Unsere Zunge ist ein wichtiges Sinnesorgan, das nicht nur Bewegungen wie Schlucken und Kauen ermöglicht, sondern auch der Sprachbildung und dem Schmecken dient. Neben kleinen Fältchen und Belag durch Lebensmittelrückstände kann die Zungenoberfläche mitunter auch von rissigen Einkerbungen gezeichnet sein. In der Regel sind diese Risse harmlos. Führen die Risse aber zu schmerzhaften Beschwerden wie Zungenbrennen oder gehen mit farbigem Belag einher, kann das ein Hinweis auf eine bestehende Erkrankung sein. Lesen Sie in diesem Ratgeber, wie Risse in der Zunge entstehen und wie sie behandelt werden können.
Wie entstehen Risse in der Zunge?
Die Zunge (lingua) ist ein länglicher, von Schleimhaut bedeckter Muskelkörper im Mundraum. Dabei ist die Zungenoberseite, der sogenannte Zungenrücken (Dorsum linguae), leicht gewölbt und weist wie die Zungenspitze und der Zungengrund mehrere Drüsen auf. Sie fungieren als Speicheldrüsen und sorgen durch ihren abgesonderten Schleim für eine stete Befeuchtung der Zunge. Das feuchte Milieu ist für die Funktionalität der Zungenschleimhaut enorm wichtig, denn nur, wenn die Schleimhäute der Zunge intakt sind, können sie die Zunge vor schädlichen Einflüssen (z.B. Bakterien) schützen. Wird die Zungenschleimhaut durch äußere Einflüsse verletzt, kann es zu einer Schädigung der Zungendrüsen kommen, in deren Folge die Schleimhaut austrocknet. Dadurch kommt es zu Rissen in der Zungenoberfläche, wobei die Einkerbungen quer oder längs verlaufen können.
Sofern die rissigen Schleimhautverletzungen nicht allzu groß sind und nur kurzfristig auftreten, führen sie meist keine Beschwerden herbei. Bestehen die Risse aber über einen längeren Zeitraum, oder wurden sie durch eine Erkrankung (z.B. Zungenentzündung) hervorgerufen, so können die Zungenrisse schmerzen und sogar bluten. Offene Wunden sind hierbei besonders riskant, denn durch sie dringen Infektionskeime in das Zungengewebe ein. Zungenbrennen, Rötungen oder infektiöser Belag auf der Zunge lässt dann meist nicht lange auf sich warten. Bei anhaltenden Entzündungen sind zudem auch die Geschmacksknospen gefährdet, was zu einer veränderten Geschmackswahrnehmung oder gar zu Geschmacksverlust führen kann. Als Ursache einer rissigen Zunge sind hierbei folgende Faktoren denkbar:
- Flüssigkeitsmangel: In der Mehrzahl der Fälle werden Risse in der Zungenoberfläche durch starken Flüssigkeitsmangel hervorgerufen. Steht den Zungendrüsen zu wenig Flüssigkeit zur Verfügung, ist die Speichelproduktion stark reduziert. Auf Dauer trocknen hierdurch die Schleimhäute im Mundraum stark aus. Auch die Zungenschleimhäute sind hiervon nicht ausgenommen.
- Entzündungen und Infektionen: Eine rissige Zunge kann durch verschiedene Entzündungs- und Infektionsprozesse hervorgerufen werden. Die als Glossitis bekannte Zungenentzündung, die mit Zungenbrennen und der sogenannten Erdbeerzunge einhergeht, ist hier ein wichtiger Faktor. Zusätzlich sind hier auch andere entzündliche Erkrankungen des Mundraums bzw. des Hals-Rachen-Bereiches nicht ausgeschlossen. Zu ihnen zählen zum Beispiel Candidose, Scharlach, Zahnfleisch- und Zahnentzündungen. Des Weiteren kommen entzündliche Erkrankungen der Leber oder des Magen-Darm-Traktes (z.B. Hepatitis oder Morbus Crohn) und infektiöse Geschlechtskrankheiten wie Syphilis als Ursache in Frage.
- genetische Faktoren: Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom sind ebenso als Auslöser einer rissigen Zunge bekannt, wie genetische Anomalien. Zu letzteren gehört zum Beispiel die Erkrankung Lingua plicata. Hier sind die Risse in der Zunge angeboren. Zwar sind die Einkerbungen hier nicht gefährlich, jedoch neigen tief gefurchte Zungen eher zu Entzündungen. Deshalb sollten Betroffene viel Wert auf eine gesunde Mund- und Zungenpflege legen.
