Stuhlveränderungen sind für viele Betroffene ein Alarmzeichen. Schwebt hier doch immer die Angst vor einer ernsthaften Erkrankung – wie beispielsweise Darmkrebs – über allen, die plötzlich eine andere Stuhlfarbe oder Konsistenz wahrnehmen. Glücklicherweise vermeldete das Ärzteblatt im Jahr 2016, dass 10 Jahre nach der Einführung der Vorsorgekoloskopie die Darmkrebsrate in Europa deutlich gesunken sei. Damit entfallen im Jahr 57 Fälle von Darmkrebserkrankungen bei Männern und 36,5 Darmkrebsfälle bei Frauen auf 100.000 europäische Bürger.
Darmkrebs bleibt damit eine der häufigsten Tumorerkrankungen in Deutschland. Ein Karzinom von Dickdarm, Mastdarm und After ist aber längst nicht die einzige Ursache, warum sich Veränderungen im Stuhlgang ergeben können. Entzündliche Erkrankungen, Unverträglichkeiten auf gewisse Nahrungsbestandteile oder Beeinträchtigungen von inneren Organen können ebenfalls zu deutlichen Stuhlveränderungen führen.
Und selbst eine Umstellung der Ernährung hat Auswirkungen auf unseren Verdauungstrakt. Sehr kohlehydratreiche Kost, viel Obst und Gemüse oder ein Glas Rotwein – schnell werden Sie diese Lebensmittel an Veränderungen des Stuhls feststellen. So vielfältig die Ursachen der Veränderungen sein können, Auflagerungen wie Schleim sollten zum Nachdenken anregen. Im Folgenden sollen deshalb die möglichen Ursachen und Gegenmaßnahme für Schleim im Stuhlgang aufgezeigt werden.
Was ist Schleim?
Schleim, im medizinischen Fachjargon auch „Mucus“, ist ein Sekret von zähflüssiger Konsistenz, das von speziellen Schleimdrüsen des Körpers gebildet wird. Dabei unterscheidet sich die Zusammensetzung des Schleims abhängig von der Körperregion, innerhalb derer er auftritt. Die sogenannten Mucine machen dabei jedoch stets den strukturgebenden Bestandteil aus, der die flüssigkeitsbindenen Eigenschaften von Schleim bestimmt. Sie setzen sich als Glykoproteine aus einer zentralen Eiweißkette mit Seitenarmen aus Zuckermolekülen (Polysacchariden) zusammen.
Die Aufgaben von Schleim im Organismus sind vielfältig: Die Substanz schützt empfindliche Gewebe vor Austrocknung oder bindet Bakterien und Viren, um sie anschließend aus dem Körper zu transportieren.
Wie entsteht Schleim im Stuhl?
In der Darmwand des Menschen befinden sich zahlreiche Schleim produzierende Drüsen. Ihre Ausscheidungen dienen dazu, dass sich der Nahrungsbrei durch die Darmperistaltik optimal durchmischt und den Darm gleitend passieren kann. Im Regelfall fällt die Schleimmange in und um den Stuhl dabei so gering aus, dass sie nicht bewusst wahrgenommen wird. In manchen Fällen steigert sich die Menge allerdings so stark, dass sie als sichtbare Auflage auf dem Kot in Erscheinung tritt oder die Ausscheidungen vollständig durchsetzt.
Ursachen – warum tritt Schleim im Stuhl auf?
Die Gründe, warum Sie Schleim im bzw. als Auflagerung auf Ihrem Stuhl finden, können ganz unterschiedlich sein. Zwar besteht durchaus die Möglichkeit einer ernsthaften Erkrankung wie Darmkrebs. Allerdings muss Ihnen hier auch klar sein, dass neben chronisch-entzündlichen Erkrankungen ebenfalls Infektionen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Ähnliches als Auslöser in Frage kommen.
