Schmerzende Kopfhaut ist in der Medizin auch als Trichodynie bekannt. Der Begriff bezeichnet eine Überempfindlichkeit der Kopfhaut, bei der Patienten schon durch einfache Berührungen der Haare und der Kopfhaut unangenehme bis starke Schmerzen erleiden. Da äußerlich meist kein Befund erkennbar ist, lassen sich Kopfhautschmerzen nur schwer diagnostizieren und behandeln. Lesen Sie deshalb im Folgenden, welche Ursachen eine schmerzende Kopfhaut hervorrufen können, und welche Maßnahmen Ihnen offen stehen, um die Schmerzen zu lindern.
Wie entsteht schmerzende Kopfhaut?
Das Schmerzempfinden des Menschen folgt bisweilen sehr komplexen Abläufen in der Reizleitung des Nervensystems. Daneben sind auch die Haut und diverse Muskelstränge an der Weiterleitung von Schmerzreizen beteiligt. Ein sensibilisiertes Nervensystem, das schneller Schmerzen empfindet als üblich, kann dabei durch zahlreiche Störfaktoren im Bereich der Nerven und Muskeln zustande kommen. Speziell bei Kopfhautschmerzen konzentrieren sich besagte Faktoren natürlich auf den Kopf und die Kopfhaut. Zudem treten sie meist in Kombination auf:
Verspannungen der Kopfhautmuskulatur: Durch Stress und Verspannungen im Schulter- und Halsbereich kann die Kopfhautmuskulatur in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Verspannung breitet sich relativ schnell auf die Kopfhaut aus und führt zu einer schwächeren Durchblutung der Haut und Haarwurzelareale. Häufig tritt zunächst ein schmerzhaftes Kribbeln auf, das auf nervöse Reizzustände schließen lässt. Dauert die Verspannung zu lange an, kann es aufgrund mangelnder Durchblutung schließlich zu Haarwurzelschmerzen und Ausfall der Haare kommen.
Psychosomatische Ursachen: Trichodynie scheint aufgrund ihrer häufig spontan auftretenden Schmerzen auch psychosomatische Ursachen zu haben. Hierzu zählen neben Stress in Alltagssituationen auch psychische Erkrankungen, wie Depressionen oder Burn-Out. Migräne, stressbedingte Nackenverspannungen, Zähneknirschen oder ein Tinnitus können ebenso zu Kopfhautschmerzen beitragen.
Kopfhautbefall: Durch einen Pilzbefall der Haare bzw. der Kopfhaut (Dermatomykose), beginnt die Kopfhaut meist sehr schnell stark zu jucken und zeigt schmerzhafte Rötungen. Häufig treten auch sich schuppende Hautbläschen auf, die die Kopfhautschmerzen zusätzlich verstärken. Ein Befall der Haare oder der Kopfhaut durch Parasiten (z.B. Läuse, Flöhe oder Milben) zeichnet sich normalerweise ebenfalls durch eine gerötete Kopfhaut, sowie besonders starkes Jucken und Schmerzen aus. Bei einer von Milben ausgelösten Krätze tritt zusätzlich eine starke Schuppung der Kopfhaut auf.
Austrocknung und Verletzungen der Kopfhaut: Zu heißes Föhnen der Haare, oder die Verwendung von Haarshampoos mit aggressiven Inhaltsstoffen führen gelegentlich zu einer Austrocknung der Kopfhaut. Die Folge sind zum einen Rötungen, Juckreiz und Kopfhautschuppen. Zum anderen wird trockene Kopfhaut leichter anfällig für Risse und Verletzungen. Übermäßiger Druck beim Kämmen oder zu starkes Kratzen reichen dann schon aus, um die Kopfhaut zu beschädigen. Gefährlich sind die Verletzungen vor allem deshalb, weil sie Keimen den Zugang zu empfindlichen Unterhautschichten ermöglichen. Die Folge sind Entzündungen der Kopfhaut und der Haarwurzeln. Schmerzen müssen Sie leider auch hier erwarten, da Nerven fast immer an derartigen Verletzungen beteiligt sind.
äußere Einflüsse: Durch das ständige Tragen von Kopfbedeckungen erhält die Kopfhaut nicht genug Sauerstoff und beginnt übermäßig zu schwitzen. Ein solch feucht-warmes Klima bietet optimalen Nährboden für hauteigene Bakterien, die dadurch zu schädlichem Wachstum angeregt werden. Sobald das eigentlich natürliche Bakterienmilieu über ein gesundes Maß hinaus gewachsen ist, greift es die Kopfhaut empfindlich an. Schmerzhafte Entzündungen sind dann nicht mehr auszuschließen.
Chronische Hauterkrankungen: Hauterkrankungen wie das seborrhoische Ekzem, Schuppenflechte (Psoriasis), Neurodermitis und Neuralgien (Nervenschmerzen) können auch auf der Kopfhaut auftreten. Sie sind unweigerlich mit Schmerzen verbunden, da sie das an der Kopfhaut besonders sensible Nervensystem nahezu dauerhaft reizen.
