Das Messer rutscht beim Schneiden von Zutaten ab oder eine Glasscherbe gerät unglücklich mit der Haut in Kontakt, und schon ist sie passiert: die Schnittwunde. Verletzungen dieser Art gehören zu den häufigsten Wundarten, die sich im Haushalt bzw. Alltag ereignen. Bei glimpflichem Ausgang wird dabei nur die obere Hautschicht verwundet und ein kleines Pflaster genügt, um die Verletzung zügig abheilen zu lassen. Es gibt jedoch auch kritischere Formen von Schnittverletzungen. Hier sind möglicherweise umfangreiche Maßnahmen zur Ersten Hilfe, sowie eine sorgfältige Nachbehandlung der Wunde gefragt. Erfahren Sie in diesem Beitrag darum mehr zum Thema Schnittwunden.
Was genau ist eine Schnittwunde?
Als Schnittwunde definiert die Medizin Verletzungen, die durch mechanische Einwirkung eines scharfen Gegenstands hervorgerufen wurden. Dabei besitzt die Wunde meist eine glatte Oberfläche und beginnt je nach Tiefe der Verletzung mehr oder weniger stark zu bluten. Unterscheiden lassen sich in diesem Zusammenhang:
- oberflächliche Schnittwunden – Die Wunde betrifft nur die obere Dermalschicht, weshalb die Blutung meist nur von kurzer Dauer ist und sich unkompliziert mit einem Pflaster versorgen lässt.
- tiefe Schnittwunden – Die Wunde erstreckt sich über tiefer gelegene Gewebeschichten und betrifft zusätzlich zur Haut meist auch Blutgefäße, Nerven oder Sehnen. Hier kann die Blutung sehr stark ausfallen. Komplikationen bei der Wundheilung sind ohne adäquate Erste Hilfe ebenfalls nicht ausgeschlossen.
- Schnittwunden mit Begleitverletzungen – Die Wunde tritt je nach Verletzungsursache in Kombination mit Bisswunden, Quetschungen, Platzwunden, Schürfwunden oder einer anderen Verletzungsart auf. Hier können neben einer starken Blutung auch schwere Komplikationen bei der Heilung auftreten, da Kombinationswunden nicht selten mit einem erhöhten Infektionsrisiko einher gehen.
Häufige Ursachen für Schnittverletzungen
An der Entstehung einer Schnittwunde sind grundsätzlich scharfkantige Objekte beteiligt, die durch unbeabsichtigte oder beabsichtigte Gewalteinwirkung eine bis mehrere Gewebeschichten durchtrennen. Denkbare Szenarien, die einen solchen Wundschnitt hervorrufen, sind:
Küchenunfälle: Ob beim Arbeiten mit einem Küchenmesser oder beim Öffnen einer Konservendose. Am häufigsten ereignen sich Schnittverletzungen mitunter bei der Küchenarbeit. Auch zerbrochenes Geschirr kann hierbei, wenn unachtsam aufgehoben eine Schnittwunde begünstigen.
sonstige Haushaltsunfälle: Neben Küchenunfällen, entstehen Schnittwunden im Haushalt auch gerne durch das Streifen scharfer Oberflächen. Eine falsch geführte Rasierklinge kommt hier ebenso als Ursache für entsprechende Wunden in Frage, wie der leichtsinnige Umgang mit Scheren oder Werkzeug. Selbst herkömmliches Papier besitzt das Potential, eine Schnittwunde zu verursachen, wenn es unglücklich an der Haut entlang gezogen wird.
Berufsunfälle: Berufshandwerker und Mechaniker arbeiten prinzipiell unter erhöhtem Verletzungsrisiko, kommen sie doch tagtäglich mit scharfen Werkzeugen (z.B. Sägeblätter) und Maschinen in Berührung. Eine Schnittwunde ist hier schnell entstanden und bringt nicht selten auch Begleitverletzungen wie Quetschungen, Sägewunden oder ähnliches mit sich.
Sportunfälle: Sportverletzungen umfassen zahlreiche Wundarten und auch eine Schnittwunde ist beim Sport nicht ausgeschlossen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Sportgeräte mit scharfen Kanten oder Stürze auf scharfe Oberflächen an dem Sportunfall beteiligt sind. Oftmals gehen dabei leichte bis mittelschwere Prellungen, Platz- oder Schürfwunden mit der Schnittwunde einher.
