Wie die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (bvpg) ausführt, sind Rückenschmerzen die Hauptursache für krankheitsbedingte Fehltage in Deutschland. In vielen Fällen führen sie sogar zu einer Frühberentung. Dadurch entstehen einerseits hohe volkswirtschaftliche Kosten. Andererseits leiden die Betroffenen häufig unter starken Schmerzen und erheblichen körperlichen Einschränkungen. Oft lassen sich die Beschwerden nicht mehr vollständig austherapieren, sodass sie immer wieder auftauchen oder sogar einen Dauerzustand darstellen. Mögliche Ursachen für das Auftreten von Rückenschmerzen gibt es viele. Falsche Belastung nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Doch wie kommt es eigentlich zu dieser und welche Möglichkeiten gibt es, ihr vorzubeugen?
Gründe für Rückenschmerzen
Rückenschmerzen werden gerne in zwei große Gruppen eingeteilt:
- Spezifische Rückenschmerzen: Sie sind eindeutig einer Ursache zuzurechnen. Dabei kann es sich um einen Bandscheibenvorfall oder eine Verengung des Wirbelkanals handeln. Auch Infektionen kommen infrage, ebenso wie Knochenerkrankungen, Tumore oder eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen.
- Unspezifische Rückenschmerzen: Dieser Gruppe gehören etwa 80 Prozent der in Deutschland auftretenden Rückenschmerzen an. Hier kann keine spezifische Ursache festgemacht werden. Stattdessen rufen in diesem Fall Verspannungen und über längere Zeit entstandene Abnutzungserscheinungen die Beschwerden hervor.
Wie aber kommt es nun zu dem Entstehen von Rückenschmerzen? Auch hier muss unterschieden werden. Manchmal sind die Beschwerden auf eine angeborene Fehlstellung zurückzuführen. Krankheiten wie einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen liegen eigene Ursachen zugrunde, ebenso wie einem Tumor. Für die meisten unspezifischen und spezifischen Rückenschmerzen sind jedoch eine oder häufiger noch mehrere der folgenden Dinge verantwortlich.
- Einseitige Belastung
- Fehlhaltungen
- Übergewicht
- Wenig Bewegung
- Körperlich fordernde Arbeit – oft in Verbindung mit einer schlechten Haltung oder beispielsweise schädlichen Hebe- und Tragetechniken
- Seelische Anspannung
- Ungleichmäßig trainierte Muskulatur.
Oftmals gehen mehrere der genannten Gründe Hand in Hand. Wer sich wenig bewegt, der leidet eher unter Übergewicht als sportliche Zeitgenossen. Stress führt schnell zu Fehlhaltungen und ist häufig verbunden mit einer ungesunden Ernährung und Bewegungsmangel. In allen diesen Fällen sind zunächst Muskelverspannungen das Resultat. Dabei ziehen sich die Muskeln zusammen und verhärten. Durch den so entstehenden Druck auf die Nerven kann es zu Schmerzen kommen, die bis in die Beine oder Arme ausstrahlen. Auf längere Sicht führen chronische Verspannungen außerdem zu Abnutzungserscheinungen, die in einem Bandscheibenvorfall und anderen schweren Folgeschäden gipfeln können.
Sind Fehler in der Kindheit schuld?
Oft lassen sich die Gründe für Rückenschmerzen in der jüngsten Vergangenheit finden. Menschen mit Bürojobs sitzen häufig acht bis zehn Stunden am Tag vor dem Bildschirm, verbunden mit viel Stress und wenig ausgleichender Bewegung am Feierabend. Dadurch sind verspannte Muskeln und Rückenschmerzen vorprogrammiert.
Manchmal können die Ursachen für die Beschwerden bis in die Kindheit zurückverfolgt werden. Wie die Ärztezeitung berichtet, weisen Studien darauf hin, dass immer mehr Kinder und Jugendliche an Rückenschmerzen leiden. In solchen Fällen ist die Gefahr groß, dass diese chronisch werden. Auf der anderen Seite können Fehlbelastungen im jungen Alter zunächst vollkommen unbemerkt bleiben und erst viele Jahre später zu Schmerzen und gravierenden Folgeschäden führen.
Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich die menschliche Wirbelsäule in der Kindheit beziehungsweise dem Jugendalter erst noch entwickelt. In diesen Phasen, speziell zwischen 11 bis 15 Jahren bei Mädchen und 12 bis 17 Jahren bei Jungen wirken sich Haltungsschäden beziehungsweise einseitige Belastungen besonders stark aus. Die Folge kann ein Rundrücken oder eine Skoliose sein, bei der die Wirbelsäule seitlich verkrümmt ist.
