Bei dem umgangssprachlich als Raucherbein bezeichneten Krankheitsbild handelt es sich um sie sogenannte Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (kurz: PAVK). Sie beschreibt eine chronische Gefäßverengung im Bereich der Beine, die zu einer lebensgefährlichen Durchblutungsstörung in den beineigenen Arterien führt. Gut 75 Prozent aller Patienten mit PAVK sterben an dieser bedrohlichen Erkrankung, was vor allem an ihrem schleichenden Verlauf liegt. Im Anfangsstadium verursacht das Raucherbein nämlich nur selten Beschwerden, sodass es von Betroffenen oftmals lange Zeit unbemerkt bleibt. Erst wenn sich das Bein optisch stark verändert und deutliche Anzeichen wie Schmerzen bei Belastung oder im Ruhezustand auftreten, fühlen sich PAVK-Patienten schließlich alarmiert, wobei es dann häufig schon zu spät für eine erfolgreiche Behandlung ist. Weshalb das Raucherbein so viele Todesfälle verursacht und was im Ernstfall getan werden kann, um Schlimmeres zu verhindern, verraten wir Ihnen in diesem Ratgeber.
Wie entsteht ein Raucherbein?
Generell kommt es bei einer Peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit zu Verengungen (Stenosen) in den Arterien der Extremitäten. Die entstandenen Engstellen behindern den Blutfluss und führen dadurch im umliegenden Gewebe zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff. Besteht die Verengung über einen längeren Zeitraum, so kann sich diese zu einem dauerhaften Verschluss der Arterien (Okklusion) entwickeln. Konzentriert sich die Erkrankung auf die Beinarterien, so ist von einem Raucherbein die Rede. Hier tritt die Verschlusskrankheit vor allem in den Oberschenkelarterien auf.
Wie bereits zu Anfang erwähnt, weist eine PAVK im Anfangsstadium kaum auffällige Anzeichen. Erst wenn der arterielle Verschluss so groß ist, dass er die Blutzirkulation massiv beeinträchtigt, kommt es zu Schmerzsymptomen und Druckgefühlen im Bein. Im letzten Stadium der Erkrankung drohen durch den chronischen Sauerstoffmangel dann auch Gewebenekrosen, die ohne eine Beinamputation meist nicht mehr aufgehalten werden können.
Ursachen für eine PAVK
Eine entstandene Verengung in einer Beinarterie ist in 85% der Fälle auf eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) zurückzuführen. Im Verlauf der Krankheit kommt es zu Plaqueablagerungen an arteriellen Blutgefäßen. Die Ablagerungen bestehen meist aus Kalk, Fett oder Bindegewebe und führen über eine anfängliche Verengung der Gefäße zu einem vollständigen Gefäßverschluss. Das Risiko einer Arteriosklerose steigt dabei nicht nur mit voranschreitendem Alter. Ebenso sind spezielle Risikofaktoren nicht zu unterschätzen. Hier ein kleiner Überblick zu möglichen Ursachen:
- Rauchen: Seinen Namen hat das Raucherbein unverkennbar einer besonderen Risikogruppe zu verdanken, die verhältnismäßig oft von der PAVK betroffen ist – den Rauchern. Grund hierfür ist die Tatsache, dass Nikotin die Elastizität der Arterienwände erheblich schwächt und deshalb besonders leicht zu einer Verschlusskrankheit führen kann. Insbesondere starke Raucher schädigen ihre Beinarterien binnen kürzester Zeit und meist auch irreparabel durch Nikotin. Zudem befördern die in Zigarettenrauch enthaltenen Substanzen auch Bluthochdruck, welcher eine Arteriosklerose und damit auch ein Raucherbein zusätzlich befördern kann.
- Bluthochdruck: Ein erhöhter Druck auf die Gefäßwände begünstigt arterielle Verengungen durch Gefäßverkalkung. Neben einem durch Rauchen provozierten Bluthochdruck sind hier auch Patienten gefährdet, die aus anderen Gründen an erhöhtem Blutdruck leiden. Denkbar ist zum Beispiel eine Hypertonie durch genetische Veranlagung, Stress, ungesunde Ernährung oder einen cholerischen Charakter. Zudem vergrößert sich durch Bluthochdruck auch das Risiko von koronaren Herzkrankheiten, Nierenversagen, so wie Schlaganfällen.