Es ist sicher nicht hilfreich, beim ersten Anzeichen für Schleim im Stuhlgang sofort in Panik zu verfallen. Vielmehr sollte die weitere Entwicklung über einige Tage beobachtet werden. Pendelt sich die Stuhlkonsistenz wieder ein und verschwindet der Schleim? Oder bleibt die Auflagerung weiterhin bestehen? In letztgenanntem Fall ist ärztlicher Rat dringend zu empfehlen, da Schleim im Stuhl durchaus ein Anzeichen für schwere Erkrankungen darstellen kann.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Laktoseintoleranz (Verdauungsstörung des Milchzuckers, neben Schleim können Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen auftreten)
- Glutenunverträglichkeit (Zöliakie), Heubner-Herter-Krankheit (Abgeschlagenheit, Durchfall, Fettstuhl, Zahnschäden, Gedeihstörungen, Anämie)
- Entzündliche Darmerkrankungen
- Morbus Crohn (Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Blut im Stuhl, Gedeihstörungen bei Kindern usw., Vorstufe von Krebs)
- Colitis ulcerosa (Verletzung der Darmschleimhaut, Durchfall, Blut im Stuhl, Eiter, Bauchschmerzen, Vorstufe von Krebs)
- Reizdarm (Meteorismus, Bauchschmerz, Flatulenz, Durchfall oder Verstopfung, Druckgefühl im Bauch, hörbare Darmgeräusche durch Blähungen)
- Infektionen
- Gastroenteritis (Magen-Darm-Grippe, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Übelkeit, Blut im Stuhl)
- Salmonellose (Salmonelleninfektion)
- Lebensmittelvergiftungen
- Hämorrhoiden, Darmpolypen o. Ä.
- Helles Blut im Stuhl, leichte Schmerzen im Rektum
- Darmkrebs
- Okkultes Blut im Stuhl, mitunter starke Schmerzen, unregelmäßiger Stuhlgang, Blähungen, Gewichtsabnahme
Schleim im Stuhl – gibt es Unterschiede?
Schleim im Stuhl kann in unterschiedlicher Stärke und Farbe auftreten. Patienten berichten beispielsweise über erhebliche Schleimmengen, die den Stuhl förmlich komplett zu umschließen scheinen. In anderen Fällen tritt der Schleim nur vereinzelt als Auflagerung auf. Auch hinsichtlich der Farbe können sich Variationen ergeben. Die Bandbreite kann sich über das gesamte Farbspektrum erstrecken – von weißlich-grauem Schleim über grünen bis gelbem Schleim.
Gelber Schleim kann etwa in Richtung Eiter deuten, grünliche Einfärbungen von Stuhl und Schleim können dagegen auf bakterielle Infektionen durch Salmonellen hindeuten. Generell sollten Sie die Farbe dem Arzt im Zuge der Anamnese mitteilen. Dieser entscheidet daraufhin, welche Maßnahmen (z.B. Darmspiegelung, Magenspiegelung, Stuhltest) für den weiteren Diagnoseprozess wichtig sind. Die folgende Tabelle zeigt mögliche Ursachen und die Gefährlichkeit bestimmter Schleimfarben etwas genauer auf:
Schleimfarbe | mögliche Ursachen | potenzielle Gefahr |
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durchsichtig | nicht verwertbare Bestandteile der Nahrung, Absonderungen und Partikel der Darmwand, eventuell Darmerkrankungen oder Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln | bei seltenem Auftreten eher ungefährlich, bei häufigem Auftreten (mehr als 1-2 Tage in Folge) und in Verbindung mit anderen Symptomen (Unwohlsein, Überlkeit, Durchfall) sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden |
weiß | normale Darmproduktion zur Vereinfachung der Verdauung, mögliche Entzündungen (Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa), Verwucherungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Zöliakie, Laktoseintoleranz), Polypen, Darmkrebs | bei seltenem Auftreten ein normaler Vorgang, mehere Tage hintereinander oder in Verbindung mit anderen Symptomen wie Durchfall, Schmerzen und Verfärbungen ein Alarmzeichen (Kontrolle beim Arzt erforderlich) |
braun | spastischer Darm (Reizdarm), Ernährung | bei sporadischem Auftreten eher ein Zeichen für entsprechende Nahrungsmittel (viel grünes Gemüse), bei häufigem Auftraten Reizdarm möglich, rot-bräunlicher oder sehr dunkelbrauner Schleim kann Blut aufzeigen und sollte dringend vom Arzt untersucht werden, da die Gefahr von Polypen oder Darmkrebs besteht |
gelb | Entzündungen (gelber Schleim als Eiter), Nahrungsmittelbestandteile | in geringen Mengen und bei seltenem Auftreten zunächst unbedenklich, in Verbindung mit anderen Symptomen (Durchfall, Verstopfung, Schmerzen, Abgeschlagenheit) ein Hinweis auf eine Erkrankung, unbedingt beobachten und untersuchen lassen |
grün | Ernährung (viel Spinat oder Grünkohl), Anzeichen von Infektionen (Salmonellen) | bei häufigerem Auftreten sofort den Arzt aufsuchen (Salmonellengefahr), dies gilt auch bei fehlender Erklärung durch Nahrung |
Behandlungsmöglichkeiten für Schleim im Stuhl
Stuhlveränderungen – und dazu gehören auch Schleimauflagerungen – können völlig harmloser Natur sein oder auf eine ernsthafte Erkrankung hindeuten. Diese Aussage ist für Betroffene wenig hilfreich, soll aber einen Aspekt verdeutlichen: Der Gang zum Arzt muss nicht überstürzt beim ersten Anzeichen für Schleim in Angriff genommen werden.