Die Ursachen für solche und ähnliche Probleme ähneln weitgehend den oben aufgeführten. Obwohl der Bewegungsdrang in jungem Alter meist besonders groß ist, sitzen zahlreiche Kinder und Jugendliche heute zu viel vor dem Bildschirm und verbringen ihre Zeit zu wenig damit, draußen herumzutollen. Dazu kommen mögliche Gründe wie die folgenden:
- Einseitige und zu starke Belastungen, zum Beispiel durch das Tragen eines ungeeigneten Schulranzens
- Wenig geeignete Möbel in der Schule und zu Hause
- Schlechtes Schuhwerk
- Psychischer Stress
In diesem Fall sind Sie als Eltern gefragt. Achten Sie bei Ihrem Nachwuchs auf eine schlechte Haltung und werden Sie hellhörig, wenn Ihre Kinder über Rückenprobleme klagen. Spätestens dann sollten Sie gemeinsam tätig werden. Besser ist es allerdings, Rückenschmerzen frühzeitig vorzubeugen.
Was Eltern tun können
Einer schlechten Haltung in der Kindheit vorzubeugen und einseitige Belastungen zu vermeiden, zahlt sich langfristig aus. Als Eltern haben Sie eine Reihe von Möglichkeiten, dazu beizutragen:
- Halten Sie Ihre Kinder zu mehr Bewegung an: Sitzen Kinder acht Stunden am Tag vor dem Computer oder Fernseher, sind Haltungsschäden vorprogrammiert. Achten Sie darauf, dass ihr Nachwuchs ausreichend Bewegung hat. Regelmäßiger Sport leistet einen besonders wichtigen Beitrag dazu. Aber auch das Herumtollen im Freien trägt zu einer gesunden körperlichen Entwicklung bei.
- Achten Sie auf ergonomische Möbel: Auch wenn Sie keinen Einfluss auf die Möbel im Klassenzimmer haben, zu Hause sollte Ihr Kind die Möglichkeit haben, beim Sitzen eine gesunde Haltung einzunehmen. Wählen Sie deshalb Möbel für Kinder- bzw. Jugendzimmer sorgfältig aus. Wichtig ist beispielsweise, dass sich diese verstellen lassen. Ein zusätzlicher Vorteil dabei besteht darin, dass Stühle und Tische so mit Ihrem Kind mitwachsen und nicht ständig ausgetauscht werden müssen.
- Gesunde Ernährung: Die Zahl an übergewichtigen Kindern nimmt zu. Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung können Sie diesem Problem vorbeugen.
- Vermeiden Sie schwere Lasten: Tragen Kinder schwere Gegenstände, kann dies gravierende Folgen haben, vor allem wenn das Gewicht einseitig verteilt ist. Wählen Sie einen geeigneten Schulranzen aus und halten Sie Ihren Nachwuchs davon ab, Gegenstände zu tragen, die zu schwer für ihn sind.
Um diese Ratschläge zu befolgen, sollten Sie eine ganze Reihe wichtiger Kriterien beachten. So gilt beispielsweise für die Wahl eines geeigneten Schulranzens:
- Er sollte links und rechts am Rücken gepolstert sein, sodass er mittig am Rücken anliegt und eine symmetrische Belastung gegeben ist.
- Ein Hüftgurt entlastet Schultern und oberen Rücken.
- Ergonomisch geformte Rucksäcke sind der Form der Wirbelsäule nachempfunden und besonders angenehm zu tragen.
- Ein geringes Gewicht sorgt dafür, dass Ihr Kind möglichst viel zusätzlich mitnehmen kann.
Ob Rucksack, Sporttasche oder Schreibtischstuhl, ein zentrales Kriterium spielen Verstellmöglichkeiten. Je besser Sie den betreffenden Gegenstand individuell auf Ihr Kind abstimmen können, desto besser.
Fazit
Für viele Menschen sind Rückenprobleme mit lebenslangen Schmerzen und Einschränkungen verbunden. Dabei lässt sich einem solchen Szenario in den meisten Fällen vorbeugen – durch einen gesunden Lebenswandel mit ausreichend Bewegung und eine gesunde Haltung. Beide Faktoren spielen schon in der Kindheit eine gravierende Rolle. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihr Nachwuchs ausreichend Zeit mit Sport oder draußen beim Spielen verbringt, und wählen Sie ergonomische Möbel und einen geeigneten Rucksack aus. Solche Maßnahmen zahlen sich im besten Fall ein Leben lang aus.