- weitere Gefäßkrankheiten: Außer Bluthochdruck sind bei den wichtigsten Ursachen für ein Raucherbein vor allem erhöhte Cholesterin-, Blutfett- und Blutzuckerwerte zu nennen. Letztere spielen insbesondere bei Diabetespatienten eine wichtige Rolle, wohingegen eine arterielle Engstelle durch schädliche Mengen an Cholesterin und Blutfett maßgeblich bei übergewichtigen Personen zu finden sind. Ebenso können Gefäßentzündungen und genetisch bedingte Gefäßschwächen wie das Arterielle Entrapment-Syndrom ein Raucherbein hervorrufen.
- Übergewicht: Ein übergewichtiger Körper bedeutet für die Beine in vielerlei Hinsicht eine Mehrbelastung. Zum einen muss hier natürlich mehr Gewicht getragen werden, das die Beingefäße einem enormen Druck aussetzt. Zum anderen gehen mit Übergewicht in aller Regel auch ungesunde Ernährungsgewohnheiten einher, die erhöhte Cholesterin- und Blutfettwerte mit sich bringen. Eine Arteriosklerose, wie auch ein Raucherbein sind dann natürlich sehr wahrscheinlich.
Symptome bei Raucherbein
Die ersten Anzeichen einer PAVK entstehen meist erst, wenn die betroffene Arterie bereits zu 90 % verengt ist. Dies äußert sich vor allem in Schmerzen, die sich unterhalb der Engstelle lokalisieren lassen. Weitere Symptome, die als Anzeichen für ein Raucherbein in Frage kommen, sind: und blassen Verfärbungen der Haut sowie kalten Gliedmaßen. Neben diesen kann eine PAVK in fortgeschrittenem Stadium folgende Symptome auslösen:
- Belastungs- und Ruheschmerz in den Beinen
- Entzündungen und Geschwüre im Bereich der Beine
- gewölbte Zehennägel
- Hautverfärbungen (blass, bläulich)
- kalte Gliedmaßen (unterhalb der Engstelle)
- Lähmungserscheinungen
- Nekrosen
- Schwellungen
- Taubheitsgefühle
Einige der genannten Anzeichen lassen sich je nach Krankheitsstadium sehr genau einteilen:
- Stadium – Im Anfangsstadium verläuft PAVK meist ohne nennenswerte Anzeichen. Die bestehende Engstelle im Bereich der Arterien ist hier noch sehr gering, weshalb der Patient meist noch keine Auffälligkeiten bemerkt.
- Stadium – Die arteriellen Engstellen werden in diesem Stadium größer und vermehren sich. Klassisches Anzeichen sind hier Belastungsschmerzen ab einer Gehstrecke von 200 m.
- Stadium – Bestehende Engstellen innerhalb der Arterien sind nun so umfangreich, dass Betroffene selbst im Ruhezustand Schmerzsymptome in den Beinen aufweisen. Je nach Ausprägung lassen sich in diesem Stadium auch erste optische Veränderungen wie Schwellungen oder Verfärbungen des Beins beobachten.
- Stadium – Durch den anhaltenden Sauerstoffmangel entstehen im betroffenen Bein Entzündungen, Geschwüre und Nekrosen. Eine Blaufärbung des Beins aufgrund des nekrotisierenden Gewebes ist allgemein üblich. Hin und wieder wird nur dieses Stadium als tatsächliches Raucherbein bezeichnet, da es die deutlichste Symptomatik der Erkrankung wiedergibt.
Diagnose und Therapie bei Raucherbein
Die Diagnose einer PAVK erfolgt zunächst durch eine Anamnese, in der der Patient zu bestehenden Symptomen und möglichen Risikofaktoren befragt wird. Anschließend wird der Puls der schmerzenden Extremität überprüft. Im Falle eines Gefäßverschlusses ist dieser an der verengten Stelle kaum spürbar, was bereits ein deutliches Anzeichen für die Erkrankung ist. Zur finalen Lokalisation und Absicherung des ersten Befunds werden dann bildgebende Verfahren, wie Röntgen oder Computertomografie, in Kombination mit einem Kontrastmittel eingesetzt, um die Engstelle im Bein sichtbar zu machen.
