Die auch als Pubalgie bekannte Schambeinentzündung (Osteitis pubis) ist eine schmerzhafte Entzündung der Schambeinfuge, des Schambeinknochens oder der sie umgebenden Gewebeteile. Im Gegensatz zu vielen anderen Entzündungen wird sie nur selten von infektiösen Erregern ausgelöst, sondern beruht meist auf nicht-infektiösen Ursachen. In Sachen Symptome löst eine Schambeinentzündung vor allem Schmerzen aus, die sich unter Bewegungen häufig noch verstärken. Lesen Sie in diesem Ratgeber mehr zu Ursachen, Symptomen und Therapien einer Schambeinentzündung.
Wie entsteht eine Schambeinentzündung?
Das Schambein (Os pubis) ist Bestandteil der knöchernen Hüftbeine, die neben dem Kreuzbein zum Becken gehören. Es wird in seiner Mitte durch einen Knorpel, die Schambeinfuge (Symphyse), zusammengehalten, welche dem Schambein die nötige Flexibilität für alltägliche Bewegungsabläufe verleiht. Allerdings können sich die Schambeinfugen durch Über- oder Fehlbelastung auch entzünden, was dann natürlich für Bewegungseinbußen sorgt. Zu unterscheiden sind diesbezüglich zwei Formen der Pubalgie:
- nicht-infektiöse Osteitis pubis – Die Schambeinentzündung ist nicht auf eine Infektion der Schambeinfuge zurück zu führen. Sie entsteht als Reaktion auf körperliche Überbelastung, muskuläre Defizite oder orthopädische Fehlstellungen.
- infektiöse Osteitis pubis – Diese Form der Pubalgie wird durch virale oder bakterielle Erreger hervorgerufen. Diese sind nach einer Verletzung in die Schambeinfuge eingedrungen sorgen dort für eine entzündliche Infektion.
Besonders häufig ist die Schambeinentzündung auf extreme körperliche Belastung zurück zu führen. Auf sie reagiert das Schambein des Öfteren mit Reparaturen, durch die sich überschüssiges Narbengewebe in der Schambeinfuge einlagern kann. Dies führt neben einer Versteifung des Knorpelgewebes gelegentlich auch zur Ansammlung von Flüssigkeit. Beide Faktoren tragen dann dazu bei, dass die Symphyse keine ausreichende Verschiebung des Schambeins mehr ermöglicht. Die Folge ist ein irritiertes Schambeingewebe, das zu entzündlichen Prozessen neigt.
Ursachen für eine Osteitis pubis
Wie anfangs erwähnt, sind nur selten Erreger einer Infektion für eine Schambeinentzündung verantwortlich. Stattdessen gelten vor allem wiederkehrende und durch Extrembelastung entstehende Mikroverletzungen der Schambeinfuge oder der Schambeinknochen als Hauptauslöser der Pubalgie. Auch andere Verletzungsursachen sind als Grund für eine Osteitis pubis denkbar. In der folgenden Auflistung finden Sie mögliche Ursachen im Einzelnen zusammengefasst:
- sportliche Überlastung: Durch extremes Training oder zu geringe Erholungspausen kann die Schambeinfuge stark überstrapaziert werden. Die Folge ist eine nicht-infektiöse Reizentzündung, die weiteres Training vorerst unmöglich macht. Besonders häufig von Osteitis pubis betroffen sind hier Leistungssportler aus dem Bereich des Kontakt- oder Laufsports.
- körperliche Fehlstellungen: Durch Fehlstellungen der Füße, unterschiedliche Beinlängen oder eingeschränkte Hüftbeweglichkeit kann die Symphyse einwirkende Zugkräfte nicht richtig ausbalancieren. In der Folge kann auch die Muskulatur der Adduktoren überlastet werden, die versucht, die Fehlstellung auszugleichen. Die Schambeinentzündung ist hier also einer Fehlbelastung der Schambeinfugen geschuldet.
- Infektionen: In seltenen Fällen kann eine Schambeinentzündung durch Erreger ausgelöst werden, die sich nach Verletzungen des Schambeins Zugang in zur Symphyse verschaffen. Dies kann zum Beispiel über eine OP-Wunde oder Unfallverletzung geschehen, wenn sich diese in Schambeinnähe ereignet hat.
- Schwangerschaft und Geburt: Während der Schwangerschaft kann es ebenfalls leicht zu Mikroverletzungen innerhalb der Symphyse kommen, wenn diese sich nicht ausreichend an das veränderte Körpergewicht anpassen kann. Während einer Geburt können dann noch entzündliche Einblutungen entstehen, da die Austragung eines Kindes massive Zugkräfte auf Schambein und Symphyse ausübt.
