Ein klassisches Beispiel für eine individuelle Versorgung stellen Prothesen dar. Die Anforderungen an die Serienproduktion sind hoch und entsprechend leiden viele Patienten unter der geringen Passgenauigkeit, die klassische Prothesen mit sich bringen. Selbst eine optimale angepasste Prothese kommt nicht an die individuelle Passform heran, die ein 3D-gedrucktes Produkt bieten kann. Unikate und Einzelstücke berücksichtigen bereits im 3D-Fertigungsprozess die anatomischen Strukturen des Patienten und passen damit wie angegossen.
Ähnliches gilt auch für Implantate. Bei diesen ist eine noch höhere Präzision gefragt, sollen sie doch fehlende Strukturen im Körper ersetzen und sich dabei möglichst natürlich in das bestehende Gewebe einfügen. Einen besonders hohen Tragekomfort bieten vor allem Zahnprothesen und Hörgeräte aus dem 3D-Drucker. Die Lebensqualität des Patienten erhöht sich durch solche passgenau gefertigten Produkte deutlich, während gleichzeitig der Aufwand bei Produktion und Anpassung deutlich reduziert ist.
3D-Druck in der Medizintechnik
Für den 3D-Druck sind in der Medizintechnik zahlreiche Anwendungsszenarien vorstellbar. Besonders im Bereich der personalisierten Versorgung sind 3D-gedruckte Objekte eine innovative Alternative zu den etablierten Methoden.
Dass der 3D-Druck bisher in der Medizintechnik nicht umfangreich zum Einsatz kommt, liegt vor allem an den vergleichsweise langsamen Fertigungsprozessen. Serienproduktion mit dem 3D-Drucker bleibt derzeit noch hinter den klassischen Produktionsmethoden zurück. Immer dann, wenn eine personalisierte Versorgung des Patienten und seiner teils sehr individuellen Bedürfnisse notwendig ist, kann der 3D-Druck seine Vorteile voll ausspielen. Behandlungserfolge können so gezielt erhöht werden, weil die Versorgung mit angepassten Lösungen möglich wird, die die konventionelle Medizintechnik mit ihren serienmäßig produzierten Produkten nicht erreichen kann.
Bioprinting – Erfolgsversprechende Alternative zur Organspende
Das US-amerikanische Unternehmen Organovo entwickelt derzeit eine Methode, um organische Strukturen mithilfe des 3D-Druckes zu produzieren. Was wie Zukunftsmusik klingt, soll die Versorgung von Patienten mit organischen Strukturen revolutionieren.Oganovo gilt als Marktführer auf dem Gebiet und entwickelt beispielsweise Knochengewebe durch Biodruck. Denkbar ist auch die Produktion von menschlicher Haut, um bei schweren Verletzungen oder Verbrennungen nicht auf eine Eigen- oder Fremdspende zur Hauttransplantation angewiesen zu sein.
Medikamente aus dem 3D-Drucker
Einer ganz anderen Herausforderung müssen sich Medikamente aus dem 3D-Drucker stellen. Während die Technologie bereits weit vorangeschritten ist und damit der technische Rahmen zumindest in der Theorie besteht, treffen hier Innovation und juristische Probleme hart aufeinander. Die Herstellung und die Lagerung von Medikamenten unterliegen einem engen gesetzlichen Rahmen und sind durch die pharmazeutische Industrie stark reguliert. Medikamente aus dem 3D-Drucker bergen neben juristischen Probleme jedoch einen hohen innovativen Nutzen: Durch ein paar Mausklicks lassen sich so die Dosis oder die Zusammensetzung des Medikamentes schnell ändern, sodass auch hier eine maßgeschneiderte medikamentöse Versorgung der Patienten sichergestellt werden kann.