In Deutschland leidet gut die Hälfte aller Personen über 55 an einer schiefen Hüfte. Eine häufig belastende Beschwerde für Betroffene, die mit starken Rückenschmerzen und Problemen beim Laufen einhergehen kann. Ursächlich ist meist die altersbedingte Abnutzung der Gelenke, welche den geraden Sitz der Hüfte beeinträchtigt. Darüber hinaus können Gewalteinwirkungen und körperliche Fehlbelastungen auch in jungen Jahren für Schiefstellungen des Hüftgelenks sorgen. Erfahren Sie nachstehend mehr über mögliche Gründe und Symptome, sowie geeignete Therapiemethoden.
Wie entsteht eine schiefe Hüfte?
Neben dem Knie- ist das Hüftgelenk das zweitgrößte Gelenk aller Säugetiere und für den aufrechten Gang des Menschen unerlässlich. Als Verbindungsstück zwischen Oberschenkelknochen und Becken fungiert die Hüfte (Coxa) wie ein Scharnier zwischen Ober- und Unterkörper, was uns erlaubt, beim Laufen auf zwei Beinen das Gleichgewicht zu behalten. Schiefstellungen in diesem zentralen Bereich des Stütz- und Bewegungsapparates haben also schwerwiegende Folgen. Nicht nur, dass ein schiefes Hüftgelenk das Risiko von Erkrankungen der Beinknochen, Knie und Wirbelsäule erhöht. Auch die Körperhaltung beim Laufen leidet schwer unter dem schief gestellten Hüftgelenk, was mitunter schwere Rückenschmerzen bei der täglichen Fortbewegung auslöst.
Ursachen für schiefe Hüften gibt es dabei viele. Selbstverschuldete Fehlbelastungen und Traumata am Hüftgelenk sind hier ebenso denkbar wie Gelenkerkrankungen oder erblich bedingte Fehlentwicklungen im Stütz- und Bewegungsapparat. Zur besseren Übersicht hier eine Liste möglicher Gründe:
Arthrose des Hüftgelenks: Die auch als Coxarthrose bekannte Verschleißerkrankung des Hüftgelenks bedeutet für Betroffene oft eine herbe Belastung. Da der Stützapparat des Oberkörpers nachhaltig an Substanz verliert, sind Schiefstellungen der Hüfte auf Dauer nur schwer zu vermeiden. Auch Rückenschmerzen beim Laufen oder Sitzen lassen sich hier kaum verhindern.
Arthritis und andere Gelenkentzündungen: Entzündete Gelenke sorgen grundsätzlich für Schmerzen. Bei einer Entzündung des Hüftgelenks im Speziellen sind auch Rückenschmerzen nicht auszuschließen, da Schmerzsymptome bekanntlich gerne in die nähere Umgebung ausstrahlen. Zu den häufigsten Krankheitsauslösern für Hüftgelenkentzündungen zählen dabei Arthritis, Diabetes mellitus, Hüftnekrose, Hüftschnupfen und jugendliche Epiphysenlösungen am Oberschenkelkopf (ECF).
Gewalteinwirkung im Bereich der Hüfte: Unfälle, die sich in unmittelbarer Nähe zur Hüfte ereignen, können durch Knochenbrüche und Gelenkschäden den Sitz der Hüfte negativ beeinflussen. Insbesondere, wenn Brüche und Traumata nicht rechtzeitig oder nur unzureichend behandelt werden, ist eine dauerhafte Fehlstellung des Hüftgelenks und somit eine schiefe Hüfte sehr wahrscheinlich.
genetisch bedingte Veränderungen der Hüfte: Erblich bedingte Fehl- bzw. Schiefstellungen der Hüfte (insbesondere der Hüftpfannen) sind vor allem bei jungen Mädchen häufiger anzutreffen. Grund hierfür ist die Tatsache, dass das weibliche Becken durch seine besondere Form anfälliger für Veränderungen im Hüftbereich ist. Beidseitige Erkrankungen der Hüftgelenke und Schmerzen bzw. Rückenschmerzen als Kardinalsymptom sind in diesem Zusammenhang nicht selten.