Die Behandlung eines Raucherbeins richtet sich nach dem Stadium der Verengung, sowie der der körperlichen Verfassung des Patienten. Gängig sind folgende Therapiemaßnahmen:
- Stadium 1 – Bekämpfung der Risikofaktoren: Im Anfangsstadium können viele Stenosen noch durch Ursachenbekämpfung behandelt werden. Hierzu zählt in erster Linie der dauerhafte Verzicht auf Nikotin, die Senkung von Bluthochdruck, Blutfett- und Cholesterinwerten, sowie die Reduzierung von Übergewicht durch gesunde und gefäßfreundliche Ernährung. Daneben empfiehlt sich eine sportliche Betätigung, welche die Blutzirkulation zusätzlich anregt. Geeignete Sportarten sind diesbezüglich Aquajogging, Nordic Walking und Ausdauersportarten wie Fahrradfahren oder Schwimmen.
- Stadium 2 – Medikamentöse Therapie: Bei einer fortgeschrittenen Verengung wird die PAVK mit Hilfe von Medikamenten behandelt, die den Blutfluss verbessern. Zu den bevorzugten Präparaten zählen vor allem Thrombozytenaggregationshemmer wie Clopidogrel, die die Ablagerung von Blutgerinnseln und Blutplättchen verhindern. Gerner können Mittel zur Blutverdünnung (z.B. Prostanoide) die Fließeigenschaften des Blutes verbessern.
- Stadium 3 und 4 – operative Eingriffe: Die Endstadien eines Raucherbeins gelten als absoluter Notfallzustand. Hier hilft meist nur noch eine Operation, bei der in zunächst auf die künstliche Dehnung verengter Gefäße durch Katheter, Bypässe oder Stents gesetzt wird, um die Engstelle zu beheben. Falls diese Eingriffe keine Besserung herbeiführen kann eine Stenose immer noch durch das Ausschälen der Ablagerungen (Thrombendarteriektomie) gelöst werden. Haben sich allerdings bereits Nekrosen im Bein gebildet, bleibt nur noch die Amputation des betroffenen Beines, um das lebensbedrohliche Absterben von Gewebezellen zu unterbinden.
Raucherbein – Verlauf, Komplikationen und Prävention
- Der Heilungsverlauf bei PAVK richtet sich stark nach dem zugrundeliegenden Stadium. In Stadium 1 und 2 stehen die Chancen noch sehr gut, durch gezielte Gegenmaßnahmen schlimmere Gefäß- und Gewebeschäden zu verhindern. Sollte die Verschlusskrankheit allerdings schon zu krankhaften Veränderungen an den Gefäßwänden geführt haben, ist eine Arterie meist nicht mehr zu retten.
- Eine PAVK kann unbehandelt zu einer schädlichen Sauerstoffunterversorgung im Bereich der Beine führen, die wie schon aufgezeigt Entzündungen, Gewebewucherungen und Nekrosen hervorruft. Das Auftreten von Nekrosen birgt hier ein hohes Infektionsrisiko und verringert die Lebenserwartung von Betroffenen um bis zu 10 Jahre. Zusätzlich können sich entstandene Ablagerungen lösen und als Embolus lebenswichtige Blutgefäße verschließen, wodurch Schlaganfälle oder Infarkte entstehen können.
- Um einer PAVK vorzubeugen sollten Sie vollständig auf den Konsum von Nikotin verzichten. Ebenso ist ein aktiver und gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung wichtig. Achten Sie auf eine fettarme wie vitaminreiche Ernährung und vermeiden Sie Übergewicht so gut es geht. Lassen Sie außerdem bestehende Erkrankungen wie Diabetes, die zu Durchblutungsstörungen führen können, frühzeitig behandeln.
Fazit
Ein Raucherbein ist die Folge einer schweren arteriellen Verschlusskrankheit im Bereich der Beine und ein absoluter Notfallzustand. Da die Erkrankung zu einem anhaltenden Sauerstoffmangel im Bereich der Beine führt, verursacht sie im letzten Krankheitsstadium lebensbedrohliche Nekrosen, die nur noch durch Beinamputation aufgehalten werden können. Im Anfangsstadium zeigt die PAVK dagegen kaum Beschwerden, sodass nur die Schmerzsymptome im zweiten oder dritten Stadium einen wichtigen Anhaltspunkt geben können, um noch rechtzeitig zu behandeln. Tun Sie chronische Beinschmerzen also niemals als harmlos ab, vor allem dann nicht, wenn Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder bestehende Gefäßkrankheiten gegeben sind. Ein frühzeitiger Gang zum Arzt kann im Falle des Raucherbeins nämlich Leben retten.