Verkehrsunfälle: Zu den scharfkantigen Gegenständen, die eine Schnittverletzung herbeiführen können, zählen auch diverse Auto-, Motorrad- und Fahrradteile. Gerade Glasscheiben und Metallelemente werden, wenn durch einen Verkehrsunfall verbogen oder geborsten, schnell zu scharfen Gefahrenherden, die bei ungünstigem Aufprall eine Schnittwunde provozieren. Ähnlich wie bei Sport- und Berufsunfällen ist auch in diesem Fall mit Mehrfachwunden zu rechnen.
tätliche Angriffe: Stichwunden treten als Begleitverletzung einer Schnittwunde meist bei eskalierten Handgreiflichkeiten auf. Hier werden scharfkantige Gegenstände meist gezielt eingesetzt, um das Gegenüber zu verletzen, sodass die Schnittverletzung als Folge eines Gewaltdelikts zu werten ist. Denkbare Tatwaffen sind zum einen Hieb- und Stichwaffen, wie etwa Dolche, Messer oder Schwerter. Zum anderen können auch Glasscherben und ähnlich gefährliche Objekte als Urheber einer Schnittwunde durch tätliche Angriffe in Erscheinung treten.
beabsichtigte Schnittverletzungen: Besonders bedenklich sind Schnittwunden, wenn sie sich im Rahmen einer selbstdestruktiven Persönlichkeitsstörung wie dem Borderline-Syndrom ereignen. Die Verletzungen treten in diesem Zusammenhang meistens gehäuft an Armen und Beinen des Betroffenen auf und werden durch Rasierklingen, Scheren oder Messer selbst zugefügt. Ein Suizidversuch des Patienten ist hier leider nicht auszuschließen, weshalb die Schnittwunde hier nicht nur eine angemessene Wundversorgung, sondern darüber hinaus auch therapeutische Hilfe erforderlich macht.
Operationswunden: Beabsichtigt sind Schnittwunden in der Regel auch bei einer Operation. Allerdings dienen sie hier zur gezielten Öffnung von Gewebe, um beispielsweise Transplantationen durchzuführen, Drainagen zu legen oder Behandlungsverfahren an Gefäßen und Organen einzuleiten. Da die Schnittwunde im Falle eines chirurgischen Eingriffs aber professionell mit einem Skalpell und in steriler Umgebung erzeugt wird, halten sich Komplikationen weitestgehend in Grenzen. Ein Restrisiko bleibt natürlich dennoch.
Welche Symptome gehen mit einer Schnittwunde einher?
Die Symptome einer Schnittwunde sind grundsätzlich abhängig von der Schwere der Verletzungen. Werden durch den Schnitt beispielsweise große Blutgefäße durchtrennt, besitzt Wundblutung häufig einen pulsierenden Charakter, der vom Pumpmechanismus der verletzten Gefäße herrührt. Sind Nerven oder Sehnen von der Verletzung betroffen, besteht ferner die Gefahr von Funktions- und Empfindungsstörungen. Insgesamt müssen Sie bei einer Schnittwunde mit folgenden Beschwerden rechnen:
- Bewegungseinschränkungen
- brennendes Gefühl und Schmerzen
- Lähmungen und Taubheitsgefühle
- leichte bis starke Wundblutung
- Kreislaufprobleme durch zu starken Blutverlust
- Rötungen
- Schwellungen
Diagnose und Therapie bei Schnittwunden
Für die Diagnose einer Schnittwunde reicht in der Großzahl aller Fälle die Wundbetrachtung aus. Die klaffende Wunde, ebenso wie die Wundblutung, geben die Art der Verletzung recht zuverlässig wieder. Um zu ermitteln, ob sich bei besonders großen Verletzungen noch Fremdkörper in der Schnittwunde befinden, oder Gefäße und Organe mitverletzt wurden, ist ergänzend zur Blickdiagnose jedoch die Anamnese des Patienten durch einen Arzt notwendig. Wichtig ist, dass Sie während der ärztlichen Befragung ehrlich antworten und Symptome wie Verletzungshergang detailliert schildern. Nur so lassen sich mögliche Wundinfektionen, sowie Gefäß- und Organschäden rechtzeitig behandeln.