Fehlstellung der Beine und Knie: Bei einer Fehlstellung im Bereich der Knie oder Beine ist gemeinhin ein veränderter Stellungswinkel zwischen Oberschenkelhals und Oberschenkelschaft, auch CCD-Winkel genannt, verantwortlich. Als häufigste Grunderkrankungen gelten diesbezüglich die Coxa vara (CCD-Winkel unter 120°) und die Coxa valga (CCD-Winkel über 135°). Daneben können auch unterschiedlich lange Beine für das schiefe Hüftgelenk und damit verbundene Rückenschmerzen verantwortlich sein.
Behandlung bei Schiefstellungen der Hüfte
Wenn Sie an einer Schiefstellung Ihrer Hüfte leiden, ist es vor allem wichtig, Hüftgelenke, Becken, Beine, Hüfte und Wirbelsäule zu entlasten. Eine dauerhafte Behandlung von Schmerzen und Fehlhaltungen ist durchaus möglich. Hierzu im Folgenden mehr:
- Orthopädie und Physiotherapie – Unfalleinwirkungen, ungleiche Beinlängen, erblich bedingte Hüfterkrankungen, sowie Fehlstellungen der Knie und Beine sollten bei einem schiefen Hüftgelenk von Orthopäden und Physiotherapeuten in Augenschein genommen werden. Schmerzen und Haltungsschäden lassen sich nämlich durch Hüftgelenk-Orthesen, spezielle Einlagen für die Schuhe, Haltungsübungen, Kranken- und Rückengymnastik lindern, im Idealfall sogar beheben. Auch was das Laufen angeht, geben gezielte Therapiemaßnahmen deutlich mehr Sicherheit, was zu einer stabileren Haltung anregt.
- Bewegungstherapie – leichte Schiefstellungen der Hüfte lassen sich durch regelmäßige Bewegungseinheiten kurieren. Die moderate Forderung des Bewegungsapparates wirkt durchblutungsfördernd auf die Hüfte und dient vor allem zum Erhalt der Gelenkbeweglichkeit, sowie zur Behandlung von Schmerzen. Die zusätzliche Stärkung der Rückenmuskulatur ist ebenfalls ein positiver Effekt. Wählen Sie aber unbedingt gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Aquagymnastik und beraten Sie sich mit Ihrem Arzt über physiotherapeutische Bewegungsangebote.
- Übergewicht reduzieren – Ein zu hohes Körpergewicht kann bei schiefer Hüfte nicht nur für krankheitsbedingte Ursachen wie Coxarthrose verantwortlich sein. Die zusätzliche Gewichtsbelastung beschleunigt auch die Entwicklung von Fehlhaltungen und verstärkt Symptome wie Rückenschmerzen. Es ist demnach zwingend notwendig, dass Sie bei der Behandlung Ihres schiefen Hüftgelenks besonderes Augenmerk auf Ihr Gewicht legen. Dies kann beispielsweise durch bewusstere Ernährung und leichte Bewegungstherapie geschehen.
- Ernährungstherapie – Eine schiefe Hüfte erfordert nicht nur mit Blick auf das Körpergewicht eine gezielte Ernährung. So benötigt die erkrankte Knochen- und Gelenksubstanz beispielsweise eine erhöhte Zufuhr von Nährstoffen wie Kalzium und Vitamin D. Sie fördern die Gesundheit von Knochen und Gelenken, was dem geschwächten Hüftgelenk ungemein zugutekommt. Greifen Sie also öfter mal zu vitamin-D-reichen Fischsorten (z.B. Lachs, Hering oder Makrele) und essen Sie täglich kalziumhaltige Lebensmittel (z.B. Brokkoli, Grünkohl oder Nüsse). Ergänzend sollten Sie auf eine basische Ernährung achten und von Alkohol, fettigen Milchprodukten, Schweinefleisch und Zucker absehen.
- Licht tanken – Das für Knochen und Gelenke wichtige Vitamin D wird vom menschlichen Körper hauptsächlich über die UV-Strahlen des Sonnenlichts aufgenommen. Planen Sie deshalb so viele sonnenreiche Spaziergänge wie möglich in ihren Alltag ein. Moderates Laufen unterstützt hierbei die Wirkung von Haltungskorrekturen (bspw. Einlagen und Orthesen) und somit die Behandlung der Hüfte.
