Das Wort Schnappatmung wird gerne lapidar im Zusammenhang mit Empörung genannt. In Wahrheit ist sie jedoch eine ernst zu nehmende Atemstörung. Zwar flaut so manche Schnappatmung nach einer Weile von selbst wieder ab, in schweren Fällen kann das Symptom aber sehr ernst werden oder auf einen bevorstehenden Atemstillstand hinweisen. Zur besseren Übersicht wollen wir das Thema in diesem Artikel etwas erläutern. Hier erfahren Sie, was eine Schnappatmung auslösen kann und welche Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen.
Wie entsteht Schnappatmung?
Die Medizin geht davon aus, dass Schnappatmung durch abnormale Kontraktionen des Zwerchfells ausgelöst wird. Dieses besteht aus einem Verbund von Muskeln und Sehnen, welche den Brust- vom Bauchraum trennen. Beeinträchtigt wird besagte Trennfunktion aber durch bestimmte Störfaktoren, welche darüber hinaus auch die reibungslose Funktionalität angrenzender Organe negativ beeinflussen. Da entsprechende Organabschnitte im Bereich des Zwerchfells durch die Lungenflügel gestellt werden, ist Schnappatmung die logische Konsequenz, wenn die Störkontraktionen zu heftig sind.
Charakteristisch für Schnappatmung ist das unverkennbare ‚Um-Luft-Ringen‘. Es wird vermutet, dass das Symptom ein Notfallmechanismus der Lunge ist, der bei zu hohem Mangel an Sauerstoff im Blut einsetzt. Das Schnappen nach Luft führt zu abrupten Atmungspausen, die den normalen Ein- und Ausatmungsrhythmus kurzfristig unterbrechen. Dies wiederum verstärkt den Sauerstoffmangel des Körpers weiter.
Aufgrund der eingeschränkten Sauerstoffzufuhr wirken an Schnappatmung leidende Personen häufig blass oder zyanotisch. Ein Kardinalsymptom, anhand dessen sich die Atemstörung relativ eindeutig erkennen lässt. Wesentlich vielseitiger gestaltet sich dagegen das mögliche Ursachenspektrum bei Schnappatmung. Denkbar sind:
Atemnot: Wenn die Lunge überanstrengt wird, ist sie nicht mehr in der Lage, den Körper mit der optimalen Menge an Sauerstoff zu versorgen. Atemnot entsteht beispielweise bei Lungenerkrankungen wie Lungenentzündung und Bronchitis, bronchiale Muskelschwächen wie Polio oder Zwerchfell-Lähmung, sowie Brustkorbverformungen, die beispielsweise durch Unfälle oder Krankheiten wie Skoliose entstehen. Des Weiteren kann auch ein niedriger Luftdruck für einen Mangel an Sauerstoff und somit für Atemnot sorgen.
Herzinsuffizienz: Kennzeichnend für Herzinsuffizienz ist der Umstand, dass das Herz wegen mechanischer oder krankheitsbedingter Behinderung nicht mehr dazu in der Lage ist, Blut in ausreichenden Mengen für den Körper bereit zu stellen, ohne dabei einen Druckanstieg in den Herzvorhöfen zu provozieren. Besagte Herzprobleme wirken sich auch negativ auf das Atemsystem aus. Aus diesem Grund kann eine Herzinsuffizienz durchaus für Atemnot und Schnappatmung verantwortlich sein. In Sachen Zyanose leiden herzkranke Patienten häufig an blauen Lippen, was als Warnsignal für drohende oder bestehende Atembeschwerden gilt.
Lungenerkrankungen: Lungenentzündungen, Lungenembolien und die als Raucherhusten bekannte, chronisch obstuktive Lungenerkrankung (COPD) erhöhen das Risiko von Schnappatmung enorm. Hier ist die Lungenfunktion krankheitsbedingt eingeschränkt, was das Auftreten von Komplikationen bei der Atmung deutlich erhöht. Neben Schnappatmung kann es dabei auch zu allgemeiner Atemnot bis hin zum vollständigen Lungenversagen kommen. Lungenerkrankungen gelten damit als eine der Hauptursachen für Schnappatmung.
Überdosierung von Medikamenten: Stimmungsaufheller, wie auch zahlreiche Schlaf- und Schmerzmittel wirken dämpfend auf das zentrale Nervensystem und beeinträchtigen damit ebenfalls die Funktionalität der Atmungsorgane. Eine Überdosierung bestimmter Antidepressiva, Sedativa oder Analgetika führt in diesem Zusammenhang zu Atemproblemen und Sauerstoffmangel und sogar zu Bewusstseinstrübungen und Wahrnehmungsstörungen. Eine gefährliche Kombination, die für eine lebensgefährliche Überdosis stehen kann.
Zwerchfellentzündung mit Rippenfellbeteiligung: Hat sich eine Zwerchfellentzündung mit Beteiligung des Rippenfells ereignet, ist Atemnot ein sehr häufiges Begleitsymptom. Die Atemzüge wirken, als müsste gegen eine Last angekämpft werden und können mitunter ziemlich schmerzhaft sein.
