Das Roemheld-Syndrom beschreibt reflektorische Herzbeschwerden, die ganz gezielt durch Gasansammlungen im Verdauungstrakt entstehen. Zusätzlich zu den kardialen Symptomen sind bei Roemheld auch andere Beschwerden in der Brusthöhle denkbar, zu denen meist eine eingeschränkte Atmung gehört. Das Syndrom wurde nach dem Internisten Ludwig von Roemheld benannt, welcher die Symptomatik zu Beginn des 20. Jahrhunderts erstmals beschrieb. Die Symptome des Syndroms erinnern stark an Angina pectoris, weshalb Patienten häufig in Hysterie verfallen, wenn es zum Roemheld-Syndrom kommt. Sollte das Syndrom besonders ausgeprägt sein, ist zudem eine Ohnmacht des Patienten denkbar. Wann Roemheld für Betroffene gefährlich werden kann und welche Behandlung des Syndroms möglich ist, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Wie entsteht ein Roehmheld-Syndrom?
Wie bereits erwähnt, hat das nach Dr. Roemheld benannte Syndrom seinen Ursprung in Gasansammlungen innerhalb des Verdauungstraktes. Diese können den Magen-Darm-Trakt mitunter so stark aufblähen, dass das Zwerchfell durch den Druck nach oben verlagert wird. Durch die Nähe des Zwerchfells zum Herzen und der Lunge entstehen dann verschiedene Beschwerden in der Brusthöhle, die den Symptomen eines Herzleidens oder einer Atemwegserkrankung sehr ähnlich sind. Am schwersten lässt sich dabei die als Angina pectoris bekannte Brustenge vom Roemheld-Syndrom unterscheiden.
Neben dem Zwerchfell spielt bei der Entstehung von Roemheld auch der sogenannte Vagusnerv (Nervus vagus) bei der Entstehung des Roemheld-Syndroms eine Rolle. Er ist essenzieller Bestandteil des vegetativen Nervensystems und befindet sich im Gehirn. Dort steuert und reguliert er sämtliche Organtätigkeiten, darunter auch die des Verdauungssystems. Kommt es zu übermäßigen Gasansammlungen im Magen oder Darm, wird der Regelprozess des Vagusnervs häufig gestört, was ebenfalls zu Herz- und Atemprobleme sorgen kann.
Ursachen für das Roemheld-Syndrom
Die Ursachen für das Syndrom, beziehungsweise für die Ansammlung von Gas im Magen-Darm-Trakt lassen sich nicht nur in blähenden Nahrungsmitteln finden. Ebenso kommen blähende Magen-Darm-Krankheiten (z.B. Reizdarm), Organverletzungen und Alltagsgewohnheiten für die Beschwerden in Frage. Zu den häufigsten Ursachen des Syndroms gehören hierbei:
- falsche Ernährung: Die häufigste Ursache für ein Roemheld-Syndrom ist der Verzehr von blähenden Speisen. Hierzu zählen unter anderem Kohl, Pflaumen, Käse, sowie stark zuckerhaltige oder fettige Speisen. Ebenso können extrem kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol das Syndrom begünstigen. In Kombination mit einer allzu hektischen Nahrungsaufnahme erfährt der Verdauungstrakt hier relativ schnell eine Blähung. Diese führt in Folge zu Organverlagerungen und entsprechenden Beschwerden in der Brusthöhle.
- Nahrungsmittelintoleranzen: Auch Nahrungsmittelallergien lassen sich als Ursache für Roemheld nicht ausschließen. Vor allem eine Laktoseintoleranz zeichnet sich hier durch umfangreiche Blähungen aus. In diesem Fall ist also ein Verzehr von Milchprodukten für das Syndrom verantwortlich, die im Verdauungstrakt blähende Prozesse aufgrund mangelnder Laktaseproduktion zur Aufspaltung von Milchsäuren in Gang setzen. Auch in diesem Fall sollte die Ernährung angepasst werden.
- Magen-Darm-Erkrankungen: Erkrankungen des Verdauungstraktes fallen immer wieder durch krankheitsbedingte Blähungen auf. Allen voran sind es hier Krankheiten wie der Reizdarm, Meteorismus oder Colitis ulcerosa, die hier für Gasansammlungen im Magen-Darm-Trakt sorgen. Kommen dann noch bakterielle Infektionen hinzu, ist das Risiko sehr hoch, an einem chronischen Roemheld-Syndrom zu erkranken. Die Bakterien provozieren durch ihre gasförmigen Ausscheidungsprodukte sehr leicht eine Blähung und können mitunter sehr extreme Formen von Roemheld auslösen.
- Zwerchfellerkrankungen: Im Bereich der Zwerchfellerkrankungen kann vor allem die Zwerchfellhernie ein Roemheld-Syndrom hervorrufen. Hierbei kommt es zu einer Lücke oder eine Schwachstelle im Zwerchfell, durch die Magenanteile in das Organ eintreten können. Dies ist vor allem der Fall, wenn Gasansammlungen im Magen vorliegen, die das Organ in Richtung Zwerchfell drücken.
- psychische Ursachen: Stress und Depressionen sind als Auslöser blähender Verdauungsstörungen und Reizdarm nicht zu unterschätzen. Dies gilt auch für Schlafmangel, der sich ähnlich schädlich auf die Verdauung auswirken kann. Zudem nehmen psychische Belastungen oft Einfluss auf das Nervensystem, was die Funktionalität des Nervus vagus beeinträchtigen könnte.