- Physikalische Therapie – Elektrische Ströme, sowie Wärme- und Kältereize zeigen bei Schiefstellungen des Hüftgelenks erstaunliche Wirkung. Durch die Stimulation der Nerven lassen sich Schmerzen erfolgreich behandeln. Zusätzlich können die physikalischen Reize Arthrose lindern. Wichtig ist aber: Probieren Sie die verschiedenen Therapiemöglichkeit zunächst vorsichtig aus, denn viele Patienten reagieren nicht auf alle Reizbehandlungen gleich positiv.
- medikamentöse Therapie – Entzündliche Ursachen für eine schiefe Hüfte sind besonders schmerzhaft. Sie strahlen häufig bis in den Rücken und bedeuten bei zahlreichen Bewegungsabläufen herbe Schmerzen. Es gibt jedoch zuverlässige Arzneimittel, welche Rückenschmerzen und Co. bei einer Schiefstellung der Hüfte entgegen wirken. Auch zur Behandlung von Gelenkverschleiß und anderen Hüfterkrankungen ist eine ganzheitliche Behandlung durch medikamentöse Therapiemethoden für Sie sinnvoll.
- homöopathische Therapie – Kräuterpräparate sind aggressiven Medikamenten so lange wie möglich vorzuziehen. Die besten Kräuter sind diesbezüglich: Beinwell, Dill, grüner Tee, Ingwer, Kreuzkümmel, Mädesüß, Mistel, Weide und Zitronenmelisse. Auch Teufelskralle können sie anwenden, wobei nur eine langfristige und ärztlich überwachte Nutzung wichtig ist. Eine Anwendung von Teufelskralle während einer Schwangerschaft oder Stillzeit, sowie bei Magen-Darm-Krebs nicht zu empfehlen.
- Künstliches Hüftgelenk – In manchen Fällen helfen weder Einlagen oder Orthesen noch moderates Laufen oder beruhigende Hausmittel gegen Haltungsschäden und Rückenschmerzen, die das Laufen mit schiefer Hüfte verursacht. Hier ist eventuell der Einsatz sogenannter Total-Endo-Prothesen notwendig. Dabei handelt es sich um ein künstliches Hüftgelenk, das durch einen operativen Eingriff im Körper des Patienten verankert wird. Der Hüftgelenksersatz entlastet den Haltungs- und Stützapparat enorm und kann eine umfangreiche Verbesserung der Lebens- und Laufqualität bedeuten.
Schiefe Hüfte – Wann zum Arzt?
Leichte wie schwere Formen eines schiefen Hüftgelenks können durch den fachkundlichen Rat eines Orthopäden oder Physiotherapeuten gut behandelt werden. Die Profis geben nützliche Tipps zur beschwerdegerechten Alltagsplanung und helfen mit effizienten Therapieangeboten, Schmerzen und Fehlstellungen zu lindern.
Medikamentöse und operative Therapiemethoden bedürfen bei Schiefstellung der Hüfte prinzipiell einer Absprache mit dem Arzt. Nur ausführliche Patientengespräche und eine professionelle Abwägung einzelner Behandlungsoptionen können Patienten guten Therapieerfolg gegen Schmerzen und Fehlstellungen wie eine schiefe Hüfte versprechen.
Plötzliche Verschlechterungen des Gesundheitszustandes (z.B. durch stärker werdende Rückenschmerzen) sind ebenfalls an einen Arzt weiter zu leiten. Möglicherweise besteht ein Nährstoffdefizit oder das Hüftgelenk leidet an einer Entzündung. Holen Sie also bei spürbaren Veränderungen des Hüftgelenkzustand sofort einen fachmedizinischen Rat ein.
Fazit
Leichte Bewegung, eine gesunde Ernährung und besondere Schonung des Hüftgelenks sind die drei besten Therapiemethoden gegen eine schiefe Hüfte. Stärken Sie daher Ihre Knochen und Gelenke durch eine bewusste Lebensweise, in der die Gesundheit Ihres Stütz- und Bewegungsapparates im Vordergrund steht. Dabei unterstützen orthopädische und physiotherapeutische Maßnahmen eine Linderung von Beschwerden wie Gelenk- oder Rückenschmerzen.