Symptome bei Schambeinentzündung
Eine Osteitis pubis bringt vor allem starke Schmerzen mit sich, die sich rund um das Schambein bemerkbar machen. Diese können bis in die Hüfte, Leistengegend und in den Beckenboden ausstrahlen. Häufig tritt dazu noch eine Schwellung im Bereich der Symphyse auf. Intensiver werden die Schmerzen meist bei anspruchsvollen Bewegungen wie Treppensteigen oder dem Stehen auf einem Bein. Alles in Allem gestalten sich die Symptome bei Pubalgie wie folgt:
- Schmerzen am Schambein
- Bewegungsschmerzen
- Druckschmerz
- eingeschränkte Beweglichkeit
- Schwellungen am Schambein
- Fieber
Diagnose und Therapie bei Osteitis pubis
Die Diagnose einer Schambeinentzündung erfolgt zunächst durch das Abtasten der Schambeinregion. Anschließend sind bildgebende Verfahren notwendig, um Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik (z.B. Leistenzerrung) ausschließen zu können. Mittels eines Röntgenbildes, einer MRT oder einer Skelettszintigraphie können hierbei Gewebeveränderungen, Ansammlungen von Flüssigkeit oder weitere Entzündungsherde sichtbar gemacht werden. Ergänzend liefern Analysen des Blutbilds weitere Informationen zur Art der Krankheit. Die Behandlung einer Schambeinentzündung kann sich dann je nach Befund wie folgt gestalten:
- medikamentöse Behandlung: Die Ausheilung der Entzündung wird durch die Einnahme entzündungshemmender Antirheumatika (z.B. Diclofenac) unterstützt. Ferner lassen sich Muskelrelaxanzien einsetzen, um die umgebende Muskulatur zu lockern und Schmerzen zu lindern.
- physikalische Therapie: Durch die Anwendung von Elektrotherapie oder Kryotherapie können angespannte Muskulaturbereiche (z.B. Adduktoren) gelockert werden. Körperliche Übungen innerhalb einer Physiotherapie helfen zusätzlich, die Beckenbodenmuskulatur zu stärken.
- Injektionen und Operationen: Halten die Beschwerden trotz Physiotherapie und Medikamenten weiterhin an, so können Kortison oder lokal wirkende Anästhetika in die Symphyse injiziert werden. Eine OP wird bei Schambeinentzündung nur in seltenen Fällen (z.B. bei chronischem oder schwer infektiösem Verlauf) angewandt. Hierbei wird meist die Kürettage eingesetzt, innerhalb derer störendes Gewebe aus der Symphyse entfernt wird, um die Beweglichkeit des Knorpelgewebes wieder herzustellen.
- Schonung: Vermeiden Sie während der Behandlung schmerzhafte Bewegungen oder sportliche Überlastung, damit die Entzündung vollständig ausheilen kann. Ein Ruhiglagern der Schambeinregion beschleunigt zudem den Heilungsverlauf und sorgt dafür, dass sich verletzte Gewebeabschnitte korrekt verschließen.
Schambeinentzündung – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Eine Pubalgie heilt meist innerhalb weniger Wochen bis Monate vollständig aus, wenn die Behandlung rechtzeitig einsetzt. Hat sich die Entzündung allerdings chronisch entwickelt, so kann die Behandlung mehr als 12 Monate benötigen oder eine OP erforderlich machen. Letztere birgt allerdings die Gefahr einer Ausweitung des Entzündungsherds auf umliegendes Gewebe (z.B. Knochenhaut). Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind demnach zwingend erforderlich, um Behandlungs- und Heilungskomplikationen zu vermeiden.
- Präventiv kann das Schambein durch eine trainierte Rumpf- und Beckenmuskulatur stabilisiert und bei Bewegung entlastet werden. Hierzu eignen sich am besten Dehnungsübungen der Adduktorenmuskulatur, sowie ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur.
- Auch ein umfassendes Aufwärmtraining vor sportlicher Betätigung ist wichtig, um die Schambeinfuge vor Verletzungen zu schützen. Während dem sportlichen Training ist dann darauf zu achten, das Pensum in kleinen Schritten zu steigern, anstatt den Körper dauerhaft über seine Überlastungsgrenze zu führen.
- Körperliche Fehlstellungen sollten mit Blick auf mögliche Entzündungen frühzeitig behandelt werden, um langfristige Folgen wie muskuläre Dysbalance zu verhindern. Denkbar sind zum Beispiel orthopädische Maßnahmen (z.B. Einlagen und orthopädische Korsetts) oder ein gezielter Muskelaufbau.
Fazit
Eine Schambeinentzündung wird meist durch Mikroverletzungen hervorgerufen, wie sie gerade bei Kontakt- und Laufsportarten leicht entstehen können. Dabei treten im Zuge der Entzündung starke Schmerzen und Schwellungen am Schambein auf. Durch eine konservative Behandlung mit antirheumatischen Medikamenten und unterstützender Physiotherapie kann eine Schambeinentzündung jedoch innerhalb weniger Monate wieder ausheilen. Für die Dauer der Behandlung sollte allerdings auf Sport und anspruchsvolle Bewegungsabläufe verzichtet werden.