Wundversorgung bei kleinen Schnittwunden: Ist der Schnitt nur oberflächlich, reicht es aus, wenn Sie die Wunde zunächst kurz unter fließendes, kaltes Wasser halten. Die kühlen Temperaturen helfen zum einen, die Blutung der Schnittwunde zu stillen. Daneben werden durch den Wasserstrahl auch kleinere Verunreinigungen aus der Wunde gespült, wobei hier je nach Schwere der Wundverunreinigung auch die Anwendung eines Desinfektionsmittels sinnvoll sein kann. Nach der Wasserbehandlung und Desinfektion kleben Sie am besten ein Pflaster über die Verletzung. Es schützt die Wunde vor weiterer Verunreinigung und hilft, den Heilungsprozess zu beschleunigen. Selbstverständlich sollte das Pflaster locker angebracht und gelegentlich gewechselt werden, damit die Schnittwunde nicht nässt und eine ausreichende Blutzufuhr in den verletzten Körperabschnitt weiterhin gewährleistet ist.
primäre Wundbehandlung: Größere, beziehungsweise tiefere Schnittwunden sind immer dann gegeben, wenn die Verletzung trotz privater Maßnahmen nicht aufhört zu bluten. Hier ist eine ärztliche Wundversorgung angebracht, welche zu aller erst eine fachliche Desinfektion erfordert. Sobald die Wunde ausreichend gereinigt wurde, erfolgt bei frischen Wunden standardmäßig ein primärer Wundverschluss. Er kann aus dem Anbringen von Klammern, dem Auftragen von Gewebekleber oder dem Nähen der Wunde bestehen und unterschützt eine rasche Wundheilung. Falls nicht zuvor geschehen ist es zudem sinnvoll, den Tetanusschutz im Rahmen einer primären Wundbehandlung aufzufrischen.
sekundäre Wundheilung: Bei Schnittwunden, die älter als sechs Stunden sind, erfolgt eine sekundäre Wundheilung. Sie bezeichnet die Gesamtheit aller körpereigenen Vorgänge, welche den natürlichen Heilungsprozess von Gewebe betreffen und kann durch Hilfsmittel wie Wundheilsalben oder Druckverbände positiv unterstützt werden. Zudem lassen sich Salben und Verbände auch nach einer primären Wundbehandlung einsetzen, um die sekundäre Wundheilung zu beschleunigen.
Schnittwunden – Infos zu Erster Hilfe, Verlauf, Komplikationen und Prävention
Da Schnittwunden eine glatte Verletzungsoberfläche aufweisen, ist der Heilungsprozess bei rechtzeitiger Wundversorgung meist komplikationsfrei und lässt nur in schweren Fällen Narben zurück. Es gibt jedoch Faktoren, die das schnelle und umkomplizierte Verheilen einer Schnittverletzung beeinträchtigen. Wie Sie diesen und dem Entstehen einer Schnittwunde im Allgemeinen am besten vorbeugen, verraten wir Ihnen abschließend in den nachstehenden Tipps:
- Private Erste Hilfe leisten Sie bei einer Schnittwunde zunächst dadurch, dass Sie die Verletzung stabilisieren, um übermäßigen Blutverlust zu verhindern. Stellen Sie die Wunde also ruhig und schützen Sie sie vor Erschütterungen.
- Stellen Sie sicher, dass die Schnittwunde stets ausreichend gereinigt und desinfiziert ist, ehe Sie diese verbinden bzw. verbinden lassen. Ansonsten sind Wundinfektionen zu befürchten, die nicht nur den Heilungsprozess beeinträchtigen, sondern auch lebensgefährliche Wundstarrkrämpfe und Vergiftungen nach sich ziehen könnten. Aus demselben Grund dürfen offene Wunden niemals ohne sterilen Schutz (beispielsweise Einweghandschuhe) berührt werden, da hierdurch oftmals nachträglich Keime in die Schnittverletzung verschleppt werden.