Symptome des Roemheld-Syndroms
Roemheld zeichnet sich durch 7 bis 8 charakteristische Beschwerden aus, die ihren Ursprung im Brustkorb haben. Hierzu zählen neben Herzbeschwerden auch Atemprobleme und damit verbundene Panikreaktionen. Hier ein kleiner Überblick:
- Atemnot
- Herzklopfen
- Herzrhythmusstörungen
- Hitzewallungen
- Kreislaufstörungen bis hin zur Ohnmacht
- Kurzatmigkeit
- Schwindel
- Schlafstörungen
- symptombedingte Angstzustände
- Übelkeit und Erbrechen (v.a. bei Reizdarm)
Diagnose und Behandlung beim Roemheld-Syndrom
Während einer klinischen Untersuchung ermittelt der behandelnde Arzt bei Roemheld-Syndrom zunächst durch eine Anamnese bestehende Beschwerden. Dabei werden vor allem Fragen zu den Essgewohnheiten erhoben. Hinzu kommen Fragen zu bereits bestehenden Erkrankungen, wobei vor allem Vorerkrankungen des Magen-Darm-Trakts und des Herzens abgeklärt werden müssen. Magen-Darm-Erkrankungen wie Reizdarm könnten hier auf eine besondere Anfälligkeit des Patienten für das Syndrom hinweisen. Bei Herzerkrankungen könnte der Verdacht auf Roemheld gar fälschlicherweise entstehen und in Wahrheit Anzeichen einer Angina pectoris sein.
Um Irrtümer auszuschließen und die Ursachen für existierende Beschwerden zu ergründen, sind nach der ärztlichen Befragung sowohl Laboruntersuchungen in Form von Bluttests, als auch bildgebende Verfahren wie die Sonographie notwendig. Zusätzlich wird der Arzt den Bauchraum und die Brusthöhle abtasten, bzw. anhören. Die Behandlung des Roemheld-Syndroms gestaltet sich im Anschluss mit diesen Maßnahmen:
- Ernährungsumstellung: Eine Umstellung der Ernährung besteht bei Roemheld maßgeblich aus dem Verzicht auf blähende Lebensmittel. Sollte eine Lebensmittelallergie vorliegen, ist zusätzlich der Verzehr von Allergie verursachenden Lebensmittelbestandteilen (z.B. Milch) zu vermeiden. Des Weiteren könnten bestehende Herzkrankheiten eine Umstellung der Ernährung erfordern, sofern bestimmte Lebensmittel den Blutdruck negativ beeinflussen.
- heilpflanzliche Behandlung: Es gibt einige heilpflanzliche Mittel, die Blähungen verringern. Hierzu gehören Baldrian, Fenchel, Kümmel, Melisse, Pfefferminze und Wacholder. Ebenso können Magenbittervarianten die Verdauung fördern und so einer Blähung vorbeugen.
- Behandlung durch Medikamente: Im Bereich der Medikamente helfen vor allem Antikarminativa, einem Roemheld-Syndrom entgegen zu wirken. Verschrieben werden hier häufig Simeticon oder Dimeticon. Die beiden Medikamente sorgen für einen Zerfall des Schaums im Magen-Darmtrakt und verhindern damit die Gasbildung. Sollte das Syndrom mit einer Herzerkrankung einhergehen, lassen sich auch hiergegen geeignete Arzneimittel verschreiben.
- Operation: Eine OP kommt im Falle von Roemheld nur bei einem Zwerchfellbruch infrage. Im Detail werden hier die Fundoplicatio bzw. die Hiatoplastik angewandt. Im Verlaufe der Operation versuchen Ärzte, bestehende Schwachstellen des Zwerchfells durch Vernähen zu verschließen.
Roemheld-Syndrom – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Das Roemheld-Syndrom ist häufig eine einmalige Beschwerde, die als Folge falscher Ernährung wie zu hastigem Essen oder den Verzehr blähender Speisen entsteht. Die Behandlung kann sich in solch einem Fall auf Hausmittel und eine künftige Vermeidung entsprechender Lebensmittel beschränken. Anders sieht es aus, wenn Vorerkrankungen wie Reizdarm oder Herzprobleme bestehen. Hier ist eine ärztliche Behandlung des Syndroms erforderlich, die womöglich etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt.
- Komplikationen konzentrieren sich bei Roemheld auf bestehende Vorerkrankungen. Vor allem die erschwerte Differenzierung zur Angina pectoris könnte hier riskant sein und eine Fehlinterpretation der Symptome bedeuten. Doch auch Zwerchfellhernien und Magen-Darm-Krankheiten machen das Syndrom gelegentlich zu einer komplizierten Angelegenheit. Darüber hinaus kann ein sehr ausgeprägtes Roemheld-Syndrom bei Nichtbehandlung lebensgefährliche Atemnot auslösen.
- Vorbeugende Maßnahmen gegen das Syndrom sind lediglich mit Blick auf die Ernährung möglich. Vermeiden Sie es, fettige und andere blähende Speisen in allzu großen Mengen zu sich zu nehmen, wenn sie erwiesener Maßen zur Blähungen neigen. Auch Lebensmittelallergien sollten in diesem Zusammenhang ernst genommen und entsprechende Nahrungsmittelallergene gemieden werden.
Fazit
Bedenklich ist das Roemheld-Syndrom ausschließlich, wenn es mit Organerkrankungen (z.B. Zwerchfellhernie, Reizdarm oder Herzkrankheiten) in Verbindung steht. Solange die Ursache des Syndroms der einmalige Verzehr blähender Lebensmittel ist, besteht hingegen meist kein Grund zur Sorge. Nichtdestotrotz können auch hier manchmal gefährliche Symptome wie Atemnot oder Herzrhythmusstörungen auftreten. Lassen Sie die Beschwerden deshalb lieber von einem Arzt untersuchen, falls das Syndrom sehr lange anhält.