Behandlung einer schmerzenden Kopfhaut
Diagnostizieren lässt sich schmerzende Kopfhaut wie anfangs erwähnt nur bedingt. Patientenbefragungen und die Untersuchung der Kopfhaut auf Parasiten-, Keim- oder Krankheitsbefall bringen jedoch meist erste Erkenntnisse.
Gegen schmerzende Kopfhaut gibt es derzeit noch keine einheitliche Behandlungsmethode, es können aber Maßnahmen gegen einzelne Symptome ausprobiert werden:
Schonende Kopfhautpflege – Um weitere Reizungen der Kopfhaut bei Kopfhautschmerzen zu vermeiden, sollten Sie bei der Pflege Ihrer Haare vorerst auf chemische Pflegesubstanzen und unnötige mechanische Berührungen verzichten. Hierzu zählt Kratzen und das Kämmen der Haare, ebenso wie die Verwendung von Mitteln zum Färben der Haare und aggressiven Produkten zur Haarpflege. Bei einer trockenen Kopfhaut empfiehlt es sich, die Haare an der Luft trocknen zu lassen oder auf geringer Hitzestufe zu föhnen. Wer nicht nur schmerzende Kopfhaut, sondern auch Kopfhautschuppen beklagt, sollte die Haare nicht mehr täglich waschen und besonders milde Shampoos (z.B. aus dem Bereich der Baby-Pflegeprodukte) verwenden.
Haarspülungen – Tritt schmerzende Kopfhaut aufgrund von Parasitenbefall auf, können spezielle Spülungen aus Essigwasser oder Stiefmütterchen-Kraut helfen. Diese dürfen allerdings nicht bei bestehenden Verletzungen der Kopfhaut angewendet werden! Für entzündete Haarwurzeln oder ausgetrocknete Kopfhaut gibt es anstatt Spülungen meist schonendes Haaröl zum einmassieren.
spezielles Haaröl – Bei trockener Kopfhaut kann eine sogenannte „Öl-Kappe“ Abhilfe schaffen. Hierzu wird Öl auf der Kopfhaut verteilt und anschließend mit einer Badekappe oder Mütze über Nacht bedeckt. Am besten eignet sich dafür spezielles Haut-Öl oder natives Oliven-Öl. In der Apotheke ist zudem medizinisches Haaröl, bspw. mit Bestandteilen der Klettenwurzel oder des Jasmin erhältlich. Sie stärken zum einen die Gesundheit der Haare und Haarwurzeln und wirken zum anderen effektiv gegen trockene und gereizte Kopfhaut.
gesunde Lebensweise – Um den psychosomatischen Ursachen von Trichodynie vorzubeugen, ist ein gesunder Lebensstil wichtig. Hierzu zählen eine ausgewogene Ernährung und das Reduzieren von Stress. Um eine Entspannung der Kopfhaut zu bewirken kann autogenes Training oder Akupunktur unterstützend eingesetzt werden. Sanfte Kopfhautmassagen sollen ebenfalls positiv auf „rauchende Köpfe“ einwirken.
verschreibungspflichtige Präparate – Chronische Hauterkrankungen sollten nur nach Absprache mit einem Dermatologen behandelt werden. Dieser kann spezielle Cremes und Kopfwaschmittel verschreiben. Unterstützend sollte vor allem atmungsaktive Kleidung getragen werden.
Schmerzende Kopfhaut – Wann zum Arzt?
Bei einer leichten und kurzfristigen Schmerzausprägung kann zunächst eine Eigenbehandlung zur Schmerzlinderung vorgenommen werden. Verzichten Sie dabei vor allem auf chemisch-aggressive Mittel und beobachten Sie stets, ob sich Ihre Kopfhaut in irgendeiner Weise verändert. Bei anhaltenden Schmerzen oder sehr stark ausgeprägten Symptomen ist allerdings dringend von einer Eigenbehandlung abzuraten, da dies die Kopfhaut unnötig weiter reizen und auch Allergien auslösen könnte. Suchen Sie also bitte einen Arzt auf, wenn…
…die schmerzende Kopfhaut länger als maximal 1 Woche auftreten.
…Sie an einer chronischen Hautkrankheit leiden oder dies vermuten.
…Sie Bläschen, Rötungen, starke Schuppung oder Verletzungen der Kopfhaut bemerken.
…Schuppen in Kombination mit Blutungen und einer Verfärbung der Kopfhaut auftreten.
Fazit
Einige Ursachen für schmerzende Kopfhaut lassen sich erfolgreich mit natürlichen Mitteln behandeln. Mitunter müssen Sie nur auf aggressive Mittel zum Färben oder Pflegen der Haare verzichten. Halten die Schmerzen allerdings lange Zeit an, oder treten diese auch weiterhin spontan auf, obwohl äußerliche Ursachen bereits ausgeschlossen bzw. erfolgreich behandelt wurden, so ist es ratsam, die Symptome von einem Arzt untersuchen zu lassen. Ebenso sollte bei einer lange andauernden Trichodynie ohne von außen erkennbare Ursachen ein Psychologe hinzugezogen werden. Viele Formen von schmerzender Kopfhaut entstehen nämlich in Verbindung mit seelischer Belastung.