- Sollte die Wundblutung nach Ihren Maßnahmen zur Ersten Hilfe nicht nachlassen, ist ein Druckverband anzulegen. Er sollte straff sitzen, die Blutzufuhr in verletzte Körperteile aber niemals vollständig abbinden. Bedenken Sie auch, dass selbst angelegte Kompressionen nur eine vorübergehende Option sind, denn Wunden, die unaufhörlich bluten, müssen unbedingt ärztlich in Augenschein genommen werden. Am besten verständigen Sie deshalb den Notruf unter der Nummer 112, damit Ihre frische Wunde so schnell wie möglich einer primären Wundbehandlung unterzogen werden kann.
- Sofern sich Ihre Schnittverletzung in der Nähe von Gelenkabschnitten befindet, ist es umso wichtiger, den betroffenen Körperteil während der Heilung ruhig zu stellen, um die Heilung zu beschleunigen. Schienen, Druckpolster, Kompressionsverbände bieten hier gute Hilfe. Doch auch persönliche Schonung trägt dazu bei, dass die Schnittwunde im Bereich der Gelenke zügig abheilt.
- Komplikationen können bei einer Schnittwunde auch dann auftreten, wenn der Schnitt Gefäße oder Organe umfasst. Hier muss möglicherweise ein operativer Eingriff zum Einsatz kommen, um bleibende Gewebeschäden zu verhindern. Das Ruhigstellen des Körpers ist natürlich auch nach derartigen Behandlungsmaßnahmen äußerst wichtig.
- Absolut tabu sein sollten bei größeren Schnittwunden sportliche Aktivitäten, körperliche Schwerstbelastung und zu lange Warmwasserbehandlungen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Wunde selbst bei anfänglicher Verheilung erneut aufreißt und mit starker Blutung reagiert.
- Einige Heilkräuter zeichnen sich durch ihre besondere Wirkung auf Schnittwunden aus. Vor allem Arnika, Hamamelis, Johanniskraut und Ringelblume leisten diesbezüglich gute Dienste und sind deshalb zu Recht Bestandteil vieler Wundheilsalben. Des Weiteren gibt es pflanzliche Mittel gegen die Narbenbildung, wie zum Beispiel Mederma Care Narbenbalsam. Fragen Sie am besten in der Apotheke nach entsprechenden Präparaten und informieren Sie sich vor Ort über wichtige Anwendungshinweise.
- Um Schnittwunden und damit verbundenen Komplikationen vorzubeugen, ist es wichtig, beim Umgang mit scharfen Gegenständen stets konzentriert zu bleiben. Nachlässigkeiten und Unachtsamkeiten sind die häufigsten Gründe für Verletzungen dieser Art, weshalb es bei der Prävention vor allem auf das eigene Verhalten ankommt. Verkehrs- und Haushaltsunfälle lassen sich beispielsweise durch ruhiges und umsichtiges Handeln vermeiden. Berufs- und Sportarten, die ein hohes Verletzungsrisiko bergen, erfordern dagegen zusätzlich das Tragen Schutzausrüstung.
- Wenn eine Schnittverletzung selbst zugefügt wurde, reicht Erste Hilfe bezüglich der Wundversorgung nicht aus. Hier muss unter allen Umständen auch psychotherapeutische Hilfe zu Rate zu ziehen. Das selbstdestruktive Verhalten wird andernfalls nicht aufhören und im schlimmsten Fall sogar tödlich enden.
Fazit
Schnittwunden gehen sehr oft auf Fahrlässigkeiten zurück, können aber auch selbstinduziert sein. Bei der richtigen Wundbehandlung kommt es dabei auf die Schwere der Verletzung an. In jedem Fall ist es wichtig, die Wunde ausreichend steril zu halten, um Infektionen vorzubeugen. Zusätzlich erfordert eine große Schnittverletzung prinzipiell die Inaugenscheinnahme eines Arztes, sowie geeignete Maßnahmen zur Ersten Hilfe. Sollte es sich darüber hinaus um beabsichtigte Schnitte aufgrund von Verhaltensstörungen handeln, muss über professionelle Hilfe aus dem Bereich der Psychotherapie nachgedacht werden.