Wie viele Veränderungen im Erscheinungsbild des Urins kann auch schäumender Urin kurzfristiger Natur und damit eher unbedenklich sein. Allerdings lassen sich auch einige ernst zu nehmende Erkrankungen mit dem Schaum in Verbindung bringen. Insbesondere, wenn sich eine Nierenerkrankung wie eine Nierenschwäche hinter der Schaumbildung vermuten lässt, ist mit dem Symptom nicht zu spaßen. Lesen Sie in diesem Ratgeber mehr zu den genauen Symptomen sowie den Möglichkeiten, etwas dagegen zu unternehmen.
Aus welchen Gründen kann Urin schäumen?
Generell gibt es für Schaumbildung im Urin zwei mögliche Ausgangsfaktoren. Zum einen wären hier Verunreinigungen des Harns wie etwa durch eine übermäßige Ansammlung von Eiweiß im Urin (Proteinurie) zu nennen. Besagte Urinverunreinigungen können entweder durch bestehende Grunderkrankungen oder eine einseitige Ernährung entstehen. Wesentlich harmloser ist die Schaumbildung hingegen, wenn diese durch äußere Einflüsse erzeugt wird. Für einen besseren Überblick nachstehend eine kleine Liste denkbarer Gründe für schäumenden Urin:
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- Urinstrahl aus großer Fallhöhe: Bei Männern entstehen schäumende Harnausscheidungen häufig durch Urinieren im Stehen. Zu vergleichen ist das mechanisch bedingte Schäumen in diesem Fall mit der Gischt, die entsteht, wenn Wasser und Luft (z.B. an Felsklippen oder unter einem Wasserfall) aufeinander treffen und sich schäumend aufwirbeln.
- Rückstände von Reinigungsmitteln: Sollten sich an verzehrten Lebensmitteln, Essgeschirr oder in der Toilettenschüssel Putz- bzw. Spülmittelrückstände befunden haben, so ist die Schaumbildung ebenfalls nur indirekt auf den Urin zurück zu führen. Auch hier dient der Vergleich mit Wasser, das durch einen Hahn in ein Waschbecken oder eine Badewanne läuft. Schäumender Bläschenwurf entsteht dann durch Aufwirbelung des Reinigungsmittels und bedeutet keinerlei gesundheitliche Gefährdung.
- eiweißhaltige Ernährung: Etwas kritischer zu betrachten ist schäumender Urin, wenn er auf hohe Eiweißkonzentrationen im Harn zurück zu führen ist. Die noch harmloseste Erklärung dafür wäre ein überdurchschnittlicher Proteingehalt in der Ernährung. Relevant ist dieser zum Beispiel für Kraftsportler, denn zum Aufbau von Muskeln benötigt der Körper sehr viel Eiweiß. Auch für Menschen mit dem Wunsch der Gewichtsreduktion spielen Proteine eine wichtige Rolle. Dies gilt vor allem, wenn sie beim Abnehmen auf die sogenannte Low-Carb-Methode setzen. Die Diätkur basiert auf dem Verzehr eiweißhaltiger Lebensmittel und soll so zum Gewichtsverlust beitragen. Bei all den Vorzügen für die körperliche Fitness sei aber gesagt, dass Eiweiß für Nieren und Leber eine gewisse Mehrbelastung darstellt. Oftmals kann der Überschuss an Proteinen von den Nieren gar nicht vollständig abgebaut werden, was den Gehalt von Eiweiß im Urin natürlich deutlich anhebt. Im schlimmsten Fall wird der Harntrakt beim Proteinabbau in seiner Funktion derart überbeansprucht, dass neben schäumendem Urin auch organische Probleme wie eine Nierenschwäche, eine Leberschwäche oder eine Gallenschwäche drohen.
- mangelnde Flüssigkeitszufuhr: Die Urinzusammensetzung wird nicht nur von verzehrten Lebensmitteln, sondern ebenso vom Flüssigkeitsgehalt im Körper mitgestaltet. So erscheint Urin beispielsweise sehr dunkel, wenn Betroffene zu wenig trinken. Ursache hierfür ist eine höhere Stoffkonzentration von Eiweiß und Co., die immer dann entsteht, wenn aufgrund von Flüssigkeitsmangel nicht genügend Endharn gebildet werden kann.
- Nierenerkrankung: Außer Ernährungsaspekten wird schäumender Urin auch häufig mit Nierenerkrankungen in Verbindung gebracht. Hierzu zählen vor allem:
- Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
- Nierenzysten
- Nierensteine
- Entzündungen der Nieren.
Dabei kann eine Nierenerkrankung nicht nur erhöhte Werte von Eiweiß im Urin hervorrufen. Auch Zellrückstände, Phosphate und Blut im Urin deuten auf eine Nierenerkrankung hin und provozieren ähnlich wie Proteinurie eine Schaumbildung beim Wasserlassen.
- Diabetes mellitus: Niereninsuffizienz ist eine bekannte Folgeerkrankung von Diabetes. Somit können Proteinurie und schäumende Harnausscheidungen auch im Rahmen dieser Stoffwechselerkrankung auftreten. Neben der Schaumbildung beklagen Patienten bei Diabetes mellitus häufig einen gesteigerten Harndrang und Glukoserückstände im Urin. Die Symptome verliehen Diabetes deshalb den Beinahmen ‚Harnruhr‘.
- Gefäßerkrankungen: Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen und andere Gefäßerkrankungen verursachen nicht selten eine sogenannte Schrumpfniere. Diese bezeichnet eine im Umfang reduzierte und in ihrer Funktion eingeschränkte Niere (z.B. Nierenschwäche), welche einen weiteren Grund für Proteinurie und damit für schäumenden Urin darstellt. Begleitende Symptome einer Schrumpfniere sind ferner schmerzende Nieren beim Wasserlassen, Wasseransammlungen im Körper, rötlicher bis rotbrauner Urin, sowie eine allgemein verminderte Urinproduktion.
