Hüft- und Beckenprobleme, Kopfschmerzen, Beschwerden an den Füßen – dafür kommen viele mögliche Auslöser infrage. Einer davon sind falsche Kinderschuhe. Wie die Sächsische Zeitung berichtet, ist ungeeignetes Schuhwerk bei Kindern immer noch weit verbreitet, obwohl die Auswahl an günstigem und gesundem Schuhwerk groß ist. Die Spätfolgen können fatal sein und langwierige Therapien erfordern. Manchmal sind Kinderschuhe sogar verantwortlich für lebenslang bleibende Schäden.
Doch wie kommt es eigentlich, dass falsche Schuhe Jahre später zu Bandscheibenproblemen und Kopfschmerzen führen und wie können Sie einem solchen Fall vorbeugen? Dieser Artikel geht näher auf das Thema ein und gibt Ihnen einige wichtige Tipps für den Schuhkauf. Denn es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, als Eltern eine gesunde Haltung der eigenen Kinder zu fördern. Man muss sie nur kennen.
Wie hängt der Bewegungsapparat zusammen?
Die Funktion der Füße für den menschlichen Organismus wird oft unterschätzt. Wie der Facharzt für Orthopädie Dr. Ryszard van Rhee im Interview mit dem NDR betont, sind diese das Fundament des Körpers. Als solches erfüllen sie mehrere zentrale Funktionen:
- stützen
- federn und
- sorgen für Balance
Dass sie dabei eine ganze Menge an Gewicht aushalten müssen, selbst bei schlanken Zeitgenossen, versteht sich von selbst. Entsprechend komplex sind menschliche Füße aufgebaut. Sie bestehen unter anderem aus über 50 Knochen, mehr als 20 Gelenken und 60 Muskeln. Dazu kommen rund 300 Sehnen und Bänder. Nur wenn dieses komplexe Gebilde einwandfrei funktioniert, ist eine gesunde Fortbewegung möglich.
Doch was passiert, wenn dies nicht der Fall ist? Die Konsequenzen lassen sich über mehrere Stufen hinweg beobachten:
- Verändern sich Füße, so wirkt sich dies auf das Zusammenwirken von Unterschenkel und Knie aus. Die natürliche Tragachse verschiebt sich und die Muskeln sind nicht in der Lage, Ihre Aufgaben reibungslos zu erfüllen. Dies wiederum führt zu Gelenkverschleiß.
- Auch die Gelenke in der Hüfte werden überbeansprucht – mit Folgen bis hin zu Arthrose.
- Schließlich leidet auch der Rücken unter einem wackligen Fundament. Sie merken dies an Verspannungen, Schmerzen und irgendwann an Bandscheibenschäden, bei denen Nerven in Mitleidenschaft gezogen werden. Dabei kann es auch zu Kopfschmerzen kommen, die die meisten Menschen zunächst nicht auf Ihre Füße zurückführen.
Neben Fehlstellungen, die verschiedene Gründe haben können, führt auch eine schwache Muskulatur zu einer schlechten Haltung und damit zu Beschwerden, die sich durch den ganzen Körper fortpflanzen können. Das Tückische daran: Schlechte Schuhe verhindern oftmals die Ausprägung einer gesunden Muskulatur – vor allem im Kindheitsalter.
Kinderschuhe – Fehler sind leicht gemacht
Im kindlichen Alter sind die Füße noch verhältnismäßig biegsam. Auch die Muskulatur braucht bis zum etwa 15. Lebensjahr, bis sie ausgewachsen ist. Das bedeutet zum einen, dass Fehlstellungen bei Kindern nicht immer problematisch sind, sondern sich oftmals wieder auswachsen. Zum anderen können sie viele Jahre später zu ernsthaften Beschwerden führen.
Doch wie beugen Sie dem vor? In dieser Hinsicht stehen vor allem zwei Maßnahmen im Vordergrund.
- Halten Sie Ihr Kind zum Barfußlaufen an.
- Kaufen Sie die richtigen Schuhe.
Ersteres begrenzen Sie natürlich am besten auf die warme Jahreszeit. Dann jedoch ist es durchaus sinnvoll, einmal auf Schuhwerk zu verzichten, wenn Ihr Nachwuchs im Garten herumtollen will. Denn so sind die Füße gezwungen, sich fortlaufend an Unebenheiten im Boden anzupassen. Dies wiederum trainiert die Muskulatur und unterstützt so eine gesunde Entwicklung und die Vorbeugung von Fehlstellungen.
Doch worauf kommt es beim Schuhkauf an? Hier lassen sich mehrere entscheidende Kriterien anbringen.
