Ein Schambeinbruch kann für Männer wie Frauen äußerst schmerzhaft sein. Da das Schambein ein Teil des Beckens ist, besteht darüber hinaus die Gefahr, dass im Zuge des Bruchs neben starken Schmerzen auch Bruchverschiebungen und Verletzungen an angrenzenden Organen (z.B. die Harnblase) entstehen. Eine rechtzeitige Diagnose und schnelle Behandlung von Schambeinbrüchen sind deshalb laut Expertenrat von großer Bedeutung, wenn es nicht zu bleibenden Organschäden, oder gar Beckenfehlstellungen durch unsauber verheilte Brüche entstehen. Lesen Sie hier mehr zum Schambeinbruch sowie seinen Ursachen, Symptomen und Therapiemöglichkeiten.
Was genau ist ein Bruch am Schambein?
Das winkelförmige Schambein (Os pubis) bildet das Zentrum des unteren Beckenabschnitts. Es ist durch die Schambeinfuge (Symphysis pubica) in einen linken und einen rechten Knochenteil untergliedert und stellt den vorderen Teil der Hüftgelenkpfanne (Acetabulum). Für den Bewegungsapparat ist das Schambein somit unabdingbar.
Umso schwerwiegender können die Folgen sein, wenn es zum Schambeinbruch kommt. Die Fraktur tritt mit Vorliebe nach unfallbedingter Gewalteinwirkung im Bereich des Schambeins auf und verursacht um ungünstigsten Fall enorme Schmerzen in der Hüftgegend. Ferner sind Schambeinbrüche ist dazu in der Lage, das gesamte Becken zu destabilisieren. Unterschieden werden dabei drei Typen von Schambeinbruch:
- Schambeinbruch Typ A – stabile Fraktur ohne Verschiebung der Bruchsegmente
- Schambeinbruch Typ B – Fraktur mit verschobenen Bruchsegmenten ohne Stabilitätseinbußen
- Schambeinbruch Typ C – Fraktur mit verschobenen Bruchsegmenten und Stabilitätseinbußen
Ursachen für einen Schambeinbruch
Schambeinbrüche gelten als klassische Unfallverletzungen und kommen meist dann zustande, wenn das Becken traumatisch überlastet wurde. Von unfreiwilligen Grätschen bis hin zu einem wuchtigen Beckenaufprall kommen hier diverse Szenarien als Ursache in Frage. Aus diesem Grund hier ein kleiner Überblick:
- Sportunfälle: Zu den Aktivitäten die besonders prädestiniert für einen Schambeinbruch sind, zählen vor allem sitzgebundene Sportarten wie Reiten und Radfahren. Kommt es hier zu einem unglücklichen Sturz oder Aufprall, sind Becken und Schambein meist unmittelbar betroffen und reagieren mit Schmerzen und Frakturen. Des Weiteren führen auch sportbedingte Rotationsunfälle im Bereich der Hüfte (z.B. beim Skifahren oder bei Laufsportarten) oftmals zu Becken- und Schambeinbrüchen.
- Verkehrsunfälle: Geht es ums Radfahren, kann ein Becken- bzw. Schambeinbruch auch durch Kollision mit einem Auto geschehen. Überhaupt sind Autounfälle, egal ob als Fahrer, Beifahrer oder Angefahrener, nach Sportunfällen die häufigste Ursachen für einen Beckenbruch, was ein verantwortungsvolles Verhalten im Straßenverkehr zu einer wichtigen Präventionsmaßnahme macht.
- Vorschwächungen der Knochensubstanz: Wer an Knochenerkrankungen wie Osteoporose leidet, weist laut Expertenrat ein erhöhtes Risiko auf, einen Schambein- oder Beckenbruch zu erleiden. Das ist auch der Grund, weshalb Menschen ab 50 besonders pfleglich mit ihrem Becken umgehen sollten. Während die Knochenstabilität mit voranschreitendem Alter nämlich sinkt, steigt im selben Zug die Bruchgefahr. Selbst kleinere Stürze und scheinbar harmlose Prellungen können dann zu einer Frakturen im Beckenbereich führen, die mit unglaublichen Schmerzen verbunden sind.
Symptome bei einem Bruch des Schambeins
Das Kardinalsymptom bei Schambeinbruch sind ziehende Schmerzen im Bereich des Beckens oder im Schambereich. Die Schmerzsymtptome treten erfahrungsgemäß während besonderen Körperhaltungen und Bewegungen (Sitzen, Stehen und Laufen) auf, herrscht hier doch ein zusätzlicher Druck auf die ohnehin schon mitgenommenen Schambeinabschnitte vor. Sollte der Bruch sehr kompliziert sein und verschobene Bruchsegmente beinhalten, strahlen die Schmerzen zudem gerne in angrenzende Körperregionen wie das Gesäß oder die Oberschenkelinnenseite aus. Weitere Symptome und Komplikationen, die außer Schmerzen noch auftreten können sind:
- Bewegungs- und Stabilitätseinbußen
- innere Blutungen, Blutergüsse und Verfärbungen
- Schambeinentzündungen
- Gefäßverletzungen
- Nervenverletzungen
- Organverletzungen im Bereich der Harnblase
- Organverletzungen im Bereich des Darms oder Mastdarms
- Organverletzungen im Bereich des weiblichen Geburtskanals
- Organverletzungen im Bereich der männlichen Prostata
- Schwellungen im Bereich der Fraktur
Diagnose und Therapie bei Schambeinbruch
Damit die Ausmaße des Bruchs vollständig erfasst werden können, müssen zur Diagnose dringend bildgebende Verfahren zur Anwendung kommen. Normalerweise setzen Ärzte hierbei auf Computertomographien (CT) und Röntgenaufnahmen. Dank ihnen lässt sich neben dem eigentlichen Schambeinbruch auch ein möglicher Beckenbruch, sowie Verletzungen an Nerven, Organen und anderen Weichteilen feststellen.
