Kennen Sie diesen Moment: Beim gemütlichen Zusammensitzen mit Freunden im Eiscafé wollen Sie einfach nur den Eisbecher genießen. Stattdessen verspüren Sie plötzlich einen ziehenden Schmerz – sobald Ihre Zähne mit etwas Kühlem in Berührung kommen. An Genuss ist an dieser Stelle sicher nicht mehr zu denken. Leider sind Sie damit kein Einzelfall. Verschiedenen Quellen zufolge soll in Deutschland rund ein Viertel der Bevölkerung – also jeder vierte Bundesbürger – unter den schmerzempfindlichen Zähnen leiden. Wie kommt es aber zu dieser Schmerzempfindlichkeit bzw. was können Sie im Alltag dagegen tun?
Schmerzempfindliche Zähne – mögliche Ursachen
Gesunde Zähne haben nicht nur einen ästhetischen Aspekt. Zahnschmerzen und Entzündungen können sich auf den gesamten Organismus auswirken. Anders als im Fall kariöser Defekte, die teilweise deutlich sichtbar sind, bleibt die Ursache der schmerzempfindlichen Zähne nicht selten im Dunkel. Der Grund: Auslöser der Schmerzempfindlichkeit sind häufig die Zahnhälse.
Grundsätzlich besteht der menschliche Zahn aus drei „Bauabschnitten“ – der Zahnwurzel, der Zahnkrone und dem dazwischen liegenden Zahnhals. Die Zahnkrone (lat. corona dentis) wird wesentlich durch den Zahnschmelz geschützt, während die Wurzel tief im Knochen steckt. Der Zahnhals hat als einzigen Schutz dagegen das Zahnfleisch. Und genau hier liegt ein Teil der Ursache, warum Ihre Zähne auf verschiedene Reize empfindlich reagieren.
Geht das Zahnfleisch (lat. Gingiva) zurück, kann es passieren, dass der Rückgang den Zahnhals eröffnet, der nicht mehr durch den Zahnschmelz geschützt wird. Der Hals ist von feinen Kanälen im Dentin durchzogen. Über genau diese Kanäle gelangen letztlich die Reize, welche für den ziehenden Schmerz verantwortlich sind, zum Zahnnerv. Auslöser für den Schmerz können unter anderem thermische Reize sein (Kälte oder Hitze), aber auch Druck oder süße und saure Lebensmittel sind in der Lage, eine entsprechende Reaktion auszulösen. Wie kommt es aber zum sogenannten freiliegenden Zahnhals?
Ein Rückgang des Zahnfleischs kann mehrere Ursachen haben. In Frage kommen unter anderem:
- zu hoher Druck beim Putzen der Zähne
- Entzündungen des Zahnfleischs (Gingivitis) oder Zahnhalteapparats (marginale Paradontitis)
- eine mangelhafte Mundhygiene
- die Nutzung einer aggressiven Zahnpasta
Ebenfalls als Ursache für eine Offenlegung der kleinen Dentinkanäle in Frage kommt der sogenannte Bruxismus, das heftige Knirschen und Aufeinanderbeißen der Zähne (vornehmlich in den Nachtstunden). Experten sehen in hohen Druckbelastungen, die dabei entstehen, eine Ursache für keilförmige Zahnhalsdefekte (Absplitterung der Zahnhartsubstanz, meist als Mikrozerstörungen beginnend). Diese Zahnhalsdefekte gehen mit einem Verlust der Zahnhartsubstanz in einem Ausmaß einher, der zu empfindlichen Zähnen führen kann.
Hinweis: Entzündungen wie die Gingivitis oder Paradontitis entstehen durch bakterielle Zahnbeläge. Der Rückgang an Gewebe ist aber nicht primär auf deren Ansiedlung zurückzuführen, sondern eine Konsequenz aus der Immunantwort, die nicht nur auf die Plaque abzielt, sondern auch zu einer Eigengewebsdestruktion führt und damit eine Schmerzempfindlichkeit verursacht.
Gegenmaßnahmen bei schmerzempfindlichen Zähnen
Themenwelt Zahngesundheit:
Grundsätzlich sind schmerzempfindliche Zähne das Ergebnis eines langandauernden Prozesses, der sich im Bereich des Zahnfleischs bzw. Zahnhalteapparats abspielt. Vor diesem Hintergrund sollte Ihnen als Patient klar werden, dass eine erfolgreiche Therapie zwei Ansätze verfolgen muss. Einerseits steht schnelle Hilfe im Vordergrund, um Ihnen als Patient den Alltag wieder zu erleichtern. Auf der anderen Seite ist immer die Grunderkrankung zu bekämpfen, die für die Empfindlichkeit verantwortlich ist.
Generell muss daher herausgefunden werden, was eigentlich zur Offenlegung der Dentinkanäle führt. Entzündliche Erkrankungen bedürfen vor diesem Hintergrund einer anderen Behandlung als beispielsweise durch hohen Druck entstandene Zahnfleischrückgänge oder Absplitterung von Zahnsubstanz. Für Sie als Patient bedeutet dies: Um einen Besuch beim Zahnarzt werden Sie nicht herumkommen. Hier wird aber nicht nur nach der Ursache für die schmerzempfindlichen Zähne gesucht, der behandelnde Dentist hat unterschiedliche Möglichkeiten, Sofortmaßnahmen zu ergreifen.
Dazu gehört im Wesentlichen das Schließen der Kanäle, was durch Fluoridgel oder -lack geschehen kann. Beide Varianten schließen die Dentinkanäle und Reize gelangen nicht mehr zum Zahnnerv. Strontiumchlorid sowie Silbernitrat sind ebenfalls zwei Mittel, die an dieser Stelle zum Einsatz kommen können. In schwerwiegenden Fällen bleiben noch Inlays oder Füllungen als Behandlung der schmerzempfindlichen Zähne. Sie als Patient können darüber hinaus durch Anpassung der Putzgewohnheiten und die Verwendung spezieller Zahnpasten die Therapie unterstützen – und müssen nicht mehr wie bisher der Vermeidungsstrategie folgen. Hier noch einmal die wichtigsten Gegenmaßnahmen:
- neben der schnellen Akuthilfe muss auch die Ursache bekämpft werden
- die Verwendung einer sentitiveren Zahnpasta schafft mitunter schon Abhilfe
- sanfteres Zähne putzen hilft ebenfalls
- Verschluss der offenen Kanäle durch Flouridgel- oder lack vom Zahnarzt
- auch dünnflüssiger Kunststoff kommt zum Verschließen in Frage
- in schlimmen Fällen kann auch der Einsatz einer Zahnkrone oder Brücke erforderlich werden
Mit diesen Maßnahmen kann einer Schmerzempfindlichkeit des eigenen Gebisses entgegengewirkt werden. Ferner lassen sich so akute Schmerzen schnell beseitigen und freiliegende Zahnhälse sind wieder gut versiegelt.