Zwerchfellverschiebung: Durch einen erhöhten Druck im Bauchraum oder durch körperliche Fehlhaltungen kann sich das Zwerchfell nach oben verlagern und damit die Lungenflügel in ihrer Funktionsausübung stören. Ähnlich wie bei der Zwerchfellentzündung sind hier organbasierte Reizzustände für die Schnappatmung verantwortlich.
Behandlung bei Schnappatmung
Diagnostizieren lässt sich Schnappatmung meist durch bloße Blickdiagnose. Zusätzlich können Ärzte durch Lungenfunktionstests, sowie eine vorübergehende, sensorische Lungenüberwachung den Status der Lunge während der Behandlung gut überwachen. Geeignete Therapiemethoden beinhalten bei Schnappatmung in erster Linie lebenserhaltende, sowie Notfallmaßnahmen zum Aufrechterhalten der Atmungsfunktion. Um nach erfolgreicher Stabilisierung des Patienten ein erneutes Auftreten der Schnappatmung zu verhindern, muss sich die Behandlung im zweiten Schritt auf die Ursachenbekämpfung fokussieren. Hier ein kleiner Überblick zu wichtigen Schritten der Soforthilfe, sowie ursachenorientierten Behandlungsmaßnahmen:
stabile Seitenlage: Falls der Patient als Resultat des Sauerstoffmangels noch nicht zyanotisch wurde, kann es bereits ausreichend sein, wenn Sie oder ein Notarzt ihn in die stabile Seitenlage bringen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass der Betroffene die Atmung selbstständig weiterführen kann, da die Atemwege durch die besondere Liegeposition frei gehalten werden.
Beatmung: Betroffene benötigen bei jeder Form der Schnappatmung schnell ausreichend Sauerstoff. Denkbar ist eine Beatmung von Mund zur Nase. Im späteren Verlauf sollte jedoch auf spezielle Vorrichtungen zur künstlichen Beatmung zurückgegriffen werden. Die Beatmung muss in jedem Fall so lange fortgeführt werden, bis die Atemnot und somit der Sauerstoffmangel abgeklungen ist.
Entgiftung: Steht eine toxische Überdosis hinter der Schnappatmung, wird der Betroffene im Krankenhaus entgiftet. Bei oral eingenommenen Medikamenten werden Ärzte beispielsweise Aktivkohle oder Paraffin an. Auch ein Flüssigkeitsdurchsatz von bis zu 12 Litern pro Tag wird bei Erwachsenen angewandt, um den Blutkreislauf von den schädlichen Substanzen zu reinigen.
Medikamente: Wird die Schnappatmung durch ein organisches Leiden verursacht, ist die Einnahme von geeigneten Arzneimittel meist unverzichtbar. Gegen eine akute Herzinsuffizienz werden diesbezüglich ACE-Hemmer, Betablocker, Entwässerungsmittel oder Herzglykoside eingesetzt. Steht eine Lungen- oder Zwerchfellentzündung hinter der Atemnot, sorgen hochdosierte Antibiotika (z.B. Amoxicillin, Ampicillin) für Linderung.
Physiotherapie und Sport: Um trotz einer diagnostizierten Herz- oder Lungenschwäche einer Atemnot vorzubeugen, helfen physiotherapeutische und sportliche Übungen, die Atemwege zu stärken. Schonende Sportaktivitäten wie Walking, Radahren, Schwimmen oder Wandern sind dabei besonders empfehlenswert. Halten Sie aber stets Rücksprache mit Ihrem Physiotherapeuten, bevor Sie entsprechenden Tätigkeiten nachgehen.
Hausmittel: Heilpflanzliche Hausmittel wie Eukalyptus, Johanniskraut, Lavendel, Minze, Melisse oder Thymian erleichtern die Atmung dank atemwegsbefreiender Inhaltsstoffe. Insbesondere Menthol und Thymol seien hier erwähnt, verbessern sie das Durchatmen, doch enorm. Ebenso helfen Kamillendampfbäder, die Atemwege zu befreien und so einer Schnappatmung entgegen zu wirken.
Schnappatmung – Wann zum Arzt?
Ohne Sauerstoff ist das die Körperfunktionalität innerhalb kürzester Zeit massiv gefährdet. Wenn Sie jemanden mit Schnappatmung vorfinden, müssen Sie daher unbedingt und ausnahmslos den Notarzt verständigen, damit dem Patienten so schnell wie möglich geholfen werden kann. Dieser kann den drohenden Atemstillstand verhindern oder wieder rückgängig machen. Darüber hinaus lassen sich Ursachen der gestörten Atmung herausfinden und weitere Anfälle vermeiden.
Fazit
Schnappatmung ist ein Notfallreflex der Atemwege, der entsteht, wenn der Körper unter extremem Sauerstoffmangel leidet, oder im Begriff ist, zu sterben. Als Laie ist es schwierig abzuschätzen, ob das Schnappen nach Luft lebensbedrohlicher oder kurzfristiger Natur ist. Handeln Sie deshalb schnell und geistesgegenwärtig, wenn Sie jemanden mit diesem Symptom vorfinden und rufen Sie zur Sicherheit einen Notarzt. Bis zu dessen Eintreffen können Sie lebenserhaltende Maßnahmen, wie etwa die stabile Seitenlage oder eine Beatmung des Betroffenen durchführen.