- Myelom: Das Myelom ist eine Art von Blutkrebs, bei der es zur Ausscheidung von Leichtketten im Urin kommen kann. Die Leichtketten sorgen dabei für eine Schädigung der Nierenkanälchen. Dies kann zur Nierenschwäche und letztlich sogar zum vollständigen Funktionsverlust des Organs führen. Das Myelom sorgt über die Leichtketten und starke Ausscheidungen von Eiweiß also für Nierenerkrankungen als zusätzliche Symptome.
- Hormone und Medikamente: Sollten Sie sich in besonderen, hormonellen Umständen befinden (z.B. Schwangerschaft oder Wechseljahre), oder kürzlich Arznei- bzw. Nahrungsergänzungsmittel eingenommen haben, die viel Eiweiß bzw. schaumbefördernde Zusätze enthalten, sind schäumende Harnausscheidungen und Proteinurie als Begleiterscheinungen denkbar. Hier sollten sich die Symptome aber nach Ende entsprechender Hormon- bzw. Therapiephasen wieder einstellen.
Behandlung von schäumendem Urin
Nachweisen lassen sich die Ursachen für schäumenden Urin am besten über einen Urintest. Gerade eine Nierenerkrankung wie die Nierenschwäche wird so meist schnell ermittelt und auch Diabetes, Bluthochdruck, ein Myelom oder eine Schwangerschaft spiegeln sich häufig in der Zusammensetzung des Urins wieder. Weitere hilfreiche Maßnahmen zur Diagnosestellung können Bluttests, sowie eine Anamnese des Patienten bezüglich seiner Essgewohnheiten sein.
Gründe für Schaumbildung im Urin, die einer Therapie bedürfen, beruhen fast ausnahmslos auf zugrunde liegender Proteinurie. Demzufolge muss sich die Behandlung auf die Reduzierung von Eiweiß im Harn konzentrieren:
- Umstellung der Ernährung: Lässt sich Proteinurie auf eine eiweißhaltige Ernährung zurück führen, ist es sinnvoll, zumindest vorübergehend auf einen hohen Gehalt an Eiweiß in der Nahrung zu verzichten, bis sich der Urin wieder normalisiert hat. Zudem kann eine gezielte Flüssigkeitszufuhr ernährungsbedingt erhöhte Konzentrationen von Eiweiß im Harn neutralisieren. Des Weiteren ist es bei Nierenentzündungen zwingend notwendig, besonders viel zu trinken, damit Entzündungserreger zuverlässig aus der Niere geschwemmt werden.
- medikamentöse Behandlung: Geht es um die Therapie einer Nierenerkrankung, ist diese meist nur durch die Verabreichung geeigneter Arzneimittel zu bewerkstelligen. Vor allem Nierenentzündungen machen den Einsatz von Medikamenten unerlässlich. Gleiches gilt für Gefäßerkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes als Ursachen für Nierenschwäche und schäumenden Urin. Hier sollte ebenfalls medikamentös behandelt werden, um größere Schäden an den Nieren zu vermeiden.
- stationäre Behandlung: Nierensteine, Nierenschwäche, ebenso wie Diabetes mellitus als Auslöser von Proteinurie und schäumendem Urin bedürfen oftmals eines stationären Aufenthalts. Während Nierensteine aber problemlos durch einen chirurgischen Eingriff entfernt werden können, stellt chronische Niereninsuffizienz eine irreparable Nierenerkrankung dar, die sich nur durch Transplantation einer gesunden Niere vollständig heilen lässt. Steht die Erkrankung zusätzlich mit Diabetes in Verbindung, müssen Sie mit regelmäßigen Dialysen rechnen.
Schäumende Urinausscheidungen – Wann zum Arzt?
Themenwelt Urinveränderungen:
Sofern die Schaumbildung im Urin eine einmalige Sache bleibt, besteht meist kein Grund zur Sorge. Sobald Sie aber lang anhaltenden, schäumenden Urin beklagen und sich mechanische Ursachen, wie etwa Rückstände von Reinigungsmitteln, ein Urinstrahl aus großer Fallhöhe oder Proteinurie durch vorübergehend eiweißhaltige Ernährung ausschließen lassen, ist ein Arztbesuch dringend angezeigt. Dies gilt insbesondere dann, wenn gemeinsam mit dem schäumenden Urin weitere Symptome (z.B. Urinverfärbungen oder Schmerzen in den Nieren) auftreten. Hier muss schnell gehandelt werden, um bleibende Nierenschäden wie eine dauerhafte Nierenschwäche zu vermeiden.
Fazit
Bei Sportlern und Menschen, die beim Abnehmen auf die Low-Carb-Diät setzen, entstehen schäumende Urinausscheidungen in aller Regel durch eiweißhaltige Ernährung. Überhaupt ist Eiweiß im Urin die häufigste Ursache für Schaumbildung beim Wasserlassen. Allerdings muss hier zwischen ernährungs- und krankheitsbedingter Proteinurie unterschieden werden. Letztere könnte nämlich auf eine Gefäß-, Stoffwechsel- oder Nierenerkrankung hindeuten und ohne geeignete Behandlung schnell zu bleibenden Nierenschäden führen. Gehen Sie deshalb umgehend zum Arzt, wenn Ihr Urin dauerhaft schäumt und mit dieser Beschwerde weitere Symptome einhergehen. Eine rechtzeitige Behandlung hilft, den Verlauf von Nierenerkrankungen zu lindern oder gar aufzuhalten.