Kriterien | Tipps |
---|---|
Größe | Kinderschuhe immer ausmessen lassen. Auf genug Spielraum für die Zehen (ca. 12 mm) achten. |
Form | Schuh muss der Breite der Füße entsprechen. Hochgezogene Zehenkappe gibt Halt. |
Sohle | Biegsame und elastische Sohlen bevorzugen |
Material | Robust und atmungsaktiv. Warm für die kalte Jahreszeit. |
Optik | Kindgerecht und so, dass Sie Ihrem Nachwuchs gefällt |
Das mag im ersten Moment alles recht einfach nachvollziehbar klingen. Allerdings gibt es einige Besonderheiten beim Kinderschuhkauf, die Sie unbedingt beachten sollten, um eine gesunde Entwicklung Ihrer Sprösslinge zu fördern:
- Messen Sie immer beide Füße aus. Deutliche Unterschiede zwischen rechtem und linkem sind keine Seltenheit.
- Kaufen Sie die Schuhe am Nachmittag. Füße werden im Laufe eines Tages größer.
- Lassen Sie die Größe der Füße Ihrer Kinder regelmäßig professionell nachmessen – am besten alle drei Monate. Zudem müssen laut monamikids.de noch 8-12 mm aufgeschlagen werden.
- Studien haben gezeigt, wie zum Beispiel die Aachener Zeitung anführt, dass Größenangaben bei vielen Kinderschuhen nicht stimmen. Bevorzugen Sie deshalb die Anprobe im Fachgeschäft vor einer Online-Bestellung.
- Verlassen Sie sich nicht auf die Aussagen Ihrer Kinder. Ob ein Schuh passt oder nicht, können diese meist nicht wirklich einschätzen.
Die Kinder selbst haben also nichts mitzureden beim Schuhkauf? Ganz so einfach ist es nicht. Denn nur wenn Ihren Sprösslingen die Schuhe gefallen, ziehen sie sie auch freiwillig an und nutzen nicht jede Gelegenheit dazu, sie heimlich loszuwerden – was gerade im Winter fatal sein kann. Dass es je nach Wachstum Ihrer Kinder notwendig ist, immer wieder neue Schuhe zu kaufen, steht außer Frage. Seien Sie hier nicht zu sparsam. Schließlich geht es um die Gesundheit der jungen Schuhträger.
Welche Leiden können falsche Kinderschuhe später auslösen?
Falsche Kinderschuhe können zu einer ganzen Reihe von Phänomenen führen. Zu bekannten Fehlstellungen gehören:
- Plattfuß
- Senkfuß
- Spreizfuß
- Knickfuß
- Hammerzehen
Auch wenn auf den ersten Blick keines dieser bekannten Phänomene vorliegt, kann eine Fehlstellung eine Reihe von unterschiedlich ausgeprägten Beschwerden verursachen. Dazu gehören:
- Muskelschmerzen und unangenehme Verspannungen im ganzen Körper.
- Durchblutungsstörungen bis hin zu Krampfadern.
- Kopfschmerzen und Nervenbeschwerden.
Nicht immer sind diese Beschwerden die Folge falscher Schuhe im Kindheitsalter, nicht einmal dann, wenn eine Fehlstellung der Füße zugrunde liegt. Manchmal basieren sie auch auf einem Bewegungsmangel und einer verkümmerten Muskulatur. Auch entwickeln viele Menschen später in ihrem Leben aufgrund von Übergewicht schwere Haltungsschäden. Schließlich tendieren auch Erwachsene gerne dazu, Ihre Füße in ungesundes Schuhwerk mit hohen Absätzen zu zwängen.
Therapien können jedoch lange und aufwendig sein. Ist Ihr ganzer Körper durch lange geübte Fehlstellungen aus dem Gleichgewicht gekommen, ist es äußerst mühsam, ihn wieder ins Lot zu bringen. Manchmal liegen bereits Schäden vor, die sich kaum oder gar nicht rückgängig machen können. Dazu gehören zum Beispiel Verschleißerscheinungen an den Gelenken oder an den Bandscheiben. Es lohnt sich also auch in diesem Fall, möglichst rechtzeitig einen Arzt aufzusuchen – und dabei das Thema Schuhe nicht außen vor zu lassen.
Konsequenzen sind spät erkennbar
Das Tückische an Fehlstellungen durch falsches Schuhwerk ist, dass sich diese erst viele Jahre später bemerkbar machen. Auch wenn Ihr Kind sich in seinen neuen Schuhen pudelwohl fühlt, können diese verantwortlich dafür sein, dass es als Erwachsener an chronischen Verspannungen und Gelenkproblemen leidet. Umso wichtiger ist es, früh vorzusorgen und Schuhe sorgfältig auszuwählen. Dazu gehört auch, sich Zeit zu nehmen. Selbst wenn Sie alle paar Monate neue Schuhe brauchen, wählen Sie diese jedes Mal neu gründlich aus. Sie werden sehen, dies macht sich langfristig bezahlt, für alle Beteiligten.