- konservative Behandlung: Solange die Schambeinfraktur ohne Segmentverschiebungen und Stabilitätseinbußen erfolgte, genügt laut Expertenrat eine strenge Bettruhe, um den Bruch auszuheilen. Bewegungsbelastungen sollten während der Heilungsphase weitestgehend vermieden werden, damit sich der Schambeinbruch nicht nachträglich verschiebt.
- chirurgische Eingriffe: Instabile Brüche und verschobene Bruchsegmente lassen sich nur durch Operationen beheben. Standardmäßig dienen hier eingesetzte Fixateure (z.B. Platten, Schrauben oder Zwingen) zur Stabilisierung. Sofern eine innere Blutung vorliegt, ist bei verschobenen und instabilen Brüchen zusätzlich eine Kompressionstherapie üblich.
- Medikamente: Zur Linderung der Schmerzen werden Ihnen möglicherweise Schmerzmittel verschreiben. Fragen Sie hier am besten Ihren behandelnden Arzt um Expertenrat. Er weiß, welche Medikation die beste ist und kann so schnell und sicher helfen, Schmerzen im Rahmen der Fraktur abzubauen.
- physiotherapeutische Maßnahmen: Als begleitende Therapiemaßnahme, ebenso wie zur Nachsorge sind bei Schambeinbruch krankengymnastische Bewegungstherapien wichtig. Sie erlauben eine patientenorientierte Remobilisierung der verletzten Becken- und Hüftabschnitte und helfen Betroffenen dabei, die Bewegungsbelastung nach einem Becken- oder Schambeinbruch Schritt für Schritt auf ein natürliches Maß anzuheben. Zudem können Ihnen Physiotherapeuten wichtige Tipps zum alltäglichen Umgang mit der Fraktur geben, was mit Blick auf Belastungsgrenzen von großem Wert ist.
Schambeinbruch – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Für gewöhnlich ist ein Schambeinbruch nach etwa 6 bis 8 Wochen soweit ausgeheilt, dass normale Bewegungen wieder möglich sind. Auch die Schmerzen sollten nach Verstreichen dieser Zeit deutlich zurück gegangen sein. Abhängig ist die Genesung dabei von einer gewissenhaften Schonung des verletzten Beckenabschnitts.
- Komplikationen treten im Falle von Schambeinbrüchen vor allem bei Mitbeteiligung von Weichteilen auf. Irreparable oder schwer behandelbare Schäden an entsprechenden Gewebeabschnitten verzögern hier nicht nur die Heilungsphase, sondern könnten unter Umständen sogar zu bleibenden Bewegungs- und Funktionseinschränkungen führen.
- Ähnlich sieht es bei extrem verschobenen Bruchsegmenten aus. Sollten sich diese trotz Operation nicht vollständig in ihre Ausgangslage zurück versetzen lassen, sind neben einer verzögerten Heilung auch bleibende Fehlhaltungen im Becken- und Hüftbereich, sowie dauerhafte Bewegungseinschränkungen nicht auszuschließen.
- Am besten ist es also, einem Schambeinbruch vorzubeugen. Gelingen kann das am besten, wenn sie bei Risikosportarten Ihr Tempo nicht übermäßig beschleunigen und anspruchsvolle Sporthindernisse (z.B. Hürden oder unwegsame Radtourpassagen) nicht ohne ausreichende Übung erklimmen. Im Straßenverkehr beugt umsichtiges Auto- und Fahrradfahren klassischen Unfallverletzungen wie dem Schambeinbruch vor. Ältere Personen, die mit einem erhöhten Frakturrisiko leben, sollten zudem darauf achten, ihre Körperbewegungen sehr bewusst auszuführen, um Stürzen vorzubeugen.
Fazit
Je nachdem, ob ein Schambeinbruch verschobene Bruchsegmente beinhaltet oder nicht, ist er mehr oder weniger leicht therapierbar. Instabile Brüche benötigen in jedem Fall eine operative Fixierungsmaßnahme, um zu gewährleisten, dass der Bruch wieder sauber verheilt. Mögliche Komplikationen ergeben sich bei Schambeinfrakturen häufig durch mitverletzte Beckenabschnitte und Weichteile. Ebenso sind bleibende Bewegungseinbußen und Haltungsschäden bei komplizierten Brüchen nie ganz auszuschließen. Am besten ist es deshalb, wenn Sie dem Schambeinbruch durch gezielte Unfallvermeidung im Alltag, Straßenverkehr und beim Sport vorbeugen. Im Zweifelsfall kann hierbei der Expertenrat eines Physiotherapeuten, Sport- oder Unfallmediziners helfen.