von der rechte in die linke Seitenlage und umgekehrt. Zwischen den Positionen setzt er sich auf. Diese Übung eignet sich insbesondere für Patienten, bei denen der horizontale Bogengang betroffen ist.
Lagerungsschwindel – Wann zum Arzt?
Lagerungsschwindel ist, wie auch der Drehschwindel, zwar unangenehm, aber meist ungefährlich und gut behandelbar. Spätestens wenn sich der Schwindel im Liegen über mehrere Wochen erstreckt, sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden, um schwerwiegende Grunderkrankungen sicher ausschließen zu können. Auch auffällige Begleiterscheinungen, beispielsweise Übelkeit, Erbrechen, Hör- oder Sehstörungen, sprechen bei Schwindel im Liegen ganz klar für einen Arztbesuch.
Fazit
Lagerungsschwindel erweist sich in der Regel als ungefährliches Symptom. Es betrifft mehr Frauen als Männer und taucht zumeist in fortgeschrittenem Alter auf. Ursachen können dabei sowohl Krankheiten, als auch seelische oder körperliche Belastung. Während medikamentöse Therapien (im Gegensatz zum Drehschwindel) nur selten Erfolg versprechen, eignen sich Ernährungs- und Alltagsumstellungen, sowie ärztlich verordnete Lagerungsübungen besser zur Ausschaltung der Beschwerden. Sollte der Schwindel trotz anfänglicher Selbstbehandlung auch nach Wochen keine Besserung bringen oder gar in einen Drehschwindel übergehen, ist zur Sicherheit ein Arzt zu konsultieren.