Der Verdauungstrakt bzw. das Zusammenspiel aus Dick-, Dünn- und Mastdarm ist ein empfindliches Gleichgewicht, das nicht nur durch Erkrankungen gestört werden kann. Auch äußere Reize, wie Stress oder Ähnliches, wirken sich auf den Stuhl aus. Es empfiehlt sich daher in den ersten Tagen nach dem Erkennen des Schleims eine abwartende Haltung.
Natürliche Therapie und Hausmittel
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- Ausschlussdiät:
Wenn Sie den Verdacht hegen, an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit zu leiden, ernähren sie sich ein paar Tage lang auf der Basis von Reis oder Kartoffeln und leicht verdaulichen Gemüsesorten. Verringern sich unter dieser Maßnahme die schleimigen Ausscheidungen, bereichern Sie ihren Speiseplan schrittweise mit glutenhaltigem Getreide und Milchprodukten. Treten nach dem Konsum eines bestimmten Produktes die Schleimauflagerungen beim Stuhlgang schlagartig wieder auf, haben sie die Ursache Ihrer Unverträglichkeit identifiziert und können sie fortan vermeiden.
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- Schonkost:
Stehen die schleimigen Ausscheidungen im Zusammenhang mit einer Magen-Darm-Grippe, müssen Sie nicht unbedingt sofort zu Medikamenten greifen. Sorgen Sie dafür, dass Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen und darüber hinaus verlorene Elektrolyte ersetzen. Dazu eignen sich Apfelsaftschorle und Gemüsebrühe. Leichte Nahrung auf der Basis von Knäckebrot oder Haferbrei bringt nach einiger Zeit den aus dem Takt geratenen Verdauungstrakt wieder ins Gleichgewicht.
Schulmedizinische Therapie und Arzneimittel
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- Antibiotika:
Liegt den schleimigen Ausscheidungen eine bakterielle Infektion zugrunde, können Antibiotika die Beschwerden lindern. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Medikamente auch die nützlichen Mikroorganismen der Darmflora abtöten und ihrerseits für Verdauungsprobleme sorgen können. Wer Antibiotika einnimmt, sollte im Anschluss eine Kur mit präbiotischen Lebensmitteln und Probiotika in Kapselform durchführen.
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- Antientzündliche Medikamente:
Zur Therapie von chronisch-entzündlichen Krankheiten des Darmtraktes stehen der Schulmedizin diverse Wirkstoffe zur Verfügung. Bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind dies vor allem die sogenannten Glukokortikoide und Präparate wie Mesalazin sowie Salazosulfapyridin.
Schleim im Stuhlgang – Wann zum Arzt?
Treten parallel zu den schleimigen Auflagerungen und Beimengungen im Stuhl weitere Symptome auf, sollten Sie die Ursache beim Internisten abklären lassen. Wenn Krämpfe, Magen- und Darmschmerzen, Blutbeimengungen oder Erbrechen die Stuhlveränderung begleiten und sich nach zumutbarer Zeit nicht bessern, kann die Laboruntersuchung des Stuhls einen ersten Anhaltspunkt für die grundlegende Erkrankung geben. Im Falle einer Infektion können fragliche Bakterien auf diesem Wege identifiziert werden und passende Medikamente verordnet werden. Im zweiten Schritt führt ein Facharzt eine Darmspiegelung durch, im Rahmen derer chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder eine Krebserkrankung diagnostiziert werden können. Auch gutartige Veränderungen wie Darmpolypen sind innerhalb einer Darmspiegelung sofort erkennbar und können endoskopisch entfernt werden.
Fazit – Schleim im Stuhl kann ein Krankheitszeichen sein
Veränderungen der Gesundheit werden heute schnell als lebensbedrohlich empfunden. Gerade wenn diese so sichtbar sind wie bei Schleim im Stuhl, machen sich Patienten oft Sorgen und denken schnell an Darmkrebs. Allerdings ist an dieser Stelle Ruhe angebracht. Ihr Verdauungssystem ist empfindlich und kann schnell durcheinandergebracht werden.
Zumal die Schleimauflagerungen verschiedene Ursachen haben können. Es ist daher sinnvoll, den Stuhl über einige Tage zu beobachten. Machen Sie sich beispielsweise Notizen hinsichtlich der Auffälligkeiten, was Farbe und Konsistenz betrifft. Achten Sie in diesem Zusammenhang auch auf die Ernährung, da diese Einfluss auf Ihren Stuhl haben kann.