- Verletzungen: Auch durch Verletzungen des Zungengewebes können sich Erreger Zugang in das Zungengewebe verschaffen und die Zungenschleimhaut schädigen. Dies kann zum Beispiel bei versehentlichen Bissen auf die Zunge, durch Verbrühungen oder auch durch scharfkantige oder schlechtsitzende Zahnprothesen geschehen.
- Risikofaktoren: Weitere Einflussfaktoren, die Risse in der Zunge begünstigen sind Alkohol, Tabak, Drogenmissbrauch sowie der häufige Genuss von schwarzen, stark säure- oder zuckerhaltigen Lebensmitteln. Die stoffliche Konzentration im Zungenmilieu kann durch alle genannten Substanzeinwirkungen nachhaltig verändert werden, wodurch die Zungenschleimhaut geschwächt wird. Ebenso verändert Diabetes mellitus das Schleimhautmilieu im Mundraum.
Behandlung einer rissigen Zunge
Untersucht wird eine rissige Zunge zum einen anhand einer Blickdiagnose. Der Arzt hält hier vor allem nach Blutungen und Anzeichen einer Zungenentzündung (z.B. Verfärbungen oder auffälliger Belag) Ausschau. Eine Anamnese des Patienten zu bestehenden Symptomen wie Schmerzen und Zungenbrennen geben weitere Informationen. Um den Befund zu sichern sind ferner ein Zungenabstrich und Blutuntersuchungen üblich, die mögliche Krankheitserreger offenbaren. Je nach Ursache gestaltet sich die Behandlung einer rissigen Zunge danach wie folgt:
- Flüssigkeitsaufnahme – Meist lässt einer rissigen Zunge bereits durch eine verbesserte Flüssigkeitszufuhr beikommen. Patienten sollten zu diesem Zweck mindestens 2 l pro Tag trinken, damit die Zungenschleimhäute wieder ausreichend befeuchtet werden. Zucker- und koffeinhaltige Getränke, ebenso wie Alkohol sind hier natürlich eher ungeeignet. Greifen Sie stattdessen lieber zu Mineralwasser und ungesüßten Tees, um Zungenbrennen und weißen Belag zu bekämpfen.
- heilpflanzliche Hausmittel – Um die Zungenschleimhaut zu beruhigen und vor Erregern zu schützen, können milde Mundspülungen mit Salbei- oder Kamillentee sowie Salbeibonbons helfen. Die Inhaltsstoffe der Heilkräuter regen die Speichelproduktion an, was die Befeuchtung der Zungenschleimhaut ebenfalls verbessert.
- Medikamente – Wurde die rissige Zunge durch Infektionen hervorgerufen, so müssen die Erreger meist mit Antibiotika, Antiviralia oder Antimykotika behandelt werden. Auch eine bestehende Zungenentzündung sollte frühzeitig medikamentöse Behandlung erfahren, damit sich die entzündlichen Prozesse nicht weiter fortsetzen.
- Mundhygiene und Schonung – Damit die Zunge vor Erregern und weiteren Reizungen geschützt wird, sollte vorübergehend auf den Verzehr von Alkohol und scharfen, sowie stark säurehaltigen Speisen verzichtet werden. Auch Tabakkonsum ist zu vermeiden! Stattdessen sollte die Zunge durch eine sorgsame tägliche Mundhygiene geschützt werden. Ein Zungenspatel zur professionellen Zungenreinigung ist dann künftig sehr zu empfehlen. So lässt sich ein angehender Belag entfernen und Zungenbrennen vermeiden.
Rissige Zunge – Wann zum Arzt?
Risse in der Zunge sind in der Regel harmlos und heilen innerhalb weniger Tage selbstständig aus. Wurde die rissige Zunge allerdings durch eine Erkrankung hervorgerufen, oder ist mit bestimmten weiteren Symptomen verbunden, sollte die Zunge von einem Arzt untersucht werden. Suchen Sie also bitte stets einen Arzt auf, wenn…
…die Zunge blutet oder weißer Belag auftritt.
…Sie unter Zungenbrennen leiden.
…Risse über einen längeren Zeitraum bestehen oder wiederholt auftreten.
…Sprach- und Schluckbeschwerden entstehen.
Fazit
Eine rissige Zunge entsteht für gewöhnlich durch eine angegriffene Zungenschleimhaut, die durch Flüssigkeitsmangel, reizende Einflüsse, Erkrankungen oder Infektionen ausgetrocknet ist. Sind einmalige Auslöser (z.B. reizende Lebensmittel oder kurzfristiger Flüssigkeitsmangel) die Ursache, besteht meist kein Grund zur Sorge. Bestehende Grunderkrankungen und Infektionen bedürfen dagegen einer medikamentösen Behandlung. Symptome wie Zungenbrennen, weißer Belag oder Zungenblutungen legen darum einen Arztbesuch nahe.